| Titel: | Ueber Roheisen-, Stabeisen- und Massengußstahl-Erzeugung; vom Hüttendirector Alois Thoma. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LVIII., S. 197 | 
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                        LVIII.
                        Ueber Roheisen-, Stabeisen- und
                           Massengußstahl-Erzeugung; vom Hüttendirector Alois Thoma.
                        Aus den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                                 Gewerbfleißes in Preußen, 1859 S. 229.
                        Thoma, über Roheisen-, Stabeisen- und
                           Massengußstahl-Erzeugung.
                        
                     
                        
                           A. Roheisenerzeugung.
                           Es wird Niemand in Abrede stellen, daß der Hohofenbetrieb die dunkelste und
                              schwierigste Manipulation der ganzen Eisenfabrication ist, und es erwünscht seyn muß
                              ihn durch ein leicht übersichtliches Verfahren ersetzt zu sehen. Außerdem ist der
                              Bau eines Hohofens mit bedeutenden Anlagekosten verbunden, verlangt, wenn eine
                              größere Production beabsichtigt wird, viel Betriebskraft, und ist jede Unterbrechung
                              seines Ganges – das Aus- und Wiederanblasen – mit so namhaftem
                              Geldaufwande und einem derartigen Zeitverluste verbunden, daß man sich häufig
                              längere Zeit hindurch mit minder günstigen Betriebsresultaten begnügt, um nur diese
                              unvermeidliche Verluste an Zeit und Geld so lange als möglich fernzuhalten.
                           Welche Belästigung die nicht selten vorkommenden Unregelmäßigkeiten des Betriebes
                              selbst, denen nicht immer sogleich begegnet werden kann, verursachen, bedarf nicht
                              erst erwähnt zu werden. Der größte Uebelstand bleibt aber immer der bedeutende
                              Aufwand an verkohltem Brennmaterial, welches außerdem von großer Reinheit seyn muß,
                              um gutes Roheisen zu erhalten.
                           Seit Jahren habe ich mich bemüht, die genannten Uebelstände der Roheisenerzeugung zu
                              beseitigen, die alleinige Anwendung von Gas und so manches Andere versucht, ohne
                              mich längere Zeit hindurch eines entsprechenden Erfolges erfreut zu haben; bis im
                              Jahre 1849 unternommene Reductionsversuche mit Gasen, welche entsprechende Resultate
                              ergaben,Die damals von Hrn. Thoma construirten Generatoren
                                    zum Vergasen von Holz. Torf, Ligniten, allen Steinkohlenarten etc., sowie
                                    die Oefen welche er damals bei der Stabeisenbereitung anwandte, sind im
                                    Jahrgang 1851 des polytechn. Journals, Bd.
                                       CXX S. 272 und 338
                                    beschrieben.A. d. Red. mich endlich auf ein einfaches und entsprechendes Betriebsverfahren führten.
                              Nach diesem wird durch mehrere getrennte, von einander ganz unabhängige und leicht
                              übersichtliche Processe in einfachen und keine großen Anlagekosten und Betriebskräfte bedingenden
                              Apparaten und bei ausgedehnter Verwendung von solchen Brennmaterialsorten, wie sie
                              bisher nur eine wenig verbreitete und quantitativ geringere Benutzung bei der
                              Roheisenerzeugung fanden, wie Torf und namentlich Braunkohlen u. dgl., dasjenige
                              ohne Schwierigkeit erreicht, was bei dem bisherigen Hohofenbetriebe nur bei großer
                              Aufmerksamkeit und mit Brennmaterial von nur guter Beschaffenheit und einem
                              bedeutenden Verbrauche desselben zu erreichen möglich war.
                           Die Vornahme verschiedener Umwandlungen des Erzes, bis daraus Roheisen erhalten wird,
                              in einem einzigen Apparate – dem Hohofen – muß zu weit häufigeren
                              Störungen Veranlassung geben, auch eine solche in irgend einer einzigen
                              Umwandlungszone immer nachtheilig auf alle anderen Vorgänge des Hohofens einwirken.
                              Der Ort und die Natur jener Störungen können ferner nicht immer sogleich richtig
                              erkannt werden, und deßhalb ist der Betrieb weit schwieriger und weniger
                              übersichtlich, als wenn die Reduction, Kohlung und das Einschmelzen der Erze jede
                              für sich in einer besonderen, dem Zweck ganz entsprechend eingerichteten Vorrichtung
                              erfolgt, wie das auch nach meiner Betriebsmethode geschieht.
                           Meine neue Art der Roheisenerzeugung zerfällt:
                           1) in das Rösten der Erze bei Gasflamme und das Zerkleinen
                              derselben, wenn man Stufferze zu verarbeiten hat,
                           2) die Kohlung der gerösteten Erze und
                           3) in das Einschmelzen der letzteren.
                           Beim Rösten und der Kohlung der Erze kommt es zunächst darauf an, ob man Stufferze
                              oder mulmige zu verarbeiten hat, und sind die Apparate in beiden Fällen von
                              verschiedener Construction. Es soll deßhalb zunächst das Rösten und die Kohlung der
                              Stufferze, dann aber diese Processe bei mulmigen beschrieben werden.
                           
