| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 155 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber die Darstellung der Aluminiumbronze nach Benzon's Verfahren.
                           Ueber das in England patentirte Verfahren von Benzon,
                              Thonerde durch Kohle in Gegenwart von Kupfer zu reduciren (polytechn. Journal Bd. CLIII S. 356), wurden controlirende
                              Versuche im technischen Laboratorium des Polytechnicums in Zürich ausgeführt. Es
                              haben die Polytechniker HHrn. Meyer und Semper, unabhängig von einander, Mischungen wie sie Benzon vorschreibt, nämlich von Kupferoxyd, Thonerde, Thierkohle und etwas metallischem Kupfer gemacht und
                              starker Erhitzung ausgesetzt. In beiden Fällen war das erhaltene Kupfer zu Kugeln
                              zusammengeschmolzen. Was höhere und langer dauernde Erhitzung nutzen soll, als die,
                              welche nöthig ist um Kupfer zu schmelzen ist nicht einzusehen. Das geschmolzene
                              Metall am Boden des Tiegels kann doch wohl keine weitere Wirkung auf die zwischen
                              die Kohle eingelagerte Thonerde ausüben, und wir halten es für hinlänglich durch
                              altere Versuche festgestellt, daß die Entziehung des Sauerstoffs aus der Thonerde
                              auf diesem Wege nicht erreichbar sey.
                           Das Kupfer wurde aufgelöst und auf Thonerde geprüft; es zeigte sich in einem Falle
                              daß dasselbe gar keine Thonerde enthielt, im andern Falle fand sich eine unwägbare
                              Menge weißer Flocken durch Zusatz von kohlensaurem Ammoniak in der Flüssigkeit, aus
                              der vorher das Kupfer und Eisen abgeschieden waren. Von der Darstellung der Aluminiumbronze
                              auf diesem Wege muß wohl abstrahier werden; bei der Schmelzhitze des Kupfers erfolgt
                              die Reduction des Aluminiums nicht. Ob es möglich sey, in der angegebenen Weise
                              constant zusammengesetzte Legirungen von Eisen und Aluminium zu erzeugen, bedarf
                              auch näherer Prüfung. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1860, Bd. V S. 16)
                           Wiederholte Versuche, welche nach Benzon's Verfahren zur
                              Darstellung der Aluminiumbronze im Laboratorium der kgl. polytechnischen Schule und
                              der kgl. Geschütz-Gießanstalt in Augsburg angestellt wurden, ergaben dasselbe
                              Resultat; das geschmolzene Kupfer am Boden des Tiegels lieferte beim Auflösen
                              entweder gar keine Thonerde, oder nur Spuren von solcher. Die Redaction.
                           
                        
                           Verfahren zum Reinigen des peruanischen Zinnes; von Phillips.
                           Aus Peru kommen beträchtliche Quantitäten Zinn nach England. Dasselbe ist zum Theil
                              von mittelmäßiger Qualität und hat dann beiläufig den Preis der geringeren Sorten
                              englischen Zinnes. Oft enthält aber das Metall so viel Wolfram, Arsenik und Blei,
                              daß es für die meisten Zwecke, wozu das gewöhnliche Zinn benutzt wird, ganz
                              unbrauchbar ist. Von diesem unreinen Metall kostet die Tonne beiläufig 492 Francs
                              weniger als das Zinn von gewöhnlicher Reinheit.
                           Hr. Phillips ermittelte zum Reinigen dieses Metalls
                              folgendes Verfahren:
                           Das unreine Zinn wird in einem eisernen Kessel geschmolzen, dann granulirt, indem man
                              es in kaltes Wasser fallen läßt. Das granulirte Zinn wird mit Salzsäure behandelt,
                              indem man besorgt ist, daß stets überschüssiges Zinn vorhanden ist; dabei löst sich
                              das Zinn als Zinnchlorür auf, während alles Wolfram, die Hauptunreinigkeit dieses
                              Metalls, am Boden des Gefäßes als schwarzes Pulver zurückbleibt.
                           Die klare Auflösung wird in ein anderes Gefäß abgegossen, welches eine kleine Menge
                              desselben granulirten Zinnes enthält; dieses fällt als schwarzes Pulver die Spuren
                              von Arsenik und Antimon, welche sich mit dem während der Auflösung des Zinnes
                              entbundenen Wasserstoff nicht verbunden haben. Sollte ein wenig Blei vorhanden seyn,
                              so fällt man es gleichzeitig durch Zusatz von Zinkvitriol oder Schwefelsäure.
                           Aus der so hergestellten klaren Auflösung erhält man das Zinn in metallischem und
                              ganz reinem Zustande durch Hineinstellen von Zinktafeln, während sich eine Auflösung
                              von reinem Chlorzink bildet.
                           Das gefällte schwammige Zinn wird gut ausgewaschen zuerst in verdünnter Salzsäure,
                              und hernach in Wasser. Man schmelzt es in einem eisernen Kessel, und gießt es zu
                              Blöcken.
                           Die bei der Fällung des Zinnes durch das metallische Zink erhaltene Auflösung von
                              Chlorzink zersetzt man durch Sieden mit Kalkmilch. Der angewandte Kalk muß eisenfrei
                              seyn.
                           Das so gefällte Zinkoxyd hat als Oelfarbe nicht die Eigenschaft gut zu decken, man
                              kann ihm dieselbe aber in hohem Grade ertheilen, wenn man es in einem besondern Ofen
                              zum Rothglühen erhitzt. (Revue universelle des mines et des
                                 arts etc., März 1860, S. 84.)
                           
