| Titel: | Ueber den von Hrn. Roche erfundenen Vorwärmer für das Speisewasser der Dampfkessel; Bericht von Hrn. Tresca. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LXVII., S. 259 | 
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                        LXVII.
                        Ueber den von Hrn. Roche erfundenen Vorwärmer für
                           das Speisewasser der Dampfkessel; Bericht von Hrn. Tresca.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Februar 1860, S. 65.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Ueber Roche's Vorwärmer für das Speisewasser der
                           Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Hr. Roche hat einen Speisewasserbehälter für
                              Dampfmaschinen der Prüfung von Seiten der Société d'Encouragement unterstellt, welchen er bereits auf
                              verschiedenen Hütten ausgeführt hat und welcher es ihm möglich macht, das
                              Speisewasser vor seinem Eintritte in den Dampfkessel auf eine Temperatur bis zu
                              100º C. zu erwärmen.
                           Es ist bekannt, daß in den meisten Etablissements welche durch Dampfmaschinen ohne
                              Condensation betrieben werden, der abgehende Dampf durch ein Schlangenrohr oder
                              durch ein Rohr geht, welches in das Reservoir taucht, aus dem die Speisepumpe ihr
                              Wasser zieht. Mau erhält durch dieses Verfahren leicht eine Temperatur von circa 60º C., ohne dabei einen Gegendruck auf den
                              Dampfkolben hervorzubringen; denn, wenn in der That der Widerstand gegen das
                              Entweichen des Dampfes einen Gegendruck auf die Maschine veranlassen kann, so muß
                              auf der andern Seite die Berührung der metallischen Oberfläche mit dem dieselbe
                              umgebenden Wasser eine theilweise Condensation bewirken, welche notwendigerweise die
                              Menge des abzuführenden Dampfes vermindert und dadurch einen entsprechenden Vortheil
                              gewährt. Mau nimmt daher an, daß eine größere Erhöhung der Temperatur des
                              Speisewassers im Vorwärmer einen wirklichen Nutzen bringt, welchem gegenüber ein
                              schädlicher Einfluß nicht stattfindet.
                           Der Vorwärmapparat des Hrn. Roche verbindet den
                              ursprünglichen Vorwärmer und den Condensator, und vereinigt die respectiven
                              Vortheile derselben. Er besteht aus einem ringsum geschlossenen blechernen Behälter
                              von länglich-viereckiger Form; dieser Behälter ist in zwei Abtheilungen durch
                              eine verticale Scheidewand getheilt, welche zwar von oben bis unten geht, aber am
                              untern Ende eine freie Communication zwischen den beiden Abtheilungen gestattet; er
                              ist bis zu einer gewissen Höhe mit Wasser gefüllt, welches also in die beiden Theile
                              des Apparates tritt. In den Deckel von einem derselben, z.B. des linken Raumes,
                              endigen zwei Rohre, das eine für den Eintritt, das andere für den Austritt des
                              entweichenden Dampfes.
                              Der Dampf, welcher mit einer gewissen Geschwindigkeit einströmt, verdichtet sich
                              theilweise durch die Berührung mit der Oberfläche des Wassers im Behälter; der
                              verbliebene Dampf geht durch eine krumme Röhre, eine Art umgekehrten Hebers, in die
                              rechte Abtheilung, wo ebenfalls eine Condensation sich vollzieht, und entweicht aus
                              derselben durch ein drittes Rohr in die freie Luft.
                           Das Wasser des Behälters erhitzt sich also durch die theilweise Condensation des
                              Dampfes in einem verschlossenen Raume. Ein Gegendruck gegen die Maschine entspringt
                              aus dieser Einrichtung nicht, und die latente Wärme des Dampfes wird vollständiger
                              zur Benutzung gebracht als bei einer Abkühlung, welche durch eine metallische
                              Oberfläche vermittelt wird.
                           Aus dem so vorgewärmten Wasser saugt nun die Speisepumpe; der Wasserstand im
                              Vorwärmer wird in gleicher Höhe mittelst eines in der linken Abtheilung angebrachten
                              Schwimmers erhalten, welcher, so oft es erforderlich ist, durch einen Mechanismus
                              ein mit einen: höher liegenden Reservoire in Verbindung stehendes Leitungsrohr für
                              kaltes Wasser öffnet oder schließt.
                           Wir erhielten Zutritt in die Werkstatt des Artillerie-Centraldepots (place St. Thomas-d'Aquin in Paris), woselbst ein
                              Vorwärmer von Roche für eine Dampfmaschine nach Farcot'schem Systeme, mit einem Dampfkessel mit zur Seite
                              liegenden Siederöhren, aufgestellt ist. Daselbst überzeugten wir uns:
                           1) daß die Temperatur des Wassers im Behälter gewöhnlich
                              97º C.
