| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 391 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Lenoir's Gasmaschine.
                           Wir haben in diesem Bande des polytechn. Journals S. 83 Moigno's Bericht über den von Lenoir in Paris
                              construirten Motor von einer Pferdekraft mitgetheilt welcher mit einem Gemisch von
                              Leuchtgas und atmosphärischer Luft (statt reinem Sauerstoff und Wasserstoffgas)
                              gespeist wird; dieses Gemisch wird mittelst des elektrischen Funkens entzündet, wo
                              dann die durch Verbrennung des Wasserstoffs und Kohlenstoffs erzeugte Wärme eine
                              Ausdehnung des Wasserdampfes und der Kohlensäure welche sich gebildet haben, so wie
                              des zurückbleibenden Stickstoffs bewirkt, daher der Motor einen hohen Druck
                              ausübt.
                           Seitdem hat Lenoir einen solchen Motor von vier
                              Pferdekräften bei dem Holzwaarenfabrikanten Levêque in Paris (Rue Rousselet No. 25)
                              aufgestellt und seit vier Wochen ununterbrochen im Gang erhalten. Hr. Dr. Wilhelm Schwarz in Paris,
                              welcher diese Maschine zu wiederholtenmalen und zuletzt am 25. Mai besichtigte,
                              theilt darüber im württembergischen Gewerbeblatt Nr. 24 Folgendes mit:
                           
                              „Die Construction der aufgestellten Lenoir'schen Maschine von vier Pferdekräften ist eine äußerst einfache und
                                 compendiöse. Sie besteht aus einem horizontal liegenden Cylinder, welcher wie
                                 bei der Watt'schen Dampfmaschine oben und unten
                                 luftdicht verschlossen und mit einem gewöhnlichen Kolben versehen ist, dessen
                                 Stange unmittelbar auf die Schwungradwelle wirkt Das von der Straßenleitung
                                 entnommene und einen gewöhnlichen Gasmesser passirende Leuchtgas wird mittelst
                                 eines mit einem Hahnen versehenen Bleirohres in einen an der rechten Außenseite
                                 des Kolbencylinders liegenden Schieberkasten geleitet, daselbst mit der von
                                 Außen zuströmenden atmosphärischen Luft (5 Proc. Gas mit 95 Proc.
                                 atmosphärischer Luft) vermengt, und durch den hin und her gehenden Gleitschieber
                                 bald in den oberen, bald in den unteren Theil des Cylinders geleitet, und
                                 daselbst mittelst des elektrischen Funkens eines durch zwei Bunsen'sche Elemente gespeisten Ruhmkorff'schen Inductionsapparates entzündet. Die nach der
                                 Verbrennung gebildeten Gase werden mittelst eines zweiten an der linken
                                 Außenseite des Kolbencylinders liegenden Schieberkastens und einer kleinen
                                 Metallröhre von 3 Centimeter Durchmesser ins Freie geleitet. Sie entweichen mit
                                 Spannung und Geräusch ganz so wie der Dampf der Dampfmaschinen ohne Condensation
                                 Da der Cylinder durch die Verbrennung des Gases, und die Reibung des Kolbens
                                 sich bedeutend erhitzt und hiedurch der ruhige Fortgang der Maschine behoben
                                 würde, so hat Lenoir den Cylinder mit einer doppelten
                                 Wandung umgeben, zwischen welcher continuirlich ein Strom kalten Wassers läuft,
                                 das die Wärme bindet, und nach seinem Ablaufe somit weiterem Zwecke dienen kann.
                                 Dem Kolben wird selbstverständlich durch eine Schmierbüchse stetig Fett
                                 zugeführt.
                              
                           
                              Wie hieraus hervorgeht, ist die Construction der Lenoir'schen Maschine eine höchst einfache; sie nimmt einen sehr
                                 geringen Raum ein, und functionirt äußerst ruhig, geräuschlos und regelmäßig,
                                 ohne die geringsten Stöße oder Erschütterungen. Ihr Gang wird durch eine
                                 einfache Drehung des Hahnes der Gaszuführungsröhre regulirt und kann durch die
                                 Schließung desselben augenblicklich zum Stillstande gebracht werden. Ihre
                                 Bedienung erfordert eine viel geringere Sorge und Aufmerksamkeit als die einer
                                 gewöhnlichen Dampfmaschine, abgesehen davon, daß bei dem neuen Systeme der
                                 Heizer gänzlich entbehrlich wird.
                              
                           
                              Was den Kostenpunkt anbelangt, so stellt sich dieser heute schon entschieden zum
                                 Vortheile der Gasmaschine.
                              
                           
                              Bei der Anschaffung entfallen zunächst die bei stehenden Dampfmaschinen nicht
                                 geringe sich beziffernden Kosten der Kessel und Feuerungsanlagen Die
                                 Ankaufspreise der Maschine selbst aber werden sich eben ihrer Einfachheit wegen
                                 weit billiger stellen, als jene der bisherigen Dampfmaschinen.
                              
                           
                              Der Betrieb der in der Rue Rousselet aufgestellten
                                 Maschine von vier Pferdekräften erfordert einen halben Kubikmeter Leuchtgas per Pferdekraft und Stunde. Da nun die Pariser
                                 Gascompagnien das Leuchtgas zu dem Preise von 30 Centimes 
                                 per Kubikmeter liefern, so kostet die Unterhaltung
                                 der Lenoir'schen Maschine von vier Pferdekräften
                                 täglich bei einer ununterbrochenen Arbeitszeit von zehn Stunden 6 Francs.
                              
                           
                              Eine gewöhnliche Dampfhochdruck-Maschine bester Construction verbraucht 4
                                 bis 5 Kilogramme Steinkohlen per Pferdekraft und
                                 Stunde;
                              
                           
                              
                                 
                                    somit 4 1/2 Kil. im Durchschnittspreise zu 40 Frcs. die
                                       1000 Kil. Kohle
                                      7 Fr. 20 Cent.
                                    
                                 
                                    Ersparnis eines Heizers per
                                       Tag
                                      3  „  
                                       20   „
                                    
                                 
                                    Abnützung der Dampfkessel, der Erneuerungs. Anlage,
                                       des   Dampfschlotes, Interessen der Anlage (300 Frcs.
                                       per   Pferdekraft,
                                       somit 15 Proc. auf 1200 Frcs. durch 300 Tage)
                                      –  „  
                                       60   „
                                    
                                 
                                    
                                    –––––––––––––
                                    
                                 
                                    Summe der Betriebskosten per
                                       Tag
                                    11 Fr. 30 Cent.
                                    
