| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 155, Jahrgang 1860, Nr. , S. 460 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neue Turbinen.
                           Der k. k. Sectionsrath Hr. P. Rittinger hielt am 17.
                              December v. J. im österreichischen Ingenieurverein einen Vortrag über Turbinen eigener Construction und die mit denselben
                              neuerlich auf dem fürstlich Salm'schen Eisenwerke zu
                              Blansko abgeführten Versuche. Er ging von der Jonval'schen Turbine aus, welche gegenwärtig am allgemeinsten verbreitet, und
                              gegenüber anderen Turbinen durch mehrfache Vorzüge ausgezeichnet ist, und bemerkte
                              nach Erörterung ihrer wesentlichsten Constructionsverhältnisse, daß die meisten derselben bisher nur auf
                              empirischem Wege und nur sehr wenige durch Berechnung festgestellt werden, und daß
                              er hierdurch veranlaßt worden sey, die Größenverhältnisse der Turbinen einer
                              sorgfältigen Untersuchung zu unterziehen. Er charakterisirte die sogenannten Jonval'schen Turbinen als Röhren-Turbinen im
                              Allgemeinen, und unterschied drei Arten derselben: Actions-Turbinen, bei
                              welchen vorzugsweise die Geschwindigkeit, Reactions-Turbinen, bei welchen
                              hauptsächlich die Pressung des Wassers in Arbeit umgesetzt wird, und gemischte
                              Turbinen, wozu die gewöhnliche Construction gehört, worin beide ersteren Systeme
                              vereiniget sind. Die theoretischen Untersuchungen zeigten, daß es eine große Zahl
                              von nach der Theorie ganz richtigen Turbinen gebe, unter welchen jedoch die
                              praktisch brauchbaren erst gewählt und durch Versuche erprobt werden müßten. Es
                              wurden demnach drei Turbinen, darunter eine reine Actions- und zwei gemischte
                              Turbinen, und zwar nicht als bloße Modelle, sondern für ein Gefälle von 6 Fuß und 5
                              bis 6 Kubikfuß Wassermenge in der Secunde construirt, und mit denselben eine
                              systematische Reihe von Versuchen ausgeführt. Diese Versuche zeichnen sich vor
                              anderen dieser Art durch ihre besondere Verläßlichkeit aus, indem dabei die
                              Wassermenge direct in einem großen Wasserkasten gemessen wurde, was in den
                              seltensten Fällen zu geschehen pflegt. Auch wurde dabei von Hrn. Rittinger ein eigener Brems-Dynamometer mit
                              elastischen Armen angewendet, welcher in ähnlichen Fällen sehr ersprießliche Dienste
                              leistet. Von den Ergebnissen der Versuche möge hier nur hervorgehoben werden, daß
                              der Nutzeffekt der reinen Actions-Turbine 70 Proc. und bei den beiden anderen
                              72 Proc. und 62 Proc. betrug; daß Hr. R. die erstbezeichnete Turbine ungeachtet
                              ihres gegen die zweite etwas geringeren Nutzeffekts dennoch vorzugsweise empfahl,
                              weil sie unter allen Turbinen die geringste Anzahl von Umgangen für einen bestimmten
                              Nutzeffect benöthiget, und wegen der Stellung ihrer Schaufeln auch nicht so leicht
                              durch Verlegen der Zellen im Gange beirrt wird. Es ist diese Turbine das erste
                              bisher construirte Exemplar einer reinen Actions-Turbine. Die fürstliche
                              Eisenwerks-Direction zu Blansko ist in der Lage, die von dem Hrn. P. Rittinger berechneten Turbinen auszuführen. Eine
                              ausführliche Broschüre über diesen Gegenstand wird demnächst erscheinen.
                              (Zeitschrift des österreichischen Ingenieurvereins, December 1859, S. 224.)
                           
