| Titel: | Ueber das Verfahren zum Versilbern des Spiegelglases von Brossette und Comp.; Bericht von Levol. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. XLIX., S. 202 | 
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                        XLIX.
                        Ueber das Verfahren zum Versilbern des
                           Spiegelglases von Brossette
                           und Comp.; Bericht von Levol.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Mai 1860, S. 257.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        Verfahren zum Versilbern des Spiegelglases von Brossette und
                           Comp.;
                        
                     
                        
                           Die HHrn. Brossette und Comp.
                              in Paris (rue de Charonne, No. 100) versilbern
                              Spiegelglas nach einem Verfahren, welches sie sich schon im J. 1855, sowohl in
                              Frankreich als im Auslande, patentiren ließen.Es ist das Verfahren von Petitjean, welches im
                                    Jahrgang 1856 des polytechnischen Journals, Bd. CXLI S. 438, mitgetheilt
                                    wurde.
                              
                           Bis auf die neueste Zeit hat man zum Spiegelbelegen das Zinnamalgam ausschließlich
                              benutzt, ungeachtet der nachtheiligen Folgen, welche durch die Anwendung des
                              Quecksilbers in Bezug auf die Gesundheit entstehen müssen.
                           Liebig lenkte meines Wissens zuerst im J. 1836 die
                              Aufmerksamkeit auf die Versilberung des Glases, welche er durch Anwendung von
                              salpetersaurem Silberoxyd-Ammoniak mit Zusatz von Aldehyd erzielte; später
                              kamen andere Methoden in Vorschlag, wobei zur Reduction des Silbersalzes ein Zusatz
                              von wesentlichen Oelen oder von Harzlösungen angewendet wird. Aber alle diese
                              Verfahrungsarten ließen viel zu wünschen übrig, denn es kam darnach die Versilberung
                              des Glases zu hoch zu stehen und sie konnte überdieß nicht mit Sicherheit
                              bewerkstelligt werden.Ein brauchbares Verfahren zum Versilbern des Glases wurde zuerst von Prof. v.
                                    Liebig im April 1856 veröffentlicht
                                    (polytechn. Journal Bd. CXL. S.
                                       199), bevor die Methode von Petitjean
                                    bekannt geworden war. Seitdem hat Liebig ein
                                    neues, noch nicht veröffentlichtes Verfahren zur Glasversilberung entdeckt,
                                    welches wesentliche Vorzüge vor dem Petitjean'schen besitzt, auch bereits in die industrielle Praxis
                                    übergegangen ist, worüber wir auf den nachfolgenden Aussatz verweisen. A. d.
                                    Red.
                              