                        
                           Daxenberger'scher
                              Bier-Kühlapparat.
                           Die bisherigen Vorrichtungen zum Abkühlen der gehopften Bierwürze, gewöhnlich
                              „Eisapparate“ genannt, haben
                              noch nicht den Grad der Vollkommenheit erreicht, welchen eine rationelle Technik der
                              Bierbrauerei anstrebt.
                           Dieses wohl erkennend haben die HHrn J. Daxenberger und Sohn in
                                 München einen solchen Apparat construirt, welcher vielversprechend ist, und
                              worauf dieselben auch bereits unterm 29. Januar l. Js. ein Privilegium für das
                              Königreich Bayern erhalten haben. Dieser Apparat hat die Einrichtung, daß der in
                              Röhren ablaufenden 40 bis 50° R. warmen Brauflüssigkeit kaltes Wasser
                              entgegenströmt, welches
                              derselben die Wärme entzieht, so daß warmes Bier und kaltes Wasser gegen einander
                              laufen und kaltes Bier und warmes Wasser aus den Abflußröhren erhalten werden.
                           Das Kühlen geht unter allen Temperatur-Verhältnissen sehr rasch von Statten,
                              indem mittelst eines solchen Apparates in einer Stunde 60–80 Eimer Bier bis
                              zu 5° R. abgekühlt werden können. Der Wasserverbrauch ist verhältnißmäßig
                              gering; denn bei 18–21° Wärme sind auf den Eimer Bier 40–45
                              Maaß eiskaltes Wasser erforderlich. Bei höherer Temperatur steigert sich auch der
                              Wasserverbrauch. Die Reinigung des Apparates wird mit einer Bürste bewerkstelliget,
                              die eine Pumpe durch denselben treibt. Ebenso ist für das Entleeren des Bieres und
                              des Wassers gesorgt welches im Apparate stehen bleibt.
                           Bei Einem der Versuche in der G. Pschorr'schen Brauerei am
                              11. April l. Is., welchem Hr. Prof. Dr. Kaiser und einige HHrn. Bierbrauer anwohnten, fand dieser
                              Apparat volle Anerkennung um so mehr, als derselbe verhältnißmäßig von geringem
                              Umfange ist, also keine großen Räumlichkeiten zur Aufstellung erfordert, und in
                              seiner Ausführung nicht übermäßige Kosten veranlaßt, so wie den wesentlichen
                              Vortheil gewahrt, daß zur Abkühlung nach obigen Verhältnissen von 21° auf
                              5° um die Hälfte weniger Eis erforderlich ist, als bei dem gegenwärtig
                              üblichen Verfahren.
                           