                           2) daß die Speisepumpe ungeachtet dieser hohen Temperatur
                              regelmäßig arbeitet, obschon sie so gestellt war, daß sie auf eine Höhe von 20 bis
                              25 Centimeter ansaugen mußte; es würde indessen besser seyn, diese Pumpe weiter
                              herunter in das Niveau des Wassers im Behälter zu setzen, damit ihr Spiel noch
                              gesicherter würde;
                           3) daß der Behälter, obgleich er gut ausgeführt worden ist,
                              aufeinanderfolgende Ausdehnungen und Zusammenziehungen erleidet, woraus auf einen
                              großen Wechsel des Druckes zu schließen ist;
                           4) daß die Ausscheidung von kalkigen Theilen aus dem unreinen
                              Wasser im Behälter eine sehr bedeutende ist, welche sowohl den seitlichen
                              Siederöhren als auch dem Dampfkessel zu gute kommen muß.
                           Das Zeugniß des der Anstalt vorgesetzten Oberst Treuille
                              läßt keinen Zweifel über die Wirksamkeit des Apparates in dieser Beziehung übrig.
                              Wenn man dafür Sorge trägt, daß die Mündung der Saugröhre möglichst hoch über dem
                              Boden des Behälters angebracht wird, so bewirkt der Apparat eine theilweise Beseitigung der
                              incrustirenden Bestandtheile des Wassers, was sehr vorteilhaft ist.
                           Was nun die Ersparniß anbetrifft, welche durch Anwendung dieses Apparates erreicht
                              wird, so konnte diese in der genannten Anstalt nicht festgestellt werden. Hr. Roche versichert uns in dieser Hinsicht, daß er mit den
                              Abnehmern seiner Apparate dahin contrahire, daß ihm 20 bis 25 Procent von der durch
                              solche bewirkten Ersparniß an Brennmaterial zu gute kommen.
                           Angenommen, das Speisewasser hätte eine Temperatur von 0º, so könnte der
                              Apparat von den zur Dampfbildung erforderlichen 650 Wärmeeinheiten 100 ersparen,
                              oder 15 Procent des Brennmaterials. Diese Ziffer ist also das kaum realisirbare
                              Maximum, und wenn man z.B. Speisewasser von 40º C. verwendet, so beträgt der
                              Gewinn nur noch 60 W. E. auf 650, folglich 9 bis 10 Procent Brennmaterialersparniß.
                              Wenn man zu diesen: Vortheile denjenigen der Verminderung der Incrustirung hinzu
                              rechnet, so dürfen wir mit Recht behaupten, daß in allen Fällen, wo man zur
                              Anwendung von Dampfmaschinen ohne Condensation genöthigt ist, der Apparat von Roche einen wesentlichen Vortheil gewährt.
                           Wir müssen jedoch bemerken, daß diese Fälle nicht häufig sind und daß sie im
                              Allgemeinen sich auf diejenigen reduciren, wo die Kraft der Maschine eine sehr
                              begränzte oder das Wasser in nur geringer Menge vorhanden ist; die
                              Condensationsdampfmaschinen verbrauchen nämlich noch 400 Kilogr. kaltes Wasser pro Pferdekraft und pro
                              Stunde.
                           Die große Quantität Wasser, welche zur Condensation erforderlich ist, bildet ein
                              unübersteigliches Hinderniß für die meisten locomobilen Dampfmaschinen und die
                              Locomotiven. Was die ersteren anlangt, so könnte die Anwendung von Vorwärmern eines
                              beliebigen Systems, wegen der durch sie herbeigeführten Ersparnisse, bei derartigen
                              Maschinen von geringer Kraft sich vielleicht verallgemeinern, weil sich diese
                              Maschinen durch eine einfache Construction auszeichnen. Was aber die Locomotiven
                              betrifft, so hat Hr. Roche bis jetzt es noch nicht dahin
                              bringen können, daß die Anwendung seines Apparates nur versucht worden ist; dieses
                              hat wohl darin seinen Grund, daß der Apparat zur Complicirtheit der Construction
                              dieser Maschinen noch beitragen würde; es unterliegt indessen keinem Zweifel, daß
                              eine wesentliche Ersparniß durch denselben erreicht werden würde, wobei jedoch der
                              Einfluß gegen die Ansehung von Kesselstein bei weitem nicht so stark hervortreten
                              würde, wie bei den stationären Dampfmaschinen.
                           
                        
                           
                           Beschreibung des Vorwärmers für das
                                 Speisewasser der Dampfkessel.
                           Fig. 18 ist
                              die Seitenansicht des Apparats;
                           Fig. 19 der
                              verticale Durchschnitt nach der Linie XY der Fig. 20;
                           Fig. 20 der
                              Grundriß.
                           A ist ein länglich-viereckiger, ringsum
                              geschlossener Behälter, welcher auf einem gemauerten Fundamente steht; seine Wände
                              bestehen aus zusammengenieteten Blechplatten von 3 bis 4 Millimeter Stärke. Dieser
                              Behälter ist in zwei Abtheilungen a und b (Fig. 19), von denen die
                              eine etwa noch einmal so groß als die andere ist, vermittelst einer verticalen
                              blechernen Scheidewand getheilt, welche von oben bis unten reicht und unten mit
                              einer die Communication der beiden Räume herstellenden Oeffnung versehen ist.