                                 
                              
                           
                              Es ergibt sich diesem nach selbst bei den gewöhnlichen hohen Preisen des
                                 Leuchtgases, wie sie gegenwärtig von den Consumenten in Paris bezahlt werden,
                                 eine tägliche Ersparniß von 5 1/2 Frcs. zu Gunsten der neuen Maschine.
                              
                           
                              Da die außerordentliche Wichtigkeit der neuen Erfindung aber derselben die
                                 baldigste und ausgedehnteste Anwendung sichert, so ist nicht zu bezweifeln, daß
                                 man Bedacht nehmen wird, sich billiges Gas für den neuen Motor zu verschaffen,
                                 und zwar um so mehr, als derselbe eben so gut mit gekohltem als mit reinem
                                 Wasserstoffgas gespeist werden kann. – Die HHrn. Isoard und Comp. beschäftigen sich bereits mit Einrichtungen, um mittelst überhitztem Wasserdampf, welcher in Verbindung mit Steinkohlentheer
                                 durch rothglühende Eisenröhre geleitet wird, ein sehr kohlenstoffreiches
                                 Leuchtgas herzustellen, das auf nicht mehr als 1 1/2 Centimes per Kubikmeter zu stehen kommen soll. Die Lenoir'sche Maschine wird somit per Pferdekraft und Stunde nicht einmal einen
                                 Centime consumiren!
                              
                           
                              Die Frage, ob sich die Erfindung Lenoir's mit gleichem
                                 Vortheile auch auf kräftigere Motoren von mehr als vier Pferdekräften anwenden
                                 lassen wird, muß erst durch die Erfahrung gelöst werden. Die Gelegenheit hiezu
                                 wird sich in kurzer Zeit darbieten, denn Hr. Plon,
                                 Besitzer einer der größten Pariser Buchdruckereien, hat bereits für sein
                                 Etablissement eine Gasmaschine von fünfzehn Pferdekräften bestellt.
                              
                           
                              Lenoir gedenkt übrigens seine Erfindung auch auf
                                 Locomotivmaschinen auszudehnen und zu diesem Ende Cylinder mit comprimirtem Gas
                                 anzuwenden; er baut so eben ein kleines Fuhrwerk mit einer Maschine von einer
                                 Pferdekraft, welches demnächst zum Ergötzen der schaulustigen Pariser über die
                                 Boulevards laufen soll.“
                              
                           
                        
                           Ueber Ventilation von Brunnen u.s.w.; von J. Löwenthal.
                           Vor einigen Monaten wurde in meiner Nähe ein alter Brunnen tiefer gegraben. Ich wurde
                              benachrichtigt, daß sich in demselben Stickluft (Ausdruck der Arbeiter) befinde. Ich
                              ging hin und fand wirklich, daß in einer gewissen Tiefe ein Licht erlösche.
                           Ich wollte daher Anstalten treffen, durch die bekannten Mittel die irrespirablen Gase
                              zu entfernen, wurde aber bald daran verhindert, indem mir Hr. M. J. Hünerbein. Kupferschmied und Pumpenmacher von hier
                              (Elberfeld), erklärte, er wende bei solchen Fällen bereits eine Reihe von Jahren ein
                              viel einfacheres Verfahren an, wie das welches ich ausführen wollte, indem er ganz
                              einfach ein Gefäß mit concentrirter Salzsäure und Zink (Granalien) hinunterlasse,
                              dieses vertreibe in kurzer Zeit alle böse Luft Es sey aber erforderlich, daß die
                              Säure mit dem Zink koche (also eine stürmische Gasentwickelung). Dieses Mittel sey
                              ihm noch nie fehlgeschlagen, und habe sich niemals eine Explosion beim unmittelbaren
                              Einsenken von Licht gezeigt. Um den Salzsäuredampf zu beseitigen, läßt er einen
                              offenen Regenschirm nieder und zieht ihn sofort wieder heraus. Auf mein ferneres
                              Befragen, wenn es sich um ein Menschenleben handle, wie schnell er dann glaube nach
                              seiner Methode fertig zu werden, versicherte Hr. Hünerbein, daß er nach fünf Minuten bei der Person sehn wolle, ohne für
                              sich selbst das Geringste zu befürchten Ich glaube Vorstehendes der Oeffentlichkeit
                              übergeben zu müssen, da einerseits Zink und Salzsäure überall leicht vorräthig zu
                              halten sind, andererseits allerdings das sehr leichte, mit großer 
                              Heftigkeit entwickelte Wasserstoffgas einen lebhaften und
                              schnellen Luftzug hervorbringt.
                           In offenen Kellern und Brunnen ist nicht leicht ein Zurückbleiben von Knallgas zu
                              befürchten, da dasselbe, wie bekannt, mit großer Schnelligkeit in Gefäßen
                              entweicht.
                           Nachschrift. Auf meine Aufrage an Hrn. Hünerbein, wie er auf diese Methode gekommen, erwiederte
                              mir derselbe, daß er bei seinem Geschäft sehr häufig Pechdünste in seiner Werkstelle
                              habe. Aber auch sehr häufig bedürft er Salzsäure, in welcher Zink vorher gelöst sey.
                              Diese letztere Zinklösung macht er sich selbst, und bei dieser Darstellung habe er
                              beobachtet, daß alle Dünste ohne Ausnahme sofort aus seiner Werkstelle verschwunden
                              sind und eine gesunde, reine Luft an deren Stelle getreten. (Journal für praktische
                              Chemie, 1860, Bd. LXXIX S. 481.)
                           
