| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 234 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Amerikanische Straßen-Eisenbahnen.
                           Der Betrieb von Straßen-Eisenbahnen mit Pferden stört bei geeigneter
                              Construction der Gleise den sonstigen Verkehr nicht. Bei den in vielen
                              amerikanischen Städten sehr in Aufnahme gekommenen Straßen-Eisenbahnen ist
                              die neueste Schienenform eine 8 Zoll breite, 1/2 bis 3/8 Zoll dicke Platte, an der
                              äußeren Kante mit einem Ansatz von 1 Zoll Höhe und 1 3/4 Zoll Breite versehen. Die
                              Schiene liegt auf Langschwellen, welche in der Kiesbettung des Pflasters ruhen. Das
                              Pflaster ist an der äußern Seite der Bahn bündig mit dem Ansatz, zwischen den
                              Schienen dagegen mit den Platten. Die Wagen haben vier kleine Räder von etwa 2 Fuß
                              Durchmesser, welche auf den vorspringenden Theilen der Schienen laufen, so daß die
                              Manischen eben die Platten freilassen. Während die Räder der Eisenbahnwagen nicht
                              leicht entgleisen können, fahren gewöhnliche Fuhrwerke ohne Schwierigkeit über die
                              Schienen hin und her und benutzen in vielen Fällen den flachen Theil derselben, weil
                              sich auf denselben natürlich besser fahren läßt als auf dem Pflaster.
                           Begegnen sich ein Bahnwagen und ein gewöhnliches Fuhrwerk, so kann das letztere
                              leicht ausweichen, während es leicht einen Vorsprung gewinnt, wenn die schwereren
                              Bahnwagen nachfolgen.
                           Bei neueren Bahnwagen läßt man die Räder meistens auf den am Wagengestell befestigten
                              Achsen laufen, wobei weniger Zugkraft erforderlich seyn soll, wie bei fest mit der
                              Achse verbundenen Rädern. Der Boden der Wagen liegt nur 12 Zoll über der Schiene; an
                              jedem Ende ist querüber eine schmale Plattform, nach Außen durch ein eisernes
                              Geländer geschützt, auf welche die Passagiere von beiden Seiten treten können. Die
                              Thüren sind an den schmalen Seiten angebracht, wie bei einem gewöhnlichen Omnibus.
                              Die Plattform, welche den Pferden zugekehrt ist, wird stets von dem Pferdeführer
                              eingenommen, welcher nicht sitzt, sondern steht, neben sich den Griff einer starken
                              Bremse. Die Passagiere benutzen die gegenüberliegende Plattform. Der Wagen hält so
                              oft erforderlich und ist mit einem der Längenrichtung des Wagens folgenden
                              Glockenzug ausgerüstet, mit welchem der Conducteur, (welcher das Fahrgeld während
                              des Fahrens einsammelt) und jeder Passagier dem Pferdeführer das Zeichen zum
                              Anhalten geben kann. Viele Passagiere Pflegen indeß während des Fahrens ein-
                              und auszusteigen.
                           Bei einer Geschwindigkeit von fast 2 deutschen Meilen in der Stunde kann der Wagen
                              durch Anwendung der Bremse auf 50 Fuß Entfernung zum Stehen gebracht werden, bei
                              geringer Geschwindigkeit schon auf die Entfernung einer halben Wagenlänge. Die Wagen
                              sind 7 Fuß hoch und in der Regel für 24 Personen, mitunter aber auch für mehr
                              eingerichtet. Oben auf dem Wagen sind keine Sitze angebracht. Bei gewöhnlichen
                              Steigungsverhältnissen wird mit einer Geschwindigkeit von 1 1/2 deutschen Meilen in
                              der Stunde gefahren.
                           Die Wagen für den Personenverkehr fahren in den größern Städten Tag und Nacht; zu
                              bestimmten Zeiten werden auch Güter befördert. In breiten Straßen sind zur
                              Hin- und Rückfahrt, zwei Gleise nebeneinander angelegt, in schmalen Straßen
                              wird nur ein Gleis gelegt und in die benachbarte parallel laufende Straße das Gleis
                              für den Verkehr in entgegengesetzter Richtung.
                           Die Frequenz dieser Bahnen ist ungeheuer. Im Jahre 1858 benutzten die in
                              New-York und Broklyn angelegten Bahnen nicht weniger wie 34,000,000
                              Passagiere.
                           Auch für London würde sich die Anlage von Pferdebahnen, welche schon seit längerer
                              Zeit projectirt sind, aus, naheliegenden Gründen empfehlen, indeß haben bis jetzt
                              die Oertlichkeiten und eingewurzeltes Vorurtheil der Ausführung unübersteigbare
                              Hindernisse in den Weg gelegt. (Nach dem Engineer durch
                              die Zeitschrift des hannoverschen Architecten- und Ingenieurvereins, 1860,
                              Bd. VI S. 142.)
                           
