| Titel: | Ueber ein analysirendes Photometer; von Hrn. Govi. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. XI., S. 30 | 
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                        XI.
                        Ueber ein analysirendes Photometer; von Hrn.
                           Govi.
                        Aus den Comptes rendus, Januar 1860, Nr.
                              3.
                        Govi, über ein analysirendes Photometer.
                        
                     
                        
                           Die Schwierigkeiten, welchen man jedesmal begegnet, sobald es sich darum handelt,
                              Lichtquellen unter einander zu vergleichen, die verschieden gefärbt sind, haben mich
                              auf die Idee zu einem Photometer gebracht, bei welchem nur die Strahlen von gleicher Brechbarkeit zum
                              Vergleich gezogen werden. Auf die Idee zu diesem Apparat verfiel ich im Jahr 1850,
                              als ich den schönen Versuchen des Hrn. Despretz mit dem
                              elektrischen Lichte beiwohnte. Ich machte mit demselben sogleich einen Versuch bei
                              Hrn. Duboscq, und das Resultat entsprach auch meiner
                              Erwartung; da ich mich aber nur einer unvollkommenen Vorrichtung bedient und mit
                              einem ganz rohen Versuche begnügt hatte, so blieb die Sache zwischen mir und dem
                              geschickten Opticus, welcher mich bei diesem Versuche unterstützt hatte. Ich gab
                              indessen meine Idee nicht auf, und nahm mir vor, dieselbe zur Ausführung zu bringen,
                              sobald die Umstände es mir gestatten würden. Gleichwohl ist eine Reihe von Jahren
                              verflossen und mein Photometer ist noch in der Skizze verblieben. Der Versuch
                              indessen, welchen ich mit demselben angestellt habe, läßt mich an seiner Wirksamkeit
                              nicht zweifeln, und ich denke deßhalb, es ist besser, ihn so zu weiterer Kenntniß zu
                              bringen, wie er vorliegt, in der Hoffnung, daß er irgend Jemand nützlich seyn werde,
                              als ihn immer bei mir zu behalten, ohne daß er mir von Nutzen ist.
                           Das Princip, auf welchem das analysirende Photometer beruht, ist leicht zu begreifen.
                              Es setzt jedoch voraus, daß die zu vergleichenden Lichtquellen nicht aus einfachem
                              Lichte bestehen. Wenn dieser Fall eintreten sollte, würde man auf das Urtheil
                              mehrerer Personen sich berufen und sich begnügen müssen, von den verschiedenen
                              Ansichten die in der Mitte stehende fest zu halten; denn da alle Augen die
                              verschiedenen Farben in gleicher Weise nicht schätzen, so ist kaum anzunehmen, daß
                              sie Lichtintensitäten in gleicher Weise bestimmen werden.
                           Bei den gewöhnlichen und practischen Photometern handelt es sich aber bekanntlich
                              nicht darum, gleichartige, auf verschiedenen Punkten des Spectrums aufgefangene
                              Lichtstrahlen unter einander zu vergleichen, sondern es handelt sich stets darum die
                              Intensität von zwei Lichtquellen, welche viel weißes und ein wenig irgend wie
                              gefärbtes Licht enthalten, vergleichend festzustellen.
                           Dazu kann man auf folgende Weise gelangen.
                           Man bringt in einem prismatischen horizontal verlängerten Gehäuse zwei Oeffnungen in
                              den sich einander gegenüberstehenden verticalen Giebelwänden an. An diese Oeffnungen
                              setzt man zwei kurze Röhren, in welche andere Röhren geschoben werden können, an
                              deren freistehenden, äußern Enden zwei vollkommen gleiche und mit dünnen und
                              parallelen Rändern versehene Spalten angebracht worden sind. In der Mitte des
                              Gehäuses und genau in der Richtung der beiden Spalten, welche vertical stehen müssen, werden zwei
                              rechtwinkelige Prismen von weißem, sehr reinem Glase und zwar so befestigt, daß ihre
                              Hypotenusenflächen einander gegenüber sich befinden und daß während zwei der
                              Kathetenflächen vertical stehen, die beiden anderen mit dem scharfen Winkel sich
                              berühren und nur eine einzige horizontale Ebene bilden. Die Verbindungslinien der
                              beiden horizontalen Flächen vor den Kanten der Prismen müssen perpendiculär auf der
                              Achse des Gehäuses stehen. Ueber diesen Prismen befindet sich eine achromatische
                              Linse, die groß genug ist, um das Strahlenbündel aufzunehmen, welches aus den beiden
                              Spalten eintretend, von den Prismen zurückgeworfen wird. Die Strahlen, welche die
                              Linse passirt haben, werden durch ein breites gleichseitiges Prisma aus stark
                              zerstreuendem und möglichst weißem Flintglase aufgefangen. Seine Kanten sind der
