| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 75 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Der Giffard'sche
                              Kesselspeiseapparat.
                           In den Versammlungen des österreichischen Ingenieur-Vereins am 3. und 10. März
                              d. J. besprach der Ingenieur Hr. Rudolph Ritter von Grimburg den Injecteur automoteur von M. H.
                              Giffard, sonst auch die „Giffard'sche Dampfstrahlpumpe“ genannt
                              (beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLIV S.
                                 409). Dieser merkwürdige Apparat, eine der schönsten Erfindungen auf dem
                              Gebiete der Mechanik, hatte gleich nach seiner Veröffentlichung großes Aufsehen in
                              allen Kreisen der Ingenieurwelt erregt. Das Eigenthümliche seiner Wirkungsweise,
                              seine Theorie, und die Wichtigkeit der Anwendung, seine Praxis, rechtfertigen
                              dasselbe. Es ist dabei anzuerkennen, daß er weniger einem bloßen Zufalle, als
                              vielmehr der consequenten Verfolgung der Idee, die lebendige Kraft des Dampfes
                              unmittelbar als Motor zu benützen, seine Entstehung verdankte. Der Sprecher
                              erörterte das Princip des Apparates und erklärte seine verschiedene Anwendung als
                              Speisepumpe für Locomotiven und stabile Dampfmaschinen, für Schiffsmaschinen und als
                              selbstständige Pumpe zu mannichfachen industriellen Zwecken. Er zeigte die Zeichnung
                              eines solchen Apparates für eine Locomotive von 200 Pferdekräften und erklärte an
                              derselben dessen Einrichtung, Constructionsverhältnisse und richtige Handhabung. In
                              Bezug auf den letzten Punkt bemerkte er, daß der Apparat nicht nur nie ein Verhalten
                              gezeigt habe, welches ihm den Charakter der Zuverlässigkeit rauben würde, sondern im
                              Gegentheile bereits durch mehrere Monate mit der größten Sicherheit auf zwei
                              Maschinen der k. k. österr. Staatseisenbahngesellschaft als Speisepumpe
                              ausschließlich verwendet worden sey. Es hat die Direction dieser Gesellschaft eine
                              lange Reihe von Versuchen anstellen lassen, welche theils zur Aufklärung von
                              Principienfragen, theils zur Feststellung absoluter Zahlen bestimmt waren.
                           Der Sprecher unterzog die in dem Programme für die Versuche aufgestellten Fragen der
                              Reihe nach einer genauen Erörterung. Er hob namentlich die Abhängigkeit der
                              gespeisten Wassermenge vom Kesseldrucke und von der Stellung des Wasserregulators
                              hervor, und bemerkte, daß sich für diese zwei Grenzen ein Maximum und ein Minimum
                              auffinden ließen, welche man nicht überschreiten könne ohne den Gang des Apparates
                              zu hemmen. Diese Grenzwerthe werden durch die mechanischen Wirkungen der ins Spiel
                              tretenden Massen von Wasser und Dampf bedingt, können aber nach Umständen durch den
                              Einfluß der rein physikalischen Eigenschaften dieser Körper modificirt oder ganz
                              verrückt werden. Der
                              Sprecher gab für das besprochene Maximum und Minimum des gespeisten Wassers, für die
                              Grenzen des zulässigen Vorwärmens im Tender, für die Ueberwucht des eindringenden
                              Wassers über den Kesseldruck, und für das verbrauchte Dampfquantum die den
                              wichtigsten Kesselspannungen entsprechenden Mittelwerthe an, welche aus den
                              Beobachtungen berechnet worden waren.