                           B ist ein Wasserstandsglas des Behälters.
                           C ist ein Rohr für die Zuleitung des Wassers aus einem
                              höherliegenden Reservoire, welche durch das Ventil s
                              regulirt wird.
                           s ist ein Ventil, dessen Sitz auf einer innerhalb der
                              Röhre C (Fig. 19) befindlichen
                              Haube ruht, und dessen Stengel mit dem Hebel 1 in Verbindung steht.
                           l ist der die Stellung des Ventils s bestimmende Hebel, welcher seinen Stützpunkt an der
                              innern Seitenwand des Behälters hat und durch den Balancier E in Bewegung gesetzt wird.
                           D ist ein Schwimmer in der größern Abtheilung des
                              Behälters, welcher vor der Einwirkung des Dampfes durch eine Röhre geschützt wird,
                              in der er sich bewegt.
                           E ist ein Balancier, dessen Achsenlager auf dem Behälter
                              steht; auf der einen Seite mit dem Schwimmer D, auf der
                              andern mit dem Hebel l in Verbindung stehend, dient er
                              zur Fortpflanzung der Bewegungen des Schwimmers auf diesen Hebel, so daß also durch
                              das Herabsinken oder Steigen des Schwimmers das Oeffnen oder Schließen des Ventils
                              s veranlaßt wird.
                           F ist das Abflußrohr für das Speisewasser, mit einem
                              Hahne versehen;
                           G ist das Rohr, durch welches der abgehende Dampf
                              zutritt;
                           H ist eine Leitung, welche den nicht condensirten Dampf
                              aus der Abtheilung a nach der Abtheilung d führt;
                           J ein in die Atmosphäre ausmündendes Rohr, welches den
                              Austritt des überschüssigen Dampfes, der im Raum b sich
                              nicht mehr condensiren konnte, vermittelt;
                           
                           K ein an dem Rohre C und
                              oberhalb des Ventiles s angebrachter Hahn, welcher
                              während des Ganges immer geöffnet bleibt;
                           L, L' sind Mannlöcher zum Reinigen des Apparates;
                           M ist ein Ablaßhahn.
                           Die Figuren
                                 21, 22
                              und 23
                              stellen die Einrichtungen dar, welche Roche für die
                              Anwendung seines Princips bei den Locomotiven
                              vorschlägt.
                           Fig. 21 ist
                              eine Seitenansicht und ein theilweiser Durchschnitt vom Nasserkasten des
                              Tenders;
                           Fig. 22 ist
                              eine theilweise Seitenansicht des Dampfkessels;
                           Fig. 23 ist
                              ein theilweiser verticaler Durchschnitt durch die Achse des Dampfkessels.
                           N ist das Auffangrohr des Dampfes; es liegt ein wenig
                              unter dem Abgangsrohre des Dampfes und nimmt einen Theil des Dampfes auf, während
                              der andere Theil vom Zuge der Esse fortgeführt wird, welcher durch eine Verengung
                              der Mündung dieser letztern regulirt wird.
                           Das Dampfrohr N geht durch die Schornsteinwand (Fig. 22) und
                              steigt an der Feuerbüchse herab; nachdem es an dem Dampfkessel entlang sich
                              hingezogen hat, tritt es in den Tender, mit welchem es durch eine Nuß verbunden
                              wird, erhebt sich dann an der Wand des Wasserkastens des Tenders (Fig. 21) und mündet
                              endlich in diesen Kasten neben der Kurbel, mittelst welcher der Gang der Speisepumpe
                              regulirt wird.
                           P ist das Rohr, durch welches der nicht condensirte
                              Dampf in die Atmosphäre entweicht.
                           Der Wasserkasten des Tenders kann in zwei oder drei Abtheilungen getheilt werden,
                              welche mit einander, wie dieß bei der beschriebenen Einrichtung der Fall ist,
                              communiciren.
                           Q ist das Saugrohr der Speisepumpe, auf welchem das von
                              Oben her gehandhabte Ventil v liegt. Da es von
                              Wichtigkeit ist, daß das dem Dampfkessel zuzuführende Wasser der oberen Schicht des
                              Kastens entnommen wird, wo die Temperatur immer höher ist, so hat der Erfinder
                              hierzu folgende Einrichtung getroffen:
                           d ist ein Sack aus wasserdichter Leinwand, welcher das
                              Ventil v umschließt und auf den Boden des Kastens
                              mittelst eines Reifes aufgeschraubt ist. Sein oberes Ende ist an einen Schwimmer o befestigt, welcher allen Veränderungen des
                              Wasserstandes folgt und geleitet von den an Stangen t, t
                              frei gleitenden zwei Ohren, in verticaler Richtung sich bewegt. Da der Sack an dem
                              Schwimmer fest anliegt, so kann offenbar nur Wasser aus den oberen Schichten in den
                              Sack d hinein und folglich nach dem Ventile v gelangen. Der Sack d ist
                              wie ein Blasebalg gefaltet, damit er sich regelmäßig zusammenlegen kann, wenn der
                              Schwimmer heruntersinkt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
