| Titel: | Die neueren englischen Verfahrungsarten beim Verzinnen des Eisenblechs. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XXX., S. 124 | 
| Download: | XML | 
                     
                        XXX.
                        Die neueren englischen Verfahrungsarten beim
                           Verzinnen des Eisenblechs.
                        Aus dem polytechnischen Centralblatt, 1860 S.
                              673.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Neuere englische Verfahrungsarten beim Verzinnen des
                           Eisenblechs.
                        
                     
                        
                           Das gewöhnliche Verfahren, die Bleche beim Verzinnen mit der Hand einzeln nach
                              einander in zwei Zinnpfannen und dann in eine Talgpfanne einzutauchen, hat den
                              doppelten Nachtheil, daß das Gewicht des Zinnüberzugs bei verschiedenen Blechen
                              verschieden und daß es bei den einzelnen Blechen ungleich über ihre Oberfläche
                              vertheilt ist.
                           Diesen Uebelständen suchen zunächst R. V. Leach und Th. W.
                              Willet dadurch zu begegnen, daß sie die Bleche in
                              Rahmen einlegen, die durch Elementarkraft eine auf und nieder gehende Bewegung
                              empfangen, und in diesem Zustande in die zweite Zinnpfanne (wash pot) und die Talgpfanne eintauchen. Das Eintauchen in die zweite
                              Zinnpfanne, sowie das Herausziehen aus derselben geschieht mit gleichförmiger
                              Bewegung. Es nehmen also, wenn die Geschwindigkeit bei jeder Operation dieselbe ist,
                              alle Bleche ein gleiches Gewicht Zinn auf; dieses Gewicht vertheilt sich aber nicht
                              gleichförmig über die Oberfläche der Bleche, sondern nach Unten zu sammelt sich mehr
                              Zinn an, als an den oberen Theilen der Bleche, weil es durch seine eigene Schwere an
                              den Blechen niedersinkt. Um nun trotzdem eine gleichförmige Vertheilung des Zinns
                              über die Oberflächen der Bleche zu bewirken, ertheilen die Verf. den in die Rahmen
                              eingelegten Blechen beim Eintauchen in die Talgpfanne eine beschleunigte und beim Herausziehen aus
                              derselben eine verzögerte Bewegung, was zur Folge hat, daß die unteren Theile der
                              Bleche der Einwirkung des Talgs länger, als die oberen ausgesetzt werden.
                           Die gleichförmige Vertheilung des Ueberzugs über die Bleche kann auch auf folgende
                              Weise bewirkt werden: Die Bleche werden, wenn sie aus der zweiten Zinnpfanne kommen,
                              in gleichen Entfernungen von einander horizontal in Rahmen eingelegt und in diesem
                              Zustande in die Talgpfanne eingetaucht, in welcher sie ungefähr eine Minute lang
                              ruhig gehalten werden; dann erhalten sie mit einer Geschwindigkeit, welche der Größe
                              der Bleche, der Temperatur des Metalls und der Dicke des Ueberzugs entspricht, eine
                              Drehung um eine verticale Achse, wodurch in Folge der Centrifugalkraft das Zinn von
                              den Rändern abgeschleudert wird; und darauf bleiben sie noch eine Minute in ruhigem
                              Zustande in der Pfanne, damit das an den Rändern dicker liegende Zinn nach der etwas
                              vertieft liegenden Mitte abfließen kann.
                           Um das Ansehen des Blechs zu verschönern, kann man die Rahmen dann noch einmal in die
                              Talgpfanne tauchen, aber ohne ihnen eine drehende Bewegung mitzutheilen.
                           Das Abschmelzen des durch das Ablaufen des überflüssigen Zinns nach dem beendigten
                              Verzinnen entstandenen Randes geschieht vermittelst einer verzinnten Kupferplatte,
                              auf welche der abzuschmelzende Rand aufgelegt wird. Diese Kupferplatte wird erhitzt
                              und unter einem Winkel von 30° gegen den Horizont aufgestellt.
                           Das vorstehende Verfahren ist den 23. Mai 1859 in England patentirt und im Repertory of Patent-Inventions, Februar 1860, S.
                              149 beschrieben.
                           Das im London Journal, März 1860, S. 143 beschriebene
                              Verfahren, welches J. Hughes, W. Williams und G. Leyshon am 13. April 1859 für
                              England patentirt ist, unterscheidet sich von dem vorigen dadurch, daß die Bleche
                              nach einander in zwei Zinnpfannen mit der Hand eingetaucht werden und das
                              Fertigmachen durch mechanische Mittel in einer dritten Zinnpfanne, die eine ihrem
                              Zwecke entsprechende Construction hat, geschieht.
                           Fig. 31 der
                              bezüglichen Abbildungen zeigt den ganzen Verzinnungsapparat mit den
                              Bewegungsmechanismen in der Seitenansicht, Fig. 32 den Grundriß der
                              Fertigpfanne. a* ist die Talgpfanne, b* die erste und c* die
                              zweite Zinnpfanne. Nachdem die Bleche in den ersten Zinnpfannen bearbeitet worden
                              sind, werden sie in einen Rahmen b eingelegt und mit
                              gleichförmiger Bewegung in die Fertigpfanne a
                              eingetaucht und wiederum mit gleichförmiger Bewegung aus derselben
                              herausgezogen.
                           