                        
                           Ueber Wiederherstellung lädirter Spiegelfolien.
                           Eine Ausbesserung der Spiegelfolie gilt selbst in Spiegelfabriken als ein sehr
                              schwieriges Unternehmen. In der „Polytechnischen Gesellschaft“
                              zu Leipzig wurde dagegen unlängst folgendes Verfahren mitgetheilt, welches nach
                              vorgenommenen Versuchen sich als ausgezeichnet einfach und
                                 praktisch bewährt haben soll. Bei einem Spiegel, dessen Folie der Zahn der
                              Zeit an einer Stelle zerstört, reinigt man die betreffende Stelle mittelst sanftem
                              Reiben mit feiner Baumwolle so sorgfältig als nur möglich, bis man sicher ist, daß
                              jede Spur von Staub oder Fett entfernt ist. (Bei nachlässiger Reinigung bleibt ein
                              Rand an der ausgebesserten Stelle sichtbar). Dann umschneidet man mit einem Messer
                              am Rande eines anderen Spiegelstückes einen Theil der Folie so, daß das vom Verbande
                              mit dem übrigen Spiegelbelege abgetrennte Stück etwas größer ist als die Lücke,
                              welche man ausbessern will. Auf jenes umschnittene Stück Folie bringt man nun einen
                              kleinen Tropfen Quecksilber (für die Fläche vom Umfange eines Fingernagels etwa
                              einen Tropfen von der Größe eines Stecknadelknopfes); das Quecksilber breitet sich
                              augenblicklich aus, löst das Amalgam bis an die Gränze des Messerschnittes, und
                              macht es verschiebbar, so daß man es auf die auszubessernde Stelle hinüber schieben
                              kann. Dieß letztere ist der schwierigste Theil der Arbeit. Dann drückt man mit
                              Baumwolle das Amalgam an genannter Stelle fest, läßt es wieder erhärten und hat dann
                              den Spiegel „wie neu“ wieder hergestellt. (Reclam's Kosmos, 1860 S. 32.)
                           
                        
                           Ueber die Reinigung der Platintiegel und das Verhalten
                              derselben in der Gasflamme; von Prof. O. L. Erdmann in
                              Leipzig.
                           Berzelius theilt in seinem Lehrbuche, 4. Auflage 1841,
                              einiges über Behandlung und Reinigung der Platintiegel mit, was bei den meisten
                              Chemikern, sehr mit Unrecht, keine Beachtung gefunden hat. Insbesondere gilt dieß
                              von folgender Stelle S. 516:
                           
                              „Manche Substanzen lassen auf der Oberfläche von Platin Flecken zurück,
                                 die schwierig abzuwaschen sind. Von diesen reinigt man die Tiegel sehr leicht
                                 durch Scheuern mit Seesand (Ballastsand), dessen Körner alle rund sind, und den
                                 man zur Entfernung aller größeren Körner zuvor durch ein Haarsieb gesiebt hat.
                                 Das Scheuern verrichtet man mit ein wenig Wasser und mit dem Zeigefinger auf die
                                 Weise, daß die Körner beständig in rollende Bewegung kommen Hierdurch wird das
                                 Metall blank und polirt und dabei nur sehr unbedeutend abgenutzt. – Es
                                 ist von großer Wichtigkeit, die Oberfläche der Tiegel stets polirt zu erhalten,
                                 weil sie alsdann nur wenig von solchen Substanzen angegriffen werden, die sie
                                 sonst schnell genug angreifen würden; und wenn ein Tiegel einmal angegriffen
                                 ist, läßt sich nach Ausziehung der fremden Substanzen mit Säuren, fast nichts
                                 mehr darin glühen, ohne ihn noch weiter anzugreifen, wenn nicht zuvor die innere
                                 poröse Oberfläche vorsichtig gehämmert und dann polirt worden ist. –
                                 Bekommt Platin Flecken, die nicht ohne zu große Abnutzung mit Sand wegzubringen
                                 sind, so schmilzt man darin entweder saures schwefelsaures Kali bei Glühhitze
                                 und mit aufliegendem Deckel, oder besser etwas Borax zu Glas, wodurch die
                                 Oberfläche stets wieder rein und metallisch wird, und worauf man sie durch
                                 Scheuern mit Sand wieder polirt. Die Abnutzung bei diesem Scheuern ist so
                                 gering, daß die auf diese Weise gereinigten Tiegel noch nach 20jährigem
                                 Gebrauche in vollkommen gutem Zustand sind.“
                              
