| Titel: | Suffield's Maschinenraum-Telegraphen für Dampfschiffe. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. XXXI., S. 104 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXXI.
                        Suffield's Maschinenraum-Telegraphen für
                           Dampfschiffe.
                        Aus dem Mechanics' Magazine, December 1859, S.
                              420.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Suffield's Maschinenraum-Telegraphen für
                           Dampfschiffe.
                        
                     
                        
                           Eine schwere Masse, wie die eines großen Schiffes, unter vollem Dampfe rasch
                              anzuhalten oder in Bewegung zu setzen, insbesondere die Richtung der Bewegung zu
                              ändern, ist selbst unter den günstigsten Umständen keine leichte Sache. Soll dieses
                              jedoch bei stürmischem Wetter geschehen, während der Dampf ausbläst, oder bei
                              Kriegsschiffen, wenn während eines Gefechtes mitten unter dem Kanonenfeuer
                              nothwendige Evolutionen ausgeführt werden müssen, so sind rasche Bewegung oder
                              rasches Anhalten absolut unmöglich, wenn nicht Vorkehrungen getroffen sind, vermöge
                              deren der Commandant sich augenblicklich und mit Sicherheit mit dem
                              Maschineningenieur in Verbindung setzen kann.
                           Das alte, immer noch gebräuchliche System, Männer in gewissen Abständen längs des
                              oberen Decks, bei größeren Schiffen auch in den unteren Verdecken aufzustellen, um
                              die Befehle des Capitains dem Ingenieur zukommen zu lassen, erfordert nicht nur
                              einen besonderen Aufwand an Mannschaft, sondern das Commando wird häufig
                              mißverstanden, und nimmt außerdem zu seiner Transmission mehrere Secunden, ja
                              Minuten, in Anspruch.
                           Nachdem innerhalb der letzten Jahre mehrere Schiffe in Folge des Mangels an einem
                              vollkommenen Communicationsmittel theils ganz zu Grunde gegangen, theils stark
                              beschädigt worden sind, so haben die Schiffscapitaine ein ernstliches Augenmerk auf
                              diesen Gegenstand gerichtet. Die Einrichtung der Schiffstelegraphen ist nach
                              mehrjähriger praktischer Erfahrung durch Hrn. Suffield wesentlich vervollkommnet
                              worden, und hat derselbe neuerdings den Auftrag erhalten, mehrere Linienschiffe und
                              Fregatten mit diesem schätzbaren Apparat auszustatten.
                           Als Beweis der schnellen Wirkung dieser Apparate berichten wir folgenden Vorfall, der
                              sich an Nord des Great-Eastern auf seiner Fahrt nach Holyhead ereignete.
                              Eines der Segel hatte sich gelöst und der Wind dasselbe mit dem Hebel eines der
                              Verdeck-Zifferblätter in Berührung gebracht, wodurch der Zeiger von dem
                              Signale „volle Geschwindigkeit vorwärts“ auf das Signal
                              „volle Geschwindigkeit rückwärts“ gedreht wurde. Ein
                              solches plötzliches und auffallendes Signal mußte natürlich die Ingenieure der
                              Schraubenmaschinen sehr überraschen; doch leisteten sie dem gegebenen Signal Folge
                              und ließen die Maschine augenblicklich rückwärts arbeiten, indem sie nicht anders
                              glaubten, als ein Schiff drohe mit dem Great-Eastern zusammenzustoßen, oder
                              es stehe irgend eine ähnliche Katastrophe bevor. Capitain Harrison bemerkte jedoch augenblicklich die Veränderung in der
                              Geschwindigkeit des Schiffes, sprang nach dem Zifferblatte und gab Contreorde,
                              welche auch sofort, ohne ein Wort zu sprechen, ausgeführt wurde.
                           Die Figuren 1
                              bis 7 stellen
                              die in Rede stehende telegraphische Einrichtung sowohl für Kauffahrer als auch für
                              Linienschiffe und Fregatten dar. Die für den Commandanten bestimmten
                              Verdeckzifferblätter bestehen aus messingenen Behältern A,
                                 A, Fig.
                                 1 und 2, welche innen mit Lampen und Reflectoren und einem transparenten
                              Zifferblatte B, B
                              Fig. 5, 6 und 7, versehen
                              sind. Damit nicht die ganze Fläche des erleuchteten Zifferblattes das Auge des
                              Commandanten afficire, ist eine einfache und wirksame Vorrichtung, der sogenannte
                              Nachtschirm angebracht, die in Folge der Hebelwirkung dem Auge diejenige Abtheilung
                              öffnet, auf welcher das zu transmittirende Signal steht. Diese Apparate sind zu
                              beiden Seiten des Schiffes an einer für die augenblickliche Communication geeigneten
                              Stelle angebracht, entweder an der Brücke oder in der Nähe der Fallreepstreppe oder
                              auch am Spiegel. Die Verbindung von ihnen aus ist durch ein Räderwerk C, C, Fig. 1, hergestellt,
                              welches aus Winkelrädern besteht, die in gußeisernen Trägern gelagert sind. Letztere
                              sind in passender Lage an die Seiten des Schiffes oder unterhalb der Deckbalken
                              befestigt. Die Achsen von beiden Seiten des Schiffes kommen ungefähr in der Mitte
                              desselben bei D zusammen. Von dieser Stelle aus
                              erstreckt sich die Achse entweder vertical abwärts oder läuft der Länge nach
                              horizontal nach vorn oder hinten, und endigt sich in dem Zifferblatt E, Fig. 4, des
                              Maschinenraums. Um Achsen und Räder gegen Erschütterungen bei Einnahme der
                              Schiffsladung zu sichern, hat Hr. Suffield eine sehr
                              einfache Vorrichtung, F, F (Fig. 1) die er
                              „Expansionsfuge“ nennt, angebracht, welche dem ganzen
                              Mechanismus gestattet, mit einer auf andere Weise nicht erreichbaren Genauigkeit und
                              Freiheit zu arbeiten.
                           Einer der wichtigsten Theile des Mechanismus, welcher sich durch Einfachheit und
                              Sicherheit der Wirkung auszeichnet, besteht in dem mit einer Glocke verbundenen
                              Zifferblatte Fig.
                                 3 und 4 des Maschinenraums. Der Apparat ist in ein messingenes mit einem Glase
                              versehenes Gehäuse eingeschlossen. Das Zifferblatt befindet sich unmittelbar vor dem
                              Maschinisten, dem Mechanismus gegenüber, mit dessen Hülfe die Maschine in Gang oder
                              in Stillstand gesetzt wird. Bei jeder durch den Capitain von den
                              Verdeckszifferblättern aus mitgetheilten Bewegung des Zeigers im Maschinenraum
                              ertönt die Glocke und zugleich deutet der Zeiger auf den gegebenen Befehl. Der
                              Zeiger kann nicht von einem Signal zum andern übergehen, ohne die Glocke
                              anzuschlagen und die Aufmerksamkeit der Personen im Maschinenraum zu erregen.
                           Eine andere wichtige Anordnung besteht in der Anbringung besonderer Glocken im
                              Maschinenraum und an jedem Verdeckszifferblatt, welche mit dem Fuß oder auf sonstige
                              Weise in Thätigkeit gesetzt werden können, und mit deren Hülfe sich der Commandant
                              während des Anhaltens auch wegen anderer Angelegenheiten mit dem Ingenieur in
                              Verbindung setzen kann.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