                           Beim Herausziehen aus der Fertigpfanne fließt das überschüssige Metall ab, und nach
                              dem Abkühlen, was in dem Rahmen selbst geschieht, sind die Bleche fertig. q, q in Fig. 32 sind zwei
                              verticale Platten, welche mit ihren oberen Rändern etwas über den Spiegel des
                              geschmolzenen Metalls zu liegen kommen. Diese Platten, welche in der Pfanne a festgemacht sind, dienen mit ihren Rändern q', q' dem Rahmen als Führung, und zugleich verhindern
                              ihre vorstehenden Ränder, daß die obenauf schwimmenden Unreinigkeiten nach dem
                              Abschäumen, was vor dem Heben der Rahmen geschieht, in die Mitte der Pfanne
                              gelangen. Zum Heben des Rahmens b dienen die Ketten c, c und die Scheiben d, d
                              an der Welle e, welche durch ein Handrad f in langsame Umdrehungsbewegung versetzt wird. Eine
                              zweite Scheibe g an der Welle e trägt vermittelst einer Kette oder Schnur i
                              ein Gegengewicht h. Nach dem Ausheben des Rahmens wird
                              die Welle e in ihren Lagern j,
                                 j verschoben, und hierzu dient ein Handrad k an
                              der Welle l, welche durch die Kurbel m und die Kurbelstange n mit
                              der Welle e in Verbindung gesetzt ist.
                           Ein drittes Verfahren, welches für J. P. Budd am 20. Mai
                              1859 in England patentirt und im London Journal, März
                              1860, S. 144 beschrieben ist, weicht von dem vorigen nur durch die Behandlung in der
                              Fertigpfanne ab. Hiernach werden nämlich nicht die Rahmen mit den Blechen, sondern
                              nur die Bleche, und zwar alle auf einmal, aus der Fertigpfanne ausgehoben. Der
                              Apparat, der hierzu dient, ist in Fig. 33 abgebildet. Der
                              Rahmen besteht aus einer Reihe Zangen, in welche bei geöffnetem Zustande derselben
                              die Bleche eingelegt werden; nachdem der Rahmen gefüllt ist, werden die Zangen durch
                              Anziehen der Flügelschrauben a geschlossen und die in
                              den Rahmen eingespannten Bleche in die Fertigpfanne eingetaucht. Hierauf wird der
                              Rahmen vermittelst des in Fig. 34 abgebildeten
                              Apparats wieder herausgehoben, und zwar mit geringerer oder größerer
                              Geschwindigkeit, je nachdem der Ueberzug eine dickere oder dünnere Schicht bilden
                              soll. Immerhin darf aber die Bewegung keine zu rasche seyn, weil die Behandlung in
                              der Talgpfanne wegfällt und bei dieser Operation alles überschüssige Metall
                              abschmelzen muß. Noch bevor die in den Zangenrahmen eingespannten Bleche ganz aus
                              dem Metall herausgezogen sind, wird über den Rahmen ein hölzerner Rechen (Fig. 35)
                              eingeführt, dessen Theilung mit der Theilung des Zangenrahmens vollständig
                              übereinstimmt. Dann wird das Ganze vollends ausgehoben und darauf durch Drehung der
                              Schraube 3 (Fig.
                                 34) nach entgegengesetzter Richtung in ein untergesetztes Gefäß (Fig. 36)
                              niedergelassen. Die Flügelschraube a wird nun gelöst und
                              das Gefäß mit aufgelegtem Rechen nach den Kleiengefäßen transportirt.
                           
                           Das Zinn in der Fertigpfanne erhält eine Bedeckung mit Oel. Will man jedoch diese
                              Oelbedeckung in Wegfall bringen, so kann man sich des in Fig. 37 abgebildeten
                              Zangenrahmens bedienen, welcher nach vollständigem Eintauchen in das Metall das
                              Abschäumen gestattet und durch die schräg ablaufende Haube b noch selbst befördert.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