                        
                           Ueber Wolframstahl, insbesondere über dessen Anwendung für
                              Münzstempel; von Münzcandidat Rößler in Darmstadt.
                           Ein in verschiedenen technischen Zeitschriften mitgetheilter Aufsatz, der die
                              bedeutende Festigkeit und Härte jener neuen Stahlsorte rühmt, veranlaßte mich,
                              dieselbe hinsichtlich ihrer Tauglichkeit für Münzstempel,
                              einer Probe zu unterwerfen. Es wurde zu diesem Zwecke eine circa 46 Millimeter dicke Rundstahlstange direct von dem ursprünglichen
                              Darsteller, Hrn. Franz Mayr in Leoben, zum Preise von 24
                              kr. per Pfund bezogen und von derselben eine Anzahl circa 55 Millimeter hoher Stücke zu Stempelstöcken für
                              Vereinsthaler, im rothwarmen Zustande abgehauen. Schon hier zeigte sich eine
                              auffallende Härte, die dem eindringenden Meißel eine ungleich größere Schwierigkeit
                              entgegensetzte, wie alle übrigen Stahlsorten. Um die Structur zu beobachten, hieb
                              man die einzelnen Stücke mit dem Meißel nicht völlig durch, sondern ließ einen Kern
                              in der Mitte stehen, der, kalt abgehauen, eine äußerst feinkörnige Bruchfläche
                              zeigte. Nachdem hierauf vier dieser Stempelstöcke, unter vollständig gleicher
                              Behandlung, wie die eben in der großh. Münze in Verwendung befindlichen
                              Gußstahlstempel, ausgeglüht waren, wurden sie aufgelöthet und zum Zweck des
                              Einsenkens mittelst der Originalpatrize angedreht. Unter dem Drehstahl verhielt sich
                              der Wolframstahl sehr zart, und lang gezogene elastische Späne deuteten auf große
                              Homogeneität. So vorbereitet begann man nun mit dem Senken, d.h. mit dem Eindrücken
                              der Originalpatrize in die oben convex angedrehte Fläche der Stempelstöcke. Dasselbe
                              geschieht bekanntlich unter dem sogenannten Anwurf (Schraubenpresse), und hier
                              zeigte sich nun der neue Stahl in Betreff der Härte so vollständig verschieden gegen
                              alle anderen Stahlsorten, daß ein 18maliges Senken, zwischen welchem jedesmal wieder
                              ein Ausglühen erfolgte, erst vollendete, was ein 5- bis 6maliges Senken
                              der Stempel aus der Fabrik von Krupp in Essen schon zu
                              Wege brachte. Eine solche langwierige Behandlung könnte man sich schon gefallen
                              lassen, wenn auch die Haltbarkeit der Stempel im Verhältniß zu seiner auffallenden
                              Härte stünde; aber hierin sah ich mich nun leider getäuscht und kann in diesem
                              Punkte nicht mit dem in jenen technischen Zeitschriften ausgesprochenen Urtheile
                              übereinstimmen.
                           Schon bei dem Härten, was wie gewöhnlich, und mit äußerster Sorgfalt geschah,
                              zersprangen 2 Stück, wurden also schon von vornherein zum Gebrauch untauglich; die
                              beiden übrigen zeigten kleine Haarrisse und ließen nur auf kurze Dauer schließen.
                              Der Erfolg bestätigte dieß denn auch, indem jene Risse aufgingen und schon nach den
                              ersten 100 Stücken geprägter Platten zu kräftigen Sprüngen wurden.
                           Als Beispiel, was andere Stempel zu leisten vermögen, mag folgende Notiz dienen:
                           In der großh. Münze wurden im Jahr 1859 circa 1,051,000
                              fl. in Vereinsthalern geprägt und hierzu 35 Stück Krupp'scher Stempel verbraucht, von denen während des Härtens auch nicht einer
                              zersprang; es kamen somit auf einen Stempel im Durchschnitt 30,000 fl. in
                              Vereinsthalern – ein Ergebniß, mit dem man schon zufrieden seyn kann.
                           Andere Versuche, den Wolframstahl zu Werkzeugen, als Meißel, Drehstahle u.s.w. zu
                              verwenden, gaben ganz ähnliche Ergebnisse, indem er sich äußerlich im Schmieden und
                              Bearbeiten wohl ganz gut verhielt, im Härten aber ebenfalls die fatalen Sprünge
                              zeigte; hierbei muß jedoch bemerkt werden, daß letztere Versuche wohl mit der
                              gleichen Stahlsorte, jedoch aus einer anderen Fabrik bezogen, angestellt wurden.
                           Um nun zu einem Resumé zu gelangen, so glaube ich, daß der Wolframstahl zu
                              allen Zwecken, wo er ungehärtet verwendet wird, ganz
                              Vorzügliches leistet, daß er jedoch in dem Falle, wo er das Härten zu passiren hat,
                              noch nicht das bietet, was man von einer guten Stahlsorte verlangen kann. Ohne
                              Zweifel wird jedoch dieser Mißstand in der Folge noch gehoben und er wird dann
                              seiner ganz enormen Härte und Festigkeit wegen sich den vorzüglichsten Stahlsorten
                              würdig anreihen, wenn nicht diese noch übertreffen (Gewerbeblatt für das
                              Großherzogthum Hessen, 1860 S. 25.)
                           
                        
                           Nickeloxydulkrystalle im Rosettenkupfer.
                           Dem k. k. Generalprobiramte ist ein Stück Rosettenkupfer aus Tergove in der
                              kroatischen Militärgränze zugekommen, in dessen Höhlungen äußerst kleine, metallisch
                              glänzende Krystalle von braunschwarzer Farbe beobachtet wurden, welche sich durch
                              Auflösen des Kupfers in Salpetersäure isoliren ließen, und deren Gewicht 11 Proc.
                              des untersuchten Kupfers betrug. Unter dem Mikroskope zeigten diese Krystalle die
                              Form regulärer Oktaeder; die chemische Untersuchung ergab, daß dieselben aus reinem
                              Nickeloxydul bestehen. Ohne Zweifel ist dieser interessante Körper identisch mit den
                              von F. A. Genth bereits im Jahre 1845 beschriebenen
                              Nickeloxydulkrystallen, welche er in Garkupferscheiben aus Richelsdorf vorfand.
                              (Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 12.)
                           