                              Rösten der Stufferze.
                              Dieß geschieht in einem Schachtröstofen mit Gasfeuerung. Die Gase werden aus
                                 Torf, Braunkohlen oder sonst einem anderen Brennmaterial erzeugt, wo es aber
                                 seyn kann, Gichtgase hierzu benutzt. – Aus sehr schwefelkiesreichem
                                 Brennmaterial besonders für die Röstung erzeugte Oase müssen in einer eigenen
                                 Vorrichtung durch regenartig herabfallendes Wasser gewaschen werden, wodurch der
                                 Schwefelgehalt der Gase, der auf die Erze nur nachtheilig einwirken würde,
                                 beseitigt wird.
                              Wie bei allen Schachtröstöfen werden die Erze oben aufgegeben und unten durch
                                 zwei Thüren nach beendeter Röstung gezogen.
                              
                              Um einen Schwefel- und Arsengehalt der Erze zu beseitigen, dient eine sehr
                                 einfache Vorrichtung für Erzeugung und Zuleitung von Wasserdampf zu den
                                 glühenden Erzen; Verkohlungsversuche mit überhitzten Wasserdämpfen, welche ich
                                 im Jahre 1845 machte, führten mich zu dieser Art der Beseitigung von Schwefel
                                 und Arsen, die auch etwa gleichzeitig oder etwas früher in Finnland zur
                                 Anwendung kam. Die Entschwefelung erfolgt auf diese Weise sehr vollständig, wie
                                 ich aus dem mehrjährigen Betriebe eines solchen Röstofens ersehen konnte.
                              Die tägliche Leistung eines Gasröstofens ist 400–500 Cntr. sehr
                                 gleichmäßig gerösteter Erze, wobei man den Grad und die Beschaffenheit der
                                 Röstung durch Regulirung der Zuströmung von Gas und atmosphärischer Luft ganz
                                 nach Erforderniß erzielen kann.
                              Wird mit aus Braunkohlen erzeugtem Gase geröstet und sind diese nicht so
                                 schwefelhaltig, daß sie erst gewaschen werden müssen, so ist der tägliche Bedarf
                                 an denselben höchstens 80 Cntr. und bei 400 Ctrn. täglicher Leistung des
                                 Röstofens sonach 20 Pfd. für den Centner geröstetes Erz. An Torf-
                                 mittlerer Güte würden täglich circa 40–60
                                 Kübel à, 12 Kubikfuß erforderlich seyn und
                                 für den Centner geröstetes Erz 1 1/2 bis 1 1/3 Kubikfuß.
                              Alle Maaße und Gewichte sind die österreichischen.
                              Sehr kalkige Erze werden nicht geröstet, sondern sofort zerkleint und dem
                                 nachfolgendem Processe – der Kohlung – unterworfen.
                              Die für die Roheisenerzeugung bestimmten Frisch- und Schweißofenschlacken
                                 verlangen eine besonders sorgfältige Röstung bei Anwendung von vielen
                                 Wasserdämpfen, um theils die Hitze des Röstofens zu mäßigen und bei einer
                                 niedrigeren Temperatur langsam zu rösten, theils auch chemisch auf die Schlacken
                                 einzuwirken, sie überhaupt schwerschmelziger und zugleich für die Kohlung
                                 geeigneter zu machen. Von großem Nutzen ist es, wenn die gerösteten Erze, so
                                 lange sie noch glühen, mit vielem Wasser abgelöscht werden. Sie zerspringen und
                                 das nachherige Zerkleinen wird erleichtert. Auch in Bezug auf die Güte des
                                 Productes ist bei minder gutartigen Erzen eine solche Auslaugung von großem
                                 Nutzen.
                              Das Zerkleinen der Erze geschieht unter Wasserhämmern, wenn sie nicht zu sehr
                                 Neigung haben viel Pochmehl zu geben, sonst aber mit Handfäusteln auf circa 1/3 Kubikzoll große Stücke. Leicht reducirbare
                                 Erze können größer bleiben, schwer reducirbare müssen aber auf die angegebene
                                 Größe zerkleint werden.
                              Die einzelnen Sorten der gerösteten und zerkleinten Erze werden
                                 selbstverständlich gesondert aufbewahrt, welches entweder im Freien, wenn dieselben hierbei
                                 nicht zerfallen, sonst aber in gedeckten Räumen geschehen muß.
                              