                           In meinem Laboratorium ist der Seesand zum Reinigen der Platintiegel in der Weise im
                              Gebrauch, daß nach jedesmaligem Gebrauche das Abputzen mit Seesand erfolgt. Zu
                              diesem Zwecke sind Schalen mit nassem Sande beständig zur Hand, deren sich die
                              Practicanten zu bedienen haben, ehe sie das Gefäß zurückgeben. Das Abpoliren ist in
                              wenigen Minuten geschehen, während, wenn der Tiegel öfter benutzt worden ist, ohne
                              ihn zu poliren, es schwer hält, die Politur wieder herzustellen. Die Tiegel im
                              hiesigen Laboratorium haben in Folge dieser Behandlung beständig die Farbe und
                              Politur neuer Tiegel, während ich in vielen Laboratorien, in welchen der Seesand
                              nicht eingeführt ist, dieselben grau, matt und rissig gefunden habe. Ich habe es für
                              nützlich gehalten an Berzelius' von der Erfahrung so wohl
                              bewährte Behandlungsweise der Platingefäße besonders jetzt zu erinnern, wo die immer
                              allgemeiner werdende Benutzung des Gases in den Laboratorien es doppelt nöthig macht
                              die Platingefäße sorgfältig zu behandeln, wenn nicht die starke Hitze der Gasflammen
                              dieselben sehr bald zerstören soll. Ueberall wo Gasheizung in den Laboratorien
                              eingeführt ist, hört man die Klage, daß die Gasflammen das Platin verderben; die
                              Platintiegel überziehen sich beim Glühen in der Gasflamme, bei Anwendung einer Bunsen'schen Lampe, mit einem grauen Häutchen, besonders
                              wenn sie von dem inneren Flammenkegel getroffen werden. Dieß geschieht um so
                              leichter, je stärker der Druck ist, unter welchem das Gas ausströmt. Im hiesigen
                              Laboratorium strömt das Gas unter 4–5 Zoll Druck aus; hierbei ist die Wirkung
                              der Gasflammen eine überaus kräftige, und ich empfehle den gleichen Druck überall in
                              den Laboratorien anzuwenden, was leicht durch Anbringung eines kleinen Gasometers
                              möglich ist, durch welches das Laboratorium sich unabhängig machen kann von dem
                              geringeren Drucke im städtischen Röhrensystem und den darin herrschenden
                              Schwankungen. Bringt man in eine so kräftige Gasflamme einen Platintiegel, so sieht
                              man, daß der innere Flammenkegel sofort einen matten Ring auf dem blanken Metalle
                              erzeugt, welcher besonders während des Glühens sichtbar ist. Dieser verbreitet sich
                              immer mehr und nach längerem Glühen findet man den ganzen Boden grau und matt. Ich
                              habe lange nach der Ursache dieser Erscheinung gesucht. Die Ursache ist weder
                              Schwefel, wie einige glauben, noch ein von Aschenbestandtheilen gebildeter Ueberzug,
                              sondern einfach eine oberflächliche Auflockerung des Gefüges des Platins in Folge
                              der starken Hitze, daher sie zunächst an der heißesten Stelle der Flamme eintritt.
                              Ich habe darüber bei Gelegenheit eines Besuchs des Hrn. Prof. Pettenkofer aus München, welcher die wahre Ursache richtig vermuthete,
                              einige Versuche angestellt, welche keinen Zweifel daran übrig lassen, daß die
                              Erscheinung durch eine Molecularveränderung der Oberfläche begründet ist.
                           Glüht man einen gewogenen blanken Tiegel längere Zeit über der Lampe, indem man von
                              Zeit zu Zeit seine Lage gegen die Flamme ändert, um einem möglichst großen Theile
                              der Oberfläche den grauen Ueberzug zu geben, und bestimmt dann das Gewicht aufs
                              Neue, so findet man dasselbe nicht vermehrt. Weder durch Schmelzen mit saurem
                              schwefelsaurem Kali, noch durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron läßt sich der
                              graue Ueberzug beseitigen. Er verschwindet aber, wenn man den Tiegel mit Seesand
                              polirt und hierbei vermindert sich das Gewicht des Tiegels nur höchst unbedeutend;
                              bei einem 25 Grm. wiegenden Tiegel betrug die Abnutzung kaum 1/2 Milligr. Betrachtet
                              man die grauen Flecken des Tiegels unter dem Mikroskope, so zeigt sich deutlich, daß
                              das Metall eine rauhe, fast warzige Oberfläche erhalten hat, die in dem Maaße sich
                              verliert, als man mit Seesand polirt. Platindrähte, die man anhaltend in der
                              Gasflamme glüht, z.B. die Triangel, auf welche man die Tiegel zu setzen pflegt,
                              werden bekanntlich grau und spröde. Unter dem Mikroskope zeigen sie eine Menge
                              feiner der Länge nach laufender Risse, sie lockern sich auf, bis sie, wenn die
                              anfangs oberflächliche Veränderung tiefer eingedrungen ist, zerbrechen. Reibt man
                              solchen Draht anhaltend und stark mit Seesand, so verschwinden die Risse, der Draht
                              wird blank und glatt, indem die Sandkörner hier wie bei den Tiegeln als rotirende
                              Polirstähle wirken, die dem Metalle seinen Zusammenhang wieder geben und dabei nur wenig Substanz
                              abreiben. Am schönsten sieht man die auflockernde Wirkung der Glühhitze auf Metalle
                              beim Glühen von Silber in der Gasflamme. Ein starkes polirtes Silberblech wird
                              sofort in der Gasflamme matt weiß. Unter dem Mikroskope erscheint das Metall warzig
                              aufgetrieben) da wo der Umfang der innern Flamme gewirkt hat, ist die warzige
                              Beschaffenheit schon dem bloßen Auge sichtbar. Ein Strich mit dem Polirsteine drückt
                              die aufgeriebenen Theilchen nieder und stellt die Politur wieder her Die
                              eigenthümliche Beschaffenheit der Oberfläche, welche das Silber beim Glühen annimmt,
                              ist den Technikern wohl bekannt, sie kann durch kein Netzen mit Säuren ersetzt
                              werden. Was nun aber beim Silber ein mattes Weiß ist, das erscheint beim Platin als
                              Grau. Wird jeder Beginn dieser Auflockerung immer wieder durch die Anwendung des
                              Seesandes aufgehoben, so halten die Tiegel sich unverändert, während sie außerdem
                              allmählich spröde werden müssen. Tiegel aus Iridiumplatin verhalten sich ganz wie
                              Platin beim Glühen; es ist aber die völlige Wiederherstellung der Politur durch
                              Seesand etwas schwieriger als bei reinem Platin, was sich aus der größeren Härte der
                              Legirung leicht erklärt.
                           Der Seesand welchen ich benutze, ist aus Schweden bezogen. Er ist von röthlichgrauer
                              Farbe und besteht aus Körnern von verschieden, weiß, gelb und roth gefärbtem Quarz,
                              Titaneisen, vielleicht Spinell u.s.w. Auch eine weiße Sorte habe ich gut gefunden
                              Unter dem Mikroskope zeigt sich, daß kein Korn scharfe Ecken oder Kanten besitzt)
                              alle Körner erscheinen stumpfeckig. Dergleichen Seesand ist bei dem Mechaniker Hugershoff in Leipzig zu erhalten. (Journal für
                              praktische Chemie, 1860, Bd. LXXIX S. 117.)
                           
                        
                           Zur Gasbeleuchtung-Angelegenheit der Stadt
                              Leipzig.
                           Erklärung.
                           Unterm 12. December v. J. schrieb Hr. N. H. Schilling, Director der Münchner
                              Gasbeleuchtung-Gesellschaft, Folgendes an mich:
                           „Ew. – haben, wie ich erfahren, kürzlich ein sehr eingehendes
                                 Gutachten über die Gasbeleuchtung-Angelegenheit in Leipzig abgegeben. Ich
                                 würde es mir zur großen Ehre rechnen, ein so wichtiges Aktenstück in meinem
                                 „Journal für Gasbeleuchtung“ abdrucken zu dürfen, und
                                 erlaube mir hierdurch die hoffentlich nicht unbescheidene Bitte an Ew. –
                                 zu stellen, mir – falls nicht mir unbekannte Bedenken entgegen stehen
                                 sollten – dasselbe für diesen Zweck mittheilen zu wollen“
                              u.s.w.
                           Ich antwortete hierauf Hrn. Sch. in dem Sinne. daß das von
                              mir abgegebene Gutachten Eigenthum des Stadtrathes zu Leipzig sey, welcher mich mit
                              Abgabe desselben beauftragt, und daß ich ohne dessen Genehmigung dasselbe nicht
                              veröffentlichen könne; daß aber auch, diese Genehmigung vorausgesetzt, das Gutachten
                              seiner ganzen Form nach nicht zur Publication geeignet
                                 sey, ich aber beabsichtige, später eine Bearbeitung seines Inhaltes für die
                              Oeffentlichkeit vorzunehmen. Ich erinnere mich nicht genau der Worte, genug, daß
                              meine Antwort ablehnend war.
                           Zu meinem Erstaunen finde ich aber im Maihefte des Schilling'schen Journals für Gasbeleuchtung mein Gutachten mit einigen
                              Weglassungen im Texte und ohne die dem Originale beigefügten Belege abgedruckt. Von dem Stadtrathe zu Leipzig ist mir die Mittheilung
                              gemacht worden, daß derselbe Niemanden die Veröffentlichung meines Gutachtens
                              verstattet habe. Hr. Schilling hat also den Abdruck ohne
                                 Wissen, beziehentlich wider den ausdrücklich erklärten Willen, der zur
                                 Veröffentlichung allein Berechtigten bewirkt.
                           Einer Redaction, welche in solcher Weise verfährt, stand es sehr wohl an dem von ihr
                              in eigenthümlicher Weise erworbenen Gutachten im Drucke einen Artikel vorangehen zu
                              lassen, in welchem das Verfahren des Verfassers des Gutachtens als
                              „widersinnig“ bezeichnet wird, in welchem ihm
                              Grundirrthümer in höherer Potenz u.s.w. vorgeworfen werden. Auf diese Kritik selbst,
                              welcher durchaus Mißverständniß, wo nicht Schlimmeres, zu Grunde liegt einzugehen,
                              fehlt es mir an Neigung wie an Zeit.
                           Dr. O. L. Erdmann,                  Prof.
                              d. techn. Chemie a. d. Universität zu Leipzig.
                           