                           Um für den Dampfverbrauch des neuen Apparates einen Maaßstab zu gewinnen, wurde
                              derselbe auch für eine gewöhnliche Dampfpumpe durch Versuche bestimmt. Eine
                              oberflächliche Vergleichung beider Resultate fiele unläugbar zu Gunsten der
                              Dampfpumpe aus, indem dieselbe mit einer bestimmten Dampfmenge viel mehr Wasser in
                              den Kessel zu pumpen vermag, als der Giffard'sche
                              Apparat. Allein es wäre dieß eine ganz einseitige Beurtheilung für den Effect dieses
                              Apparates, weil hier nicht übersehen werden darf, daß der ganze von demselben
                              verbrauchte Dampf im gespeisten Wasser sich wieder findet, dem er beinahe seine
                              ganze Wärme abgegeben hat. Der Redner beleuchtete diese Anschauung durch eine auf
                              die Versuchsresultate gestützte Berechnung, welche zeigte, daß bei diesem Apparate
                              die lebendige Kraft des Dampfes (das mechanische Aequivalent seiner Wärme) sogar in
                              höherem Grade benutzt werde, als bei allen gegenwärtigen Dampfmaschinen. Schließlich
                              erörterte der Hr. Sprecher die Vortheile, welche man von der Einführung des
                              Apparates als ausschließlicher Speisepumpe der Locomotiven in ökonomischer und
                              technischer Beziehung für den Betrieb und die Erhaltung der Maschinen zu hoffen
                              berechtigt sey. (Zeitschrift des österreichischen Ingenieur-Vereins, März
                              1860, S. 60.)
                           
                        
                           Der Ventilator des Maschinenbauers Wedding in Berlin.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
                              März (zu Berlin), erklärte Hr. Geh. Regierungsrath Wedding einen von dem Maschinenbauer Wedding
                              construirten und aufgestellten Ventilator, welcher, in Verbindung mit einer kleinen
                              Dampfmaschine, viele Vorzüge vor den bisherigen Ventilatoren besitzt.
                           Die Dampfmaschine hat 4'' Kolbendurchmesser und 6'' Hub; ungefähr nur ein Drittel
                              Expansion, aber die für den kleinen Schieber sehr große Voreilung von fast 4/8''.
                              Bei einem beiläufig 20 Fuß langen Dampfrohr von 3/4'' innen macht sie, wenn der
                              Ventilator bei geschlossenen Düsen getrieben wird, 300–320 Umdrehungen in der
                              Minute mit einem Kesseldruck von 42 Pfd. pro
                              Quadratzoll, d.h. 3 Atmosphären. Es stellt sich hiernach theoretisch ein Nutzen von
                              5 Pferdekräften heraus. Bei Berechnung der Expansion und des Verlustes durch Reibung
                              etc. bleibt immer noch ein praktischer Nutzen von 1 1/2 bis 2 1/2 Pferdekräften; ein
                              Beweis, daß die allgemeine Furcht – für kleinere Werkstätten sey eine
                              Dampfmaschine eine zu kostbare Auslage – eine unbegründete ist. Eine solche
                              Maschine treibt bequem mehrere Drehbänke und kleine Hobelmaschinen und würde sich
                              für eine kleine Schlosserei in kurzer Zeit bezahlt machen. Der Preis ist 200
                              Thaler.
                           Um nun dem mit der Dampfmaschine verbundenen Ventilator eine schnelle Bewegung von
                              6000 Umdrehungen zu geben, war – da die Dampfmaschine wohl kaum mehr als 300
                              Umdrehungen machen darf – eine Uebertragung von 1 : 20 nöthig. Da die auf der
                              Welle des Ventilators sitzende Scheibe nur 1 1/2'' Durchmesser, das Schwungrad aber
                              36'' Durchmesser hat, so mußte ein einfacher aufgelegter Riemen, um nur einigermaßen
                              zu treiben, so stark gespannt werden, daß bei einem gemachten Versuche sofort das
                              Oberlager des Ventilators und das Unterlager des Schwungrades heiß wurden, auch
                              diese Reibung großen Kraftverlust bedingte. Eine Uebertragung durch Friction war aus
                              demselben nur umgekehrt sich zeigenden Grunde unmöglich. In dem vorgezeigten
                              Ventilator ist Beides vereint. Eine zwischen beide Scheiben gelegte Rolle hält
                              dieselben auch bei der enormsten Riemenspannung immer so weit auseinander, daß eine
                              Reibung in den Lagern eigentlich nur durch die eigene Schwere des ganzen Systems,
                              und zwar nur in den Lagern der langsamer gehenden Schwungradswelle stattfindet. Die
                              damit verbundene Ventilatorwelle schwebt frei in der Luft und wird nun einerseits
                              von der Zwischenrolle, andrerseits von dem mit gleicher
                              Peripherie-Geschwindigkeit laufenden Riemen wie ein Quirl zwischen zwei
                              Händen umgedreht. Abnutzung kann, da alle drei Rollen von Eisen sind und mit den
                              Stirnen nicht reiben, sondern auf einander rollen, nicht stattfinden.