                           
                              Kohlung der gerösteten und
                                    zerkleinten Stufferze.
                              Die Kohlung der Erze wird ebenfalls in einem gemauerten Schachtofen
                                 eigenthümlicher Construction vorgenommen, in welchem sie in einem aufsteigenden,
                                 reducirenden, heißen Gasstrome niedergehen, und, nachdem hierbei erst die
                                 Reduction und zuletzt die Kohlung derselben erfolgt, sie auch, ehe sie mit der
                                 atmosphärischen Luft in Berührung kommen, um eine Oxydation zu verhüten,
                                 abgekühlt sind, werden sie mittelst einer besonderen Vorrichtung gezogen.
                                 – Wie bereits erwähnt worden ist, stellt man die hierzu dienenden Gase
                                 aus Torf, Braunkohlen oder sonst einem anderen Brennmaterial besonders her und
                                 müssen die schwefelhaltigen vorher gewaschen werden.
                              Der zur Verbrennung der Gase nöthige Wind wird derartig bemessen, daß nur ein
                                 geringer Theil derselben wirklich verbrennt oder in Kohlensäuregas verwandelt
                                 wird und nicht mehr als eben nöthig ist, um den nicht verbrannten damit bis zur
                                 hohen Rothgluth zu erhitzen. Die Einrichtung der Zuleitungscanäle für die
                                 erhitzten Gase in den Kühlungsöfen befördert die gleichmäßige Erhitzung
                                 derselben.
                              Wie bereits bemerkt worden ist, bewirken diese stark reducirenden, aufwärts
                                 steigenden glühenden Gase die Reduction und zuletzt Kohlung der niedergehenden
                                 Erze in sehr kurzer Zeit. Bei meinen im Jahre 1849 unternommenen Versuchen
                                 erhielt ich in einem für diesen Zweck hergerichteten Gasofen durch die
                                 durchziehenden, hellglühenden Gase schon nach 2 Stunden vollkommen reducirte
                                 Erze, deren reinere Stückchen sich kalt mit dem
                                 Hammer zu ganz dünnen Blättchen austreiben ließen, also vollständig in sehr
                                 zähes und festes Stabeisen umgewandelt waren, und genügte für die Kohlung die
                                 etwa doppelte Zeit.
                              Der Vorgang bei der Reduction und der Kohlung der Erze in dem von mir
                                 construirten Apparate ist ganz derselbe wie in einem Hohofen, wird aber mit minder werthvollem Brennmaterial und möglichster Ersparniß
                                    desselben durchgeführt. – Es kommt zugleich in der geeignetsten
                                 Form, als Gas, zur Anwendung, um jede directe Berührung von Brennmaterial und
                                 Erz und hierdurch etwa veranlaßte Verunreinigung und Verschlechterung des
                                 letzteren zu verhindern. Was also in einem Hohofen und zwar in dessen Schachte
                                 und auf der Rast wirklich erreicht wird, muß auch hier erreicht werden, und meine Versuche haben dieß auch bestätigt.
                              