                        
                           
                           Neue Methode zur Herstellung von Weberblättern.
                           G. Dietrich in Berlin wendet bei Herstellung von
                              Weberblättern eine neue und sehr einfache Methode an. Dieselbe besteht darin, daß
                              die Zähne, nachdem sie von der Hand eingesetzt sind, mit Draht umflochten und mit
                              einem Schlageisen zwischen dem Draht festgestemmt werden. Gegenüber der von unsern
                              meisten Blättersetzern angewandten Methode, die Zähne mittelst Löthens zu
                              befestigen, gewährt diese nun den Vortheil großer Elasticität des Blattes, wobei das
                              Webmaterial weniger der Beschädigung ausgesetzt ist. An den so angefertigten
                              Blättern ist zugleich eine Beschädigung sehr leicht zu verbessern.
                           Diese neue Methode des Blättersetzens kann in der Webschule zu Stuttgart von
                              Jedermann in einigen Stunden erlernt werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860,
                              Nr. 34.)
                           
                        
                           Toussaint's Verfahren zum Waschen
                              der Erze.
                           Hierzu hat nach den Mittheilungen des Mon. des Inter.
                                 Mat., Hr. Toussaint ein Verfahren erfunden, das auf
                              folgende Principien gegründet ist. Wenn man zwei Körper von derselben Größe in
                              Wasser wirft, so wird der schwerere rascher hinabsinken. Wenn man dagegen zwei
                              Stücken derselben Substanz nimmt, von denen das eine größer ist als das andere, so
                              wird das größere Stück zuerst unten anlangen. Es leuchtet hiernach ein, daß, wenn
                              man ein Gemenge von verschieden schweren und verschieden großen Körpern in Wasser
                              wirft, eine Trennung stattfinden muß, wenn nur die Wasserschicht tief genug ist. Die
                              schwersten und die gröbsten Theile werden am Boden liegen, während die leichteren
                              und feineren Theile die oberen Lagen bilden. Dieß ist der Ausgangspunkt; Hr. Toussaint hat nun von diesen bekannten Säßen folgende
                              Anwendung gemacht. Nachdem er, falls es nöthig, die Erze wie gewöhnlich gepocht hat,
                              beginnt er sein Verfahren durch ein sorgfältiges Sieben, um das Haufwerk nach der
                              Korngröße zu sortiren. Er füllt alsdann ein gußeisernes Rohr von 20 bis 30 Meter
                              senkrechter Höhe und 1,5 Meter Durchmesser mit Wasser an. Der untere Theil dieses
                              Rohres läuft conisch zu und endet in ein engeres Rohr, welches die schwereren Theile
                              aufzunehmen bestimmt ist. Dieß sind die gewaschenen Erze. Durch Einstoßen eines
                              Schiebers im passenden Momente sperrt man den oberen Theil des Rohres ab und zieht
                              die gewaschenen Erze unten heraus; durch Wegziehen des Schiebers gelangt alsdann die
                              beigemischte Gangart in den untersten Theil des Rohres um dort ausgezogen zu werden.
                              – Man ersetzt die kleine Menge des mit den Erzen und durch den Schieber
                              fortgegangenen Wassers und beginnt eine neue Operation.
                           Der Erfinder behauptet, daß er mit einem solchen Apparate, einem Paternosterwerke, um
                              die Erze zur erforderlichen Höhe zu heben, und einer Dampfmaschine zum Betriebe,
                              täglich 100 Tonnen Erze mit einem Kostenaufwande von nur 53 Fr. verwaschen kann,
                              wobei Handarbeit, bewegende Kraft, Verzinsung und Abnutzung des Apparats schon
                              mitgerechnet sind. Liefert das rohe Erz 5 Proc. gewaschenes, so kostet die Tonne
                              gewaschenes Erz 10,60 Fr., bei einem Gehalte von 10 Proc. 5,50 Fr., bei 15 Proc.
                              3,55 Fr., bei 20 Proc. endlich 2,65 Fr. Diese Kosten sind gering, und außerdem
                              verbraucht der Apparat sehr wenig Wasser, was oft sehr wichtig seyn kann.
                              (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr.
                              30.)
                           
