| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 236 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber eine neue Methode, Dampfkessel auf ihre Stärke zu
                              prüfen.
                           Hierüber wurde in der Sitzung vom 27. November 1859 der philosophischen Gesellschaft
                              zu Manchester von Dr. Joule ein Bericht abgestattet.
                              Darnach soll die neue Methode weit einfacher und sicherer in Ausführung zu bringen
                              seyn, als die bisher gebräuchliche Dampfdruck- und hydraulische
                              Druck-Prüfungsmethode. Sie wurde zwei Jahre hindurch mit dem größten Erfolge
                              in Anwendung gebracht und besteht in Folgendem: Der Kessel wird ganz mit Wasser angefüllt und hierauf geheizt. Sobald das Wasser eine
                              Temperatur von 17 bis 26º R. angenommen hat, wird das Sicherheitsventil bis
                              zu dem Druck belastet, bis auf welchen der Kessel geprüft werden soll. Das Manometer
                              wird hierbei fortwährend im Auge behalten. Wenn nun der durch die Ausdehnung des
                              Wassers hervorgebrachte Druck fortwährend bis zu der projectirten Prüfungshöhe
                              steigt, ohne Unterbrechung und ohne Verringerung, dann kann man mit Sicherheit
                              annehmen, daß der Kessel weder ausgedehnt, noch anderweitig beschädigt ist. Da diese
                              Prüfungsmethode so einfach ist, so steht zu hoffen, daß die Besitzer von
                              Dampfkesseln nie verabsäumen werden, derartige Prüfungen zeitweise vornehmen zu
                              lassen, ohne welche man überhaupt keinem Kessel trauen sollle, wie schlimme
                              Erfahrungen genugsam schon gelehrt haben. (Böttger's polytechnisches Notizblatt,
                              1860, Nr. 6.)
                           
                        
                           Einfaches Mittel kupferne Schwimmkugeln in Dampfkesseln gegen
                              das Zusammendrücken zu schützen.
                           In der am 2. Februar d. J. in der „Polytechnischen Gesellschaft“
                              in Berlin stattgefundenen Versammlung wurde auf eine eingegangene Frage:
                              „welches wohl die Ursache seyn könne,
                                    daß die kupferne Schwimmkugel in dem Behälter eines Dampfregulators
                                    wiederholt zusammengedrückt worden, und ob eine bestimmte Wandstärke und ein
                                    bestimmter Durchmesser der Schwimmkugel bei verschiedenem Atmosphärendruck
                                    des Dampfes erforderlich sey“, bemerkt, daß allerdings die
                              Wandstärke nach dem auf sie wirkenden Druck zu bemessen sey und eine ungenügende
                              Stärke Ursache des beregten Uebelstandes sey. Vorgeschlagen wurde, zu versuchen, ob
                              ein kleines Loch in der Kugel dieselbe durch den Gegendruck der inneren Luft wider,
                              standsfähiger mache, wenn sie nicht durch etwaige Condensation der Dämpfe im Innern
                              und durch Ansammeln von Wasser zu schwer würde. Hr. Ingenieur Scholl machte die
                              Mittheilung, daß eine Schwimmkugel von geringer Wandstärke dadurch gegen das
                              Zusammendrücken geschützt werden könne, daß man in dieselbe, ehe sie geschlossen
                              wird, einige Tropfen Wasser bringe, durch deren Dämpfe bei erhöhter Temperatur ein
                              genügender Gegendruck bewirkt werde. (Polytechnisches Intelligenzblatt, 1860 S.
                              46.)
                           
                        
                           Pneumatischer Zapfen.
                           Die Verwendung des Kautschuks ist von dem Zeitpunkte an, in welchem ihm durch das
                              sogenannte Vulcanisiren die Eigenschaft verliehen wurde, seine Elasticität bei jeder
                              Temperatur zu behaupten, eine so unbegränzte und mannichfaltige geworden, daß uns
                              jeder Tag eine neue sinnreiche Anwendung bringt. Der pneumatische Zapfen gibt uns
                              ein Beispiel hiervon; er besteht aus einer 6 bis 8 Centimeter im Durchmesser
                              haltenden concentrischen Kautschukscheibe, welche in ein Metallgehäuse gefaßt ist,
                              dessen Mittelpunkt den Knopf zu einer Schraube bildet. Durch das Anziehen dieser
                              Schraube kann vermittelst eines Metallplättchens die innere Peripherie der
                              Kautschukscheibe zusammengepreßt werden: wird daher die Vorrichtung an eine glatte
                              Fläche, Spiegel, Fenster oder lackirte Wand sanft angedrückt und die Schraube
                              angezogen, so bildet sich gegen den Mittelpunkt hin ein luftverdünnter Raum, und
                              die Vorrichtung selbst wird durch den Druck der äußeren Luft der Art fest gehalten,
                              daß man im Stande ist, sie mit schweren Gegenständen zu belasten. Die Anwendung läßt
                              überhaupt viele Modificationen zu. Zur Befestigung von Wandleuchtern, zum Aufhängen
                              von Hüten, zur Befestigung von Rasierspiegeln in der Mitte der Fensterscheiben und
                              zu vielen anderen Dingen wird dieser pneumatische Zapfen mit Nutzen verwendet werden
                              können, (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1860 S. 21.)
                           