                              Wie viel Zeit in jedem einzelnen Falle für die Reduction und die Kohlung der Erze
                                 erforderlich ist, muß für jede einzelne Erzsorte besonders empirisch ermittelt
                                 werden. Sie ist, wie aus oben Angeführtem hervorgeht, eine nur geringe, und mit
                                 möglichster Ersparniß an Brennmaterial liefert der Kohlungsofen täglich
                                 100–150 Ctr., ja selbst 200 Ctr. gekohlte Erze, wobei dieselben
                                 25–35 Stunden dem Kohlungsprocesse und der Vorbereitung hierzu im Ofen
                                 ausgesetzt bleiben. Der Bedarf an Braunkohlen ist höchstens 80 Ctr. in 24
                                 Stunden, so daß für den Ctr. gekohlte Erze durchschnittlich 55 Pfd. nöthig sind.
                                 An Torf gewöhnlicher Gattung werden 40–60 Kübel à 12 Kubikfuß oder 3 – 3 1/2 Proc. für den Ctr.
                                 gekohltes Erz verbraucht.
                              Es geht aus der Art und Weise der Reduction und Kohlung hervor, daß man ein von
                                 Silicium freies, festes Product erhalten muß, weil das im Erz enthaltene Eisen
                                 vollständig reducirt und gekohlt wird, ohne einer Hitze ausgesetzt gewesen zu
                                 seyn, bei welcher die Bildung von Silicium erfolgt.
                              Schwefel wird durch das Entschwefelungsrösten mit Wasserdampf sehr vollständig
                                 aus den Erzen entfernt; ein Gleiches findet bei einem Arsengehalte derselben
                                 statt. Außerdem kann durch das Brennmaterial kein Schwefel in das Eisen
                                 gelangen, weil die Erze nicht in unmittelbare Berührung damit kommen, auch, wenn
                                 nöthig, die Gase gewaschen und so ein Schwefelgehalt derselben behoben werden
                                 kann.
                              Es scheint, daß Phosphor nur bei sehr hoher Temperatur vollständig an das Eisen
                                 übergeht, weil aus ein und demselben phosphorhaltigen Erze bei hoher Temperatur
                                 erblasenes Roheisen einen größeren Phosphorgehalt hat als ein bei niederer
                                 Temperatur erzeugtes. Hiernach stände zu erwarten, daß mein Betriebsverfahren
                                 mehr als der bisherige Hohofenbetrieb geeignet seyn dürfte Phosphor vom Eisen
                                 fern zu halten. Ich habe indessen keine Erfahrungen hierüber machen können, weil
                                 die zu meinen Versuchen verwendeten Erze keine Spur von Phosphor enthielten.
                              Mangan wird bei der geringen Hitze im Kohlungsofen nicht an das Eisen übergehen
                                 können, sondern in den erdigen Beimengungen des Erzes verbleiben und bei dem
                                 folgenden Processe zur Bildung einer leichtflüssigen Schlacke und so größerer
                                 Reinheit des Productes wesentlich beitragen.
                              Den für den Betrieb der Kohlungsöfen nöthigen Wind erzeugt man durch einen
                                 Ventilator, und sind für zwei dergleichen Oefen 3–4 Pferdekräfte des
                                 Motors auslangend.
                              Die gekohlten Erze werden, um eine entsprechende Gattirung vornehmen zu können,
                                 jede Sorte für sich aufbewahrt, bis sie zur Verwendung kommen, und müssen gegen
                                 Oxydation geschützt werden.
                              
                           
                              