                        
                           Gußstahl des Hrn. Baron van
                                 Herr-Zehl.
                           In der am 18. April d. J. abgehaltenen Sitzung des oberschlesischen berg- und
                              hüttenmännischen Vereins legte Hr. Paul eine Probe von
                              Gußstahl vor, welcher nach einem neuen Verfahren aus oberschlesischem
                              Holzkohlen-Roheisen in Zawadzki-Werk dargestellt worden ist. Erfinder
                              dieser Methode ist Hr. Baron van Herr-Zehl, und
                              ist diese Methode neuerdings patentirt worden. Dieselbe ist höchst einfach.
                              Holzkohlenroheisen wird in einem Flammofen umgeschmolzen und das flüssige Eisen in
                              dünne Stäbe als Hartguß gegossen. Diese Stäbe werden sodann in feuerfesten Muffeln,
                              die den gewöhnlichen
                              Zinkmuffeln sehr ähnlich sind, aufgeschichtet und einer hohen Temperatur ausgesetzt,
                              während gleichzeitig durch die Muffel Wasserdämpfe durchgeleitet werden. Das so eine
                              bestimmte Zeit hindurch behandelte Eisen wird hierauf in Tiegeln umgegossen und
                              bildet den Gußstahl, von dem die vorgelegte Probe war. Aus solchem Gußstahl
                              dargestellte Meißel, welche beim Abdrehen von Hartwalzen benutzt wurden, haben
                              ausgezeichnet gestanden. Die vorgelegte Probe war von ausgezeichneter Qualität.
                              Versuche mit Kohksroheisen sind dem Erfinder noch nicht gelungen. Der Verein sprach
                              den Wunsch aus, daß dem Erfinder auch die Darstellung in größerem Maaßstabe gelingen
                              möge und Oberschlesien somit einen neuen Industriezweig erhalte. (Wochenschrift des
                              schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 26.)
                           
                        
                           Die Fabrication von hämmer- und schweißbarem Gußeisen
                              bei Georg Fischer in Schaffhausen; von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
                           Seit etwas länger als einem Jahre hat das durch seine ausgezeichneten Stahlfabricate
                              in der ganzen technischen Welt wohlbekannte Etablissement von Fischer in Schaffhausen auch die Fabrication von hämmer- und
                              schweißbarem Guß aufgenommen, und liefert hierin ein ganz ausgezeichnetes
                              Product.
                           Das Roheisen, ein feinkörniges graues Holzkohleneisen ganz eigenthümlicher Gattung,
                              wird in Tiegeln mittelst eines Gebläseofens von runder Form (Sefströmscher Ofen)
                              umgeschmolzen. Das Etablissement enthält dermalen nur einen derartigen Ofen, welcher
                              mit 5 Tiegeln besetzt wird, deren jeder im Mittel circa
                              35 Pfd. Roheisen aufnimmt. Jeden Arbeitstag wird in der Regel eine Schmelzung
                              gemacht, und dabei werden 170 bis 180 Pfd., jährlich mithin gegen 500 Centner
                              Roheisen umgeschmolzen, aus welchem, mit Rücksicht auf den Verlust durch Abbrand und
                              Gießzapfen, gegen 400 Centner fertiges Fabricat gewonnen werden. Die Gießformen
                              werden aus fettem Sande angefertigt, vor dem Gießen stark erwärmt und während des
                              höchsten Grades von Hitze und Dünnflüssigkeit des Eisens mit möglichster
                              Schnelligkeit gefüllt.
                           Um die Gußstücke in hämmerbares Eisen umzuwandeln, werden dieselben mit einem
                              zweckentsprechenden pulverförmigen Material in cylindrischen Tiegeln von circa 6'' Durchmesser und 12'' Höhe geschichtet und in
                              einem Ofen von ziemlich derselben Construction, wie die aufrechten Hafneröfen, einer
                              für längere Zeit unterhaltenen Rothglühhitze ausgesetzt. Die zum Glühen
                              erforderliche Zeit beträgt bei kleinen Gegenständen 8–10 Stunden, bei
                              größeren Gegenständen 40–60 Stunden. Das Etablissement enthält drei Glühöfen,
                              welche zur Aufnahme von 9, 28 und 48 Tiegeln eingerichtet sind, und führt
                              durchschnitlich alle 14 Tage einen Glühproceß aus, wobei je nach der Quantität des
                              vorhandenen Gusses der eine oder andere dieser Oefen in Anwendung kommt.
                           Das durch diesen Glühproceß in hämmer- und schweißbaren Zustand übergeführte
                              Eisen ist von vorzüglicher Güte; es übertrifft an Weichheit und Zähigkeit viele
                              andere derartige Producte und ist in Folge dessen bereits ein sehr gesuchter Artikel
                              geworden. Es läßt sich nach Belieben biegen und in Schraubenwindungen drehen,
                              gestattet das Zusammenschweißen mit anderem weichem Eisen oder Stahl und zeigt auf
                              angefeilten Stellen vollkommen den Glanz und die Farbe des reinen Schmiedeeisens.
                              Mehrfache Versuche, die hier zu Lande mit diesem Eisen gemacht worden sind, haben
                              diese Eigenschaften nachgewiesen, sie haben sogar gezeigt, daß sich die durch den
                              Guß erzeugten Löcher und Schlitzen ebenso gut wie im gewöhnlichen Schmiedeeisen
                              erweitern und auftreiben lassen.
                           Der Preis beträgt loco Schaffhausen im Mittel 30 kr. per Pfund, stellt sich aber auch höher und niedriger, je
                              nach Form und Größe der Gegenstände. Einfache Schloß- und Wagenbestandtheile
                              größerer Dimensionen, große Schlüssel, Hufeisen, Pferdegeschirrtheile und dergl.
                              werden mit 24 bis 26 kr., feinere Schloß- und Gewehrtheile, Gegenstände für
                              Messerschmiede, als Reb- und Baumscheren, die Griffe zu großen
                              Schneiderscheren und dergl. mit 28 bis 30 kr., kleine Schatullenschlüssel, große
                              Schlüssel mit Verzierungen, Säbelkörbe, Säbelgriffe u.s.w. mit 36 bis 48 kr. per Zollpfund berechnet. (Württembergisches
                              Gewerbeblatt, 1860, Nr. 32.)
                           