                        
                           Ueber die gegen den Kesselstein anwendbaren Mittel.
                           Die „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen in
                                 dem preußischen Staate,“ enthält im Jahrgang 1860 Bd. VIII S.
                              32–43, Untersuchungen der Kesselspeisewasser und der aus denselben
                              abgesetzten Kesselsteine auf den königlichen Steinkohlengruben bei Saarbrücken, von
                              Hrn. Dr. C. Bischof in Coblenz. Ueber dieselben äußert
                              sich das königl. preußische Bergamt zu Saarbrücken folgendermaßen:
                           
                              „Hr. Dr Bischof führt in seiner Abhandlung so
                                 ziemlich alle bis jetzt gegen den Kesselstein angewandten oder vorgeschlagenen
                                 Mittel an und theilt dieselben in drei Classen, nämlich:
                              
                           
                              1) in chemische,
                              
                           
                              2) in mehr mechanische, welche die Bildung einer
                                 festen Masse an den Kesselwänden verhindern, und
                              
                           
                              3) in solche mechanische Mittel, welche das Festsetzen
                                 oder Festbrennen des gebildeten Kesselsteins an den Kesselwänden verhindern.
                              
                           
                              Von den Mitteln der ersten Classe kommen nur Soda und Salmiak in Betracht. Beide
                                 Salze zersetzen die vorzugsweise aus schwefelsaurer Bittererde und
                                 schwefelsaurer Kalkerde bestellenden festen Bestandtheile der Kesselwasser in
                                 der Weise, daß sich
                                 im Kessel entweder nur ein zarter Schlamm (kohlensaure Kalkerde und Magnesia)
                                 niederschlägt, oder daß sich lauter leichtlösliche Salze bilden.
                              
                           
                              Unter den Substanzen der zweiten Classe (gerbstoffhaltige, schleimige und
                                 zuckerhaltige Substanzen, Harz. Pech, Thon etc.), bei deren Anwendung sich im
                                 Kessel statt eines festen Steines nur ein Schlamm bildet, empfiehlt sich
                                 besonders Catechu wegen seiner Billigkeit, seiner energischen Wirkung und wegen
                                 seiner Eigenschaft, sich vollständig im Wasser aufzulösen ohne letzteres zu
                                 verunreinigen.
                              
                           
                              Die Mittel der dritten Masse (Kohlenpulver, Graphit und Talg) erscheinen deßhalb
                                 weniger empfehlenswerth als die bisher betrachteten, weil sie die
                                 Kesselsteinbildung nicht verhindern und eine neue Schicht zwischen dem
                                 Kesselstein und der Kesselwand bildend, den Durchgang der Wärme aus dem
                                 Feuercanale in den Kessel nothwendigerweise erschweren und den Heizeffect des
                                 letzteren herabziehen müssen.
                              
                           
                              Demnach bleibt unter den probaten Mitteln nur die Wahl zwischen Soda, Salmiak und
                                 Catechu.
                              