                        
                           
                           Verfahren zum Bleichen der Baumwollengarne auf kaltem Wege,
                              statt der gebräuchlichen Auskoch- oder Bäuchmethode; von J. H. Grob in Kappel, Canton St. Gallen.
                           Vor zwei Jahren ist es mir gelungen, ein ganz sicheres Verfahren zu entdecken, wonach
                              alle Baumwollengarne entweder ohne Abkochung gut und egal
                                 gefärbt oder „auf kaltem Wege,“ d.h. ohne den mindesten
                                 Verbrauch von Brennmaterial sehr schön weiß gebleicht werden können.
                           Seither wende ich dieses Verfahren in meiner Garnbleicherei fortwährend und mit dem
                              besten Erfolge an: dasselbe übertrifft wegen seiner Einfachheit und
                              Vortheilhaftigkeit entschieden jede andere
                              Garnbleichmethode.
                           Die Anwendung besagter Methode, die überall und von gewöhnlichen Arbeitern mit Leichtigkeit prakticirt werden kann, erfordert keine
                              außerordentlichen Einrichtungen; nur eine oder zwei Kufen.
                           Nach fraglichem Verfahren kann ein Mann acht Centner rohes Garn während dem Zeitraume
                              eines ganzen Tages mit 11 oder höchstens 12 Arbeitsstunden fertig bleichen, jedoch
                              ohne das Abringen. Trocknen und Zusammenlegen. Zu kleineren Partien bedarf es
                              verhältnißmäßig weniger Zeit Eine solche von 2 Centnern erfordert nur 4
                              Arbeitsstunden und könnte nöthigenfalls insofern sie des Morgens früh in Arbeit
                              genommen wird, am gleichen Tage fix und fertig gebleicht, und auch getrocknet
                              werden.
                           Das nöthige Bleichmaterial, um einen Cntr. Garn nach meiner Methode zu bleichen,
                              kostet durchschnittlich Frc. 1. 42 Cent = 40 kr. R.-W.
                           Wohl in den meisten Bleichereien wird auf einen Cntr. Garn für diesen Betrag an
                              Material (Chlorkalk, Soda. Säure etc.) verbraucht werden.
                           Es ist deßhalb eine – von verschiedenen Bleichern in und außer der Schweiz
                              – anerkannte Thatsache, daß bei Anwendung meiner
                                 Kaltbleichmethode nicht nur das zum Bäuchen nöthige Brennmaterial, sondern auch
                                 noch ein Theil Arbeit erspart werden kann.
                           Einen ebenso bedeutenden Nutzen gewahrt mein Verfahren in der Garnfärberei. Während der zwei letztverflossenen Jahre sind in
                              schweizerischen und ausländischen Färbereien eine Menge Partien Baumwollengarne, die
                              nicht abgekocht, Wohl aber nach meiner Methode präparirt waren, –
                              türkischroth, kaliblau, küpenblau, lila, chromgrün, falschroth u.s.w. gefärbt
                              worden. Immer und überall waren diese Farben egal und im Vergleiche zu den
                              ausgekochten Garnen etwas dunkler und lebhafter als
                                 diese.
                           Das die Ablochung ersetzende Präpariren der Garne kostet per ein Centner höchstem Frc. 1/2 = 14 kr. R.-W.
                           Zu bemerken ist hiebei, daß fragliches Verfahren allen
                              Türkischroth-Garnfärbern ohne Ausnahme, sowie Couleur- und
                              Blaufärbern, welche nur einen bis höchstens zwei Cntr. Garn zumal in einem Kessel
                              auskochen können, viel mehr Vortheil darbietet, als denjenigen Couleur- und
                              Blaufärbern, welche größere Partien mit Dampf abkochen.
                           Um meine neue Methode, welche ich den Betheiligten zum Kaufe anbiete, allseitig und
                              gründlich prüfen zu lassen, theilte ich sie unter Zusicherung der Geheime Haltung
                              dem Director des eidgenössischen Polytechnicums und mehreren Türkischrothfärbern.
                              Coleurfärbern und Bleichern mit deren Zeugnisse das vorstehend Gesagte
                              bestätigen.
                           
                              Gutachten.
                              Der Unterzeichnete wurde von Hrn. Grob zur Bleiche in
                                 Kappel, Canton St. Gallen, um eine Untersuchung und Beurtheilung des von ihm
                                 erfundenen und angewandten Vorbereitungsverfahrens zum Bleichen oder Färben von
                                 Baumwollengarn angegangen.
                              Der Zweck der von demselben gebrauchten Manipulation ist: das wohl fast allerwärts noch gebräuchliche mehrstündige Auskochen der
                                    Garne zu ersparen.
                              
