| Titel: | Verbesserungen in der Construction der Geschütze und Gewehre, welche sich Joseph Whitworth zu Manchester am 29. August 1859 patentiren ließ. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. CI., S. 410 | 
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                        CI.
                        Verbesserungen in der Construction der Geschütze
                           und Gewehre, welche sich Joseph
                              Whitworth zu Manchester am 29. August
                              1859 patentiren ließ.
                        Aus dem London Journal of arts, Mai 1860, S.
                              271.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Whitworth's Verbesserungen in der Construction der Geschütze und
                           Gewehre.
                        
                     
                        
                           Vorliegende Verbesserungen beziehen sich auf Kanonen und Gewehre, welche von
                              rückwärts geladen werden, wozu man sich als hinteres Verschlußstück einer
                              beweglichen Schraube bedient, ferner auf die zugehörige Munition.
                           Fig. 11
                              stellt meinen Apparat zum Rückwärtsladen der Kanonen im
                              Horizontaldurchschnitte dar. a ist das Rohr; b das inwendig mit einem Schraubengewinde versehene
                              Verschlußstück; c eine Handhabe; d ein um den Bolzen e scharnierartig
                              beweglicher Ring; f ein an das Rohr a geschraubter Ring; g die
                              Pulverbüchse; h der Fettpfropf und i das Geschoß. An seinem hinteren Ende ist das Rohr a mit Schraubengängen versehen, welche zunächst den
                              festen Ring f, ferner das Verschlußstück b aufnehmen, welches mittelst der Handhabe c auf- und abgeschraubt werden kann. Durch ein in
                              der Mitte des Verschlußstückes oder der Schwanzschraube b befindliches Loch wird der Bolzen j
                              geschraubt; in diesem Bolzen befindet sich ein enges Loch zum Einschieben des
                              Frictionszünders, mit dessen Hülfe die Kanone abgefeuert wird.
                           Um die Kanone zu laden, schraubt man die Schwanzschraube b mittelst der Handhabe c vom Rohr ab und
                              dreht sie dann in ihrem beweglichen Ring d zur Seite.
                              Hierauf wird das Geschoß i in das Rohr geschoben, und
                              auf dieses die Büchse g mit der Pulverladung und dem
                              Pfropf h. Da die Büchse an ihrem Bodenende etwas weiter
                              ist, so geht sie nicht ganz in das Rohr hinein, sondern ragt noch ein wenig über das
                              Ende des letzteren hervor. In der Schwanzschraube b
                              befindet sich eine dieser Hervorragung entsprechende Vertiefung. Während die
                              Schwanzschraube losgeschraubt wird, ruht sie in dem beweglichen Ring d. Nach erfolgter Ladung wird sie wieder auf das Rohr
                              geschraubt, und der Frictionszünder in den Bolzen j
                              gesteckt. Das Geschütz ist nun schußfertig. Nach dem Abfeuern wird die
                              Schwanzschraube b losgeschraubt und zurückgedreht. Dann
                              wird das hervorragende Ende der zurückgebliebenen Patronenhülse g mit der Hand oder mittelst eines geeigneten Instrumentes gefaßt,
                              herausgezogen und mit ihm die verunreinigenden Rückstände der Explosion
                              entfernt.
                           Das nämliche Princip läßt sich auch leicht auf rückwärts zu ladende Gewehre anwenden.
                           Die Figuren 12
                              und 13
                              stellen meine Patronen für Kanonen oder Gewehre mit rückwärtiger Ladung dar. Die
                              äußere Form der Patronenhülse ist spiralförmig, so daß sie sich den Zügen des Rohrs
                              anschmiegt. Die Hülse der Büchse, aus Zinnblech bestehend, ist über einem Dorn von
                              der geeigneten Form angefertigt, und längs einer Seite derselben befindet sich eine
                              luftdichte Fuge b. Das eine Ende ist durch den
                              angelötheten Deckel c geschlossen, in dessen Mitte sich
                              ein kleines mit dem Zündcanal correspondirendes Loch befindet, das andere Ende durch
                              den mit Fett getränkten Pfropf d, so daß die
                              Pulverladung vollständig eingeschlossen ist.
                           Die Figuren 14
                              und 15
                              stellen meine Patronen oder Patronenhülsen für Kanonen oder Büchsen dar, welche von
                              der Mündung aus geladen werden. Pulver, Fettpfropf und Geschoß befinden sich in der
                              Patronenhülse a in der relativen Lage, welche sie in dem
                              geladenen Rohr einnehmen. Die Patronenhülse besteht aus Papier und wird durch eine
                              nicht hygroskopische Komposition, z.B. heißes Wachs oder eine harzige Substanz,
                              zusammengehalten; sie wird über einem Dorn angefertigt und ist inwendig cylindrisch,
                              oder, für mechanisch anschließende Geschosse, von einer der Form des Geschosses
                              entsprechenden Gestalt. Das obere Ende der Hülfe a ist
                              über das Ende des Geschosses b hinaus verlängert,
                              wodurch das letztere gegen Beschädigung geschützt ist, und in das verlängerte Ende
                              wird beim Laden der Ladstock c, Fig. 16, eingesetzt.
                              Damit das Geschoß nicht aus der Hülse herausfallen könne, ist die letztere bei d eingeschnürt, jedoch nicht so stark, daß der Ladstock
                              gehindert wäre in die Hülse zu treten. Das andere Ende e
                              der Hülse erstreckt sich etwas weiter als das Pulver f,
                              so daß die Hülse in die Mündung des Laufs g, welcher zu
                              diesem Zwecke eine kleine conische Abschrägung besitzt, gesteckt werden kann. An
                              diesem Ende ist die Hülse mit einem Schlitz versehen, durch den eine bewegliche
                              Scheidewand h aus Pergament gesteckt wird, so daß das
                              Pulver nicht eher herausfallen kann als bis diese Scheidewand herausgezogen wird.
                              Die Scheidewand h, Fig. 15, hat ein längeres
                              und kürzeres hervorragendes Ende, welche, zum Zweck der Aufbewahrung der Patrone,
                              mittelst eines gummirten Papierstreifens i dicht an den
                              Seiten der Patrone befestigt werden. Beim Gebrauch reißt man diese Enden von dem
                              Papierstreifen einfach los, so daß sie rechtwinkelig zu den Seiten der Patrone
                              stehen. Die Scheidewand läßt sich sodann leicht mit den Fingern herausziehen.
                           
                           Beim Laden mit dieser Patrone streift man das Papier i
                              ab, steckt das Ende e in die Mündung des Laufs g und zieht die Scheidewand h heraus. Dann fügt man den Ladstock c in das
                              obere Ende der Hülse und stößt mit demselben den Inhalt der Patrone in den Lauf. Die
                              Hülse selbst kann alsdann bei Seite gelegt werden, um sie von neuem zu füllen.
                           Bedient man sich eines mechanisch anschließenden Geschosses, so hat das Ende der
                              Patronenhülse, welches in die Mündung gesteckt wird, eine solche äußere Gestalt, daß
                              es genau hineinpaßt, und das Geschoß in der geeigneten Lage in den Lauf gelangt.
                              Dieser Zweck kann dadurch erreicht werden, daß man das Ende des Laufs mit Kerben
                              versieht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