                        
                           Ueber die Bereitung und Eigenschaften des Pergamentpapiers;
                              von Dr. H. Reinsch.
                           Seit einiger Zeit habe ich wiederholt Gelegenheit gehabt, das Pergamentpapier
                              darzustellen, und muß bemerken, daß dessen Darstellung immer gelingt, wenn man nach
                              der bekannten (im polytechn. Journal Bd. CLV S.
                                 388 mitgetheilten) Methode verfährt. Das schlechteste Druckpapier, ebenso
                              gut wie bereits bedruckte Papiere, z.B. alte Zeitungen, lassen sich durch Eintauchen
                              in die mit ihrem halben Volumen Wasser verdünnte Schwefelsäure in die zäheste
                              pergamentartige Masse umwandeln. Wenn das Papier nach dem sorgfältigen Auswaschen
                              mit Wasser getrocknet werden soll, so muß man es noch feucht auf Walzen aufwickeln
                              und etwas anspannen, weil es sonst runzelig wird. Sehr starkes ungeleimtes Papier,
                              so wie es zu Kupferstich verwendet wird, läßt sich durch die Behandlung mit Säure
                              nicht in Pergamentpapier verwandeln, nur die Oberfläche des Papiers wird
                              umgewandelt, während die innere Schichte fast unverändert bleibt, dieses Papier wird
                              deßhalb auch nicht durchscheinend und erhält keine große Zähigkeit. Will man
                              dickeres Pergamentpapier machen, so verfährt man auf folgende Weise: man zieht einen
                              Bogen Druckpapier durch die Säure, läßt abtropfen, breitet ihn auf eine Glasplatte
                              aus und breitet nun mit gehöriger Vorsicht, so daß keine Blasen entstehen, einen
                              andern mit Säure behandelten Bogen auf den ersten Bogen auf; hierauf zieht man einen
                              geraden starken Glasstab über die über einander gelegten Bögen, wodurch sie genau an
                              einander gedrückt werden und die überflüssige Säure ausgepreßt wird. Der vereinigte
                              Bogen wird nun vorsichtig von der Glasplatte abgezogen und in Wasser getaucht; man
                              muß ihn aber, um alle Säure zu entfernen, mehrere Tage in Wasser liegen lassen. Nach
                              dem Trocknen sind die beiden Bögen so fest mit einander vereinigt, daß sie ein
                              untrennbares Ganze bilden. Es versteht sich wohl von selbst, daß sich auf diese
                              Weise beliebig dicke Platten von Pergamentpapier werden anfertigen lassen, und es
                              erscheint nicht unwahrscheinlich, daß sich solche Platten zu manchen Arbeiten
                              anstatt Elfenbein oder Horn gebrauchen lassen werden, weil diese die Zähigkeit von
                              Horn besitzen und auch Politur annehmen; ich brauche kaum hinzuzufügen, daß sick
                              diese Masse im feuchten Zustande auch zu Basreliefs durch Pressen wird anwenden
                              lassen. Das Pergamentpapier eignet sich insbesondere auch zur Verschließung von
                              Gläsern, welche weingeisthaltige Flüssigkeit enthalten; ich habe ein weites
                              Zuckerglas zur Hälfte mit starkem Weingeist angefüllt und hierauf mit feuchtem
                              Pergamentpapier zugebunden, nach dem Trocknen schloß es sich gerade so fest und
                              straff an, wie eine Schweinsblase. Nachdem dieses Gefäß 3 Wochen lang in einem
                              warmen Zimmer gestanden
                              hatte, war nur sehr wenig Weingeist verdampft und derselbe hatte durchaus nicht an
                              Stärke verloren, sondern hatte im Gegentheil um 1/2 Proc. an Starke zugenommen, da
                              durch das Papier, ähnlich wie durch Blase, der Wasserdampf leichter als
                              Weingeistdampf entweicht. Bereits sind Versuche gemacht worden das Pergamentpapier
                              anstatt des Papiers aus thierischer Faser in der Goldschlägerei anzuwenden, welche
                              Versuche dessen Anwendung für diesen Zweck in Aussicht stellen. Bezüglich der
                              Anwendung des Pergamentpapiers zu Banknoten oder Werthpapieren will ich noch
                              bemerken, daß aus bedrucktem Papier, welches in Pergamentpapier verwandelt worden
                              ist, die Buchstaben nicht mehr, selbst nicht durch Radiren, ohne vollkommene
                              Zerstörung der Papiermasse vertilgt werden können. (Bayerische Gewerbezeitung, 1860,
                              Nr. 8.)
                           