                           Der Ventilator selbst ist mit seiner Welle und seinen Schaufeln aus einem Stück
                              gegossen. Mit der gußstählernen Welle der die Bewegung erhaltenden Scheibe ist er
                              innerhalb des langen Lagers mit einer ein wenig beweglichen Kuppelung verbunden. Er
                              ist vollständig symmetrisch gebaut, so daß er, einmal in schneller Bewegung, sich
                              seine Drehachse wählen und ohne irgend welchen Druck auf irgend welche Lagerstelle
                              frei in der Atmosphäre schwingen kann, daher fast gar keines Oeles bedarf. Das etwa
                              aus den Lagern auslaufende Oel wird in eingegossene Vertiefungen des Untertheils
                              angesammelt und läuft von dort quer durch das Gestell in Röhrchen nach Außen
                              angehängten Kästchen und kann dann wieder benutzt werden. Die sonst so unangenehme
                              Unreinlichkeit gewöhnlicher Ventilatoren, die meist in einem Oelsumpf stehen, ist
                              hierdurch vermieden. Der Deckel ist leicht abzunehmen, und dann jeder Punkt des
                              Ventilators zugänglich.
                           Die Leistung ist bei geschlossenen Düsen ein Druck von 10'' Wassersäule, also nahe
                              1/2 Pfund pro Quadratzoll, bei einer offenen 20 Fuß
                              langen Röhre von 5'' Durchmesser 4 1/2 Kubikfuß Wasser. Dieß entspricht einer
                              Leistung von 1200 Kubikfuß pro Minute wirklichen
                              Nutzeffects bei 300 Umdrehungen der Dampfmaschine oder 6000 des Ventilators. Preis
                              complett 300 Thlr. mit Dampfmaschine, die, wenn der Ventilator nicht geht, andere
                              Maschinen mittelst aufgelegten Riemens treiben kann. (Verhandlungen des Vereins zur
                              Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lieferung, S. 63.)
                           
                        
                           Neuer Wasserstandsregulator an Gasmessern.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
                              April (zu Berlin), machte Hr. Stumpf, Ingenieur der
                              Fabrik für Gasbeleuchtungs- und Wasseranlagen von Schäffer und Walcker in Berlin, Mittheilung
                              über einen Wasserstandsregulator an Gasmessern und bemerkte hierzu: Es sey schon
                              lange eine einfache Vorrichtung gewünscht worden, um in Gasmessern den Wasserstand
                              zu reguliren, weil letzterer durch die Verdunstung des Wassers selbstverständlich
                              sinke und alsdann der freie Raum in der Trommel eine über das Aichungs-Maaß
                              hinaus gehende Quantität Gas fasse und mithin bei Umdrehung der Trommel eine
                              geringere Gasmenge wie die wirklich consumirte durch den Meßapparat als verbraucht
                              angezeigt werde, so daß die Differenz an manchen Gasmessern sich bis auf 10 Proc.
                              herausstelle. Die in Rede stehende Vorrichtung besteht aus einem zweiten Behälter,
                              welcher mit Wasser gefüllt wird und nach Maaßgabe der Verdunstung in den Gasmesser
                              selbstthätig so viel Wasser einläßt, als zur Aufrechthaltung des normalen
                              Wasserspiegels nothwendig ist. Der Apparat ist den HHrn. Schäffer und Walcker patentirt. (Verhandlungen
                              des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lieferung, S.
                              65.)
                           
                        
                           Ueber das Anbohren und Verbinden von Röhrenleitungen unter
                              Druck, ohne das Wasser abzusperren.