                        
                           Erzeugung von Leuchtgas mittelst Steinkohlentheer und
                              überhitztem Wasserdampf.
                           Ohne im geringsten das Verfahren selbst zu beschreiben, theilt Hr. Moigno in seinem Cosmos vom
                              9. März 1860 über diese Erfindung Folgendes mit:
                           
                              „Die HHrn. Isoard in Paris erzeugen mittelst
                                 Steinkohlentheer und überhitztem Wasserdampf zu außerordentlich niedrigem Preise
                                 und mit beliebiger Schnelligkeit Massen von sehr gutem Leuchtgas. Man zweifelte,
                                 daß das durch den überhitzten Wasserdampf erzeugte Gas viel ölbildendes Gas
                                 enthält, oder vermuthete wenigstens daß dasselbe nur vorübergehend gekohlt sey,
                                 so daß nach dem passiren sehr langer Leitungen seine Leuchtkraft bedeutend
                                 vermindert seyn würde; überdieß befürchtete man, daß das neue Gas zu viel
                                 Kohlenoxyd enthalten wird. Wir veranlaßten daher Hrn. Emil Monier genaue Analysen des Isoard'schen
                                 Gases anzustellen; als Mittel mehrerer Analysen fand derselbe folgende
                                 Zahlen:
                              
                           
                              
                                 
                                    freier Sauerstoff
                                    1,8
                                    
                                 
                                    Kohlensäure
                                    5,8
                                    
                                 
                                    Kohlenoxyd
                                    3,0
                                    
                                 
                                    ölbildendes Gas
                                    17,8
                                    
                                 
                                    leichter Kohlenwasserstoff
                                    71,9
                                    
                                 
                                    
                                    –––––
                                    
                                 
                                    
                                    100,3
                                    
                                 
                              
                           
                              Im Vergleich mit dem gewöhnlichen Leuchtgas enthält also dieses Gas fast um die
                                 Hälfte weniger Kohlenoxyd und die doppelte Menge ölbildendes Gas, daher sein
                                 eigentlicher Werth fast zweimal so groß ist. Ueberdieß beweisen diese Zahlen,
                                 daß dasselbe ein Gemisch von großer Beständigkeit ist, welches auf seinem Wege
                                 durch lange Leitungen sich nicht theilweise condensiren kann; in Flaschen
                                 aufbewahrtes Isoard'sches erwies sich auch wirklich
                                 nach fünf Monaten ganz unverändert und hatte gar nichts abgesetzt.
                              
                           
                              Uebrigens dürfte in kurzer Zeit ein Generator in Betrieb gesetzt seyn, welcher im
                                 Stande ist in vier Stunden das zur Beleuchtung einer Stadt von 30,000 Seelen
                                 oder zur Speisung von 3000 Brennern erforderliche Gas zu liefern.“
                              
                           
                        
                           Ueber die Anwendung der Schießwolle zum Filtriren starker
                              Säuren, leicht zersetzlicher Flüssigkeiten u. dgl.; von Prof. Böttger.
                           Angeregt durch eine Bemerkung der Redaction des in Berlin erscheinenden
                              polytechnischen Intelligenz-Blattes in Nr. 4. auf Seite 30, finde ich mich
                              veranlaßt, meine Erfahrungen, bezüglich der Anwendung der schon seit einer Reihe von
                              Jahren von mir benutzten Schießwolle zum Filtriren starker Säuren und ähnlicher
                              ätzend und scharf wirkender, deßgleichen leicht sich zersetzender Stoffe, hiemit der
                              Oeffentlichkeit zu übergeben. Da die Schießwolle bekanntlich ein Product der
                              Aufeinanderwirkung von starken Säuren ist, und, gut bereitet, meinen Erfahrungen
                              zufolge, außer vom Essigäther, fast von keinem einzigen wenn
                                 auch noch so kräftig wirkenden Agens, bei mittlerer Temperatur, im mindesten
                                 angegriffen wird, so kann dieselbe den Chemikern, den Apothekern, so wie
                              überhaupt den Verfertigern chemischer Producte in allen den Fällen, wo es sich um
                              Abscheidung von Niederschlägen aus sauren Mutterlaugen, um Filtration von
                              concentrirten Säuren, von durch organische Stoffe leicht zersetzbaren Flüssigkeiten
                              u.s.w. handelt, nicht genug und zwar als ein ganz
                                 ausgezeichnetes Filtrir-Material empfohlen werden Außer der von oben
                              gedachter Redaction empfohlenen Anwendung zur Trennung des Chlorsilbers von starker,
                              durch Silbernitrat chlorfrei gemachter Salpetersäure, habe ich die Schießwolle als
                              Filtrir-Material (indem man dieselbe nur in Form eines Pfropfes locker in den
                              Trichterhals einzuschieben braucht), besonders in folgenden Fällen mehrfach mit
                              großem Nutzen in Anwendung gebracht: Beim Abfiltriren der mit etwas Wasser
                              versetzten rauchenden Schwefelsäure von dem darin nach und nach sich abscheidenden
                              Selenschlamm; bei der Trennung der krystallisirten Chromsäure von der schwefelsauren
                              Mutterlange; beim Filtriren einer concentrirten Lösung, von übermangansaurem Kali,
                              respective Trennung derselben von dem darin suspendirten Mangansuperoxyd. Ja selbst
                              zum Filtriren von concentrirten Aetzlaugen, von einer concentrirten Lösung von
                              Chlorzink und von Königswasser habe ich, einer großen Menge anderer Flüssigkeiten
                              gar nicht zu gedenken, die Schießwolle als vollkommen geeignet gefunden. Die bisher
                              zu ähnlichen Zwecken in Anwendung gebrachten Granaten,
                              ferner den Asbest, das Glaspulver u. dgl. sind der gelockerten faserigen Schießwolle in jeder
                              Hinsicht bei weitem nachzusetzen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1860, Nr.
                              7.)
                           