                        
                           Vergleichende Versuche über den Werth verschiedener Salze, um
                              feine Gewebe unentflammbar zu machen; von Versmann und
                              Oppenheim.
                           Unter diesem Titel erschien bei Trübner und Comp. in London eine Broschüre.
                           Die Verfasser kommen in Folge sehr zahlreicher, mit allen möglichen Salzen
                              angestellten kritischen Versuche zu folgenden Resultaten:
                           1) Von allen bis jetzt vorgeschlagenen Salzen ist das schwefelsaure Ammoniak das
                              empfehlenswertheste. Eine Lösung, welche 7 Proc. Krystalle oder 6,2 Proc.
                              wasserfreies Salz enthält, macht Mousselin unentflammbar, wenn derselbe in die
                              Flüssigkeit eingetaucht, ausgedrückt (nicht ausgerungen) und getrocknet wird. Das
                              Salz wirkte selbst bei halbjähriger Aufbewahrung weder auf das Gewebe, noch auf die
                              Farben nachtheillg ein. Nur Zeuge, welche mit Krapppurpur bedruckt sind, erfordern
                              besondere Vorsicht in der Behandlung; dieselben müssen nämlich bei gewöhnlicher
                              Temperatur getrocknet, können dann aber ohne Schaden einer höheren ausgesetzt
                              werden.
                           2) Alle bisher angewandten Salze, auch das schwefelsaure Ammoniak, haben die schlimme
                              Eigenschaft, daß die mit denselben behandelten Zeuge das Bügeleisen nicht vertragen.
                              Einige Salze greifen das Eisen an und bedingen die Bildung von Rostflecken, andere
                              wirken in der zum Bügeln nöthigen Hitze auf die Fasern ein und zerstören dieselben
                              ganz oder theilweise. – Unter den neuen von den Verfassern angewandten
                              Substanzen zeigte sich nur das wolframsaure Natron frei
                              von diesen Fehlern und sie empfehlen daher dieses Salz vor allen anderen den
                              Wäscherinnen zum Gebrauche. Eine allen Anforderungen entsprechende Lösung wird
                              erhalten, wenn man eine neutrale Lösung des Salzes auf 19° Baumé (1,14
                              spec. Gew.) verdünnt und in dieser 3 Proc. ihres Gewichts phosphorsaures Natron
                              auflöst. Die Gegenwart des phosphorsauren Salzes verhindert das Auskrystallisiren
                              von schwerlöslichem saurem wolframsaurem Salze.
                           Die Fixirung unlöslicher, die Entflammbarkeit
                              verhindernder Substanzen auf feinen Geweben wollte den Verfassern nicht gelingen.
                              (Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860 S. 240.)
                           
                        
                           Die organische Base in den Blättern der Cocapflanze.
                           Wichtige chemische Untersuchungen, welche, eben durch Pros Wöhler in Göttingen mit den Blättern der Cocapflanze (Erythroxylon Coca) angestellt werden, verdanken wir
                              indirect der österreichischen Novara-Expedition. Der berühmte Göttinger
                              Chemiker hatte nämlich kurz vor der Abreise sich an die Naturforscher der
                              „Novara“ mit dem Ersuchen gewendet, ihm eine zu gründlichen
                              Untersuchungen hinreichende Quantität getrockneter Blätter dieser merkwürdigen
                              Pflanze mitbringen zu wollen. Die Expedition selbst wurde zwar durch die zu jener
                              Zeit herrschenden kriegerischen Verhältnisse verhindert Peru zu besuchen. Doch ließ
                              sich's einer der Novara-Reisenden, Dr. Scherzer, welcher die Heimreise von Valparaiso über den
                              Isthmus von Panama und Westindien ausführte, angelegen seyn die Wünsche des
                              Göttinger Gelehrten zu
                              befriedigen, und brachte fast einen 1/2 Centner Cocablätter mit, wovon gegen 30
                              Pfund im Sept. v. J. an Prof. Wöhler gesandt wurden.
                              Seither sind durch Wöhlers Assistenten am k.
                              Laboratorium, Hrn. Niemann, damit Untersuchungen
                              angestellt worden, und es ist diesem eifrigen und geschickten Chemiker in der That
                              gelungen in der Coca eine eigenthümliche krystallisirbare organische Base zu
                              entdecken, welcher derselbe nach dem üblichen Sprachgebrauch den Namen Cocain
                              beigelegt hat. Zwar ist dessen Zusammensetzung noch nicht sicher ausgemittelt, und
                              es sind über die Art seiner physiologischen Wirkungen noch nicht die beabsichtigten
                              Beobachtungen an Thieren und Menschen gemacht, so wie die übrigen Bestandtheile der
                              Pflanze, worunter sich eine eigenthümliche Gerbsäure zu befinden scheint, noch nicht
                              näher untersucht; allein schon jetzt ist große Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die
                              Coca zu wichtigen medicinischen Anwendungen berufen seyn, und im Handel wie in der
                              Heilwissenschaft noch eine bedeutende Rolle spielen dürfte. Das Cocain krystallisirt
                              in farb- und geruchlosen kleinen Prismen. In Wasser ist es schwer, in Alkohol
                              leichter, und sehr leicht in Aether löslich. Seine Auflösung reagirt stark
                              alkalisch, und besitzt einen eigenen bitterlichen Geschmack. Dabei übt es auf die
                              Zungennerven die merkwürdige Wirkung aus, daß die Berührungsstelle nach wenigen
                              Augenblicken wie betäubt, fast gefühllos wird. Es schmilzt schon bei 98° C.,
                              und erstarrt dann wieder strahlig krystallinisch. Stärker erhitzt färbt es sich erst
                              röthlich, und zersetzt sich dann unter Entwickelung eines ammoniakalischen Geruchs.
                              Nur ein sehr kleiner Theil scheint sich dabei unzersetzt zu verflüchtigen. Auf
                              Platinblech erhitzt, verbrennt es mit leuchtender Flamme ohne Rückstand. Das Cocain
                              neutralisirt die Säuren vollständig, indessen scheinen die meisten Salze nicht
                              leicht zu krystallisiren, sondern lange in amorphem Zustande zu verharren. (Beilage
                              zu Nr. 107 der Allg. Zeitung, 16. April 1860.)
                           