                              Die mündlichen Mittheilungen, die mir von Hrn. Grob
                                 über seine Behandlungsweise der Garne im Voraus gemacht worden waren,
                                 entsprachen ganz meiner, bei verschiedenen Anlassen dargelegten Ansicht, daß die
                                 Benetzbarkeit der Baumwollfaser die einzige Vorbedingung für die Wirksamkeit von
                                 Bleich – oder Färbematerialien sey, und daß diese Eigenschaft auch durch
                                 eine Reihe anderer Mittel als das übliche Auskochen der Faser ertheilt werden
                                 könne Ich unterzog mich deßhalb dem Ansuchen des Hrn. Grob, in der Hoffnung, die principielle Auffassung einer wichtigen
                                 technischen Aufgabe durch einläßliche Würdigung und Verbreitung seines
                                 Verfahrens gefördert zu sehen.
                              Nach genauer Beobachtung des Processes, der von Anfang bis zu Ende in der
                                 Bleichanstalt des Hrn. Grob unter meinen Augen
                                 aufgeführt wurde, nehme ich keinen Anstand, ein günstiges Urtheil mit den hier
                                 folgenden Motiven darüber auszusprechen.
                              
                                 1) Der Bleichproceß wird ganz auf kaltem Wege
                                    ausgeführt.
                                 2) Das Verfahren, welches ich auf Garnpartien von 2–3
                                    Cntrn. ausführen sah, bietet nach meiner Wahrnehmung für ähnliche
                                    Quantitäten durchaus keine Schwierigkeiten; und läßt sich, nach meinem
                                    Dafürhalten, auch mit größeren Partien ohne solche ausführen.
                                 3) Die Dauer der Behandlung der Garne, der Aufwand an
                                    Arbeitskräften oder Materialien sind unter allen Umständen nicht
                                    groß.
                                 4) Für den Bleichproceß läßt sich das Verfahren mehr abkürzen
                                    als für die Färberei.
                                 5) Die Qualität der Garne leidet nicht im geringsten durch
                                    dasselbe.
                                 6) Das Verhältniß der Kosten des neuen
                                       Verfahrens gegenüber der älteren Methode des
                                       Auskochens hängt von mancherlei äußeren Umständen ab. Denn a) die für den Bäuchproceß übliche Zeit wird in
                                    den verschiedenen Bleichereien und Färbereien sehr verschieden getroffen;
                                    b) mit dem Preis des Brennmaterials ist es
                                    der gleiche Fall; die Bleicher und Färber arbeiten in dieser Beziehung unter
                                    sehr verschiedenen Bedingungen; c) in größeren
                                    Etablissements kann der abgehende Dampf eines ohnedieß immerwährend
                                    geheizten Dampfkessels benutzt werden u.s.w.
                                 
                              Immerhin aber ist hervorzuheben, und muß bei Erwägung der Vortheile auf kaltem
                                 Wege festgehalten werden:
                              
                                 
                                    
                                       a) daß die Anlage, die
                                          Beaufsichtigung und Unterhaltung eines Kessels und Herdes, wenn
                                          diese nicht zu anderen Zwecken dienen, beseitigt ist; b) daß für den Bleichproceß die Kosten
                                          des Brennmaterials, mögen diese nun mehr oder weniger betragen,
                                          erspart werden; c) daß die Arbeit,
                                          welche nach der vorgeschlagenen Methode aus die zum Färben
                                          bestimmten Garne verwendet werden muß, nur unbedeutend größer ist,
                                          als die bei der Bäuchmethode nöthigen Arbeiten des Einlegens,
                                          Ausnehmens, Abringens der Garne u.s.w. daß man ferner annehmen kann,
                                          die Gesammtkosten dieses das Abkochen ersetzenden Verfahrens
                                          übersteigen nicht Fr. 1/2 für einen Cntr. Garn.
                                       
                                    
                                 7) Ueber den Erfolg, d.h. die Tauglichkeit der Garne zum
                                    sofort vorzunehmenden Bleich- oder Färbeproceß habe ich die
                                    nachfolgenden Erfahrungen anzuführen. a) Das Weiß ist tadellos und wird zu Stande
                                          gebracht ohne irgend einen Mehrverbrauch an Bleichmaterialien
                                          verglichen mit dem gebräuchlichen Verfahren.b)Küpenblau, in meiner Gegenwart auf einen
                                          Strähn in einer Färberei aufgeführt, zeigte sich nach dem Trocknen
                                          völlig gleichmäßig in Farbentiefe.c)Quercitrongelb, Holzblau s. g. Kaliblau (Berlinerblau) wurden im
                                          technischen Laboratorium des eidgenössischen Polytechnicums
                                          gleichzeitig auf ausgekochte und kalt vorbereitete Garnsträhne von
                                          gleicher Nummer und gleicher Baumwollsorte gefärbt. Es zeigten diese
                                          Farben auf beiden Partien durchaus keine ungleichen Stellen;
                                          diejenigen auf kalt präparirten Garnen waren eher im Vergleich mit
                                          den gebäuchten Garnen um einen Ton tiefer ersteres Garn gab letzterm
                                          wenig an Geschmeidigkeit des Angriffes nach. Die Haltbarkeit beider
                                          Färbungen wurde durch verschiedene Mittel untersucht, und nicht der
                                          geringste Unterschied in dieser Beziehung gefunden.
                                    
                                 
                              
                              Faßt man das Charakteristische der mehrgenannten Methode zusammen, so darf für
                                 sie zunächst das angeführt werden, daß sie dazu beiträgt, ein allgemein
                                 verbreitetes ängstliches Vorurtheil hinsichtlich der vermeintlichen absoluten
                                 Nothwendigkeit des Garnbäuchens zu verdrängen Am entschiedensten werden sich die
                                 mit ihrer Einführung verbundenen Vortheile für die Baumwollgarnbleicher
                                 herausstellen Unzweifelhaften Nutzen kann aber bei nur einiger Aufmerksamkeit
                                 auch der sog. Couleurgarnfärber und zwar am meisten ein Geschäft aus ihr ziehen,
                                 welches nicht mehr als zwei Cntr. Garn zumal abkocht.
                              Ueber ihre Anwendbarkeit für Türkischrothfärberei habe ich zur Stunde nicht
                                 eigene Kenntniß, Hr. Grob hat sich jedoch
                                 authentische Zeugnisse von Rothfärbern auf das Resultat von ausgeführten Farben
                                 hin ausstellen lassen.
                              Zürich, den 12. Januar 1860.
                              Prof. Dr. Bolley.
                              
