| Titel: | Ueber Brianchon's Verfahren, Metalllüster auf Porzellan etc. zu erzeugen; Bericht von Salvetat. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XVIII., S. 65 | 
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                        XVIII.
                        Ueber Brianchon's Verfahren, Metalllüster auf Porzellan
                           etc. zu erzeugen; Bericht von Salvetat.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Novbr. 1859, S. 662.
                        Brianchon's Verfahren, Metalllüster auf Porzellan etc. zu
                           erzeugen
                        
                     
                        
                           Brianchon, Porzellanmaler in Paris (rue Fénélon, Nr. 7), hat das Verfahren zum
                              Hervorbringen der sogenannten Lüster auf Porzellan, Fayence etc., in der Art modificirt, daß man
                              im Stande ist, den Thonwaaren das Ansehen von Gold, oder von farbloser oder
                              gefärbter Perlmutter, sowie den irisirenden und wechselnden Reflex gewisser
                              Muschelschalen zu ertheilen. Er fand, daß das Wismuthoxyd im höchsten Grade die
                              Eigenschaft besitzt, das auf den verglasten Flächen, auf welchen es in dünner
                              Schicht angebracht ist, reflectirte Licht zu zersetzen, daß es diese Eigenschaft
                              verschiedenen Oxyden, mit denen man es in verschiedenen Verhältnissen vermischen
                              kann, mittheilt, und daß es diese Eigenschaft bei denjenigen Körpern, welche sie
                              ohnehin schon besitzen, erhöht. Seine VerfahrungsartenUeber dieselben wurde bereits im Jahrgang 1858 des polytechn. Journals, Bd. CL S. 216, eine Mittheilung
                                    gemacht. beruhen auf dieser doppelten Eigenschaft des Wismuthoxydes, und da dasselbe
                              diese charakteristische Eigenschaft in einer oxydirenden Atmosphäre entwickelt, so
                              läßt sich diese Verzierungsart mit der gewöhnlichen Verzierung des Porzellans durch
                              Bemalen und Vergolden verbinden. Zur Erzielung eines vollständigen Erfolges muß das
                              Wismuthoxyd sich leicht und gleichförmig ausbreiten lassen; es muß ferner in einer
                              trocknenden Mischung sich befinden, die im Feuer zerstört wird, ohne auszufließen
                              oder sich aufzublähen; am besten eignet sich eine ölige Mischung.
                           Die Wismuthmischung gibt für sich allein das Ansehen von weißer Perlmutter; mit
                              anderen Oxyden, die man auch mittelst eines Oels flüssig macht, vermengt, oder über
                              denselben angebracht, gibt es das Ansehen farbiger Perlmutter.
                           Brianchon's Verfahren umfaßt daher zwei verschiedene
                              Operationen, die Bereitung der Wismuthmischung oder des sogenannten Wismuthlüsters (lustre de
                                 bismuth), und die Bereitung der farbigen Lüster oder der sogenannten Perlmutterlüster (lustres
                                 nacrés). Das Ansehen farbiger Perlmutter ertheilt man den
                              Gegenständen durch eine Mischung von Perlmutter- und Wismuthlüster, indem man
                              sie nach dem Ueberziehen mit dieser Mischung brennt und dann noch Wismuthlüster
                              allein aufträgt.
                           Von den Verfahrungsarten Brianchon's, welche sich derselbe
                              patentiren ließ, theilen wir die Bereitung des Wismuthlüsters und einiger farbigen
                              Lüster mit.
                           
                        
                           Bereitung des Wismuthlüsters oder des
                                 Flusses (fondant).
                           Man nimmt dem Gewichte nach 10 Th. krystallisirtes salpetersaures Wismuthoxyd, 30 Th.
                              Colophonium und 75 Th. Lavendelöl. Man bringt das Colophonium in eine Schale, stellt
                              diese in ein Sandbad, und erhitzt dasselbe allmählich, so daß das Harz schmilzt. Wenn
                              dasselbe vollständig geschmolzen ist, fügt man das salpetersaure Wismuthoxyd nach
                              und nach in kleinen Portionen unter Umrühren zu. Sobald die Flüssigkeit anfängt
                              braun zu werden, gießt man 40 Th. Lavendelöl in kleinen Antheilen hinzu, indem man
                              immer umrührt, um eine gleichförmige Mischung zu erhalten. Man nimmt nun die Schale
                              vom Sandbade weg, läßt erkalten, fügt der Masse unter Umrühren die noch übrigen 35
                              Th. Lavendelöl hinzu und läßt dann alle nicht aufgelösten Theile sich absetzen. Die
                              Flüssigkeit läßt man behufs ihrer Anwendung entweder durch Stehen an der Luft oder
                              durch geringes Erwärmen sich in gehörigem Grade verdicken.
                           
                        
                           Bereitung des farbigen Lüsters oder der
                                 Farbstoffe (colorants).
                           Diese Stoffe haben die Salze von Platin, Silber, Palladium, Uran, Eisen, Mangan, Gold
                              zur Basis und gestatten die reichen Farben gewisser Muschelschalen oder die Reflexe
                              des Prismas nachzuahmen. Die wichtigsten werden folgendermaßen bereitet:
                           Man schmilzt in einer im Sandbade erhitzten Schale 30 Th. Harz und fügt sodann, wenn
                              man eine Masse für Gelb erhalten will, 10 Th. salpetersaures Uranoxyd, wenn man eine
                              Masse für Rostfarbe erhalten will, 30 Th. salpetersaures Eisenoxyd hinzu. Das
                              zugesetzte Salz löst sich auf; man befördert die Mischung, indem man tropfenweise 30
                              bis 40 Th. Lavendelöl hinzufügt. Die so erhaltene Mischung wird wie der Fluß
                              behandelt, nämlich nachher mit einer ferneren Quantität Lavendelöl verdünnt, und
                              dann zu gleichen Theilen oder in einem andern Verhältnisse, je nach der gewünschten
                              Nüance, mit dem Fluß vermischt.
                           Man ahmt den Goldton nach, indem man die Uran- und die Eisenmischung mit der
                              Wismuthmischung vereinigt; diese dreifache Mischung gibt nach dem Brennen ein
                              metallisches Ansehen, welches die verschiedenen Töne des polirten Goldes
                              nachahmt.
                           Um die irisirenden Farben des Prismas zu erhalten, nimmt man Knallgold,
                              Cyangold-Quecksilber, Jodgold, oder Goldtinctur, und reibt diese goldhaltigen
                              Verbindungen auf einer Palette mit Terpenthinöl an, so daß sie einen Teig bilden,
                              den man trocknen läßt und sodann wieder mit Lavendelöl anreibt; man fügt hernach für
                              1 Th. des goldhaltigen Products 1, 2 oder 3 Th. Wismuthfluß hinzu. Indem man diese
                              Masse mit dem Pinsel auf dem verzierten und gebrannten Porzellan anbringt und sie
                              nachher mit Uranlösung bedeckt, erhält man mannichfache mehr oder weniger dunkle
                              Töne.
                           
                           Alle diese Präparate lassen sich leicht mit einander vermischen und über einander
                              anbringen. Nachdem die Gegenstände mittelst eines Pinsels mit denselben überzogen
                              und sodann gebrannt sind, erscheinen sie wie glasirt und in den glänzendsten
                              feurigsten Farben.
                           Die nach Brianchon's Verfahren verzierten Porzellane
                              finden wegen ihres reichen schönen Ansehens und der Neuheit der Verzierungen in
                              perlmutterglänzendem Reflex viel Beifall.