                        
                           Ueber Reindarstellung des Benzols aus käuflicher sogenannter
                              Steinkohlen-Naphtha.
                           Nach A. H. Church (Chem. News
                              31. Decbr. 1859) wird käufliches gereinigtes Benzol in einem kleinen Ueberschuß von
                              rauchender Schwefelsäure in der Wärme gelöst, die Lösung einige Zeit auf dem
                              Wasserbade erhitzt, sodann abgekühlt, mit Wasser verdünnt, mit Ammoniak schwach
                              übersättigt und im Wasserbade zur Trockne verdampft. Die trockne Masse wird dann mit
                              Alkohol ausgekocht, der schwefelsaures Ammoniak zurückläßt und schwefligsaures
                              Phenylammonium löst. Dieses letztere liefert bei der trocknen Destillation Benzol,
                              welches nach Behandlung mit starker Kalilauge und Rectification über Kalihydrat ganz
                              rein ist. Dasselbe siedet bei 80,8° C., riecht angenehm und ist kaum von dem
                              aus benzoësaurem Kalk erhaltenen Producte zu unterscheiden. (Zeitschrift für
                              Chemie und Pharmacie, 1860 S. 144.)
                           
                        
                           Ueber die Anwendbarkeit der Roßkastanienstärke zum Verdicken
                              der Farben und zum Appretiren; von Schäffer in
                              Mülhausen.
                           Thibierge und Romilly
                              fabriciren in einer Fabrik bei Paris Roßkastanienstärke in ziemlich beträchtlicher
                              Quantität Schäffer hat im Auftrage der Mülhausener
                              industriellen Gesellschaft mit dieser Stärke einige Versuche angestellt, deren
                              Ergebnisse wir hier mittheilen. Die Stärke ist vollkommen weiß und sehr rein. Sie
                              liefert beim Erhitzen mit Wasser ein Verdickungsmittel, welches durchscheinender
                              ist, als das aus Weizen- oder Kartoffelstärke bereitete, aber den Uebelstand
                              darbietet, schneller dünn zu werden. Die Versuche ergaben, daß die
                              Roßkastanienstärke zum Verdicken der Farben nicht anwendbar ist, weder für den
                              Walzen-, noch für den Handdruck. Die mit ihr verdickten Farben hatten nicht
                              die nöthige Consistenz, man konnte keinen scharfen Druck mit ihnen ausführen, und
                              die Farben waren sehr geneigt, auszulaufen und dünn zu werden, namentlich die
                              verdickte essigsaure Thonerde.
                           
