| Titel: | Ueber die Anfertigung der Kohlenelemente für Bunsen'sche Batterien; von J. Young. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. LXXIII., S. 279 | 
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                        LXXIII.
                        Ueber die Anfertigung der Kohlenelemente für
                           Bunsen'sche Batterien;
                           von J. Young.
                        Aus dem Practical Mechanic's Journal, März 1860, S.
                              310.
                        Mit Abbildungen.
                        Young, über die Anfertigung der Kohlenelemente für Bunsen'sche
                           Batterien.
                        
                     
                        
                           Bis jetzt bezog man in England die präparirte Kohle für Bunsen'sche Batterien fast ausschließlich vom Continent. Prof. Bunsen gab zur Anfertigung der Kohlenelemente folgende
                              Vorschrift: „man glüht ein durchgesiebtes Gemenge von beiläufig 1 Theil
                                 völlig ausgeglühten Kohks und 2 Thln. ebenfalls fein pulverisirten möglichst
                                 backenden Steinkohlen bei mäßigem Kohlenfeuer in eisenblechernen Formen; um der
                                 auf diese Art bereiteten Kohlenmasse die nöthige Dichtigkeit zu ertheilen,
                                 tränkt man sie in concentrirter Zuckerlösung, trocknet sie darauf, bis der
                                 Zucker in der Form wieder fest geworden ist, und glüht sie nochmals;
                                 Leitungsfähigkeit und elektromotorische Kraft erlangt die Kohle erst dadurch,
                                 daß man sie in einem mit Kohlenstücken angefüllten, bedeckten, feuerfesten
                                 Gefäße der mehrstündigen Einwirkung einer starken Weißglühhitze aussetzt, was am
                                 leichtesten in einem gewöhnlichen Töpferofen geschieht.“Polytechn. Journal Bd. LXXXIV S. 379. Hr. J.
                              Young, Ingenieur der Dalkeith Gasanstalt, bemühte sich
                              vergeblich, nach dieser Vorschrift bei Anwendung der besten Newcastle Kohks und der
                              vorzüglichsten englischen Backkohle hinreichend dichte und von Rissen freie
                              Kohlenelemente zu erzielen.
                           Nach zahlreichen Versuchen fand er, daß die Kohks, welche von der Cannelkohle des
                              Marquis von Lothian in der Gasretorte zurückbleiben, am geeignetsten sind,
                              wahrscheinlich wegen des geringen Aschengehalts dieser Kohks, welcher höchstens 7
                              Proc. beträgt. Die besten Resultate erhielt er mit 64 Gewichtstheilen Kohks und 36
                              Gewichtstheilen englischer Backkohle, welche pulverisirt, gut gemengt und dann mit
                              Zuckersyrup oder dünnem Stärkekleister angefeuchtet wurden, bis die Masse, mit der
                              Hand zusammengedrückt, ihre Form behielt. Der Stärkekleister hatte die Consistenz
                              eines Schleimes, der Syrup bestand aus 1 Th. Zucker auf 1 1/2 Th. Wasser. Die so
                              präparirte Mischung wurde fest in Formen von den geeigneten Dimensionen gepreßt und
                              nach dem Herausnehmen die Kuchen getrocknet. Der Zusatz von Zucker oder Stärke
                              veranlaßt die Adhärenz der Kohks- und Backkohlen-Theilchen, so daß sie
                              die Gestalt der Form behalten und nach dem Trocknen einen harten Kuchen darstellen,
                              welcher dicht in die Verkohkungsform gepackt werden kann. Am besten geschieht das
                              Ausbrennen oder Verkohlen in einer Gasretorte, in welche man vorher ein wenig Kohle
                              gebracht hat, um den Sauerstoff der Luft zu verzehren. Die Büchse oder Form, in
                              welche die Kohlenziegel gepackt wurden, enthielt während des Ausbrennens
                              gleichzeitig dreizehn Stück. Die Länge der Büchse entsprach der Stärke aller
                              dreizehn Ziegel, einschließlich der 1/8 Zoll starken Eisenplatten, welche die
                              einzelnen Ziegel von einander trennten, um ihr Zusammenbacken zu hindern. Die Breite
                              der Büchse entsprach der Länge der Kohlenziegel, und ihre Tiefe der Breite der
                              Ziegel. Diese Form mit ihrem Deckel war so construirt, daß die eingeschlossenen
                              Ziegel während des Ausbrennens zwischen den Platten stark zusammengedrückt werden
                              konnten, weil sonst in Folge des Aufschwellens der Backkohle (durch die entwickelten
                              Gase) die Ziegel zu porös ausfallen würden. Die Form mit ihrem Inhalt blieb bei
                              Heller Kirschrothglühhitze ungefähr anderthalb Stunden in der Retorte; nach dem
                              Herausnehmen wurde sie bis zum Erkalten mit trockenem Kohlenstaube bedeckt, um das
                              Eindringen der Luft durch die Ritzen am Deckel herum und deren Einwirkung auf die
                              Ziegel zu verhindern. Die gebrannten Ziegel haben eine glatte Oberfläche, weil die
                              Eisenplatten die aus der Backkohle ausschwitzende geschmolzene Masse
                              zusammenpressen, es fehlt ihnen aber noch die Leitungsfähigkeit und
                              elektromotorische Kraft, welche ihnen durch das folgende Verfahren ertheilt
                              werden.
                           