                              Vorbereitung der mulmigen
                                    Erze.
                              Die Röstung und Kohlung derselben findet in einem mit zwei hintereinander
                                 liegenden Herden versehenen Gasflammofen statt, und zwar auf dem ersten Herde
                                 die Kohlung, auf dem zweiten die Röstung. Das Aufgeben der Erze geschieht durch
                                 Aufgebevorrichtungen in dem Gewölbe des Ofens; durch Thüren in den Seitenwänden
                                 werden die gerösteten, sowie die gekohlten Erze gezogen. Auf dem Röstherde
                                 werden sie bis 6'' hoch ausgebreitet; nachdem sie
                                 etwa 2 Stunden darauf verblieben und dabei oft gewendet wurden, sind sie
                                 auslangend geröstet und können gezogen werden. Sowie dieß geschehen, bringt man
                                 sofort andere ungeröstete auf den Röstherd. Die gezogenen werden, nachdem etwa
                                 darin vorkommende Stufferze zerschlagen und, wenn sie sich als nicht ganz
                                 durchgeröstet erweisen, an den Röstherd zurückgegeben worden sind, mit irgend
                                 einer kohligen Substanz, als zerkleinter, ganz reiner
                                 Braunkohle, sandfreier Kohlenlösche, Sägespänen u. dergl., in dem Verhältniß,
                                 als Kohlenstoff für die Reduction und die Kohlung des im Erze enthaltenen Eisens
                                 nothwendig ist (etwa 10 -15 Proc. vom Gewichte des Erzes) gemengt.
                                 Vorzüglich geeignet zu diesem Kohlenzuschlag ist auch Torf aus den oberen
                                 Partien der Torfmoore. Bekanntlich besteht derselbe zumeist aus einer
                                 schwammigen Masse, in der man die Pflanzen, aus welchen er sich gebildet hat,
                                 noch ganz gut unterscheiden kann. Er ist in seiner Zusammensetzung von der
                                 Holzfaser nicht wesentlich verschieden und enthält von den schwefel- und
                                 phosphorsauren Salzen, wie sie in den Torfmooren und zwar in den tieferen Lagen
                                 häufig vorkommen, keine Spur. Gestochen, getrocknet und zerkleint ist dieser
                                 Torf ein ganz geeigneter Kohlenzuschlag bei der Kohlung der mulmigen Erze;
                                 außerdem gelangt auch eine Torfsorte zur Benutzung, die für andere Verwendung
                                 weniger geeignet ist.
                              Die mit der Kohlensubstanz gemengten Erze werden nun auf den Kohlungsherd
                                 gebracht, dort 2- bis 3 Stunden belassen und während dieser Zeit
                                 ebenfalls oft gewendet. Sie sind dann gekohlt, werden durch die Thüren des Ofens
                                 gezogen und bis zur weitern Verwendung, jede Sorte für sich und gegen
                                 atmosphärische Einflüsse gesichert, aufbewahrt.
                              Die tägliche Leistung eines Ofens ist circa 60 Ctr.
                                 gekohlter Erze, und beim Betriebe mit Braunkohlengas der Bedarf an Braunkohlen
                                 bis 40 Ctr. oder circa 66 Pfd. für den Ctr.
                                 gekohltes Erz. Bei Torfbenutzung wird im letzteren Falle der Bedarf circa 6 Kubikfuß seyn. Auch kann ein solcher Ofen
                                 mit Gichtgasen betrieben werden.
                              
                           
                              Das Einschmelzen der gekohlten
                                    Erze.
                              Dem Einschmelzen geht zunächst eine Gattirung und Beschickung der gekohlten Erze
                                 nach stöchiometrischen Grundsätzen voraus. Hierbei ist auf eine thunlichst
                                 leichtflüssige Schlacke zu sehen und würden, je nach den erdigen Beimengungen
                                 der Erze, die nachstehenden Schlackenzusammensetzungen zu empfehlen seyn.
                              
                                 
                                    1)
                                    56
                                    Proc.
                                    Kieselerde.
                                    30
                                    Proc.
                                    Kalkerde,
                                    14
                                    Proc.
                                    Thonerde;
                                    
                                 
                                    2)
                                    50
                                    „
                                    „
                                    31
                                    „
                                    „
                                    19
                                    „
                                    „
                                    
                                 
                                    3)
                                    40
                                    „
                                    „
                                    38
                                    „
                                    „
                                    22
                                    „
                                    „
                                    
                                 
                                    4)
                                    28
                                    „
                                    „
                                    45
                                    „
                                    „
                                    27
                                    „
                                    „
                                    