                        
                           
                           Verfahren, Glas durch Aetzen mit Flußsäure zu verzieren; von
                              Gugnon in Metz.
                           Als Aetzgrund wendet Gugnon Asphalt mit einem Sechstel
                              Mastix vermischt an; diese Mischung wird zu einem feinen Pulver zerrieben.
                           Die Zeichnung kann auf Blech von Kupfer, Blei, Zink etc. oder auf Papier, Pergament,
                              einem Gewebe etc. gemacht werden. Nachdem die Zeichnung angefertigt ist, schneidet
                              man die Fläche, auf welcher sie sich befindet, durch geeignete Mittel in der Art
                              aus, daß das Muster oder im Allgemeinen alle Theile, welche auf dem Glase geätzt
                              werden sollen, stehen bleiben, alles Uebrige aber entfernt wird.
                           Man legt die Glasplatte, auf welcher die Zeichnung hervorgebracht werden soll,
                              horizontal, gibt ihr einen schwachen Ueberzug von Terpenthinöl, legt die
                              ausgeschnittene Zeichnung oder Schablone darauf und führt sodann ein feines Sieb
                              welches den vorerwähnten pulverförmigen Aetzgrund enthält, darüber hin. Nachdem eine
                              hinreichende Menge des harzigen Pulvers sich abgesetzt hat, nimmt man die Schablone
                              vorsichtig weg, worauf die Glasplatte an den Stellen, die nicht geätzt werden
                              sollen, mit dem harzigen Pulver bedeckt, an den Stellen dagegen, welche man ätzen
                              will, unbedeckt ist. Man setzt die Platte nun einer gelinden Wärme aus, wobei an den
                              ersteren Stellen das harzige Pulver sich mit dem Terpenthinöl verbindet und auf der
                              Platte fest schmilzt. Man umgibt die Platte dann mit einem Wachsrand unduud gießt Flußsäure, die mit 1/3 Wasser verdünnt ist, darauf. Man läßt diese
                              Flüssigkeit etwa 40 Minuten lang auf das Glas wirken, worauf man die Platte mit
                              Wasser abspült und sodann den Wachsrand und den Aetzgrund in gewöhnlicher Manier
                              beseitigt.
                           Für die Anwendung im Großen empfiehlt Gugnon statt des
                              Siebes einen größeren, unten halbcylindrischen Kasten, in dessen unterem Theile sich
                              eine Flügelwelle befindet. Indem man diese Flügelwelle durch eine Kurbel dreht, wird
                              das in den Kasten gebrachte harzige Pulver durch den Luftstrom in die Höhe gerissen
                              und vertheilt sich als Staub in dem oberen Raum des Kastens. In diesen Raum schiebt
                              man dann durch eine Spalte die in vorbeschriebener Art vorgerichtete Platte, läßt
                              sie so lange in demselben, bis eine hinreichende Menge harzigen Pulvers sich darauf
                              abgesetzt hat, zieht sie wieder heraus und verfährt weiter wie vorhin erwähnt wurde.
                              Bei dieser Manier erzielt man eine gleichmäßigere Vertheilung des Pulvers und eine
                              größere Schärfe der Contouren.
                           Nach dem vorbeschriebenen Verfahren kann man nicht bloß ausgeschnittene Zeichnungen,
                              sondern auch durchbrochene Stoffe, Stickereien, Spitzen, Tüll etc. auf Glas
                              abbilden. Die Arbeit geht rasch von statten, so daß, wie auch das Muster beschaffen
                              seyn mag, zwei Leute an einem Tage circa 20 Quadratmeter
                              Glas mit der geätzten Zeichnung versehen können. (Brevets
                                 d'invention, t. XXIX; polytechnisches Centralblatt, 1860 S. 71.)
                           
