| Titel: | Beschreibung der neuen calorischen Maschine von Ericsson. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. LXXVII., S. 321 | 
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                        LXXVII.
                        Beschreibung der neuen calorischen Maschine von
                           Ericsson.
                        Mitgetheilt von der
                              Direction der vereinigten Hamburg-Magdeburger
                                 Dampffschifffahrts-Compagnie.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Ericsson's calorischen Maschine.
                        
                     
                        
                           Nachdem Ericsson seine calorische Maschine in den
                              verschiedensten Constructionen ausgeführt hatte, fielen die Resultate jedoch stets
                              mangelhaft aus und der Grund hiervon lag darin, daß die hohe Temperatur der Luft
                              nicht allein den Heizapparat etc., sondern auch die nöthigen Schmiermittel für den
                              Arbeitskolben zerstörte, überhaupt die erforderliche sichere Dichtung des Kolbens
                              nicht zu erreichen war.
                           Bei der neuesten Construction der Ericsson'schen Maschine
                              sind dagegen alle jene Uebelstände beseitigt, indem der Theil des Cylinders, in
                              welchem sich der Arbeitskolben bewegt, nur mäßig erwärmt wird, so daß es möglich
                              wurde, die Dichtung des letzteren einfach durch eine Ledermanschette zu bewirken und
                              als Schmiermittel für denselben sich des gewöhnlichen Talges bedienen zu können. Ein
                              zweiter Kolben, der Speisekolben genannt, welcher sich hinter dem Arbeitskolben
                              befindet, ist mit schlecht leitendem Material angefüllt, damit verhindert wird, daß
                              sich die Hitze durch Mittheilung auf den Arbeitskolben übertrage.
                           Es kann daher diese Maschine als ein für die Praxis vollkommen ausreichender und
                              brauchbarer Motor betrachtet werden. Außerdem ist die Construction dieser Maschine
                              so compendiös und sinnreich, und durch eigenthümliche Hebelbewegungen ausgezeichnet,
                              daß jeder Beschauer einer solchen Maschine überrascht und sogleich für dieselbe
                              eingenommen seyn dürfte.
                           Die Wirkung der heißen Luft in dieser Maschine ist im Allgemeinen folgende:
                           In Fig. 1, der
                              Seitenansicht, und Fig. 2, dem Längenschnitt, stellt A den
                              Feuerungscylinder mit dem darin befindlichen Rost dar. B
                              ist der. Speisekolben und C der Arbeitskolben. E ist der Arbeitscylinder, welcher an der Feuerungsseite
                              luftdicht verschlossen ist und an der entgegengesetzten Seite mit der
                              atmosphärischen Luft communicirt. Jeder Kolben ist mit einer besonderen Hebelwelle
                              in Verbindung, welche letztere wiederum durch Bleuelstangen mit der Kurbel auf der
                              Schwungradwelle verbunden sind.
                           
                           F stellt ein Ventil dar, durch welches die eben gewirkt
                              habende heiße Luft ausströmt.
                           Die Maschine ist einfachwirkend und der Rückgang des Kolbens wird durch das
                              Schwungrad hervorgebracht. Bei diesem Rückgange wird der Speisekolben mit bedeutend
                              größerer Geschwindigkeit als die des Arbeitskolbens ist, nach dem Feuerungscylinder
                              bewegt, indem er die eben gewirkt habende heiße Luft durch das sich gleichzeitig
                              öffnende Ausgangsventil fortschafft; dieses letztere schließt sich jedoch schon
                              etwas früher als der Speisekolben seinen Hub vollendet hat und hierdurch wird die
                              noch zurückgebliebene heiße Luft etwas comprimirt, welche bewirkt, daß das im
                              Speisekolben befindliche Ringventil geschlossen bleibt.
                           Durch die plötzliche Entfernung des Speisekolbens vom Arbeitskolben entsteht nun ein
                              gewisses Vacuum zwischen denselben, welches bewirkt, daß sich in dem nachfolgenden
                              Arbeitskolben die in demselben befindlichen Ventile g
                              öffnen und so die kalte Luft mit Heftigkeit unter atmosphärischem Druck zwischen
                              beide Kolben eintreten lassen. Bei dem Vorgange des Speisekolbens, welcher beginnt
                              wenn der Arbeitskolben noch eine rückgängige Bewegung macht, schließen sich die
                              Ventile im letzteren und es ist nun klar, da sich die zwischen beiden befindliche
                              Luft comprimirt, daß das im Speisekolben befindliche Ringventil sich öffnet und die
                              kalte Luft nach dem hinteren Theile des Cylinders treten läßt, woselbst sie sich
                              plötzlich an den Blechwandungen des Speisekolbens und an denen des
                              Feuerungscylinders erhitzt, folglich ausdehnt und nun das Ringventil im Speisekolben
                              schließt, indem sie nun beide Kolben mit fast gleichförmiger Geschwindigkeit
                              vorwärts treibt. Die zwischen beiden Kolben befindliche, etwas erwärmte Luft wird
                              gleichzeitig comprimirt und dient so als ein elastisches Kissen. Nachdem beide
                              Kolben das Ende ihres Vorganges erreicht haben, beginnt das Spiel derselben von
                              Neuem.
                           Die Bedienung der Maschine ist sehr einfach und leicht von jedem Laien zu erlernen;
                              sie nimmt einen kleinen Raum ein, braucht äußerst wenig Brennmaterial etc., und
                              dieselbe hat sich in Deutschland in kurzer Zeit eine solche Verbreitung, namentlich
                              in Buchdruckereien, verschafft, daß dieselbe voraussichtlich in der Industrie eine
                              große Zukunft haben wird, welches dem Erfinder die größte Genugthuung für seine
                              unermüdlichen und nun endlich mit Erfolg gekrönten Bemühungen gewähren wird.Wir verweisen hinsichtlich der Preise, zu welchen die Maschinenfabrik der
                                    vereinigten Hamburg-Magdeburger Dampfschifffahrts-Compagnie in
                                    Buckau bei Magdeburg die neuen calorischen
                                    Maschinen von 1/2 bis 6 Pferdekräften ausführt, bezüglich deren
                                    Brennmaterialverbrauchs etc. auf die Angaben des Hrn. Albert Hänel in diesem Bande
                                    des polytechn. Journals S. 165. A. d. Red.
                              
                           
                        
                     
                  
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