| Titel: | Behandlung des Krapps zur Darstellung von Garancin und von Krapp-Extract; von James Higgin in Manchester. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. CXXVIII., S. 448 | 
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                        CXXVIII.
                        Behandlung des Krapps zur Darstellung von
                           Garancin und von Krapp-Extract; von James Higgin in Manchester.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1860, S. 48.
                        Higgin, Behandlung des Krapps zur Darstellung von
                           Garancin.
                        
                     
                        
                           Darstellung von Garancin.
                           Um mit dem gemahlenen Krapp Garancin oder Garanceux darzustellen, nämlich einen
                              concentrirten Farbstoff zu erzielen und zugleich die vegetabilischen und
                              mineralischen Substanzen, welche beim Färben nachtheilig sind, auszuscheiden, wendet
                              man allgemein Schwefelsäure oder Salzsäure in zweierlei Weise an; nach der ersten
                              Methode wird der gemahlene Krapp im natürlichen Zustande oder nach vorherigem
                              Auswaschen und Gährenlassen mit der Säure nebst einer kleinen Menge Wasser gemischt,
                              wornach man durch die Masse eine hinreichende Zeit lang Dampf strömen läßt; nach der
                              zweiten Methode wird das rohe oder gegohrene und ausgewaschene Krapppulver mit der
                              Säure und einem größern Verhältniß von Wasser gemischt und das Gemisch eine
                              hinreichende Zeit lang gekocht. In beiden Fällen läßt man die saure Mischung dann
                              abtropfen und wascht sie aus, bis die Säure entfernt ist; die meisten
                              Garancinfabrikanten setzen der Masse nach dem Auswaschen eine Portion Kreide oder
                              Soda zu, um sicher zu seyn, daß alle Säure neutralisirt ist, einige ziehen es aber
                              vor, dem letzten Waschwasser ein lösliches Alkali zuzusetzen, und so die letzten
                              Spuren von Säure wegzuwaschen.
                           Meine Verbesserungen (patentirt in England am 25. April 1859) bestehen erstens darin,
                              daß ich den Krapp im rohen oder präparirten Zustande viel länger als gewöhnlich mit
                              der Säure in Berührung lasse oder ein solches Verfahren einschlage, daß die Säure
                              stärker auf ihn einwirkt als bei den bisher befolgten Methoden.
                           Wenn ich das Product anwende, welches nach dem gewöhnlichen Verfahren der
                              Garancinfabrication durch Kochen oder Dämpfen des Krapps mit einer Säure erhalten
                              wurde, so lasse ich die saure Mischung nach dem Kochen abtropfen oder presse sie aus, um die
                              überflüssige saure Flüssigkeit zu entfernen; sollte der Krapp aber auf trockenem
                              Wege mit Säure gedämpft worden seyn, so mische ich das Product mit ein wenig Wasser,
                              und lasse es dann abtropfen oder presse es wie vorher. In beiden Fällen lasse ich
                              die Mischung, anstatt sie sofort mit Wasser auszuwaschen, deutlich sauer schmeckend
                              und in diesem Zustande eine längere Zeit verbleiben, deren Dauer von der
                              Beschaffenheit des verarbeiteten Krapps abhängt; in der Regel sind fünf bis zehn
                              Tage ausreichend um das Garancin genug zu verbessern; dasselbe wird dann zertheilt,
                              ausgewaschen, bis es säurefrei ist, getrocknet und gemahlen. Anstatt die saure
                              feuchte Masse längere Zeit stehen zu lassen, kann man sie auch sofort durch
                              künstliche Wärme trocknen, dann zerstoßen und die Säure in gewöhnlicher Weise
                              wegwaschen, wornach das Garancin getrocknet und gemahlen wird.Der Verfasser bemerkt, daß man dieses Garancin auch noch nach dem Verfahren,
                                    welches ihm im J. 1856 patentirt wurde (polytechn. Journal Bd. CXLVI S. 142), reinigen kann.
                              