                           Von hier an ist Young's Verfahren neu; er schließt die
                              Poren der Kohks dadurch, daß er dieselben mit Steinkohlentheer tränkt und sie dann
                              ausglüht, also mittelst des aus dem zersetzten Theer freigewordenen Kohlenstoffs.
                              Die Anwendung des Zuckersyrups wäre zu diesem Zweck zu kostspielig und zu
                              langwierig, weil er zu wenig Kohlenstoff hinterläßt, daher das Tränken der
                              Kohksziegel mit Syrup, nachherige Trocknen und Ausglühen derselben zu oft wiederholt
                              werden müßte. Als der verwendete Syrup aus gleichen Gewichtstheilen Zucker und
                              Wasser bestand, betrug der fixirte Kohlenstoff nur 13 Proc. der absorbirten
                              Flüssigkeit, oder 26 Procent des aufgelösten Zuckers. Den anzuwendenden
                              Steinkohlentheer erhitzt man vorerst auf 150º Cels., um die flüchtigen Oele
                              abzutreiben, und taucht dann, während er noch heiß ist, die Kohksziegel hinein, bis
                              sie sich voll gesogen haben und auf den Boden gesunken sind, worauf sie sofort der
                              Rothglühhitze ausgesetzt werden; der hierbei in denselben zurückgebliebene
                              Kohlenstoff betrug 32 1/2 Proc. des absorbirten Theers. Ein dreimaliges Eintauchen
                              in Theer mit jedesmaligem Erhitzen auf eine hohe Temperatur genügt, um die Poren der
                              Kohksziegel vollständig zu schließen. Vor dem letzten Tränken mit Theer werden die
                              Kohksziegel auf einem flachen Steine zu der erforderlichen Gestalt geschliffen; zum
                              Schleifen wendet man ein wenig Wasser an, aber nur so viel, daß es mit dem
                              abgeschliffenen Kohlenpulver einen Teig bilden kann. Da die Kohlen jetzt noch
                              absorbirend sind, so saugen sie das Wasser aus dem Teige ein, während das zarte
                              Kohlenpulver die Poren auf ihrer Oberfläche verstopft und dieselbe dicht macht. Nun
                              werden die Kohlen nochmals in Theer getränkt und bei hoher Temperatur geglüht,
                              wornach sie durch Ebnen und Glätten auf einem flachen Steine die letzte Vollendung
                              erhalten.
                           Wir wollen nun das ganze Verfahren zusammenfassen und die dabei anzuwendenden
                              Apparate beschreiben. Angenommen, man habe sich auf oben angegebene Weise eine zum
                              Formen geeignete Mischung von gepulverten Kohks und Backkohlen hergestellt, so wird
                              sie zwischen die zwei Stücke E, E der Form Fig. 1 fest hineingeschlagen, wodurch das
                              Kohlenelement die erforderliche Länge erhält, und die Masse dann an der Oberfläche
                              glatt gestrichen. Um den Ziegel aus der Form zu nehmen, treibt man den Keil D zurück, wodurch der Ziegel mit den Stücken E, E von C abgelöst wird;
                              dann trennt man durch einige schwache Schläge die Stücke E,
                                 E vom Ziegel ab, beseitigt dieselben und bringt den zurückgebliebenen
                              Ziegel an einen warmen, luftigen Ort zum Trocknen. Wenn die Mischung die gehörige
                              Consistenz hatte, ist die geformte Kohle sehr cohärent und etwas biegsam; wegen des
                              letztern Umstandes muß man sie auf ein gerades Bret legen, bis sie so hart geworden
                              ist, daß die Ziegel behufs des völligen Austrocknens in durchbrochenen Schichten über einander gelegt
                              werden können. Diese getrockneten und daher harten Kohlenziegel verdanken ihre
                              Cohäsion nur dem als Bindemittel angewandten Zuckersyrup oder Stärkekleister.
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 156, S. 282
                              Sie müssen nun verkohlt oder gebrannt werden. Hierzu packt
                                 man sie in eine Büchse oder einen Kasten von der in Fig. 2 dargestellten Form; die Breite dieses Kastens entspricht der
                                 Länge der Kohlenziegel. Zwischen je zwei Ziegeln wird eine Eisenplatte zu dem
                                 früher angegebenen Zweck eingeschaltet, wie es Fig.
                                    2 zeigt.
                              
