| Titel: | Neue secundäre Säule von großer Kraft; von G. Planté. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LVI., S. 192 | 
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                        LVI.
                        Neue secundäre Säule von großer Kraft; von
                           G.
                              Planté.
                        Aus den Comptes rendus, März 1860, Nr.
                              13.
                        Planté's secundäre Säule von großer Kraft.
                        
                     
                        
                           In einer der (französischen) Akademie der Wissenschaften früher vorgelegten
                              Abhandlung machte ich auf die Vortheile aufmerksam, welche die Ersetzung des Platins
                              durch Blei behufs der Verwendung der secundären Ströme
                              für die elektrische Telegraphie, wie sie von Jacobi
                              Polytechn. Journal Bd. CLV S.
                                       114. neuerdings in Vorschlag gebracht worden ist, haben würde. Die specielle
                              Beschäftigung mit diesen Strömen hat mich die Thatsache kennen gelehrt, daß die
                              umgekehrte elektromotorische Kraft, welche Elektroden von Blei in angesäuertem
                              Wasser liefern, ungefähr 2 1/2 Mal so groß ist, als diejenige, welche von
                              platinirten Platinelektroden hervorgebracht wird, und 6 1/2 Mal stärker als
                              diejenige, welche gewöhnliche Platinelektroden erzeugen. Diese elektromotorische
                              Kraft ist, obschon sie von Lamellen desselben Metalls hervorgerufen wird, auch weit
                              größer als diejenige der Elemente von Grove oder Bunsen, und zwar in Folge der großen Verwandtschaft des
                              Bleisuperoxyds zum Wasserstoff, welche bereits von de la
                                 Rive mit so glücklichem Erfolge bei den Volta'schen Säulen benutzt worden
                              ist. Ich habe gefunden,
                              daß die Größe dieser elektromotorischen Kraft nahezu durch 1,5 repräsentirt wird,
                              wenn diejenige des Bunsen'schen Elementes zu 1 angenommen
                              wurde.
                           Diese Beobachtungen haben mich zu der Construction einer secundären Säule geführt,
                              welche den Physikern von Nutzen seyn wird.
                           Diejenige welche ich der Akademie vorzeige, besteht aus 9 Elementen, welche zusammen
                              eine Oberfläche von 10 Quadratmetern haben. Jedes Element ist aus zwei langen und
                              breiten Bleiplatten hergestellt, welche aufgerollt, aber durch grobe Leinwand,
                              getränkt mit Wasser welches 1/10 Säure enthält, von einander getrennt sind. Der
                              Hauptstrom, welcher erforderlich ist um diese Batterie in Thätigkeit zu setzen,
                              hängt von der Weise ab, in welcher die 9 secundären Elemente mit einander verbunden
                              sind. Wenn dieses in der Weise geschehen ist wie bei dem Apparate welchen ich
                              vorzeige, daß sie 3 Elemente mit dreifacher Oberfläche bilden, so genügen 5 kleine
                              Bunsen'sche Elemente, deren Zinkcylinder weniger als
                              7 Centimeter eingetaucht sind, nachdem sie einige Minuten gewirkt haben, zur
                              Hervorbringung eines Funkens von einer außerordentlichen Intensität, beim Schließen
                              der Batterie. Dieser Apparat spielt daher die Rolle des Condensators; denn er
                              gestattet die Kraft welche die Säule in einem langen Zeitraum entwickelt hat, auf
                              einen Augenblick zu concentriren. Man kann sich eine Idee von der Intensität der
                              Entladung machen, wenn man sich vorstellt, daß zur Hervorbringung einer gleichen
                              Intensität die Zusammenstellung von mehr als 300 Bunsen'schen Elementen (von der gebräuchlichsten Größe von 13 Centimetern
                              Höhe) in der Weise erforderlich seyn würde, daß sie 4 oder 5 Elemente von 3 1/3
                              Quadratmetern Oberfläche oder 3 Elemente mit noch größerer Oberfläche bilden. Wenn
                              die secundäre Batterie in Thätigkeit gesetzt wäre, müßte man die Hauptbatterie aus
                              einer hinreichenden Anzahl von Elementen herstellen, um die entwickelte
                              entgegengesetzte elektromotorische Kraft zu überwinden; man würde auf 9 secundäre
                              Elemente ungefähr 15 Bunsen'sche, deren Oberfläche sehr
                              klein seyn könnte, anzuwenden haben.
                           Diese secundäre Säule ist wegen der Weichheit des Metalls aus welchem sie gebildet
                              wird, sehr leicht zu construiren, und wenn man das Blei in schwachen Platten nimmt,
                              so kann man eine sehr große Oberfläche in einem kleinen Raum gewinnen. Die 9
                              Elemente welche ich zusammengebaut habe, sind in einem quadratischen Kasten von 36
                              Centimeter Seitenlänge enthalten. Sind sie ein für allemal mit Flüssigkeit gefüllt
                              und in geschlossene Gefäße gebracht, so können sie in einem physikalischen Cabinete
                              stets geladen gehalten und stets in Bereitschaft seyn, um mit Hülfe einer schwachen
                              Säule starke Entladungen der elektromotorischen Elektricität zu bewirken.