                           
                              Hr. Dr. Bischof rechnet auf 20 Kubikfuß Speisewasser
                                 im Durchschnitt 1 Pfd., also auf 100 Kubikfuß Speisewasser etwa 5 Pfd. der
                                 erwähnten Salze. Ein Pfd. Soda kostet im Großen 2 Sgr. 10 Pf. und 1 Pfd. Salmiak
                                 6 Sgr. Der Zusatz von Soda oder Salmiak zu 100 Kubikfuß Speisewasser kostete
                                 also 14 Sgr. 2 Pf., resp. 1 Thlr. Auf dasselbe Quantum Speisewasser wird dagegen
                                 nach den weiter unten zu erwähnenden Versuchen höchstens 1/2 Pfd. Catechu
                                 verbraucht, welches 1 Sgr. 0,6 Pf. kostet. Wegen der bedeutend höheren Kosten,
                                 welche die Anwendung von Soda oder Salmiak im Vergleiche zu der von Catechu
                                 verursacht, haben wir bisher noch von den Versuchen mit den beiden ersteren
                                 Abstand genommen, dagegen mit Catechu auf den Gruben Heinitz, Duttweiler, Kronprinz und von der Heydt unter Aufsicht der
                                 Werkmeister sorgfältige Versuche anstellen lassen. Folgende Tabelle enthält die
                                 Resultate dieser Versuche, nämlich diejenigen Quantitäten Catechu, welche zur
                                 Verhinderung der Kesselsteinbildung auf je 100 Kubikfuß Kesselspeisewasser
                                 kommen.
                              
                           
                              
                                 
                                    Namen der Gruben
                                    Auf 100 Kbfß. SpeisewasserPfd. Catechu
                                    
                                 
                                    Heinitz
                                                        0,5
                                    
                                 
                                    Duttweiler, Skalleyschächte Nr. 1 und 2 
                                       0,55
                                    
                                 
                                          „          
                                       Gegenortschacht 
                                       0,29
                                    
                                 
                                          „          
                                       Mellinschächte 
                                       0,16
                                    
                                 
                                    Kronprinz
                                       0,26
                                    
                                 
                                    von der Heydt 
                                               
                                       0,16–0,25
                                    
                                 
                              
                           
                              Die für je 100 Kubikfuß Speisewasser erforderlichen Mengen von Catechu schwanken
                                 also zwischen 0,16 u. 0,55 Pfd., – eine Erscheinung, welche nicht
                                 befremden darf, wenn man berücksichtigt daß nicht nur die Quantität, sondern
                                 auch die Quantität der festen Bestandtheile der Kesselspeisewasser die Bildung
                                 von Kesselstein beeinflußt.
                              
                           
                              Welche Vortheile die Anwendung von Catechu den Maschinenanlagen mit schlechten
                                 Speisewassern, abgesehen von der längeren Conservirung der Kessel und größeren
                                 Sicherheit vor Explosionen gewährt, dürfte aus folgender Angabe erhellen. In
                                 einem Dampfkessel auf den Skalleyschächten der Grube Duttweiler verdampften in drei Wochen 4524 Kubikfuß Wasser mit
                                 einem
                              
                           
                              
                                 
                                    Aufwand von 25 Pfd. Catechu à 2 Sgr. 1,2 Pf. 
                                    oder
                                    1 Thlr. 22 1/2 Sgr.
                                    
                                 
                                    das Reinigen des Kessels kostete 4 Tage Zeit, rund
                                    
                                    2    „    
                                       –        
                                       –
                                    
                                 
                                    
                                    
                                    –––––––––––––––
                                    
                                 
                                    
                                    Summa
                                    3 Thlr. 22 1/2 Sgr
                                    
                                 
                              
                           
                              Ohne Anwendung von Catechu erfordert eine Kesselreinigung 8 Tage Zeit und kostet
                                 4 Thlr. Im ersteren Falle wurden also 7 1/2 Sgr. an Geld und 4 Tage an Zeit
                                 erspart.
                              
                           
                              Diesen Erfahrungen zufolge halten wir das Catechu für ein ganz vorzügliches und
                                 billiges Mittel gegen die Kesselsteinbildung, lassen dasselbe in großen
                                 Quantitäten beschaffen und gegenwärtig auf allen Maschinenanlagen mit schlechten
                                 Kesselspeisewassern anwenden.“
                              
                           
                        