                        
                           Gefärbte Flammen.
                           Nach A. H. Church (Chemical
                                 News, 31. December 1859) wird Filtrirpapier 10 Minuten lang in eine
                              Mischung von 4 Vol. Vitriolöl und 5 Vol. starker rauchender Salpetersäure
                              eingetaucht, mit warmem destillirtem Wasser gewaschen und bei gelinder Wärme
                              getrocknet. Das so erhaltene explosive Papier wird mit der warmen Lösung eines
                              Flammen färbenden Chlorids getränkt und getrocknet. Aus solchem Material gedrehte
                              Kügelchen geben, an einem Punkte angezündet, herrliche Feuererscheinungen, und
                              eignen sich daher gut dazu, um in Vorlesungen die Farben der Kalium-,
                              Lithium-, Strontium- und anderer Flammen zu zeigen. (Zeitschrift für
                              Chemie und Pharmacie, 1860, Heft 4.)
                           
                        
                           
                           Die grüne Farbe von Kleiderstoffen und Blattblumen; von Dr. Ziurek.
                           Von mehrfacher Seite, unter Anderen von Hrn. Professor Mitscherlich ist mir der Wunsch ausgedrückt worden, die Behörden und das
                              Publicum auf die Schädlichkeit der grünen Tarlatankleider und der künstlichen grünen
                              Blattblumen aufmerksam zu machen. Ich habe dieß gethan. Das hiesige Polizeipräsidium
                              hatte diese Angelegenheit bereits in Erwägung genommen, eine die Fabrication und den
                              Verkauf der genannten Stoffe inhibirende Verordnung aber aus dem Grunde nicht
                              erlassen, weil eine solche, so lange nicht auch außerhalb Berlins die Fabrication
                              und der Debit arsenikhaltiger Kleiderstoffe und Blumen verboten ist, ziemlich
                              wirkungslos bleiben würde. Es hat sich die genannte Behörde vielmehr auf den Erlaß
                              einer, das Publicum vor dem Gebrauche warnenden Bekanntmachung beschränkt und hat
                              geglaubt, daß dieselbe von nicht geringerer Wirkung seyn dürfte als eine den Verkauf
                              und die Fabrication unter Strafe stellende Verordnung.
                           Ob ein Grund zu einer derartigen Warnung überhaupt vorliegt, möge aus folgenden
                              Thatsachen erhellen:
                           36 Quadratzoll des grünen gefärbten Tarlatans wiegen 0,682 Gramme, von der Farbe und
                              Appretur befreit wiegen sie 0,305 Grm.; die auf 36 Quadratzoll befindliche Farbe
                              beträgt also 0,377 Gramme oder 55,28 Proc. des Gewichtes der 36 Quadratzoll des
                              grünen Tarlatans. 1 Quadratzoll Tarlatan wiegt 0,0189 Gramme, darin sind 0,01045
                              Gramme Farbe und in dieser 0,0021 Arsenik (arsenige Säure). Zu einem Kleide –
                              bei sehr mäßigen Ansprüchen an die Weite desselben – sind erforderlich 20
                              Ellen des 2 1/2 Elle breit liegenden Stoffes = 28880 Quadratzoll. Ein solches Kleid
                              wiegt 544,32 Gramme, und sind darin 300,9 Gramme Farbe, in dieser 60,5 Gramme
                              Arsenik.
                           Daraus geht hervor, daß ein solches Kleid, wenn auch nicht so reich an Arsenik, wie
                              dieß in einem Zeitungsberichte gesagt ist, doch ein bedeutendes Quantum davon
                              enthält. Um zu erfahren, wie fest auf derartigen Kleidern die Farbe, welche nach
                              ihrer Natur auf dieselben nur durch Bindemittel befestigt werden kann, haftet, oder
                              vielmehr, wie viel von der Farbe bei den mannichfachen Fahrnissen und Anstrengungen,
                              die ein solches Kleid mit der Trägerin auf einem Balle zu bestehen hat, verloren
                              geht, habe ich folgenden Versuch gemacht. Eine nach dem Reigen unserer jetzigen
                              Tänze hüpfende Dame macht bei 3/4 oder 2/4 Tact in der Minute durchschnittlich 126
                              Sprünge. Angenommen, daß sie an einem ganzen Ballabend nur 1/2 Stunde sich in
                              wirklicher Action befände, womit die meisten Damen gewiß nicht zufrieden wären, so
                              ergäbe dieß 3680 Sprünge, resp. Erschütterungen, die sie und das Kleid zu bestehen
                              hätte. Dem entsprechend habe ich ein Stück Tarlatan gewogen, – es wog 2,622
                              Gramme und es dann eine Stunde lang, in der Minute 60 Hin- und Herbewegungen,
                              also 3500 Schwingungen machen lassen. Nach dieser Zeit wog es 2,525 Grm., es hatte
                              demnach verloren 0,097 Grm. Dieselbe Behandlung, auf ein Kleid am Ballabend
                              angewendet, würde dieses 20,136 Grm. Farbe, worin 4,04 Grm. arsenige Säure sich
                              befinden, verlieren.
                           Wenn daher in keinem Falle das Tragen derartiger grüner Stoffe zu rechtfertigen ist,
                              so ist man in der Furcht vor der Schädlichkeit der grünen Farbe auch wieder zu weit
                              gegangen. Es ist dieß eine, die gesammte Damenwelt bewegende Frage. Seitens dieser
                              hält man alle grünen Kleiderstoffe für giftig und entsagt, wiewohl ungern,
                              denselben. Ich kann die besorgte Damenwelt einigermaßeneinigermaßeu beruhigen. Ich habe eine größere Anzahl grüner, wollener und leinener
                              Stoffe untersucht und dieselben ohne jede Spur von Arsenik gefunden. Besonders
                              zeichnen sich durch Dauerhaftigkeit die von dem Mülhauser Hause Dollfuß durch Hoflieferanten Gerson bezogenen Stoffe aus. In Rücksicht auf die eben erörterten
                              Verhältnisse glaube ich, daß ein leichtes und sicheres, für Jeden unfehlbares
                              Feststellen des Arsenikgehalts in Tapeten und Kleiderstoffen willkommen seyn darf
                              und kann ich dieß, schon früher von der technischen Deputation für Gewerbe
                              empfohlene Verfahren als ein solches anführen:
                           Man schneidet von grünen Tapeten etc. einen daumenbreiten fingerlangen Streifen ab
                              zertheilt diesen in kleine Stückchen und thut dieselben in ein Glas. Ist eine Farbe
                              zu prüfen, so nimmt man davon ein erbsengroßes Stück. Auf die zerschnittene Tapete
                              oder die Farbe schüttet man 1–2 Theelöffel voll Salmiakgeist, welcher sich alsbald schön blau
                              färbt. Nach etwa 3–5 Minuten, je nachdem die Farbe hell- oder
                              dunkelgrün, setzt man einen halben Theelöffel voll Salzsäure hinzu, wodurch die
                              blaue Flüssigkeit hellgrün wird und ein dicker weißer Rauch sich entwickelt. Ein
                              wenig Salzsäure zu viel schadet nicht, wohl aber zu wenig; die Flüssigkeit darf nach
                              dem Zusatz der Salzsäure nicht mehr blau oder bläulich aussehen. Hierauf bringt man
                              eine völlig blanke Kupfermünze in die Flüssigkeit. Fünf
                              Minuten nachher nimmt man sie heraus, und ist sie dann völlig roth geblieben und
                              etwas matt geworden, hat sich kein farbiger Ueberzug auf ihr gebildet, so ist in der
                              Farbe kein Arsenik enthalten. Im entgegengesetzten Falle ist die Münze mit einem
                              bräunlich schwarzen Ueberzuge bedeckt, welcher an der Oberfläche einen stahlartigen
                              Schimmer zeigt und den Arsenikgehalt andeutet. (Vorgetragen in der polytechnischen
                              Gesellschaft zu Berlin den 1. März. – Aus dem polytechnischen
                              Intelligenzblatt, 1860, Nr. 10.)
                           