                           Um die Störungen zu vermeiden, welche bei der Absperrung von Wasserleitungen für die
                              Wasser-Consumenten entstehen, ist es von Wichtigkeit, ohne solche
                              Absperrungen das Anbohren und Verbinden der Wasserleitungsröhren vornehmen zu
                              können. Zu diesem Zweck empfiehlt sich folgendes Verfahren: Das Eisengußrohr der
                              Haupt- oder Straßenleitung wird bis zu einer geringen Wandstärke angebohrt,
                              eine Rohrschelle mit Gewinde und Verdichtung darüber geschoben, ein Hahn mit einer
                              Fräse und schwach steigendem Gewinde in die Schelle eingesetzt, vermittelst eines
                              Schlüssels gedreht und dadurch die nach der Anbohrung noch schwache Metallwand
                              durchbrochen. Eine derartige Operation, welche in Magdeburg bereits durchgängig
                              angewandt wird, läßt sich in dem Zeitraum von 20 Minuten bewerkstelligen.
                           
                           Auf das vorstehend beschriebene Verfahren wurde den HHrn. Schäffer u. Walcker, Fabrik für
                              Gasbeleuchtungs- und Wasseranlagen in Berlin, ein Patent für den preußischen
                              Staat ertheilt. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen, 1860, zweite Lieferung, S. 66.)
                           
                        
                           Eisenblecherne Fußböden.
                           Die HHrn. Tarte und Toovey
                              haben ein System von zwei parallelen Eisenblechen erfunden, die durch
                              dazwischengelegte T- Schienen und Nietung mit
                              einander verbunden werden, wodurch das Ganze ungemein widerstandsfähig wird, was
                              durch Versuche, die am 3. April in den Werkstätten der Gebrüder Keyn vor einer zahlreichen Versammlung von
                              Sachverständigen angestellt wurden, bestätigt wurde.
                           Die Dimensionen des vorliegenden eisernen Fußbodens betrugen circa 4 Quadratmeter, d.h. circa 40
                              Quadratfuß, indem die Länge jeder Seite etwa 2 1/10 Meter oder 6 Fuß 8 1/2 Zoll
                              ausmachte. Diese Platte war an den Seiten mit circa 2
                              Zoll auf festen Unterlagen aufgelagert, so daß also obige 40 Quadratfuß Fläche ganz
                              frei lagen. Der Fußboden erschien wie eine feste Eisenplatte von 3/4 Zoll
                              Durchmesser. Als die oben erwähnten Sachverständigen sich versammelten, fanden sie
                              den erwähnten Fußboden mit einem Gewichte von 112 Ctr. beschwert, welches dort seit
                              dem vorigen Tage lag. Unter dieser Belastung hatte sich der Mittelpunkt des Stücks
                              nur um 5/8 Zoll gesenkt. Nach Entfernung des Gewichts bis auf 26 Ctr. betrug die
                              Einsenkung nur noch 7/16 Zoll, nach Entfernung des ganzen Gewichts die bleibende
                              Durchbiegung etwa noch 7/10 Linien. Der Fußboden zeigt nach dem Aufheben und
                              sorgfältiger Untersuchung nicht die mindeste Verletzung oder Veränderung.
                           Im Verfolg dieser Versuche wurde die Belastung auf dem Mittelpunkte der oben
                              erwähnten Platte aufgehäuft. Die Einbiegung betrug:
                           
                              
                                 bei einer
                                 Belastung
                                 von
                                 6,4
                                 Ctr.
                                 0,132
                                 Linien,
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 12,7
                                 „
                                 0,220
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 20,1
                                 „
                                 0,352
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 25,5
                                 „
                                 0,418
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 „
                                 32,6
                                 „
                                 0,528
                                 „
                                 
                              
                           An einem der folgenden Tage wurde eine Belastung von 44 Ctr. auf einer ringförmigen
                              Unterlage mitten auf jenen eisernen Fußboden aufgebracht. Die Einbiegung betrug
                              hierbei 1 1/8 Zoll, blieb auch bei längerer Dauer des Versuchs unverändert, und ging
                              endlich nach vollständiger Entlastung wieder auf ein Minimum zurück.
