| Titel: | Verfahren zum Filtriren der Flüssigkeiten, von Paul Morin und Comp. in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. X., S. 26 | 
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                        X.
                        Verfahren zum Filtriren der Flüssigkeiten, von
                           Paul Morin und Comp. in Paris.
                        Aus Armengaud'sGénie industriel, April 1860, S.
                              220.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. I.
                        Morin's Verfahren zum Filtriren der Flüssigkeiten.
                        
                     
                        
                           Das neue Filtrirsystem, welches sich Paul Morin u. Comp. zu Paris am 19.
                                 Januar 1859 für Frankreich patentiren ließen, ist speciell auf den
                              Atmosphärendruck begründet, welcher durch die Bildung eines leeren Raumes mittelst
                              Condensirung der in den Apparat unterhalb die zu filtrirenden Masse eingeführten
                              Dämpfe zur Wirksamkeit gebracht wird.
                           Dieser Apparat ist zum Waschen von allen Substanzen bestimmt, aus denen man durch
                              Wasser oder eine andere Flüssigkeit die lösbaren Bestandtheile ausziehen will, indem
                              man dem Waschen unmittelbar das Filtriren nachfolgen läßt.
                           Derselbe kann in gleicher Weise bloß als Filter für irgend welche Flüssigkeiten,
                              Fette, Alkohol etc., überhaupt in allen Fällen dienen, wo man aus einer Flüssigkeit
                              feste Körper abscheiden will, welche mit derselben gemischt oder darin suspendirt
                              sind.
                           Man kann ihn endlich auch, in bestimmten Grenzen, anstatt der Presse oder
                              Centrifugalmaschinen, zum theilweisen Trocknen verschiedener Substanzen
                              anwenden.
                           Fig. 37
                              stellt den Filtrirapparat in senkrechtem Durchschnitte dar. Er besteht im
                              Wesentlichen aus einem cylindrischen Gefäße mit hinreichend fester Wandung; man kann
                              ihn aus Eisenblech, oder aus jedem an dem den erforderlichen Widerstand leistenden
                              Metall herstellen, welches gegen Oxydation durch Verzinnen, Plattiren, einen
                              galvanoplastischen Ueberzug oder entsprechenden Anstrich geschützt wird. Er kann
                              auch in gewissen Fällen inwendig mit einem Holzfutter bekleidet seyn, welches durch
                              seine geringe Wärmeleitungsfähigkeit den Vortheil gewährt, bei der Berührung mit dem
                              Dampfe eine geringere Condensirung als ein Metall zu veranlassen.
                           Auf der Mitte seiner Höhe ist das Gefäß im Innern mit einem ringsherum laufenden
                              Rande a von einigen Centimetern Vorsprung versehen.
                              Dieser Rand trägt einen durchlöcherten, metallenen oder hölzernen Siebboden c, über welchen ein Metallgewebe i gelegt wird.
                           Ueber dieses Gewebe wird erst das eigentliche Filter f
                              ausgebreitet, welches aus Leinwand, Filz, Werg, gekämmter Watte, Schwämmen, Sand,
                              pulverisirtem Bimsstein etc. besteht. Ueber dieser filtrirenden Masse wird ein
                              zweites Metallgewebe i¹ angebracht und das Ganze
                              durch eine metallene Ringleiste i²
                              zusammengehalten, welche mittelst Splintbolzen gegen das obere Gewebe, somit gegen
                              die untere Scheibe stark gepreßt wird. Peripherische Streifen von Kautschuk, Filz,
                              Hader oder ähnlichen Stoffen dienen dem Rande des Siebbodens zur dichtenden
                              Unterlage, so daß die Flüssigkeiten genöthigt sind durch das Filter
                              hindurchzugehen.
                           Am untern Theile des Apparates sind drei Hähne angebracht, von denen der eine R an dem unteren Ende des Bottichs A in Verbindung mit einem nach dem Dampferzeuger
                              gehenden Rohre steht. Der Hahn R¹ unterhalb der
                              eigentlichen Filtrirvorrichtung setzt das Innere des Apparates mit der Atmosphäre in Communication.
                              An R² sitzt ein Ablaßhahn zum Abführen der
                              filtrirten Flüssigkeiten.
                           Um den Apparat in Thätigkeit zu setzen, bringt man in den oberen Raum A, welcher offen ist, die zu filtrirende Flüssigkeit.
                              Man öffnet die Hähne R und R¹, um den Raum B mit Dampf zu füllen und daraus die atmosphärische Luft zu vertreiben.
                              Sobald der Dampf in Menge aus dem Hahne R¹ wieder
                              ausströmt, schließt man den erstern und darauf den Hahn R. Nach kurzer Zeit condensirt sich der Dampf, es entsteht sofort im Raume
                              B eine Luftleere und dann treibt der
                              Atmosphärendruck die Flüssigkeit in A durch das Filter
                              f hindurch.
                           Die festen Bestandtheile lagern sich auf dem Filter in einer gleichmäßigen Schicht ab
                              und zwar um so dichter und trockener, je zarter diese Substanzen sind oder je mehr
                              Widerstand sie der Filtration entgegensetzen.
                           Wenn man nach dieser ersten Operation ein Naschen der auf dem Filter gebliebenen
                              festen Bestandtheile vorzunehmen wünscht, so genügt es, dieselben mit Flüssigkeit zu
                              übergießen und von Neuem wie vorher eine Luftleere herzustellen.
                           Um ein vollständigeres Waschen zu bewerkstelligen, kann man vor Herstellung der
                              Luftleere die Substanzen in dieser Flüssigkeit aufrühren, oder wenn man eine heiße
                              Waschung ausführen will, Dampf mittelst einer Schlange oder Brause zutreten
                              lassen.
                           Anstatt aus einem cylindrischen Gefäße mit zwei
                              horizontalen Abtheilungen, kann das Filter aus zwei verschiedenen Gefäßen bestehen,
                              welche mit einander durch ein Rohr verbunden sind, das mit einem Hahn versehen ist,
                              welcher während des Dampfeintritts verschlossen bleibt. Durch diese Einrichtung wird
                              der Verlust des Dampfes vermieden, welcher sich an der untern Seite des kalten und
                              feuchten Filters condensirt. Der Filtrirapparat muß in diesem Falle sehr nahe an den
                              Boden des obern Gefäßes gebracht werden, ohne jedoch denselben zu berühren.
                           Die beiden fraglichen Gefäße können auch horizontal nebeneinander gesetzt werden und
                              das communicirende Rohr geht dann von einem Boden nach dem andern. Diese
                              Einrichtung, wobei nur ein geringer Verlust an Atmosphärendruck stattfindet,
                              erleichtert die Arbeit, weil der Apparat eine geringere Höhe bekommt.
                           Anstatt die Luftleere durch Condensation des Dampfes zu bewirken, wie es oben
                              auseinander gesetzt wurde, kann man auch eine gewöhnliche Luftpumpe benutzen, wenn
                              Substanzen zu behandeln sind, bei welchen die Berührung oder Mischung mit dem
                              Condensationswasser vermieden werden muß.
                           
                        
                     
                  
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