| Titel: | Ueber die Eigenschaft der Elektricität und des Lichtes, die wässerigen Lösungen gewisser Substanzen zum Reduciren der Gold- und Silbersalze zu befähigen; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. XIV., S. 36 | 
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                        XIV.
                        Ueber die Eigenschaft der Elektricität und des
                           Lichtes, die wässerigen Lösungen gewisser Substanzen zum Reduciren der Gold- und
                           Silbersalze zu befähigen; von Hrn. Niepce aus Saint-Victor.
                        Aus den Comptes rendus, Februar 1860, Nr.
                              9.
                        Niepce, über die Eigenschaft der Elektricität und des
                           Lichts.
                        
                     
                        
                           Wirkungen der Elektricität für sich. – Wenn man in
                              einer Auflösung von salpetersaurem Uranoxyd in der Kälte einige Zeit lang Drehspäne
                              von Kupfer oder Zink läßt, oder noch besser die Elemente einer einfachen Batterie, welche aus einem Kupfer- und einem Zinkblech besteht, so
                              geht das gelbe Uransalz in das grüne über, und zwar in einem Verhältniß, welches von
                              der größern oder geringern Säuerlichkeit der Lösung abhängt; nach Peligot reduciren die grünen Uransalze die Gold-
                              und Silbersalze, weßhalb die erwähnte Lösung – gerade so wie diejenigen
                              welche unter gewissen Umständen der Einwirkung des Lichts ausgesetzt worden sind
                              – die Gold- und Silbersalze reducirt.
                           Eine Auflösung von Weinsteinsäure oder Citronensäure, in welche man einige Zeit lang
                              Kupfer und Zink gibt, reducirt ebenfalls in der Kälte das Chlorgold.
                           Wenn man die (aus Platin bestehenden) Leitungsdrähte einer galvanischen Batterie in
                              rothen Wein taucht, mehr oder weniger lange je nach der Stärke des Stroms, so ändert
                              der Wein seine Farbe, wird alkoholreicher und nimmt einen brenzlichen Geschmack an,
                              besonders wenn man Funken im Wein erzeugt hat.
                           Sehr süßer weißer Wein, in welchen man einen galvanischen Strom leitet, verliert
                              allen seinen Zucker, er reducirt die Barreswil'sche
                              Flüssigkeit nicht mehr und wird alkoholreicher.
                           Ich muß jedoch bemerken, daß eine Zuckerauflösung, in welche zu derselben Zeit wie in
                              den Wein ein galvanischer Strom geleitet wurde, am Saccharometer keinen Unterschied
                              zeigte. Sehr beachtenswerth ist es auch, daß alle erwähnten Auflösungen durch
                              Schütteln oder durch andauerndes Stehenlassen an freier Luft (das grüne Uransalz
                              wird dadurch wieder gelb) sehr schnell die Eigenschaft verlieren die Gold-
                              und Silbersalze zu reduciren; sie behalten aber diese Eigenschaft, wenn sich die
                              Flüssigkeit in einem vollen und luftdicht verschlossenen Gefäß befindet, gerade so
                              wie die nach meinen früheren Versuchen der Einwirkung des Lichts ausgesetzten
                              Lösungen von salpetersaurem Uranoxyd und Stärkmehl.Polytechn. Journal Bd. CLV S.
                                       456.
                              
                           Wirkungen der Elektricität in Verbindung mit dem Lichte.
                              – Wenn man eine wenig saure Auflösung von salpetersaurem Uranoxyd, in welche
                              die Elemente einer einfachen Batterie tauchen, dem Lichte aussetzt, so trübt sich
                              die Flüssigkeit und es bildet sich ein violetter Niederschlag, welcher nach Peligot's Untersuchung mit basischsalpetersaurem Uranoxyd
                              gemengt ist. Diese Flüssigkeit reducirt die Gold- und Silbersaze sehr
                              kräftig. Der violette Niederschlag, welcher sich nur unter dem gemeinschaftlichen
                              Einflüsse des Lichtes und der Elektricität bildet, gleicht in Farbe und
                              Eigenschaften der Färbung welche durch die Wirkung des Lichtes auf einem Papierblatt
                              hervorgebracht wird, das diese Farbe in der Dunkelheit nach einer gewissen Zeit verliert. Dieser
                              violette Niederschlag wird durch Aetzkali grün, und erhält seine frühere Farbe
                              wieder durch eine Säure welche ihn hernach auflöst.
                           Ich will von der gemeinschaftlichen Wirkung der Elektricität und des Lichtes noch ein
                              Beispiel anführen. Wenn man in eine Auflösung von Oxalsäure und salpetersaurem
                              Uranoxyd die Elemente einer einfachen Batterie taucht, so wird sie allerdings
                              Elektricität in der Dunkelheit entwickeln; setzt man aber den Apparat in einem Gefäß
                              von weißem Glase der Sonne aus, so wird man sehen daß die Flüssigkeit Gasblasen
                              (Kohlenoxyd) entbindet und ins Sieden kommt, besonders beim geringsten Schütteln. In
                              diesem Zustande nimmt die Stärke des elektrischen Stromes sehr zu, wovon sich Hr.
                              Pouillet mittelst des Galvanometers überzeugte. Ist
                              die Oxalsäure im Ueberschuß, wie sie es seyn muß damit die Batterie lange Zeit
                              functionirt, so bildet sich oxalsaures Zink am Boden des Gefäßes.
                           Die Wirkung der Batterie ist nicht nothwendig, damit die Lösung von oxalsaurem
                              Uranoxyd unter dem Einfluß des Lichts Kohlenoxydgas entbindet; aber die Elektricität
                              erhöht die Wirkung des Lichts, wie das Licht diejenige der Elektricität erhöht. Die
                              Elektricität kann für sich allein so wenig wie die Wärme (wenigstens wenn diese
                              nicht über 100° C. beträgt) in der Lösung von oxalsaurem Uranoxyd eine
                              Entbindung von Kohlenoxyd veranlassen.