                           
                           Neue Methode das Ozon zu erkennen; nach A. Houzeau.
                           Der Verfasser hebt in drei kleinen, dem Annuaire de la
                                 Société météorol. und den Comptes rendus einverleibten Aufsätzen hervor, daß das
                              gewöhnlich angewandte Reagens auf Ozon, das Jodkalium-Stärke-Papier,
                              bei Beobachtungen des Ozongehalts der atmosphärischen Luft, mancherlei
                              Unsicherheiten mit sich führe. Denn 1) habe Feuchtigkeit einen großen Einfluß;
                              trockenes Ozon färbe dieses Papier gar nicht, schwach feuchtes nur wenig, und erst
                              ganz feuchtes rasch und tief blau; 2) andere sich die Reaction nach der Dauer der
                              Aussetzung des Papiers an die Luft und nach der Temperatur; 3) sey die Färbung sehr
                              unbeständig, indem z.B. Papier, welches durch Ozon oder freie atmosphärische Luft
                              gefärbt worden, sich bei längerer Einwirkung des Ozons oder dieser Luft oder auch
                              der Stubenluft, besonders bei. Gegenwart von Feuchtigkeit, mehr oder weniger rasch
                              wieder entfärbe; 4) endlich, daß auch andere Stoffe, z.B. Chlor, nitröse
                              Verbindungen, Terpenthinöl, eben so färbend und nach längerer Zeit wieder entfärbend
                              wirken.
                           Aus diesen angeführten Gründen verwirft er das genannte Reagens und schlägt statt
                              dessen ein schwach geröthetes, mit Jodkaliumlösung getränktes Lackmuspapier vor. Dieses Papier hat die
                              Eigenschaft, vom Ozon gebläut zu werden und zwar, wenn man das Ammoniak ausnimmt,
                              nur allein vom Ozon, wogegen Chlor, Brom, Jod, nitröse Verbindungen, essigsaure
                              Dämpfe, ätherische Oele u.s.w., seine weinrothe Farbe in eine mehr oder weniger
                              gelbrothe verwandeln. Ammoniak bläut es zwar ebenfalls, aber diese Bläuung läßt sich
                              von der durch Ozon leicht dadurch unterscheiden, daß sie auch bei einem gerötheten
                              Lackmuspapier stattfindet, welches kein Jodkalium enthält.
                           Die Bläuung des genannten Papiers durch Ozon beruht auf Bildung von Kali aus dem Jodkalium, unter gleichzeitiger Ausscheidung
                              von Jod, welches letztere verstiegt. Der Verfasser hat
                              sich durch besondere Versuche überzeugt, daß eine Lösung von Jodkalium in reinem
                              Wasser, die man geschützt vor Sonnenschein und Regen, längere Zeit der freien Luft
                              aussetzt, alkalisch wird, und daß weder der gewöhnliche Sauerstoff, noch
                              Kohlensäure, Stubenluft, oder die mit letzterer gemengten Staubtheilchen diese
                              Reaktionen hervorbringen.
                           Das Jodkalium muß aber zu diesem Behufe neutral seyn, und
                              da das im Handel vorkommende meist schon alkalisch reagirt, so ist erforderlich, es
                              zuvor von dem überschüssigen Alkali zu befreien. Dieß geschieht am einfachsten,
                              indem man es mit verdünnter Salzsäure neutralisirt und dann bei gelinder Wärme zur
                              Trockne abdampft. (Poggendorff's Annalen der Physik, Bd. CIX S. 180.)
                           
                        
                           Beschleunigung der Lichteinwirkung bei Darstellung von
                              Photographien.
                           Omeyanck veröffentlicht in Moigno's Cosmos vom 6. Januar d. J. ein sehr
                              beachtenswerthes Hülfsmittel bei der Darstellung von Lichtbildern. Wenn man nach ihm
                              eine auf 120 bis 50º Cels. erhitzte Messingplatte von circa 12 Centim. Länge, 8 Centim. Breite und 1 1/2 Centim. Dicke während
                              der Lichterposition gleichzeitig in die Camera obscura
                              bringt, so soll die Expositionszeit dadurch um 2/3 abgekürzt werden können. Auf
                              diese Art sey es möglich, selbst während des Winters in einem ungeheizten Raume sehr
                              leicht Lichtbilder zu erzeugen.
                           