                                 
                              Hierbei treten andere Basen in den Erzen, natürlich an die Stelle der in den
                                 obigen Schlackenzusammensetzungen genannten basischen Bestandtheile.
                              Der Einschmelzofen ist nichts Anderes, als ein
                                 Hohofengestell von mittleren Dimensionen nebst einer mit einem Winkel von
                                 60–70º sich daran schließenden Rast und einem cylindrischen
                                 Kohlensacke von 10 bis 12 Fuß Höhe. Derselbe wird mit 5 Formen betrieben, wobei
                                 der Gang ein sehr gleichmäßiger und der Brennmaterialaufwand ein geringer ist.
                                 Doch läßt sich auch jeder bestehende Hohofen von kleineren Dimensionen ganz gut
                                 zu einem Einschmelzofen Herrichten und mit 2–3 Formen betreiben, ja
                                 selbst ein Cupolofen, wenn er unten gestellartig verengt und nicht zu niedrig
                                 ist; also viele Holzkohlen- und die ganz neuen Kohkscupolöfen können als
                                 Einschmelzöfen dienen, nur werden natürlich die Betriebsresultate dann minder
                                 günstig seyn und der entsprechendste Einschmelzofen immer der von mir oben
                                 angegebene 5formige, mit eiserner Ummantelung seyn, in welchem Gestell, Rast und
                                 Schacht aus feuerfesten Ziegeln gemauert oder auch aus Masse ausgestampft wird.
                                 Während also in dem Kohlungsofen auch mit sonst für Roheisenerzeugung nicht
                                 geeignetem Brennmaterial ein wesentlicher Proceß des Hohofens (dabei in einer
                                 Weise, bei welcher man den ganzen Betrieb auf das Vollständigste in seiner
                                 Gewalt hat und bei einem Hitzegrade, der wohl für die Reduction und Kohlung der
                                 Erze auslangt, aber zu gering ist, als daß die dem Eisen schädlichen
                                 Bestandtheile derselben mit ihm eine Verbindung eingehen oder sich überhaupt
                                 bilden könnten) bewirkt wird, findet die letzte Leistung des Hohofens ebenfalls
                                 in einer Vorrichtung statt, die im Vergleich mit einem Hohofen größere
                                 Unabhängigkeit gestattet, indem man einen leicht übersichtlichen Betrieb hat,
                                 bei dem jeder Unregelmäßigkeit sofort begegnet werden kann; denn vom Aufgeben
                                 der gekohlten Erze bis zu deren Anlangen vor den Formen vergehen nur 4–6
                                 Stunden.
                              Ein Ausblasen des Einschmelzofens und eine darauf folgende Reparatur oder ein
                                 neues Zustellen und Wiederanblasen ist in kurzer Zeit zu bewirken, verursacht
                                 geringe Unkosten, ist überhaupt keine Sache von erheblichem Belange. Dabei ist
                                 die Production der eines großen Hohofens gleich, während Gebläse und alle sonstigen
                                 Erfordernisse weniger großartig und theuer eingerichtet zu seyn brauchen. Für
                                 das geeignetste Gebläse halte ich ein Furiet'sches
                                 oder sogenanntes Taucherglockenkolben-Gebläse. Der Einschmelzofen kann
                                 mit Holzkohlen, Kohks oder reinen Torfkohlen, sowie mit reinen
                                 Braunkohlen-Kohks, wenn die Beschaffenheit und Reinheit der vorhandenen
                                 Braunkohlen deren Erzeugung zulässig macht, betrieben werden. Das Zerdrücken
                                 eines Brennmaterials von geringerer Festigkeit durch den Erzsatz hat man in
                                 diesen niedrigen Oefen weniger zu fürchten. Selbst Anthracit ist bei
                                 entsprechender Einrichtung des Umschmelzofens ebenfalls zu verwenden,
                                 namentlich, wenn man Gießerei-Roheisen mit heißer Luft erzeugen will. Der
                                 Bedarf an Brennmaterial für den Umschmelzofen ist, je nach der Reinheit
                                 desselben, 30–40 Pfd. für den Centner Roheisen.
                              Das Anblasen unterscheidet sich von dem eines Hohofens nur dadurch, daß man dabei
                                 weniger sorgfältig zu seyn braucht, wie auch der Betrieb des Einschmelzofens auf
                                 den Grundsätzen des Hohofenbetriebes beruht. Mit dem Satze kann man nach dem
                                 Anblasen so schnell steigen, daß bereits nach 8 Tagen derselbe die normale Höhe
                                 erreicht. Bei diesen mit gekohlten Erzen betriebenen Oefen hat dieß Nichts zu
                                 sagen, da man jeder Störung begegnen kann, ehe sie einen erheblichen Nachtheil
                                 bringt.
                              Den nöthigen Kalkzuschlag wendet man in gebranntem Zustande an. Da auch die Erze
                                 gekohlt aufgegeben werden, so sind die Gichtgase ein wirksamer Brennstoff, der
                                 zum Rösten der Erze, sowie bei mulmigen zum Betriebe des Röst- und