                           Das Verfahren von Brossette und Comp. wird folgendermaßen ausgeführt:
                           Die Oberfläche der zu versilbernden Glastafel wird zuerst mit in Wasser zertheiltem
                              Spanischweiß gereinigt; hernach reibt man sie mit Zinnasche, welcher salpetersaures
                              Silberoxyd-Ammoniak zugesetzt wurde, also dasselbe Salz, welches zur
                              Versilberung bei den nachfolgenden Operationen dient.
                           Bevor man zur Versilberung schreitet, wird das Spiegelglas, auf Bocke gelegt,
                              mittelst einer mit destillirtem Wasser getränkten Kautschukwalze gewaschen. Dann
                              legt man es ganz horizontal auf eine gußeiserne Tafel, die mit Wachstuch überzogen
                              ist und den oberen Theil eines länglichviereckigen Kastens bildet, welcher mit
                              Wasser gefüllt ist, dessen Temperatur man mittelst Dampf, der in hindurchgehenden
                              Metallröhren circulirt, bis ungefähr 60° C. erhöht. Auf die so angeordnete
                              Glastafel gießt man eine Schicht Silberlösung, bestehend aus 500 Grammen
                              destillirtem Wasser, 100 Grm. salpetersaurem Silber und 60 Grm. Aetzammoniak von
                              0,87 bis 0,88 spec. Gewicht, welche nach dem Filtriren tropfenweise mit 7 1/2 Grm.
                              Weinsteinsäure, in 30 Grm. destillirten Wassers aufgelöst, versetzt worden ist.
                              Diese Flüssigkeit (Lösung Nr. 1) wird durch bloße Kapillarität auf der Oberfläche
                              des Glases zurückgehalten; man läßt sie auf derselben 15 Minuten, indem man dafür
                              sorgt, daß alle zu versilbernden Theile gut benetzt werden; nach Verlauf dieser Zeit
                              wird der Spiegel geneigt, um die Flüssigkeit, in welcher eine große Menge nicht
                              haftend gebliebenen Silbers schwimmt, in Rinnen ablaufen zu lassen, welche an den
                              Rändern der gußeisernen Tafel angebracht sind; man wascht hernach die Glastafel, und
                              nachdem man sie wieder in die frühere Lage gebracht hat, schreitet man zum Aufgießen
                              einer zweiten Schicht Versilberungsflüssigkeit (Lösung Nr. 2), welche sich von der
                              ersten nur dadurch unterscheidet, daß sie die doppelte Menge Weinsteinsäure enthält;
                              diese muß man 25 Minuten auf der Glastafel verweilen lassen, wornach der Spiegel mit
                              destillirtem Wasser (welches der Heizkasten der Belegtafel liefert) gewaschen und dann in einer sehr
                              schiefen Lage getrocknet wird; man überzieht ihn endlich mit einem Firniß von Leinöl
                              und Mennig, welcher rasch trocknet. Die erste Versilberungsflüssigkeit welche
                              aufgetragen wurde, hat schon eine vollkommen spiegelnde Fläche erzeugt, welche aber,
                              obgleich sie stark anhaftet, nicht fest genug wäre, um ohne Gefahr den schützenden
                              Menniganstrich darauf anbringen zu können; wenn man einen solchen Spiegel zwischen
                              das Auge und das Licht hält, zeigt sich auch wirklich seine Belegung an zahlreichen
                              Stellen nicht zusammenhängend, ein Fehler, welcher durch die zweite Silberablagerung
                              verschwindet. Nach meinen Versuchen enthält die erste abgelagerte Silberschicht
                              beiläufig 12 Gramme dieses Metalls per Quadratmeter, und
                              die beiden Schichten zusammen repräsentiren 29 Gramme Silber.Während nach Levol's Ermittelungen bei dem
                                    beschriebenen Verfahren die Silbermenge zur Versilberung von 1 Quadratmeter
                                    Glas 29 Gramme beträgt, kostet nach Liebig's
                                    neuem Verfahren die Versilberung, Verkupferung und das Firnissen von 1
                                    Quadratmeter Judenmaaßspiegels 57 1/4 kr.; da nun der Franken 4 1/2. Gramme
                                    Feinsilber enthält und 28 kr. kostet, so machen alle Kosten (Silber, Kupfer,
                                    Arbeit etc.) zusammen den Werth von etwa 9 Grammen Silber aus; dieß ist zu
                                    Gunsten des Liebig'schen Verfahrens ein ganz
                                    außerordentlicher Unterschied. A. d. Red. Es wäre vielleicht vortheilhaft, die silberhaltigen Flüssigkeiten länger als
                              15 und 25 Minuten mit dem Glase in Berührung zu lassen, da die Erfahrung gezeigt
                              hat, daß sie eine Stunde nach dem Abgießen noch versilbern, und erst nach einigen
                              Stunden aufhören Silber abzusetzen, obgleich sie auch dann noch Silber aufgelöst
                              enthalten; so fand ich bei einem Versuche, daß eine mit 5 Grm. salpetersaurem Silber
                              bereitete Flüssigkeit (Lösung Nr. 1), welche eine schöne Versilberung hervorgebracht
                              hatte, nach mehreren Tagen und folglich lange nachdem sie das Glas nicht mehr zu
                              versilbern vermochte, 1,45 Grm. Silber aufgelöst enthielt, also über die Hälfte des
                              Silbers, welches in den angewandten 5 Grm. salpetersauren Salzes enthalten war.
                           Das Verfahren von Brossette und Comp. gibt sowohl auf ebenem als sphärischem Spiegelglase genügende
                              Resultate und die Gestehungskosten überschreiten diejenigen der gewöhnlichen
                              Belegung nicht; die Silberschicht kann natürlich durch den Einfluß von Licht und
                              Feuchtigkeit nicht benachtheiligt werden; wohl aber veranlassen Schwefelwasserstoff
                              enthaltende Dämpfe, besonders unter dem Einfluß der Feuchtigkeit, nach einiger Zeit
                              eine Veränderung der Silberschicht, wogegen sie durch den Mennigüberzug nicht
                              hinreichend geschützt wird.
                           
                        
                           
                           Beschreibung der
                                 Abbildungen.
                           Fig. 6 ist der
                              Längendurchschnitt des gußeisernen Tisches, auf welchen man die zu versilbernden
                              Glastafeln legt; Fig. 7 ist der Querschnitt dieses Tisches.
                           Fig. 8 ist der
                              Grundriß der zum Waschen der Spiegel dienenden Kautschukwalze, und des mit
                              destillirtem Wasser gefüllten Troges, in welchen man sie taucht; Fig. 9 ist ein senkrechter
                              Durchschnitt durch die kleine Achse der Walze und des Troges.
                           A hohler gußeiserner Belegtisch, welcher auf einem
                              Gestell angebracht und mit Wasser gefüllt ist.
                           B Schraube, womit man das Niveau des Belegtisches
                              regulirt.
                           C Rinnen, welche den Belegtisch umgeben und die
                              silberhaltige Flüssigkeit aufnehmen, nachdem dieselbe ihre Wirkung auf das Glas
                              hervorgebracht hat.
                           D schlangenförmige Röhren, worin ein Dampfstrom
                              circulirt, um das im hohlen Tische A enthaltene Wasser
                              zu erwärmen. Der Dampf tritt durch die Röhren E ein, und
                              das destillirte Wasser tritt durch die Röhre F aus.
                           G ist ein Rohr zum Entleeren des im Tische A enthaltenen Wassers.
                           H Walze, welche zum Waschen der Spiegel dient. Sie
                              besteht aus einem Dorn von Holz, umgeben von Kautschukröhren, welche in ihrer
                              Längenrichtung neben einander gelegt sind; um diese Kautschukröhren
                              zusammenzuhalten, überzieht man sie mit einem dicken Kautschukblatt, welches an
                              jedem Ende festgebunden wird.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