                        
                           Das Mangan bildet mit dem Sauerstoff nur eine Säure, die
                              Mangansäure; von T. L. Phipson.
                           Nach sehr lange fortgesetzten Untersuchungen über das mangansaure und das
                              übermangansaure Kali habe ich entdeckt, daß letzteres Salz nichts anderes als zweifach-mangansaures Kali, KO (MnO³)² ist, entsprechend dem
                              zweifach-chromsauren und dem (wasserfreien) zweifach-schwefelsauren
                              Salze derselben Base.
                           Ich habe mehr als zwanzig Analysen von dem jetzt unter dem Namen
                              „übermangansaures Kali“ bekannten Salze gemacht. Obgleich
                              wasserfrei, zieht dieses Salz ein wenig Feuchtigkeit aus der Luft an und kann im
                              Wasserbade über 1,5 Procent Wasser abgeben. Dieses Wasser ist kein chemisch
                              gebundenes. Man muß daher dieses Salz, ehe man zur Analyse desselben schreitet,
                              pulverisiren und bei + 100º C. mehrere Stunden lang austrocknen. Bestimmt man
                              dann das Mangan, das Kali oder den Sauerstoff, so entsprechen die gefundenen Zahlen
                              der Formel KO, (MnO³)² 
                           Das zweifach-mangansaure Kali bildet eine purpurrothe Auflösung; mit Kali in
                              Ueberschuß versetzt, geht sie in das grüne mangansaure Salz KO, MnO³ über.
                              Der zweifach-mangansaure Baryt ist löslich; der mangansaure Baryt bildet
                              einen violetten Niederschlag. Auch gibt das zweifach-mangansaure Kali mit den
                              Barytsalzen keinen Niederschlag, während das mangansaure Kali sie violett fällt. Ein
                              von Kohlensäure befreiter Luftstrom zersetzt das mangansaure Kali nicht, aber die
                              Kohlensäure entzieht demselben Kali und verwandelt das Salz in
                              zweifach-mangansaures, wobei die Auflösung von Grün in Roth übergeht. In
                              derselben Weise wirken alle Säuren auf das mangansaure Kali.
                           Die Mangansäure ist der Körper, welchen man bisher
                              „Uebermangansäure“ genannt hat. Man erhält sie aus dem
                              zweifach mangansauren Kali oder Baryt. Sie ist eine sehr schwache Säure und
                              verdrängt die Kohlensäure aus den kohlensauren Alkalien nicht; im Gegentheil wird
                              die Mangansäure durch die Kohlensäure zum Theil aus ihren Verbindungen verdrängt.
                              (Comptes rendus, April 1860, Nr. 14)
                           
                        
                           Entfernung von Salpetersäureflecken von den Händen.
                           Alle Chemiker, die jemals mit starker, besonders rauchender Salpetersäure gearbeitet
                              haben, kennen die sehr unangenehmen gelben Flecken, die man dadurch auf den Händen
                              erhält, und die weder kaltem, noch warmem Wasser, weder Seifen noch Alkalien, weder
                              Säuren noch Aether weichen, und erst allmählich durch Abstoßung der abgestorbenen
                              Hautpartien verschwinden. Der Referent kam ganz zufällig bei einem solchen Falle auf
                              ein sehr einfaches Reinigungsmittel, das sich, wie er glaubt, auch sonst zur
                              Beseitigung abgestorbener Oberhautpartien, bei rauhen schwieligen Händen, ja sogar
                              in einzelnen Fällen von Hautkrankheit anwenden läßt. Als alle übrigen Versuche zur
                              Reinigung nicht anschlugen, kam er auf die Idee, ob vielleicht Schwefelammonium die
                              gelbe Substanz reduciren und löslich machen würde. Zufällig setzte er noch etwas
                              Aetzkalilauge zu, und fand nun zu seiner Freude, daß zwar nicht die Reduction der
                              Farbe erfolgte, daß aber gar bald die ganze abgestorbene Hautpartie sich in eine
                              seifige Masse verwandelte, die sich mit einem Holzspane, mit dem Daumennagel oder
                              durch Reiben mit Sand auf das Leichteste bis auf die unterliegende gesunde Epidermis
                              entfernen ließ. Nach Abspülen mit Wasser und Waschen mit sehr verdünnter
                              Schwefelsäure blieb die Haut vollkommen rein und vollkommen glatt zurück. Dieß
                              Experiment wird, wie Referent hofft, bald in allen Laboratorien Nachahmung und
                              Bestätigung finden. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt,
                              1860, Nr. 8.)
                           
