| Titel: | Gasuhr mit constantem Wasserstande, von Prenzler und Dieckmann in Osnabrück; beschrieben vom Professor Rühlmann. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. CV., S. 428 | 
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                        CV.
                        Gasuhr mit constantem Wasserstande, von Prenzler und Dieckmann in
                           Osnabrück; beschrieben vom Professor Rühlmann.
                        Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
                              1860 S. 174.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. VI.
                        Prenzler's Gasuhr mit constantem Wasserstande.
                        
                     
                        
                           Seit einiger Zeit ist in Osnabrück die fabrikmäßige, höchst rationelle Anfertigung
                              von Gasuhren, wie sie bisher nur Berliner, Leipziger und insbesondere englische
                              Fabriken lieferten, im Gange und zwar bei den Klempnermeistern Prenzler und Dieckmann daselbst. Die Gasuhren
                              dieser Fabrik zeichnen sich, außer verschiedenen nicht unwichtigen Verbesserungen,
                              namentlich durch Anbringung einer Vorrichtung zum Selbstreguliren des zu niedrig
                              werdenden Wasserstandes aus, welche an Einfachheit Alles übertrifft, was bis jetzt
                              zu gedachtem Zwecke erfunden und angewandt wurde, nicht zu gedenken des großen
                              Vortheils, daß sich die betreffende Vorrichtung mit der größten Leichtigkeit bei
                              jeder bereits in Gebrauch befindlichen Gasuhr, ohne solche irgend wie verändern zu
                              müssen und ohne dieselbe von ihrem Standorte zu entfernen, anbringen läßt.
                           Der ganze fragliche Speiseapparat beruht auf demselben Principe, welches man bei den
                              sogenannten Flaschenlampen anwendet, wo bekanntlich durch ein leicht abzuhebendes
                              Oelgefäß (die Flasche) mit Selbstsperrung die Veränderlichkeit des Oelniveau's auf
                              sehr kleine Schwankungen eingeschränkt wird, und zwar indem man dabei den Ausfluß
                              der tropfbaren Flüssigkeit durch den Luftdruck hemmt.
                           Fig. 23 zeigt
                              den Speiseapparat im Verticaldurchschnitte, und zwar in seiner Verbindung mit einer
                              gewöhnlichen Gasuhr.
                           Dabei ist a, a der Behälter (die Flasche) für das
                              Speisewasser, welches letztere durch ein Knierohr b mit
                              dem bekannten Füllrohre c u.s.w. mit dem Sperrwasser im
                              Innern der Gasuhr in Communication gesetzt ist. Ein zwischen b und c durch eine kleine Kugel gebildetes
                              Ventil ist bei der Stellung des Apparates, wie die Abbildung zeigt, geöffnet, und
                              zwar dadurch, daß ein mit c verbundenes Stäbchen die
                              Kugel am gehörigen Niedergange hindert, welchen der Verschluß erfordern würde.
                              Dagegen wird das Kugelventil im Momente des ersten Aufsetzens des vorher mit Wasser
                              gefüllten Apparates wirksam, indem es beim Umkehren desselben und beim
                              Ineinanderstecken der Rohrenden b und c ein zu frühes Ausfließen des Speisewassers
                              verhindert.
                           
                           Der Apparat ist für das Königreich Hannover patentirt.
                           Hr. Stadtbaumeister Richard in Osnabrück hat mit einigen
                              dieser Apparate sorgfältige Versuche angestellt und die Güte gehabt, mir darüber
                              folgende Mittheilungen zu machen.
                           Die erste mit Dieckmann's Selbstspeiseapparat versehene
                              Gasuhr wurde in Osnabrück im Gastzimmer des Hrn. Meßwirths Ruover aufgestellt und war eine fünfflammige. Der Stand der Gasuhr in der
                              Nähe des Zimmerofens war dessen Einwirkungen sehr ausgesetzt und machte früher, in
                              Folge der raschen Wasserverdunstungen, sehr häufige Nachfüllungen nothwendig.
                           Der Speiseapparat wurde am 18. Januar d. J. mit 1 1/2 Quart Wasser gefüllt und wog
                              dann 3 Pfund 6 Neuloth. Am 1. Februar fand sich noch 1/2 Quart Wasser vor. Das
                              Gewicht des Apparates betrug noch 2 Pfund, so daß also 1 Pfund 6 Neuloth oder 1
                              Quart Wasser verdunstet waren.
                           Während desselben Zeitraums gingen 1100 Kubikfuß Gas durch die Uhr.
                           Diese Gasuhr wurde nun entfernt und durch eine möglichst sorgfältig aufgestellte neue
                              ersetzt. Der Speiseapparat wurde wieder mit 1 1/2 Quart Wasser gefüllt und zeigte
                              hierauf wieder ein Gewicht von 3 Pfund 6 Neuloth.
                           Am 1. März, also nach 4 Wochen fand sich in demselben noch 3/4 Quart Wasser vor. Das
                              Gewicht war bis auf 2 Pfund 8 1/2 Neuloth reducirt, oder ebenfalls 3/4 Quart Wasser
                              verbraucht.
                           Eine andere Gasuhr, mit demselben Apparate versehen, wurde am 20. Februar d. J. im
                              Hôtel Kelb zu Osnabrück aufgestellt. Der hohe Standort desselben machte eine
                              fast horizontale Führung des Auslaßrohres von dem Gaszähler ab nothwendig und wurde
                              in Folge dessen und der ebenfalls hohen Temperatur des Locals sehr viel Wasser
                              entfernt, wodurch früher ein mehrmaliges Nachfüllen im Laufe eines Monats
                              stattfinden mußte. Der Gaszähler war ein dreiflammiger.
                           Der Speiseapparat wurde bei der Aufstellung (20. Febr.) mit 1 Quart Wasser gefüllt,
                              wovon sich am 12. März nur noch 1/16 Quart vorfand. Am 2. April war der Apparat
                              vollständig geleert und das Gasventil durch das Herabfallen des Schwimmers
                              geschlossen.
                           Der stärkere Verbrauch beim ersten Versuche scheint theils in der nicht ganz
                              waagerechten Aufstellung der Gasuhr, theils in der im Laufe des Monats Januar
                              höheren Temperatur des Locals begründet gewesen zu seyn.
                           
                        
                     
                  
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