                        
                           Verfahren zum Conserviren des Fleisches; von Verdeil.
                           Das Fleisch wird von den Knochen und so viel als möglich von Fett befreit und dann in
                              Scheiben von 1 bis 5 Centimeter Dicke zerschnitten, indem man die Schnitte immer
                              möglichst quer gegen die Richtung der Fasern macht. Das zerschnittene Fleisch wird
                              auf Horden von Weidengeflecht gelegt, die man sodann in eine Kammer bringt. Nachdem
                              die Kammer mit dem Fleische beschickt und sodann verschlossen ist, leitet man durch
                              mehrere Oeffnungen Wasserdampf, welcher die Expansivkraft von 3 bis 4 Atmosphären
                              hat, also 135 bis 145° C. heiß ist, hinein. Die Kammer, welche von Blei oder
                              von Eisen seyn kann, darf dabei nicht ganz dicht verschlossen seyn, sondern muß dem
                              Dampfe einen, jedoch nur geringen, Ausgang gestatten, damit der Druck im Innern
                              nicht zu groß werde. Nach Verlauf von 6 bis 10 oder 15 Minuten, je nach der Art des
                              Fleisches und der Dicke der Schnitte, ist dieses Abbrühen mittelst Dampf beendet;
                              man hört dann mit dem Zuleiten von Dampf auf. Das Fleisch besitzt nun ziemlich den
                              Zustand des gekochten Fleisches, hat aber alle seine Bestandtheile behalten (das
                              Eiweiß ist in den geronnenen Zustand übergegangen) und erinnert durch seinen
                              Geschmack an gebratenes Fleisch. Es besitzt ein runzliches Ansehen, eine graue Farbe
                              und läßt sich leicht zertheilen.
                           Das so behandelte Fleisch wird nach dem Herausnehmen aus der Kammer getrocknet, zu
                              welchem Zweck man es mittelst Haken aufhängt oder auf Horden legt und in eine andere
                              erwärmte Kammer bringt, in welcher die Temperatur jedoch 40 bis 50° C. nicht
                              überschreiten darf. Das Austrocknen erfolgt in 8 bis 12 Stunden.
                           Das so zubereitete Fleisch kann man beliebig lange aufbewahren, wenn man es vor
                              Feuchtigkeit und Insecten schützt, was dadurch erreicht wird, daß man es in Büchsen
                              von Weißblech oder in gut zu verschließende Fässer legt. Man bestreut den Boden der
                              Büchsen oder der Fässer mit einer Schicht von Kochsalz, welches, wenn das Fleisch
                              noch etwas Feuchtigkeit zurückhalten sollte, dieselbe mit der Zeit anzieht. Um das
                              Fleisch zu benutzen, bringt man es 1 oder 2 Stunden lang in warmes Wasser, wobei es
                              sich erweicht und seinen ursprünglichen Zustand wieder annimmt. Beim Kochen mit
                              Wasser liefert es eine ausgezeichnete Fleischbrühe und geht selbst in einen solchen
                              Zustand über, daß man es von frischem Fleische nicht unterscheiden kann. (Aus Armengaud's
                              Génie industriel, durch das polytechnische
                              Centralblatt. 1860 S. 143.)
                           