                           Dieses System von Fußböden scheint in der That das Problem absolut feuerfester
                              Gebäude der Lösung sehr nahe gebracht zu haben. Es ist richtig, daß man schon früher
                              durch Anwendung eiserner Balken und dazwischen geschlagener flacher Gewölbe eine
                              vollkommene Unverbrennlichkeit derartiger Decken erreicht
                              hat. Da indessen der Schub dieser Gewölbe durch eingezogene Anker aufgehoben werden
                              mußte, diese Anker aber bei unterhalb des Gewölbes ausbrechendem Feuer sich
                              ausdehnten und dadurch den Einsturz der Gewölbe veranlaßten, so konnte dadurch die
                              Weiterverbreitung des Feuers stattfinden, und sind diese neuen eisernen Fußböden
                              daher jedenfalls vorzuziehen und bestens zu empfehlen. (Moniteur des inter. mater.; Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 11.)
                           
                        
                           Neues Adoucirverfahren zur Erzeugung des schmiedbaren
                              Eisengusses.
                           Ein sehr einfaches und sicheres Verfahren zum Entkohlen des Gußeisens hat Prof. H. K.
                              Eaton in Elisabethport, New Jersey (Vereinigte
                              Staaten), entdeckt. Es besteht darin, die Gußstücke in das weiße Zinkoxyd, statt in Eisenoxyd einzuhüllen und das Ganze
                              auf die Rothglühhitze zu bringen, wodurch der Kohlenstoff des Eisens abgeschieden
                              wird, während metallisches Zink überdestillirt, welches man in einem Wasserbad
                              verdichtet. Bei dem bisherigen Adoucirverfahren wird die Hitze gewöhnlich acht bis
                              neun Tage lang ohne Unterbrechung unterhalten, und nach beendigtem Entkohlungsproceß
                              muß man oft mit großer Mühe einzelne Metalltheile entfernen, welchen das als
                              Cementirpulver angewandte
                              Eisenoxyd fest anhaftet. Diese mühsame und daher kostspielige Arbeit fällt bei Prof.
                              Eaton's Methode ganz weg; bei diesem Verfahren
                              bewirkt das Zinkoxyd nicht nur die Entkohlung in beiläufig vierzig Stunden, sondern
                              dieselbe erfolgt auch bei einer verhältnißmäßig niedrigen Temperatur, und von dem
                              angewandten Cementirpulver kann an der Oberfläche der Eisengüsse nichts haftend
                              bleiben. Man hat bis jetzt Ringe, Schnallen, Pferdegebisse und Steigbügel,
                              verschiedene Messerschmiede-Waaren und kleine Maschinentheile von Eisenguß
                              mit dem besten Erfolge nach dem neuen Verfahren behandelt. Dasselbe liefert nicht
                              nur ein hämmerbares Eisen von viel besserer Qualität, sondern auch mit viel
                              geringeren Kosten, weil die Hitze bei weitem nicht so lange wie bisher unterhalten
                              werden muß und man aus dem Cementirpulver das darin enthaltene Zinkmetall
                              großentheils gewinnt. 40 Th. Zinkoxyd enthalten 32 Th. Zink und 8 Th. Sauerstoff;
                              wenn daher ein Quantum Eisengüsse, welches 6 Pfd. Kohlenstoff enthält, in 40 Pfd.
                              Zinkoxyd eingehüllt wird, so trennen sich 8 Pfd. Sauerstoff vom Zink und verbinden
                              sich mit dem Kohlenstoff des Eisens zu 14 Pfd. Kohlenoxydgas, welches in die
                              Atmosphäre entweicht, während 32 Pfd. reines metallisches Zink überdestilliren und
                              die Eisengüsse um 6 Pfd. leichter werden.
                           Ein wichtiger Umstand bei dem neuen Verfahren die Eisengüsse durch Entkohlung
                              hämmerbar zu machen, ist auch die Sicherheit der Operation; denn wenn man besorgt
                              war einen Ueberschuß von dem Zinkoxyd anzuwenden, und es destillirt kein Zink mehr,
                              so weiß man daß der Entkohlungsproceß gänzlich beendet ist und kein Kohlenstoff mehr
                              dem Eisen entzogen werden kann. (Chemical News, 1860,
                              Nr. 26.)