                           Wenn ich rohes Krapppulver anwende, so befeuchte ich es mit Wasser, lasse es so
                              feucht drei bis vier Stunden stehen, und mische es dann durch Rühren mit Salzsäure
                              oder Schwefelsäure, die mit ein wenig Wasser verdünnt wurden, wornach ich die Masse
                              aufhäufe und drei bis zehn Tage, je nach der angewandten Krappsorte, in Ruhe lasse.
                              Von der Säure setze ich so viel zu, als gewöhnlich bei der Garancinfabrication
                              angewandt wird, nämlich 15 bis 25 Proc. des Krappgewichts. Anstatt die saure
                              Mischung lange Zeit stehen zu lassen, kann man sie auch sofort auspressen, so daß
                              sie deutlich sauer schmeckend bleibt, und dann durch künstliche Wärme trocknen. In
                              beiden Fällen zertheile ich das Product und wasche es mit Wasser, bis es frei von
                              Säure ist, wornach es getrocknet und gemahlen wird.
                           Eine andere meiner Verbesserungen besteht in der theilweisen Ersetzung der Säure
                              durch ein ätzendes Metallsalz, vorzugsweise Chlorzink. Bei diesem Verfahren wende
                              ich bereits gegohrenen Krapp an, und anstatt Säure zuzusetzen, mische ich ihm
                              Chlorzink bei, 5 bis 10 Proc. vom Gewicht des trocknen Krapps. Nachdem die Mischung
                              einige Stunden stehen geblieben ist, wird sie gepreßt, wobei so viel Chlorzink in
                              der Masse zurückbleiben muß, daß es ihr einen deutlichen Geschmack ertheilt. Sie
                              wird dann durch künstliche Wärme getrocknet, hernach zertheilt und mit Wasser
                              bedeckt, welchem beiläufig 10 Proc. vom ursprünglichen Krappgewicht an Schwefelsäure oder Salzsäure
                              zugesetzt werden. Man läßt die Mischung 12 bis 24 Stunden stehen, damit die Säure
                              den Krapp ganz durchdringt; durch Erhitzen der Mischung kann man aber die Zeit auf 3
                              bis 4 Stunden abkürzen; es ist nicht nothwendig sie zu kochen. Sie wird dann
                              filtrirt, von Säure frei gewaschen, und kann hernach gepreßt, getrocknet und
                              gemahlen werden. – Enthält der zu verarbeitende Krapp kohlensauren Kalk, so
                              ist es am besten diesen mit ein wenig Salzsäure zu neutralisiren, ehe man das
                              Chlorzink zusetzt.
                           
                        
                           Darstellung von
                                 Krapp-Extract.
                           Hiezu benutze ich nur solche Krappsorten, welche viel gelben, in Wasser löslichen
                              Farbstoff, sogenanntes Rubian oder Xanthin enthalten; je frischer der Krapp, desto
                              besser; am geeignetsten sind frisch aus der Erde genommene Krappwurzeln, welche
                              nicht getrocknet, sondern sofort fein zerschnitten wurden. Der holländische Krapp,
                              welcher reich an diesem Farbstoff ist, eignet sich sehr gut zu dieser Fabrication.
                              Bekanntlich enthält derartiger Krapp auch ein Ferment, welches, wenn solcher Krapp
                              mit Wasser versetzt wird, schnell veranlaßt daß das Rubian sich in Farbstoffe
                              umändert die in Wasser unauflöslich sind; bei meinem Verfahren ist es aber
                              wesentlich, daß diese Veränderung nicht eintritt, was auf mehrfache Weise erzielt
                              werden kann, entweder indem man dem Wasser eine Säure zusetzt, oder irgend ein Salz
                              wodurch das Ferment coagulirt wird, oder auch indem man den Krapp in kochendes
                              Wasser gibt und einige Minuten kocht. Da aber das kochende Wasser außer dem Rubian
                              auch andere Substanzen auszieht, durch welche die Güte des Extracts einigermaßen
                              beeinträchtigt würde, so ziehe ich es vor, die Umwandlung des Rubians durch ein
                              Metallsalz oder eine Säure aufzuhalten, und ich habe essigsaures Blei hinreichend
                              wirksam gefunden; 3 bis 6 Proc. vom Gewichte des Krapps an Bleizucker sind in der
                              Regel ausreichend. Den Bleizucker oder die Säure mische ich mit dem Wasser, welches
                              kalt seyn muß, setze dann den Krapp zu, rühre gut um, und nach Verlauf von beiläufig
                              einer Stunde filtrire ich die Mischung und wasche den Rückstand mit kaltem Wasser,
                              bis keine gelbe Flüssigkeit mehr ablauft. Die so erhaltene gelbe Flüssigkeit wird
                              mit essigsaurem Blei keinen gefärbten Niederschlag geben. Wenn der Krapp
                              kohlensauren Kalk enthält, so muß man dem Wasser eine hinreichende Menge Essigsäure
                              zusetzen, um den Kalk zu neutralisiren, damit man keinen Verlust an Bleizucker
                              erleidet; wendet man hingegen eine Säure an, um die Umwandlung des Rubians zu
                              verhüten, so ist der Zusatz von Essigsäure unnöthig. Die rohe Auflösung von Rubian
                              wird dann mit
                              Ammoniak gemischt, und in die Flüssigkeit, während sie warm gehalten wird, mehrere
                              Stunden lang ein Luftstrom geblasen. Nachher setzt man ihr salzsauren Kalk zu,
                              wodurch ein rother Niederschlag entsteht. Letzterer wird abfiltrirt, mit einer
                              kleinen Menge Wasser gemischt und hinreichend Salzsäure oder Schwefelsäure zugesetzt
                              um dasselbe sehr sauer zu machen. Dann wird das Gemisch beiläufig eine Stunde lang
                              gekocht, nach dem Erkalten filtrirt und der Rückstand ausgewaschen bis er neutral
                              ist. Derselbe stellt nun ein sehr concentrirtes Krapp-Extract dar, welches im
                              nassen Zustande zum Färben und Drucken angewandt, oder getrocknet und gemahlen
                              werden kann.