                           
                              
                              Fig. 2., Bd. 156, S. 282
                              Auf die ganze Füllung des Kastens wird dann Kohlenstaub
                                 gestreut und an den Kasten mit einem Hammer geklopft, damit der Kohlenstaub in
                                 die Zwischenräume fällt. Dann wird der Deckel auf den Kasten gelegt, so daß
                                 dessen Ende D der letzten Eisenplatte anliegt, und
                                 ein Keil zwischen dem Ende D und dem vorstehenden
                                 Stück B schwach eingetrieben. Der Deckel ist so
                                 breit, daß er bis zu dem Ende D auf den Seiten des
                                 Kastens aufliegt; die senkrechte Platte D an seinem
                                 Ende aber paßt in den Kasten hinein, daher durch Eintreiben des Keils zwischen
                                 B und D die Ziegel
                                 zwischen den Eisenplatten zusammengepreßt werden. Der Kasten mit seinem Inhalt
                                 kann nun in die Gasretorte gebracht werden, wie es früher beschrieben wurde.
                              
                           Um die so dargestellten gebrannten Kohlenziegel nach ihrem Tränken mit
                              Steinkohlentheer auszuglühen, legt man deren 12–20 in einen langen
                              halbkreisförmigen Trog (eine Rinne) von Eisenblech, welche man, nachdem die
                              Gasretorte mit Steinkohlen beschickt worden ist, über letztere hineinschiebt, so daß
                              sie sich zunächst der Decke der Retorte befindet. Der Trog bleibt in der Retorte bis
                              dieselbe entladen wird, also beiläufig 3 1/2 Stunden. Während dieses Ausglühens
                              setzt sich auch noch Kohlenstoff aus dem Leuchtgase in den Poren der Ziegel ab. Nach
                              dem Herausnehmen aus der Retorte werden die Kohlenziegel ausgebreitet, um sie so
                              schnell als möglich abzukühlen; nach dem Erkalten werden sie schließlich in
                              beschriebener Weise auf einem Stein eben geschliffen und geglättet.
                           Young's Kohlenelemente sind sehr kräftig elektronegativ,
                              von gleichförmiger Structur, und widerstehen der Einwirkung der Salpetersäure
                              gut.