                                 Kohlungsofens, Erhitzung der Gebläseluft und dergl. verwendet werden kann.
                              Was die bewegende Kraft für das Gebläse anbelangt, so wird ein Furiet'sches mit zwei Cylindern von 2 3/4 Fuß
                                 Durchmesser bei 2 3/4 Fuß Hub und 25 Wechseln in der Minute, wobei die
                                 Kolbengeschwindigkeit 2,5 Fuß pro Secunde beträgt,
                                 nur 5 Pferdekräfte des Motors verlangen, 650–700 Kubikfuß Wind mit 3/4
                                 – 1 Pfd. Pressung dem Ofen in der Minute zuführen und für eine tägliche
                                 Production von 150–250 Ctr. und selbst mehr, je nach dem Gehalte der
                                 Erze, auslangen. Selbst für eine tägliche Erzeugung bis zu 1000 Ctr. bietet die
                                 Ofenconstruction keine großen Schwierigkeiten. Hieraus und aus dem geringen
                                 Bedarfs an verkohltem, sowie überhaupt an Brennmaterial, geht wohl zur Genüge
                                 hervor, wie groß die durch Theilung des bisherigen Hohofenprocesses in Kohlung
                                 der Erze und Einschmelzen derselben bewirkten Vortheile sind.
                              Manche der jetzt bestehenden, auf Wasserkraft angewiesenen Holzkohlenhohöfen
                                 haben nur einen Theil des Jahres auslangende Betriebskraft. Da die tägliche Production
                                 eines Einschmelzofens eine große ist und derselbe dort, wo es sich um eine
                                 geringere, durch sonstige Verhältnisse bedingte Jahreserzeugung handelt, nur
                                 wenige Monate im Betriebe zu seyn braucht, der oder die Kohlungsöfen aber wegen
                                 der geringen hierzu nöthigen Betriebskraft das ganze Jahr hindurch im Gange
                                 erhalten werden können, so ist auch in einem solchen Falle, wo bisher wegen
                                 öfteren Wassermangels nur ein beschränkter Hohofenbetrieb geführt werden konnte,
                                 eine geregelte Roheisenerzeugung mit größerer Production und geringen
                                 Erzeugungspreisen durchführbar. Hierdurch wird aber der Nachtheil, in dem bisher
                                 kleinere Wasserwerke gegen große, mit entsprechender Wasser- oder
                                 Dampfkraft versehene Hohofenanlagen standen, behoben.
                              Eine Mitbenutzung von Braunkohlen beim Hohofenbetriebe hat bisher noch nicht
                                 stattgefunden, wenigstens nicht beim regelmäßig fortgesetzten Betriebe. Torf
                                 fand ebenfalls nur eine theilweise Mitbenutzung und oft mit Nachtheilen für die
                                 Qualität des Productes. Nach meiner Betriebsmethode finden beide Brennstoffe
                                 theils ausgedehnte, ja unter Umständen ausschließliche Verwendung, ohne daß
                                 dabei die Güte des Eisens beeinträchtigt werden möchte, indem es z.B. zulässig
                                 ist, die reinsten oberen Torfe eines Moores entsprechend
                                    vorbereitet und verkohlt im Einschmelzofen, die unreineren im
                                 Kohlungsofen zu verwenden und auf diese Weise gutes Roheisen nur mit Torf zu erzeugen. Es ist dieß ein für manche
                                 Gegenden sehr wichtiger Umstand. Ueberhaupt dürfte häufig dort eine schwunghafte
                                 Eisenfabrication wieder ins Leben gerufen werden, wo solche bereits durch die
                                 Zeitverhältnisse viel von ihrer früheren Bedeutung verloren hat, namentlich wenn
                                 man die Stabeisendarstellung bei Gas damit in Verbindung bringt.
                              Um die große Wichtigkeit meiner Roheisenerzeugungs-Methode an einem
                                 bestimmten Beispiele nachzuweisen, führe ich die Productionskosten an, die sich
                                 durch Einführung derselben auf dem oberungarischen Eisenwerke S. ergeben würden.
                                 Vor Ausbruch des letzten italienischen Krieges wurde dort deren Einführung
                                 beabsichtigt, und war ich daher in der Lage, mich mit allen örtlichen
                                 Verhältnissen bekannt zu machen.
                              1 Kubikfuß Buchenkohlen kostet in S. incl. Anfuhr 14 kr. östr.
                                 Währ.,
                              1 Ctr. Braunkohlen guter Qualität 18 kr. östr. Währ.
                              Die Gattirung der Erze, die fast nur Stufferze sind, würde aus 3 Ctnrn. weichen
                                 Glänzen, 8 Ctnrn. kalkigem Brauneisenstein und 1 1/2 Ctnrn. gutartigen
                                 Frisch- und Schweißofenschlacken zu bestehen haben und bedarf keines
                                 Zuschlages.
                              Der Ctr. in dieser Gattirung enthaltenen Roheisens kostet 70 kr. östr. Währ, und
                                 wird solche mit 38 Proc. ausgebracht. Der Centner gekohltes Erz kommt wegen
                                 der billigen Braunkohlen auf 79 kr. zu stehen und enthält circa 70 Proc. Roheisen, und wird sonach der Ctr. davon, nach meiner
                                 Methode dargestellt, kosten:
                              