                           Schäffer wendete die Roßkastanienstärke ferner
                              versuchsweise zum Appretiren von Geweben (Jaconet und Organdy) an, indem er die
                              Stärkemischung je nach der Qualität des Gewebes aus 40 bis 60 Grm.
                              Roßkastanienstärke per Liter Wasser machte; er gelangte
                              hiebei zu einem günstigen Ergebniß und überzeugte sich, daß man beim Appretiren des
                              bedruckten Kattuns und der gebleichten Baumwollenwaaren die Kartoffel- und
                              Weizenstärke durch Roßkastanienstärke vollständig ersetzen könne. Die mit letzterer
                              Stärke appretirten Waaren bieten sogar den Vorzug dar, daß sie einen weicheren Griff
                              haben und auf dem Lager sich nicht verändern, wie es sonst zuweilen vorkommt. (Bulletin de la Société industrielle de
                                 Mulhouse, Nr. 149; württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 19.)
                           
                        
                           Ueber das Schwarzfärben der Perlmutter.
                           Zu verschiedenen Gegenständen, hauptsächlich zu Knöpfen wird in neuerer Zeit eine
                              sehr große Menge von schwarzer Perlmutter verarbeitet; da diese aber selten ist, so
                              hat man gelernt, weiße und ziemlich werthlose gelbe Perlmutter zu beizen. Es gelingt
                              dieß nur mit Silbersalz, und zwar am besten mit einer Mischung von Chlorsilber und
                              salpetersaurem Silberoxyd, indem man die fertigen Knöpfe in eine ziemlich
                              concentrirte Lösung von Höllenstein etwa 12 Stunden einlegt, auf einem großen
                              Glastrichter oder einer umgekehrten großen Flasche mit engem Halse, deren Boden
                              abgesprengt worden ist, gut abtropfen läßt, mit etwas destillirtem (oder
                              Regen-) Wasser mehrmals abspült, mit einer Kochsalzlösung übergießt, die in 1
                              Pfund Wasser 1/4, Loth Kochsalz enthält, und mindestens 1 Stunde stehen läßt. Darauf
                              wäscht man die Knöpfe mit viel Regenwasser, läßt dasselbe gut ablaufen, übergießt
                              sie nochmals mit einer sehr verdünnten Lösung von Höllenstein, wozu die letzten
                              Abwaschwasser von der ersten Operation dienen, und setzt sie, so befeuchtet, dem
                              Sonnenlichte oder einige Stunden dem directen Tageslichte aus. Dann wäscht man sie
                              ab und polirt fertig. Man hat wohl auch empfohlen, ammoniakalische Lösungen von
                              Chlorsilber oder salpetersaurem Silberoxyd anzuwenden, erhält aber keine so guten
                              Resultate. Es ist gerade der geringe Antheil salpetersauren Silberoxyds neben dem
                              Chlorsilber, welches die Schwärzung wie bei den Photographien sehr befördert.
                              (Handwörterbuch der rein und angewandten Chemie, Bd. VII S. 402.)
                           
                        
                           Eine Gutta-percha-Composition von besonderer
                              Härte und Dauerhaftigkeit.
                           Vor Kurzem hatten wir Gelegenheit, ein Gutachten über die Güte einer zu
                              Messer- und Gabelheften verarbeiteten Composition abzugeben, welche die
                              größte Beachtung verdient. Dieselbe ist tief schwarz, zeigt sehr große Härte und
                              nimmt die höchste Politur an; weder Druck, Stoß, Wurf oder Temperaturveränderung
                              üben einen Einfluß auf dieselbe aus. Beim Kochen in Wasser, in schwachen Säuren und
                              in kohlensauren alkalischen Laugen blieb sie unverändert glänzend und hart. Die Fabricate waren aus der
                              Fabrik von Rob. und Heinrich Böcker in Remscheid, und
                              sollen daselbst aus einer, aus Amerika eingeführten Masse angefertigt werden, welche
                              man bisher vergebens versucht hat nachzumachen.
                           Die starke Elektricität, welche die Hefte beim Reiben entwickeln, wodurch sie dann
                              leichte Körper wie Zündhölzer, Papierkügelchen mit Leichtigkeit anziehen, setzt ihre
                              Gutta-percha-Natur außer Zweifel. Es scheint uns nach allen
                              vorgenommenen Proben nicht zweifelhaft, daß diese vortreffliche Composition sehr
                              bald in chemischen Laboratorien, in Künsten und Gewerben ausgebreitete Verwendung
                              und Verbreitung finden wird.
                           
                              L.
                              