                           
                        
                           Notiz in Betreff der Reinigung der bedruckten Zeuge vor dem
                              Ausfärben; von J. Löwenthal.
                           Es ist allgemein bekannt, daß diejenigen Stoffe, welche mit essigsaurer Thonerde oder
                              Eisenbeize gedruckt sind, vor dem Ausfärben mit Krapp einer sorgfältigen Reinigung
                              bedürfen. Diese Reinigung hat 1) angeblich zum Zweck, die Beizen auf dem Stoff zu
                              befestigen, 2) das Verdickungsmittel (Stärke, Gummi u.s.w.) vollständig zu
                              entfernen.
                           Vieles ist schon hierüber geschrieben worden. Es ist mir aber nicht bekannt, daß
                              jemals der Diastase Erwähnung geschehen sey. Und doch ist deren lösende Wirkung auf
                              Stärke allgemein bekannt. Ich habe daher Versuche mit derselben, d.h. mit Malz,
                              angestellt. Ich habe gefunden, daß das Malz in Verbindung mit vorher abgekochter
                              Kleie oder Kuhkoth sehr vorzüglich ist, um solche Stoffe, die mit Thonerdebeize, mit
                              Stärke verdickt, gedruckt sind, sehr schnell zu reinigen. Etwas langsamer geht es
                              mit Eisenbeize, aber immer noch ungleich schneller wie ohne Anwendung von Malz.
                              – Eine Temperatur von 35 bis 40° Reaumur genügt, um das Malz stark
                              einwirkend zu haben.
                           In Verbindung mit Wasserglas war das Malz nicht anwendbar, indem es dann Flecken beim
                              Färben verursachte. Dieses ist aber nur vom Malz gesagt, ganz anders kann es sich
                              vielleicht auch in diesem Falle mit reiner Diastase herausstellen. (Journal für
                              praktische Chemie, 1860, Bd. LXXIX S. 481.)
                           
                        
                           Fabrication von Schleifsteinen aus Kautschukmasse, von Deplanque in Paris.
                           Nach einem von Salvétat an die Société d'Encouragement erstatteten
                              Bericht fabriciren Deplanque Vater und Sohn in Montrouge
                              (route d'Orléans, 114) aus einer
                              Kautschukmasse Schleifsteine zum Schleifen, Poliren und Abziehen von Metallen. Diese
                              Fabrication findet zwar erst in kleinem Maaßstabe statt, die Producte derselben
                              scheinen aber vollkommen brauchbar zu seyn. Salvétat theilt darüber Folgendes mit:
                           Der Kautschuk, welchen man anwendet, ist die unter dem Namen Kautschuk von Java
                              bekannte Sorte. Er wird zunächst möglichst gereinigt, indem man ihn durch ein
                              kreisförmiges Messer in Scheiben zerschneidet, diese mittelst eines Walzwerks weiter
                              zerkleinert und sodann wäscht, bis die Verunreinigungen möglichst beseitigt sind.
                              Der gewaschene Kautschuk wird in einer Kammer, deren Temperatur man während 1/2
                              Stunde auf 120° C. erhöht, erweicht und darauf in einem Walzwerk, dessen
                              Walzen auf 120 bis 140° C. erwärmt sind, bearbeitet, so daß er sich in eine
                              plastische Masse verwandelt. Diese vermischt man mit Schwefel und dem Schleifpulver,
                              welches je nach dem Zweck aus Quarzsplittern, aus mehr oder weniger feinem Smirgel oder aus
                              Bimssteinpulver besteht. Auf 1 Kilogr. Kautschuk nimmt man 250 bis 500 Grm.
                              Schwefelblumen, und der Mischung dieser beiden Stoffe fügt man z.B. für Drehsteine
                              15 bis 20 Kilogr. Quarz, für Handschleifsteine 9 bis 15 Kilogr. Bimsstein oder
                              Smirgel hinzu. Man läßt die durch die heißen Walzen plastisch erhaltene Masse das
                              Schleifpulver und den Schwefel allmählich in sich aufnehmen, indem man sie
                              wiederholt zwischen den Walzen, die einander immer mehr genähert werden, durchgehen
                              läßt und das Schleifpulver und den Schwefel nach und nach in kleinen Antheilen hinzu
                              bringt. Wenn die Masse zu einem homogenen Teige geknetet ist, läßt man sie etwas
                              erkalten und gibt ihr sodann die beabsichtigte Gestalt. Bei der Anfertigung von
                              Handschleifsteinen geschieht dieß durch Pressen in einer Form, Drehsteine werden
                              dagegen mittelst einer Art Durchschlag aus einem plattenförmigen Stück der Masse,
                              welches durch Walzen in der nöthigen Dicke hergestellt wurde, ausgeschlagen. Die auf
                              die eine oder andere Art geformten Schleifsteine werden in einer durch Wasserdampf
                              oder durch trockene Wärme erhitzten Kammer gehärtet. Man legt sie dabei auf
                              einander, indem man durch aufgestreutes Talkpulver das Zusammenkleben verhütet, und
                              beschwert sie mit glatten Eisenstücken. Die auf das Härten zu verwendende Zeit ist
                              je nach der Dicke der Stücke verschieden. Bei Stücken von 1 bis 2 Centim. Dicke
                              dauert das Härten 3, bei solchen von 2 bis 6 Centim. Dicke 5 Stunden. Die Hitze in
                              der Kammer beträgt in jedem Falle 150 bis 180° C. Nach dem Erkalten sind die
                              Schleifsteine fertig. Man pflegt sie aber noch theils durch Smirgeln, theils durch
                              Reiben an einer gußeisernen Platte, wodurch die Unregelmäßigkeiten des äußeren Korns
                              und die Fettigkeit, welche beim Härten an die Oberfläche tritt, beseitigt werden,
                              vollends vorzurichten. (Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, December 1859, S. 721; württembergisches Gewerbeblatt,
                              1860, Nr. 21.)
                           
