| Titel: | Kalander zum Appretiren, Lustriren und Trocknen der seidenen Tücher, von Hrn. Gantillon in Lyon. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. XXIX., S. 99 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXIX.
                        Kalander zum Appretiren, Lustriren und Trocknen
                           der seidenen Tücher, von Hrn. Gantillon in Lyon.
                        Aus Armengaud's
                              Génie
                                 industriel, Februar 1860. S. 81.
                        Gantillon's Kalander zum Appretiren der seidenen
                           Tücher.
                        
                     
                        
                           Der Apparat, welchen sich Gantillon patentiren ließ,
                              umfaßt die Mechanismen mehrerer Vorrichtungen, mittelst welcher die Operation des
                              Kalandrirens, Lustrirens, Trocknens bisher einzeln ausgeführt wurden. Durch den
                              Kalander von Gantillon vollziehen sich diese Operationen
                              zu gleicher Zeit mit Schnelligkeit und Ersparniß an Handarbeit; noch mehr, er
                              gestattet ein Erwärmen des Stoffes, welches eine regelmäßige Dehnung desselben
                              während der unausgesetzten Thätigkeit der Maschine und zu derselben Zeit wo die
                              gleichzeitigen Pressungen der Walzen des Kalanders vor sich gehen, unterhält.
                           
                           Nach Angabe des Erfinders können mittelst seines Apparats 500 Meter Seidenzeug in 12
                              bis 15 Minuten calandrirt, appretirt, wieder calandrirt, lustrirt und vollständig
                              getrocknet werden.
                           Die Maschine wird in verschiedener Weise zur Anwendung gebracht; je nach der
                              Beschaffenheit des Stoffes, der Art der Zurichtung, welche man demselben zu geben
                              hat, bedient man sich einer Reihe von Walzen oder zweier oder dreier Reihen, nach
                              Erforderniß. Mit einer geringen Modification kann der Apparat eben so zum Moiriren
                              der Stoffe benutzt werden.
                           
                        
                           Beschreibung des Kalanders.
                           Fig. 11 ist die Seitenansicht desselben, und Fig. 12 die Vorderansicht. Er besteht
                              aus einem gußeisernen Gestell A, welches auf einem
                              starken Fundamente B von behauenen Quadern ruht, und aus
                              einem zweiten Gestell C, auf demselben Fundamente
                              stehend. An dem erstern Gestell A ist eine Reihe von
                              Zahnrädern E, E' angebracht, welche die von irgend einem
                              Motor empfangene rotirende Bewegung auf die Walzenreihen fortpflanzen, mittelst
                              welcher die verschiedenen Operationen zur Ausführung gebracht werden.
                           Auf eine Welle d ist ein Getriebe D gekeilt, welches die beiden Räder E und E' in Bewegung setzt, auf deren Achsen hohle, durch
                              Dampf geheizte Walzen sitzen.
                           Dieses Getriebe kann auch entweder direct oder mittelst großer Zwischenräder andere
                              Treibräder von Walzen in Bewegung setzen, welche man oberhalb oder unterhalb
                              desselben anbringen würde.
                           Die Walze F aus polirtem Gußeisen, an welcher das große
                              Rad E befestigt ist, theilt ihre Bewegung einer aus
                              feinem und gleichartigem Holze bestehenden Walze F' mit.
                              Zwischen diesen beiden Walzen wird nun die erste Kalandrirung behufs der Abplattung
                              des Körpers des Stoffes in der Wärme vollzogen. Zu dem Ende zieht man die durch die
                              Stangen h verbundenen und bei g und i drehbaren Hebel G an, und hebt dadurch die Lager f, welche die
                              Achsen der Walze F' tragen. Man erhält so einen sehr
                              starken Druck dieser Walze gegen die erhitzte Walze F
                              und folglich auch einen großen Druck auf den durch die Rolle P zugeführten Stoff.
                           Nach dieser ersten starken Pressung geht der Stoff in ein Appreturbad, welches sich
                              in I, J befindet, worauf er über eine einfache und
                              feststehende Vorrichtung L, welche ihn seiner Breite
                              nach streckt, gleitet, um in diesem Zustande unter einer zweiten hohlen und mit
                              Dampf geheizten Metallwalze K hindurchzugehen, gegen
                              welche die Walzen F², F³ mittelst der Hebel G' drücken.
                           
                           Der Stoff, welcher durch eine Reihe von mittelst des Rades E' bewegten Walzen passirt, wird neuerdings calandrirt und erhält einen
                              ersten Grad von Austrocknung des Apprets.
                           Wenn der Stoff diese Walzen verläßt, wird er nach einem beweglichen Strecker M mit Schneckenwindungen M
                              geleitet, welcher ihn, regelmäßig gespannt, an eine zweite gußeiserne, abgedrehte,
                              polirte Trockenwalze abgibt, die auf Bronzelagern ruht. Diese Walze wird mittelst
                              einer direct von der Transmissionswelle betriebenen Riemenscheibe in Bewegung
                              gesetzt, wodurch sie unabhängig von den übrigen Theilen der Maschine gemacht ist, so
                              daß man ihr nach Maaßgabe der der Appretur zu gebenden Weichheit eine größere oder
                              geringere Geschwindigkeit ertheilen kann.
                           Von dieser Walze gelangt der Stoff auf eine andere gleichfalls gußeiserne, abgedrehte
                              und polirte Trockenwalze O, welche ihn endlich nach der
                              letzten, herausnehmbaren Rolle R führt, die ihn während
                              der Dauer der ganzen Operation aufnimmt.
                           Die Speisung der Walzen F, K, N und O mit Dampf geschieht durch die Dampfleitungsröhre U, an welche die Vertheilungsröhren u, u' und v, v' sich
                              anschließen.
                           Gegengewichte T unterstützen die Wirkung der Hebel G und G', um ein
                              ununterbrochenes Andrücken der Walzen F¹, F² etc. gegen die Trockenwalzen zu bewirken.