                        
                           Anwendung der Centrifugaltrockenmaschinen zum Trocknen des
                              Leders.
                           Die in neuerer Zeit in Gebrauch gekommenen Centrifugaltrockenmaschinen haben mit
                              vollem Rechte die Aufmerksamkeit der Gewerbtreibenden auf sich gezogen, da sie
                              Vorzügliches leisten große Dauerhaftigkeit besitzen, nur wenig Raum zu ihrer
                              Aufstellung beanspruchen, leicht zu handhaben sind, unabhängig von Jahreszeit und
                              Witterung ihren Zweck erfüllen, verhältnißmäßig nur geringe Anschaffungs- und
                              Unterhaltungskosten
                              erfordern und endlich durch Einfachheit in der Construction nicht minder als durch
                              leichte Zugänglichkeit zu allen Maschinentheilen sich vortheilhaft empfehlen.
                           Die allgemeine Verbreitung solcher Maschinen in den Kattunfabriken, Färbereien,
                              Waschanstalten und noch zahlreichen anderen gewerblichen Etablissements mehr ist ein
                              vollgültiges Zeugniß obiger Behauptung.
                           Nur zum Trocknen des Leders haben diese Art von Maschinen
                              wenig oder gar keine Beachtung gefunden, indem von der großen Zahl derselben, welche
                              seit Jahren aus der Feska'schen Maschinenbauanstalt in
                              Berlin (die sich vorzugsweise mit ihrer Herstellung beschäftigt) hervorgegangen
                              sind, nur eine einzige für, eine Lederfabrik bestimmt gewesen, nämlich für die freiherrlichfreiherrrlich v. Eichthal'sche in München, Firma J. Mayer. Die dort in Betrieb stehende Maschine wird wegen
                              des daselbst überdieß verfügbaren und nahestehenden Dampfkessels durch Dampf in
                              Bewegung gesetzt und macht 900 Umdrehungen in der Minute, sie bedarf indeß nur 3/4
                              Pferdekraft; die innere Trommel hat 35 Zoll Durchmesser und 15 Zoll Tiefe rheinl.
                              Maaßes; auf 1 Quadratzoll Seitenwand treffen 5 Oeffnungen. Die äußere Trommel zur
                              Aufnahme des Wassers hat einen Durchmesser von 3 Fuß 2 Zoll gleichen Maßes; die
                              Gesammthöhe der ganzen Maschine beträgt 6 1/2 Fuß und ihre größte Breite 4 1/2 Fuß;
                              fundirt ist die Maschine durch einen Tuffstein von 7 Fuß Länge, 4 Fuß Breite und 2
                              Fuß Dicke, nimmt sonach nur 28 Quadratfuß Bodenfläche zu ihrer Aufstellung in
                              Anspruch und läßt sich in jeder Ecke eines Gebäudes placiren. Der Preis der Maschine
                              betrug loco Berlin 400 Thaler, wovon gegen 60 bis 70
                              Thaler auf den Metallwerth der aus starkem Kupferblech gefertigten Trommeln sich
                              vertheilen möchten.
                           Als Referent die Maschine in genannter Fabrik in Thätigkeit sah, diente sie zum
                              Trocknen der Kuh- und Kälberhaare, damit man diesen Abfall von gehöriger
                              Beschaffenheit für Teppichfabrication in den Handel bringen konnte. Mit nahezu einer Pferdekraft trocknete die Maschine binnen 15
                              Minuten 62 Pfund Haare in so weit, daß davon 21 Pfund trocken erhalten wurden; das
                              aus ihnen abgeschiedene Wasser betrug 39 Pfund, so daß die fehlenden 2 Pfund im
                              Innern der Trommel verdunstet seyn müssen, wenn es nicht vielleicht theilweise
                              verschüttet worden.
                           Erfahrungen über das Trocknen des Leders mittelst dieser Maschinen liegen zwar nicht
                              vor, es läßt sich aber um so weniger bezweifeln, daß sie auch hierzu tauglich seyn
                              werden, als es doch bei ihm auch nur die Luft ist, und zwar von nicht erhöhter
                              Temperatur, welche wirksam ist. Bekanntlich geschieht das Trocknen des Leders in den
                              Gerbereien noch an freier Luft, und nur beim Oberleder, welches, wegen der späteren
                              Anwendung von Fetten, damit diese vollständiger eindringen können, sehr trocken seyn
                              muß, bedient man sich geheizter Räume.
                           Beim Sohlleder, welches wegen der größeren Menge des darin befindlichen Wassers
                              schwer trocknet, geschieht dieß vorzugsweise im Frühjahr und Herbst hauptsächlich
                              auf Speichern, nurnnr in Malmedy gibt man dem Trocknen an der Sonne den Vorzug, so daß die Häute
                              dort förmlich gesonnt werden. Nachts kommen sie auf den Speicher. –
                              Uebergroße Sonnenhitze ist eben so sehr als Frost zu vermeiden, indem beide einen
                              nachtheiligen Einfluß auf die gutem Leder zukommenden Eigenschaften, ingleichen auf
                              das Gewicht des fertigen Fabricats haben würden, welches möglichst hoch zu erhalten
                              das pecuniäre Interesse der Fabrikanten erheischt. Dieß würde übrigens auch bei
                              Anwendung der Centrifugaltrockenmaschinen der Fall seyn, indem man es bei ihnen in
                              der Gewalt hat, mit dem Trocknen aufzuhören, wenn es nothwendig ist. (Zeitung für
                              Lederfabrication und Lederhandel.)
                           