                           
                        
                           Ueber Versilbern des Glases und Porzellans; von Ed. R. Unger.
                           Ich habe zufällig in einer flachen Abdampfschale eine kleine Quantität einer starken
                              Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd mit einer ebenfalls kleinen Quantität einer
                              dicken alkoholischen Gerbstofflösung versetzt. Als ich diese Schale nach einer
                              Stunde wieder besichtigte, fand ich zu meinem Erstaunen, daß die Oberfläche in der
                              Schale mit einer dünnen, glänzenden, gleichförmigen Schicht von metallischem Silber
                              überzogen war. Ich habe dann diesen Versuch mehrmals mit demselben Resultate
                              wiederholt. Hernach dampfte ich die Flüssigkeit zur Trockne ab, indem ich die Schale
                              auf ein warmes Sandbad stellte; sobald die Schale ganz trocken war, zeigte sich der
                              Ueberzug auf dem Porzellan so fest, daß er nur mit der Spitze eines scharfen
                              Federmessers weggekratzt werden konnte.
                           Aus diesen Versuchen möchte ich schließen, daß man Porzellan, überhaupt jede irdene
                              und glatte Fläche, auf diesem Wege mit Silber überziehen kann.
                           Schließlich bemerke ich, daß es mir auch gelungen ist, mittelst derselben
                              Gerbstofflösung aus einer gesättigten Kupfervitriollösung einen glänzenden
                              metallischen Ueberzug zu erhalten. (Chemical News, 1860,
                              Nr. 25.)
                           
                        
                           Ueber eine neue Methode der Glasversilberung.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
                              April (zu Berlin), zeigte Hr. Professor Rammelsberg
                              verschiedene Gegenstände vor, welche in dem chemischen Laboratorium des königl.
                              Gewerbe-Instituts von den Zöglingen der Anstalt hergestellt waren, namentlich
                              Glasversilberungen nach der Liebig'schen Methode; ein
                              größerer Planspiegel; Gläser und Becher mit doppelten Wänden etc. An den vorgelegten
                              Proben zeigte es sich, daß die genannte Methode, wegen ihrer leichten
                              Ausführbarkeit, geeigneter sey als die früheren unsicheren Verfahrungsarten, in die
                              Praxis eingeführt zu werden.
                           Hr. Dr. Weber machte dann die
                              Mittheilung, wie die Glasversilberung auf eine einfache Weise sich folgendermaßen
                              erzielen lasse. Man versetzt eine verdünnte Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd
                              so lange mit Ammoniak, bis der hierdurch entstandene Niederschlag wieder
                              verschwindet. Alsdann fügt man einige Tropfen Weinsteinsäurelösung hinzu, bis ein
                              geringer Niederschlag wieder entsteht. Mit dieser Flüssigkeit werden die zu versilbernden Glasgegenstände
                              gefüllt und solche alsdann mäßig erwärmt. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung
                              des Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lief., S. 62 und 64.)
                           
                        
                           Einfaches Mittel, um im Natron das Vorhandenseyn von Kali
                              wahrzunehmen.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
                              April (zu Berlin), erwähnte Hr. Dr. Weber der von Bunsen gemachten
                              interessanten Entdeckung eines einfachen Mittels, um im Natron das Vorhandenseyn von
                              Kali, auch wenn solches darin in sehr geringer Quantität enthalten ist,
                              wahrzunehmen. Natron färbt bekanntlich die Alkoholflamme gelb, Kali roth; etwas
                              Natron färbt die Kaliflamme ebenfalls gelb, deßhalb ist wenig Kali in viel Natron
                              schwer zu entdecken. Betrachtet man aber die fragliche Flamme durch ein mit Kobalt
                              gefärbtes Glas, so wird ein kleiner Kaligehalt im Natron sichtbar, indem das gelbe
                              Licht der Natronflamme nicht durch das Glas hindurch geht. Von verschiedenen Seiten
                              wurde auf die praktische Anwendbarkeit dieses Mittels bei technischen Arbeiten
                              hingewiesen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen, 1860, zweite Liefer., S. 65.)