                        
                           Steine dauerhaft und billig zu färben; von A. Lipowitz.
                           Färbungsversuche, welche ich vor Jahren mit künstlichen Steinen vorgenommen,
                              veranlaßten mich, mit dem Qaudersandstein aus den sächsischen, bei Pirna gelegenen
                              Steinbrüchen dieselben Versuche zu wiederholen. Trankt man diese Steine wo möglich
                              mit einer heißen Auflösung von Leim in Wasser, welche jedoch nur so viele Procente
                              Leim enthalten darf,
                              daß dieselbe auch noch nach dem Erkalten flüssig bleibt, so dringt sie, je nach
                              Porosität und Korn des Steines, mehrere Linien in denselben ein. Bringt man darauf
                              den so behandelten und getrockneten Stein in eine gerbstoffhaltige Auflösung, so
                              schlägt sich darin ein in Wasser unlösliches Leimtannat nieder, welches wie im
                              gegerbten, lohgaren Leder, selbst in feuchter Luft. Erde oder Wasser dem Zahne der
                              Zeit, d.h. dem Lichte, der Luft, der Wärme und der Feuchtigkeit Trotz bietet.
                           Diese Methode der Imprägnirung verleiht dem Sandsteine ein hübsches, eigenthümliches
                              Ansehen, man kann sagen ein antikes Braun, ohne die natürliche Steinstructur zu
                              verdecken, wodurch der kalte Sandsteinblock mit seiner meistens schmutzigen, sehr
                              ungleichen Farbe Wärme und Leben erhält. Es ist einleuchtend, daß diese Operation wo
                              möglich in warmer Jahreszeit, vorzunehmen ist, und daß man für größere Gegenstände,
                              wie für Gebäude u. dergl., statt des Eintauchens, den saftigen Anstrich zu wählen
                              hat. Man achte nur darauf, daß jeder Anstrich, bevor der nächste darauf kommt,
                              gehörig trocken sey, Diese Methode habe ich beim Kalksandbau ausgeführt, und läßt
                              sie sich bei allen porösen Gesteinen anwenden, deßgleichen bei dem Putz. Daß sie
                              sich nicht für seste, klingende Steine eignet, ist selbstverständlich, sowie auch,
                              daß man keine andere Färbung als die eigentümliche des Leimtannats damit erzeugen
                              kann.
                           Diese Art, porösen Steinen eine in die Tiefe dringende färbende und conservirende
                              Schickt zu geben, ist außerdem billig. Bei kleinen Versuchen, wie zu Monumenten,
                              wird man wohlthun, eine aus Leim bereitete Auflösung und eine Abkochung zerstoßener
                              Galläpfel zu verwenden. Sind hingegen große Flächen, wie an Häusern zu überziehen,
                              so dürfte sich die Selbstbereitung des Leims, in der einfachsten Art ausgeführt,
                              empfehlen, indem man dann den aus dem Leimgut gekochten und gelösten Leim gleich
                              verwendet. An Stelle der Galläpfel-Abkochung wird ein Absud von Eichenrinde
                              das billigste Material darbieten. (Polytechnisches Intelligenzblatt. 1860 S.
                              27.)
                           
                        
                           Ueber Vertilgung der Ratten in Gerbereien.
                           Die Berliner „Gerber-Zeitung“, unter der Redaction der
                              HHrn. Günther, Kampfsmeyer und Wamosy bringt in Nr. 2 d. J. folgende auf obigen Gegenstand sich
                              beziehende Notiz: Ratten sind die eben so treuen wie lästigen Gäste der Gerber. Die
                              Kunst geübter Kammerjäger scheitert in der Regel, weil die Ratten in den Gerbereien
                              durch die vorhandenen Fleischabfalle und Hornschläuche eine ihnen viel
                              wohlschmeckendere und besser vorkommende Nahrung finden, als an dem vom Kammerjäger
                              gelegten Phosphor, und diesen deßhalb unberührt liegen lassen. Dennoch gibt es ein
                              sehr einfaches und sicher wirkendes Mittel, das jeder Gerber selbst zur Vertilgung
                              der in seiner Gerberei befindlichen Ratten anwenden kann. Der Phosphor eines
                              einzigen Zündhölzchens genügt schon zur Tödtung einer Ratte. Die Ratte ist ein sehr
                              kluges Thier und berührt nicht leicht den Phosphor, liebt aber pikante Speisen und
                              muß deßhalb überlistet werden. Dieß geschieht sehr leicht dadurch, daß man
                              holländischen Käse in Stückchen von der Größe einer Erbse zertheilt und in jedes
                              dieser Stückchen Käse den von einem Zündhölzchen abgelösten Phosphor hineindrückt
                              und die entstandene Oeffnung wieder zumacht. Die Ratte frißt sehr gern Käse, zieht
                              ihn jeder anderen Nahrung vor und verschlingt mit ihm den Phosphor, wodurch sie
                              sicher getödtet wird. Dem Verfasser dieses Aufsatzes ist es gelungen, durch dieses
                              einfache Mittel seine Gerberei schnell und vollständig von Ratten zu befreien.