                        
                           Verfahren, die guten Seidenraupeneier von den schlechten zu
                              unterscheiden.
                           Hr. Kaufmann hat dem beständigen Secretär der
                              französischen Akademie der Wissenschaften ein Verfahren mitgetheilt, wodurch man im
                              Stande ist die guten Eier des Maulbeer-Spinners von den schlechten zu
                              unterscheiden. Wenn man nämlich die Eier in Wasser kocht, so nehmen die guten eine
                              eigenthümliche Farbe an, welche die schlechten nicht zeigen. Diese Farbe ist dunkellilas;
                              die anderen Farben, welche man nach dem Kochen eines Quantums gemengter Eier
                              beobachtet, gehören schlechten Eiern an. (Comptes
                                 rendus, Februar 1860, Nr. 6)
                           
                        
                           Gerbversuche. – Erwiederung an Hrn. Dr. Fr. Knapp.
                           Im ersten Januarheft des polytechn. Journals d. J. werde ich wegen des Artikels im
                              württembergischen Gewerbeblatt, 1859 Nr. 50, in einer Weise angegriffen, daß es für
                              mich Ehrensache ist, darauf zu antworten und namentlich zu erklären, wie jener
                              Artikel in die Oeffentlichleit gelangt ist.
                           Vorigen Sommer wurden die württembergischen Gewerbevereine von der kgl. Centralstelle
                              für Gewerbe und Handel (welche zugleich das Gewerbeblatt herausgibt) aufgefordert,
                              über ihre Thätigkeit im abgelaufenen Jahre Berichte zu erstatten. Als Vorstand des
                              Tübinger Gewerbevereins nahm ich in meinem Bericht unter Anderm die Beschreibung des
                              fraglichen Gerbversuchs auf und zwar mit dem Zusatze: „Nach dem Mißlingen
                                 des ersten Versuchs habe ich eingesehen, daß es besser wäre, wenn die kgl.
                                 Centralstelle durch einen Chemiker vom Fach die Sache weiter untersuchen lassen
                                 würde; auch sey ich durch mein Amt verhindert, den Versuchen die nöthige Zeit zu
                                 widmen.“
                              
                           Dieser Zusatz, welcher der Redaction des Gewerbeblattes ein deutlicher Wink hätte
                              seyn können, daß mein Versuch keinen Anspruch darauf macht, gegen die
                              wissenschaftliche Arbeit des Hrn. Dr. Knapp zu Felde zu ziehen, wurde von ihr geradezu ignorirt
                              und ich selbst war unangenehm überrascht, als ich las, wie aus einem Theile meines
                              Berichts ein Artikel gemacht und ins Gewerbeblatt aufgenommen war, in einer Fassung,
                              die den Schein erregt, als sey er von mir eigens zur Veröffentlichung übergeben
                              worden, während es mir selbst nie eingefallen wäre, gegen einen anerkannten Chemiker
                              polemisch aufzutreten, am wenigsten aber mit einem solchen vereinzelten
                              Versuche.
                           Diese Entstehungsweise des Artikels konnte Hr. Dr. Knapp freilich nicht ahnen; ich beruhige mich daher bei
                              dem Gedanken, daß, wenn er sie gewußt hätte, er sich einer gemäßigtern Sprache gegen
                              mich bedient hätte.
                           Prof. Kommerell.
                           Durch einen Mißgriff der Redaction des Gewerbeblattes aus Württemberg sind die
                              Versuche des Hrn. Prof. Kommerell und ihre Tendenz in ein
                              völlig schiefes Licht gestellt und ich zu einer Auffassung gezwungen worden, die
                              mich nöthigte gegen ihn öffentlich aufzutreten, was ich nach obiger Aufklärung
                              aufrichtig bedaure.
                           Dr. Knapp.