                           
                        
                           Die Herstellung künstlicher Perlen.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen, im Monate
                              April (zu Berlin), legte Hr. Geißler künstliche Perlen
                              vor, wie sie unter dem Namen Wachs-, Fisch-,
                              unächt-orientalische oder Bourgignon-Perlen in den Handel kommen, und
                              deren Herstellung ihm derart gelungen ist, daß seine Fabricate mit den französischen
                              concurriren können. Die Hauptbestandtheile derselben sind: leere Glasperlen, Glanz
                              von den Schuppen des Cyprinus albuonus; Fischleim oder
                              Hausenblase und Wachs. Zuerst wird von den Schuppen des Fisches das sogenannte
                              Silber gewonnen, gereinigt, mit der aufgelösten Hausenblase vermischt und
                              vermittelst besonderer Einbläser in die leeren Perlen, welche über der Lampe
                              geblasen sind, gebracht, wobei dieselben stets in rollender Bewegung gehalten werden
                              müssen, damit sich die Farbe in den Perlen an allen Seiten gleichmäßig ansetzen und
                              nach nach erstarren kann. Ist dieß geschehen, so bedürfen die Perlen immer noch
                              einige Tage Zeit, damit die Farbe inwendig gehörig trocken und fest wird. Will man
                              den Perlen einen schöneren undurchsichtigen Glanz geben, so füllt man sie mit Wachs
                              aus, wodurch sie auch eine größere Haltbarkeit erlangen. Da jede Perle 5 bis 6mal
                              durch die Hände gehen muß, so scheint die Fabrication eine sehr mühsame zu seyn,
                              aber durch gute Einrichtungen ist es möglich, daß dieselben zu sehr geringem Preise
                              geliefert werden können. Die ganze Arbeit kann durch Kinder- und Frauenhand
                              verrichtet werden. Der Bedarf ist übrigens ein bedeutender; das Fabricat kann in
                              Berlin billiger als in Paris hergestellt werden, und der Vortragende erklärte sich
                              bereit, mit einem Capitalisten in Verbindung zu treten, um diesen lohnenden
                              Industriezweig auszubeuten. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
                              Gewerbfleißes in Preußen, 1860, zweite Lieferung, S. 66.)
                           
                        
                           Der Wachsstrauch, von Dr. C. Scherzer.
                           Während meiner Ausflüge ins Innere der Cap-Colonie ist mir ein Strauch bekannt
                              geworden, welcher durch seine Nützlichkeit und die Naturverhältnisse, unter welchen
                              derselbe gedeiht, der besonderen Berücksichtigung der kaiserlichen Expedition werth
                              erschien.
                           Es ist dieß der sogenannte Wachsstrauch (Myrica
                                 cordifolia), welcher eine Beere liefert, die eine so reiche Quantität
                              vegetabiles Wachs enthält, daß die Bewohner der Küste dasselbe vielfach zur
                              Kerzenbereitung verwenden. Der Wachsstrauch gedeiht hauptsächlich in sandigem Boden auf den
                              sogenannten „downs“ oder Sanddünen,
                              entlang der Küste zwischen Tafelbai und Falsebai, wo er wild fortkommt und
                              gewissermaßen der Pionnier für alle anderen Gewächse ist. Erst nachdem der
                              Wachsstrauch einige Jahre Wurzel gefaßt, siedeln sich andere Gesträuche und Pflanzen
                              an. Der Wachsstrauch blüht im November und trägt kleine dunkle Beeren im März oder
                              April. Drei Büschel (bushel) Samen geben 9–10
                              Pfund Wachs, wenn der Same ganz reif ist; je älter der Same, desto mehr gibt er
                              Wachs. Die Wachsgewinnung ist sehr einfach.