                              Achse des Gehäuses parallel und man bringt es allmählich in die Entfernung, welche
                              die geringste Ablenkung für die mittleren Strahlen des Spectrums (z.B. für den
                              Strahl E) gibt. Beim Austreten aus dem Prisma fallen die
                              zerstreuten Strahlen auf ein mattgeschliffenes oder nach Foucault's Angabe mit Stärkmehl überzogenes Glas, welches vertical zum
                              mittleren Strahle des Spectrums aufgestellt ist. Man erhält so zwei Spectra von
                              gleicher Länge, die am Rande sich berühren und als ein einziges erscheinen, wenn die
                              beiden Spalten Strahlen von gleicher Intensität empfangen. Sobald aber die
                              Intensität des Lichtes, welches in eine Spalte dringt, sich ändert oder die Farbe
                              desselben wechselt, so modificirt sich das Spectrum, welches entstanden war, es wird
                              gleichmäßig blasser oder lebhafter in allen seinen Theilen, oder man sieht es auch
                              an gewissen Stellen sich erhellen und an anderen fast verschwinden. Im letzteren
                              Falle muß man eine der Lichtquellen so weit näher bringen oder entfernen, bis man
                              das Licht der mit einander correspondirenden Theile der beiden Spectren
                              gleichgestellt hat. Ist die Intensität der Quelle für jede Farbe auf diese Weise
                              gleich gemacht, so ergibt sie sich durch eine sehr einfache Rechnung aus dem
                              bekannten Gesetze, daß die Lichtstärke im Verhältnisse der Quadrate der Entfernungen
                              sich vermindert. Es versteht sich, daß man vorläufig für jeden Apparat die constante
                              Größe feststellen muß, welche man den von den Spalten aus gemessenen Entfernungen
                              hinzuzufügen hat, um dm wirklichen Abstand einer jeden Lichtquelle vom matten Glase
                              zu erhalten.
                           Um die Vergleichung der gleichfarbigen Theile der beiden Spectra zu erleichtem, kann
                              man auf der matten Glasplatte, auf welche diese fallen, einen Lichtschirm mit einer
                              feinen Spalte anbringen, die perpendiculär auf den Seiten der Spectra steht. Man
                              sieht dann durch diese Spalte nur grade das von jedem Theile, was für das Auge zu
                              einer leichten
                              Beurtheilung erforderlich ist. Indem man im Voraus auf der matten Glasplatte oder an
                              den Falzen, in denen der Lichtschirm sich bewegt, die Stelle der hauptsächlichsten
                              Fraunhofer'schen Linien bezeichnet, so kann man
                              nachgerade die bewegliche Spalte darauf einstellen und so immer die Intensitäten
                              derselben Lichtstrahlen erhalten. Die Länge der Spectren hängt von der
                              Zerstreuungskraft des Prismas, so wie von der Entfernung ab, in welcher die sie
                              aufnehmende matte Glasplatte sich befindet. Man muß vorerst die beiden Spalten in
                              eine solche Entfernung von der Linse bringen, daß ihre Bilder gehörig klar auf dem
                              Glase sich abzeichnen können. Man erfüllt diese Bedingung dadurch leicht, daß man in
                              die Spalten Sonnenlicht einfallen und auf der matten Glasplatte die
                              hauptsächlichsten Fraunhofer'schen Linien scharf
                              hervortreten läßt. Man kann dann die Spalten in dieser Stellung fixiren,
                              vorausgesetzt daß man die übrigen Theile des Photometers unberührt läßt. Die
                              Anwendung einer Loupe wird in gewissen Fällen die Schätzung der Intensität
                              erleichtern. Die Absorption des Lichtes betreffend, welche bei dessen Durchgange
                              durch die Prismen und die Linse stattfindet, so ist dieselbe unvermeidlich; wenn man
                              aber Sorge trägt, daß vollkommen farblose und durchsichtige Gläser gewählt werden,
                              so kann man sie fast in allen Fällen vernachlässigen. Man gleicht übrigens die
                              kleinen Verschiedenheiten in der Wirkung der beiden Seiten des Instrumentes dadurch
                              aus, daß man derselben Lichtquelle bald die eine, bald die andere Spalte
                              hinwendet.
                           Es würde nicht schwierig seyn, andere Stellungen der Prismen ausfindig zu machen oder
                              die rechtwinkeligen Prismen durch versilberte Glasspiegel zu ersetzen. Man könnte
                              auch das einfallende Licht polarisiren, die Spectren mit einer entsprechenden
                              Zerlegungsvorrichtung (analyseur) betrachten und die
                              Intensitäten nach der Winkelbewegung ermitteln, welche man dem einen oder dem andern
                              der Polarisatoren geben muß, um eine Gleichheit der beiden Bilder zu erhalten.