                           
                        
                           
                           Benützung der Erdwärme mittelst Drainirung.
                           In dem Garten des Geometers Franz in Ilshofen ist die
                              Erdwärme auf eine eigenthümliche Weise zur Durchwinterung empfindlicher Pflanzen
                              benützt, so daß die Sache einer Veröffentlichung nicht unwerth erscheint.
                           Das betreffende Grundstück ist auf etwa 4 Fuß Tiefe drainirt. Nun ist ein viereckiger
                              Breterkasten in der Art in den Boden eingelassen, daß ein Drainstrang in ihn mündet.
                              Es ist klar, daß die Erdwärme des Grundstücks, wie sie sich bei 4 Fuß Tiefe
                              vorfindet, durch die Röhre in den von oben erkälteten Kasten strömt, resp. sich
                              auszugleichen strebt, und da sämmtliche Drainstränge durch einen Kopfdrain mit
                              einander verbunden sind, so ist zu dieser Speisung des Kastens ein nicht
                              unbedeutendes Quantum an Wärme vorräthig. Der Kasten ist oben mit einem Glasfenster
                              geschlossen, welches, je nach dem Temperaturgrade der äußeren Luft, mehr oder
                              weniger gelüftet werden muß. In dem abgelaufenen milden Winter war das völlige Schließen desselben nur nöthig, als im December
                              das Thermometer mehrere Tage hintereinander auf – 12 bis 16° R. fiel;
                              die ganze übrige Zeit konnte der Kasten theilweise offen bleiben und die Pflanzen
                              befanden sich in der frischen, feuchten Luft augenscheinlich in ganz behaglichem
                              Zustande. Ein völliges Schließen des Fensters bei
                              milderer Witterung verursacht eine zu große Erwärmung, ein übermäßiges Schwitzen der
                              Pflanzen und ein Vergeilen derselben.
                           Die ganze Einrichtung ist so einfach und ergibt sich so ganz von selbst, daß es
                              unnöthig erscheint, etwas Weiteres darüber zu sagen. Jettinger. (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft,
                              1860, Nr. 14.)
                           
                        
                           Die Erhaltung der Kartoffeln.
                           Bekanntlich enthält jeder größere Haufen Kartoffeln, je nachdem sie eingebracht
                              werden, mehr oder weniger Feuchtigkeit, welche die Kartoffeln naßfaul und dadurch
                              meist unbrauchbar macht. Dieser Uebelstand wird dadurch leicht beseitigt, daß man
                              die Kartoffeln ebnet und mit einer 6'' hohen Schichte
                              Stroh bedeckt. Nach 6 bis 8 Tagen ist das Stroh ganz naß; man nimmt es ab und
                              bedeckt die Kartoffeln mit einer trockenen frischen Lage Stroh und erneuert dieß so
                              lange, bis diese Strohbedeckung ganz trocken bleibt. – Um die Kartoffeln im
                              Frühjahr, wo sie gewöhnlich zu keimen beginnen und dadurch einen seifenartigen
                              Geschmack annehmen, schmackhaft zu erhalten, schneidet man vor dem Kochen von einer
                              jeden ein Stückchen ab.
                           Der unangenehme Saft und Geschmack der Kartoffel dringt dann beim Kochen an dieser
                              Stelle heraus, an welcher sich während des Kochens eine hornartige Haut bildet; die
                              Kartoffel selbst bleibt schmackhaft und mehlig. Das abgeschnittene Stückchen wird
                              als Viehfutter oder später als Samen benützt.
                           Um die bei jeder Mahlzeit übrig bleibenden Kartoffeln auch für die Folge nutzbar zu
                              machen, werden dieselben geschält und mit etwas Wasser in Brei verwandelt, welchem
                              auf 1 Pfd. Kartoffeln 1/4 Pfd. Mehl zugesetzt wird. Aus dieser Masse wird ein
                              steifer Teig bereitet, derselbe zu dünnen Kuchen ausgetrieben und in Streifen
                              zerschnitten, welche auf Papier auf dem Ofen getrocknet werden. Dieser vorzügliche
                              Nahrungsstoff läßt sich jahrelang aufbewahren und gibt mit Milch. Fleischbrühe, Wein
                              oder Bier gekocht eine wohlschmeckende Suppe, in Salzwasser gekocht und mit Butter
                              und Käse angerichtet, ein den italienischen Macaroni nicht nachstehendes Gericht.
                              Auch kann man diese getrockneten Bandnudeln mahlen lassen und erhält daraus ein
                              gelbliches, zu dem feinsten Gebäcke geeignetes Mehl. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie etc.)