                        
                           Ueber Phosphorzündhölzchen mit silberglänzenden Köpfchen; von
                              J. Ginzky.
                           Unter den ordinären Sorten der Zündhölzchen erfreuen sich die mit silberglänzenden
                              Köpfchen einer besonderen Beliebtheit beim Publicum. Wir geben hier in der Kürze die
                              Vorschrift zur Verfertigung derselben und knüpfen daran einen Vorschlag zur
                              bequemeren und vielleicht auch besseren Erzeugung derselben.
                           Da das Schwefelblei die einzige Schwefelverbindung von metallischem Glanze ist, und
                              der Zündmasse der Zündhölzchen meist Bleisuperoxyd als Sauerstoff hergebender Körper
                              zugesetzt wird, so liegt der Gedanke nahe, durch Entwickeln von
                              Schwefelwasserstoffgas aus Schwefeleisen und Salzsäure in der Trockenkammer oder
                              Einleiten in dieselbe, das Bleioxyd in der feuchten Zündmasse in Schwefelblei zu
                              verwandeln und so die Köpfchen mit einer die Brauchbarkeit durchaus nicht
                              beeinträchtigenden feinen silberglänzenden Schicht zu überziehen.
                           Anstatt das Schwefelwasserstoffgas so zu entwickeln, daß man das gröblich gepulverte
                              Schwefeleisen in eine irdene Schale gibt und mit Salzsäure oder verdünnter
                              Schwefelsäure überschüttet in die Trockenkammer stellt, wäre es unserer Ansicht nach
                              bequemer und paffender, das Schwefelwasserstoffgas außerhalb der Kammer in einem
                              gewöhnlichen Wasserstoffgas – Apparate zu entwickeln und mittelst eines
                              Kautschuk- oder Glasrohres in die Kammer zu leiten. Man erreicht dadurch den
                              Vortheil, daß man nicht durch das überschüssige Gas zu leiden hat. Hat das Gas seine
                              Schuldigkeit gethan, so entfernt, respective entleert man den
                              Gasentwickelungsapparat. Aus der Trockenkammer kann das überschüssige übelriechende
                              Gas mittelst eines luftdicht in die Wand eingefügten Glasrohres in eine gut ziehende
                              Esse abgeführt werden.
                           Sollen die Zündholzköpfchen einen besonders schönen Glanz bekommen, so müssen sie vor
                              dem Einsetzen der Hölzer in die Trockenkammer in eine verdünnte Lösung von
                              Bleizucker (essigsaurem Bleioxyd) getaucht werden. (Stamm's illustr. Zeitschrift, 1860 3. 50.)
                           
                        
                           
                           Hirse-Schälmühlen mit
                              Gutta-percha-Boden.
                           Von der königl preuß. Regierung zu Oppeln und durch Hrn. Regierungsrath Schück daselbst gieng der Redaction des Breslauer
                              Gewerbeblatts folgende interessante Mitheilung zu, deren Einsender indessen nicht
                              genannt seyn will.
                           
                              „Im Besitze einer Hand-Hirsemühle habe ich bei derselben statt des
                                 feuchten Lehmbodens einen Gutta-percha-Boden angebracht Dieser hat
                                 sich mir als vollkommen praktisch erwiesen, da er die Hirse, namentlich wenn
                                 dieselbe gleichkörnig ist, sehr schön abhülft. Es wird dadurch viel Zeit erspart
                                 und dadurch hinwiederum eine wohlfeilere Enthülsung der Hirse ermöglicht. Wenn
                                 auch von Zeit zu Zeit der Oberstein abgehoben, gewaschen und getrocknet werden
                                 muß, so fällt doch die sehr umständliche öftere Erneuerung oder Befeuchtung des
                                 Lehmbodens weg, indem der Gutta-percha-Boden unverändert bleibt.
                                 Sollte derselbe ja mit der Zeit seine Elasticität verlieren, so ist dieselbe
                                 leicht wieder herzustellen, indem man den Boden in warmem Wasser einweicht.
                                 Sollte der Gutta-percha-Boden dagegen durch Steinchen oder andere
                                 Gegenstände eine Verletzung erleiden, so kann dieselbe durch ein heißes Eisen
                                 leicht wieder zugeschmolzen werden, im Fall sich die Wunde nicht, wie dieß
                                 gewöhnlich der Fall ist, von selbst zuzieht.
                              
                           
                              Der Gutta-percha-Boden wird in der erforderlichen Durchmessergröße,
                                 einen halben Zoll dick, mit der nöthigen Oeffnung im Centrum von der
                                 Gutta-percha-Fabrik von Fonrobert und
                                 Prukner in Berlin angefertigt, auf eine, aus
                                 zwei- oder dreizölligen festen Bohlen gefertigte runde Unterlage mit
                                 vielen Stiften gleichmäßig am äußeren Rande festgenagelt, in die hölzerne
                                 Unterlage die Spindelbüchse befestigt, so daß sie mit dem
                                 Gutta-percha-Boden in gleicher Höhe ist, und die von der Büchse
                                 nicht ausgefüllte Centrum Oeffnung des Gutta-percha-Bodens mit
                                 Mehlteig oder dergleichen ausgefüllt.
                              
                           Mein Gutta-percha-Boden hat 18 Zoll im Durchmesser, ist 1/2 Zoll
                                 dick und kostet 10 Thlr. Für eine gewöhnliche Mühle dürfte er 30–40
                                 Thaler kosten; zwar viel Geld, aber durch Ersparniß an Zeit und Arbeit bald
                                 wiedererstattet. Ich lasse 34 36 Stunden fortmahlen, bevor ich den Oberstein
                                 wieder abheben, waschen und trocknen lasse.“ (Breslauer Gewerbeblatt,
                              1860, Nr. 10.)
                           
                        
                           Anwendung des Wasserglases beim Oculiren der Bäume; von Hrn.
                              Rösler.
                           Bisher war meines Wissens zur Oculirung nur das Baumwachs und das Wasserharz in
                              Anwendung gekommen. Ich machte aber kürzlich den Versuch mit Wasserglas, was sehr
                              gut gelang und weit billiger als vorgenannte Artikel zu stehen kommt.
                           Die Manipulation ist äußerst einfach. Man nimmt so viel Wasserglas als man gerade
                              braucht, vermengt es mit fein gestoßener Champagner-Kreide (oder fein
                              gesiebtem Chausseestaub von Kaltsteinen) zu einem leichten Brei und bestreicht
                              hiemit die wunden Theile des oculirten Baumes.
                           Gegen jeden Witterungseinfluß ist hiedurch der Baum geschützt und nur selten kann bei
                              richtiger Behandlung ein Zweig ausbleiben.
                           Noch habe ich anzuführen, daß diese Masse viel bequemer ist als die bisher
                              verwendeten, weil sie nicht erwärmt zu werden braucht. (Württembergisches
                              Gewerbeblatt, 1860, Nr. 22.)