| Titel: | Beschreibung einer Reiterverschiebung für chemische Waagen; vom Mechaniker Landsberg in Hannover. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. XXX., S. 102 | 
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                        XXX.
                        Beschreibung einer Reiterverschiebung für
                           chemische Waagen; vom Mechaniker Landsberg in Hannover.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1859 S. 356.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Landsberg's Reiterverschiebung für chemische Waagen.
                        
                     
                        
                           Zu bequemerer Tarirung für feine Wägungen bedient man sich häufig eines kleinen
                              Häkchens von bekanntem Gewichte (des Reiters), das auf dem Waagebalken zwischen
                              Mittelachse und Endschneide verschoben werden kann und demnach einen veränderlichen
                              Gewichtswerth repräsentirt. Aus der Länge des Hebelarmes, an welchem das Gewicht
                              wirkt, kann auf den Werth der Belastung, der dadurch das Gleichgewicht gehalten
                              wird, geschlossen werden. Die Eintheilung des Waagebalkens ersetzt daher alle
                              Unterabtheilungen des verschiebbaren Gewichtsstückes. Bei fast allen feineren Waagvorrichtungen hat
                              man mechanische Hülfsmittel angebracht, um das Reiterchen auf dem arretirten
                              Waagebalken verschieben zu können, ohne den Wagenkasten zu öffnen, ohne die Waage
                              neuen Luftströmungen auszusetzen.
                           Diese Vorrichtungen, Reiterverschiebungen, sind von verschiedener Construction. Die
                              vollkommeneren Einrichtungen dieser Art sind zumeist Schlittenverschiebungen, die
                              längs einer prismatischen Stange und parallel der obern Kante des Waagebalkens
                              erfolgen. Das Heben und Senken des Reiterchens wird durch einen Hebel
                              bewerkstelligt, dessen Bewegungen außerhalb des Kastens gelenkt werden können.
                              Solche Reiterverschiebungen haben den Nachtheil, daß sie sich schwer in vollkommener
                              Gleichmäßigkeit und Leichtigkeit der Bewegung herstellen lassen, oder doch nach
                              einiger Zeit des Gebrauchs ein Haften und Klemmen an einzelnen Stellen eintritt,
                              welches die Handlichkeit und Annehmlichkeit der ganzen Vorrichtung sehr
                              beeinträchtigt. Ich habe deßhalb der Reiterverschiebung eine etwas andere
                              Construction gegeben, welche den erwähnten Nachtheil beseitigt, zugleich aber die
                              ganze Herstellung vereinfacht.
                           Fig. 22 und
                              22ª zeigen diese Vorrichtung, wie sie für die kleinen analytischen Waagen
                              ausgeführt wird, in etwa 1/2 natürlicher Größe. – Sie besteht zunächst aus
                              den cylindrischen Stahlstangen A und B. Die erstere ist zwischen dem winkelig gebogenen
                              Metallstück D und dem Scheibchen E unverrückbar mit dem Waagekasten befestigt. Die längere Stange B dagegen ist verschiebbar und drehbar, und findet in
                              den genannten Messingtheilen D und E ihre Führung. Beide Stangen sind untereinander
                              parallel und ebenfalls parallel mit der obern Kante des Waagebalkens. Auf die Stange
                              B ist der Hebel H
                              aufgeschoben und an geeigneter Stelle befestigt, so daß er durch Führung der Stange,
                              die außerhalb des Kastens bei C erfolgt, den ganzen
                              Zwischenraum zwischen Mittel- und Endschneide durchlaufen kann. Die Gestalt
                              des Hebels ist aus Fig. 22ª ersichtlich. Der vordere Arm trägt den kleinen Stift n, der zur Aufnahme und Führung des Reiterchens p dient. Sobald der Hebel gesenkt ist und fortgeschoben
                              wird, soll sich der Stift n stets in derselben geringen
                              Entfernung über dem Waagebalken und stets über der Mittellinie desselben
                              fortbewegen, um stets mit dem Mittelpunkte des Oehres des Reiterchens zusammen zu
                              fallen. Dieser Forderung zu genügen, ist der Hebel nach Oben verlängert und umfaßt
                              die Stange A mittelst des Bogentheiles a, b. So lange der Theil b
                              an der Stange A gleitet, wird der Stift n die geforderte Lage und Bewegungsrichtung haben. Für
                              den Zustand der Ruhe wird der Hebel durch das Gewicht g
                              gehoben seyn, das Häkchen a der Stange A anliegen und der Hebel in die Lage gebracht seyn, daß
                              die schwingende Bewegung des Waagebalkens ihn nicht berühren kann. Die Scheibe E wird durch eine Zugschraube gehalten und indem die Oeffnung in der
                              Wandung des Kastens etwas größer ausgesperrt ist, läßt sich durch geringe
                              Verschiebung von E die Justirung für die genaue
                              Parallelrichtung der Lenkstange leicht erzielen. – Der Preis dieser
                              Reiterverschiebung stellt sich nach der Größe der Waage auf 2 bis 5 Rthlr.
                           
                        
                     
                  
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