                                 
                                    143 Pfd. gekohltes Erz, à Ctr. 79 kr 
                                    1 fl. 47 kr.
                                    
                                 
                                      40 Pfd. Buchenkohlen, 12 Pfd. = 1 Kbfß.
                                       à 14 kr.
                                    – fl. 47 kr. 
                                    
                                 
                                    Arbeitslöhne und gesammte Nebenkosten
                                    – fl. 27 kr.
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––––––
                                    
                                 
                                    Summa
                                    1 fl. 83 kr. östr Währ.
                                    
                                 
                              Aus derselben Beschickung kommt die Erzeugung eines Centners Roheisen nach dem
                                 bisherigen Verfahren auf 2 fl. 53 kr. oder 70 kr. theurer zu stehen. Dieser
                                 pecuniäre Vortheil ist aber nicht der einzige, der sich durch Einführung meiner
                                 Methode für jene gegenwärtig im Kaltlager stehende Werke in S. ergeben würde,
                                 namentlich wenn man das Roheisen bei Braunkohlengasfeuerung zu Stabeisen
                                 verarbeiten würde.
                              Es stehen jährlich 4000 Kubikklafter à 216
                                 Kubikfuß eigenes Buchenholz für die Werke zur Disposition, Erze und Braunkohlen
                                 in jeder beliebigen Menge. Mit jenen 4000 Kubikklaftern könnte man nach dem
                                 bisherigen Verfahren und sonst guten Verkohlungs- und Betriebsergebnissen
                                 43000 Ctr. Roheisen darstellen und daraus bei Braunkohlengas-Feuerung und
                                 Walzwerkesbetrieb 30,000 Ctr. verschiedenes Stabeisen. Bei tüchtiger
                                 Administration und guten Betriebsresultaten würde sich der Erzeugungspreis auf 5
                                 fl. 44 kr. östr. Währ, herausstellen.
                              Nach meiner Methode könnten aber bei 4000 Kubikklafter Buchenholz und
                                 Mitbenutzung von Braunkohlen mindestens jährlich 116,000 Ctr. Roheisen erzeugt
                                 werden, woraus bei Anwendung von Braunkohlengas als Feuerung beider
                                 Stabeisenerzeugung 85,000 Ctr. verschiedenes Stabeisen erfolgen möchten und der
                                 Centner wegen des um 70 kr. billigeren Roheisens zu 4 fl. 50 kr. östr. W.
                                 dargestellt werden könnte. Es ergibt sich hiernach bei einem durchschnittlich en
                                 Verkaufspreise von 8 fl. 40 kr. im ersteren Falle ein Gewinn von 2 fl. 96 kr.
                                 östr. W., im letzteren von 3 fl. 90 kr. östr. W. für den Ctr. und darnach im
                                 ersteren Falle ein jährlicher Ertrag von 88,500 fl. östr. W., im letzteren aber
                                 von 331,500 fl.
                              Dieser auf wirklich vorhandene Verhältnisse sich beziehende Fall erweist wohl zur
                                 Genüge die Wichtigkeit, welche die Umänderung des bisherigen Hohofenbetriebes in
                                 mein Verfahren in national-ökonomischer Hinsicht hat.
                              Daß das billig dargestellte und reine Roheisen, namentlich wenn man im
                                 Schmelzofen auf einen kaltgaaren Gang sieht, auch für die Stahlerzeugung nach
                                 der in Schweden zur Geltung gekommenen Bessemer'schen
                                 Methode besonders geeignet seyn muß, ist mit Sicherheit anzunehmen.
                              
                              Möge meine mit nicht unerheblichen Opfern an Zeit und Geld begründete
                                 Betriebsmethode den Zweck, den ich dabei stets vor Augen hatte, erfüllen zur
                                 Hebung des deutschen Eisenhüttengewerbes beitragen, und überhaupt den Nutzen
                                 herbeiführen, den zu bringen sie jedenfalls geeignet ist.