                           Man schüttet den Samen in einen Kübel mit heißem Wasser, worauf sich das Wachs von
                              der Hülse der Beere absondert und bloß abgeschöpft zu werden braucht. Da die Ernte
                              des Wachsstrauches in der Cap-Colonie in den Monat März oder April fällt, dem
                              Winter des Caps, so dürfte in Dalmatien und anderen Theilen der Küste Istriens die
                              Aussaat im März oder April, die Ernte im September geschehen. Man könnte jedenfalls
                              den Versuch der Aussaat im März machen und im September wiederholen. Beim Säen sind
                              keine besonderen Rücksichten zu beobachten. Sandiger, trockener Boden ist eine
                              Hauptbedingung des Fortkommens des Strauches; da derselbe entlang der Küste der
                              Tafelbai in großer Menge wild vorkommt, so hat man auf dessen Cultur bisher noch
                              nicht die geringste Sorge verwendet. (Niederösterr. Gewerbevereinsblatt.)
                           
                        
                           Agave, ein Surrogat für Roßhaare.
                           Ueber dieses neue Polstermaterial, das aus der bekannten Aloë, Agave americana, in Mexico gewonnen wird, bringen die
                              „neuesten Erfindungen“ folgende Untersuchungen des Prof.
                              Kletzinsky. Diese Pflanzenfaser ist der
                              verschiedensten Färbungen fähig und im ungekräuselten Zustande auch für andere
                              Zwecke, als: Bürsten, Besen, Crinolinen etc. vollkommen tauglich. Die Länge der
                              Faser ist 24–30 Zoll. Agave soll weit dauerhafter als Haar und, als
                              Pflanzensubstanz, den Insecten, Unreinigkeit und Ansteckung bei weitem nicht so, ja
                              fast gänzlich unzugänglich seyn. Die mit diesem Stoffe vorgenommenen Versuche
                              bestätigen in vollem Maaße die Angaben des Londoner Berichtes. Die Agave, die ich
                              untersuchte, stellte unter dem Mikroskope schwarzgefärbte, derbe Fasern von
                              Cellulose dar, deren Rindensubstanz sich genau, als ligninreicher, von der
                              centralen, blasseren Marksubstanz unterscheiden ließ, welche letztere namentlich
                              durch Schwefelsäure und Jodlösung rasch und tief gebläut wurde. Die Fasern hatten
                              eine so bedeutende Zähigkeit, daß 10 der dünnsten Agavefasern bei 14 Pfund Belastung
                              noch nicht rissen, während 11 der dicksten Roßhaare von gleicher Länge mit der Agave
                              bereits bei 7pfündiger Belastung plötzlich entzwei gerissen waren. Die gewählte
                              Anzahl der Fäden stand eben im umgekehrten Verhältnisse der Dicke, da dieselbe bei
                              der Agave zu der des Roßhaares sich verhielt wie 11 : 10. Dreißig Fäden der Agave
                              wogen im Mittel 17; 30 Fäden des Roßhaares von gleicher Länge im Mittel 16
                              Centigramme. Das specifische Gewicht beider ist nicht sehr verschieden und schwankt
                              um 1007 herum, wenn Wasser = 1000 ist. 25 Gramme Agave wurden zu einem lockeren
                              Ballen geformt, der gleich hoch war mit einem 25 Gramme schweren Ballen von Roßhaar.
                              Beide Ballen wurden nacheinander leise belastet mit einer horizontal aufgesetzten
                              Platte von 321 Grammen Gewicht: der Agaveballen behauptete unter dieser Belastung 75
                              Millimeter Höhe, während der Roßhaarballen 85 Millimeter hoch blieb; hierauf wurde
                              die Platte nacheinander auf jeden der Ballen aus Leibeskräften niedergedrückt; nach
                              Aufhören des Druckes erreichte die Agave die Höhe von 45, das Roßhaar aber die Höhe
                              von 50 Millimetern. Obwohl dieser rohe Versuch über den Elasticitätsmodul beider
                              Stoffe keinerlei absolute Bezifferung desselben gestattet, so eignet er sich doch
                              sehr gut zu einem relativen Vergleich derselben, welcher ergibt, daß die Elasticität
                              der Agave allerdings, aber nur unbedeutend geringer sey als die des Roßhaares,
                              ungefähr im Verhältniß wie 88 : 100, und daß diese Differenz bei zunehmendem Druck
                              noch geringer werde. Im Mittel wird man nicht irren, wenn man der Agave die
                              Elasticität 9 zuerkennt, wenn das Roßhaar die Elasticität 10 hat. (Breslauer
                              Gewerbeblatt.)