                        
                           
                           Ueber Pöhlmann's
                              Instrumental-Saiten aus Gußstahl.
                           Der Central-Verwaltungs-Ausschuß des polytechnischen Vereins für Bayern
                              hat auf das Gesuch des Vereinsmitgliedes Hrn. Moriz Pöhlmann, Kaufmann und Metallsaitenfabrikanten in Nürnberg,
                              „neue Muster der von ihm fabricirten Pianofortesaiten aus
                                 Gußstahldraht einer kunstgerechten Prüfung in Hinsicht auf ihre absolute
                                 Festigkeit oder Tragkraft zu unterwerfen, und die Resultate mit denen der im
                                 November v. Js. mit denselben Stahlsaitennummern aus der nämlichen Fabrik
                                 angestellten Probe zu vergleichen“ – eine Commission ernannt,
                              welche in dem Fabriklocale des Hrn. Hof-Pianofortefabrikanten Alois Biber in München mit der ihr zur Benützung überlassenen
                              Miller'schen Maschine die Prüfungen der von Hrn.
                              Pöhlmann eingesendeten Saitennummern 12, 13, 14, 15 und 16 vornahm.
                           Es wurde jedesmal eine Länge von 6 Zoll bayer. in die Maschine gespannt. Die
                              Prüfungsergebnisse waren folgende.
                           Saitennummer 12.
                           Dicke 0,788 Millimet.
                           
                              
                                   I. Versuch.
                                 Die Saite dehnte sich bleibend gar nicht und riß bei
                                 
                                 233   Pfd.
                                 
                              
                                  II.     „
                                 Die Saite dehnte sich bleibend gar nicht und riß bei
                                 
                                 232   Pfd.
                                 
                              
                                 III.     „
                                 Die Saite dehnte sich bei 240 und riß bei
                                 
                                 248   Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 237,6 Pfd.
                                 
                              
                           Saitennummer 13.
                           Dicke 0,844 Millimet.
                           
                              
                                   I. Versuch.
                                 Die Saite dehnte sich bleibend gar nicht und riß bei
                                 
                                 275 Pfd. 14 Lth.
                                 
                              
                                  II.      „
                                     
                                    –        
                                    –        
                                    –        
                                    –          
                                    –        
                                    –       –
                                 
                                 280,7
                                 
                              
                                 III.      „
                                     
                                    –        
                                    –        
                                    –        
                                    –          
                                    –        
                                    –       –
                                 
                                 260
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 272,045 Pfd.
                                 
                              
                           Bei 0,85 Millimet. Dicke würde die Saite tragen 275,8 Pfd.
                           Saitennummer 14.
                           Dicke 0,863 Millimet.
                           
                              
                                   I. Versuch.
                                 Die Saite dehnte sich bei 160 Pfd. und riß bei
                                 
                                 274 Pfd. 20 Lth.
                                 
                              
                                  II.      „
                                 Die Saite dehnte sich rasch und riß bei
                                 
                                 228 Pfd.
                                 
                              
                                 III.      „
                                 Die Saite dehnte sich bleibend bei 140 und riß bei
                                 
                                 250 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 250,875 Pfd
                                 
                              
                           Saitennummer 15.
                           Dicke 0,919 Millimet.
                           
                              
                                   I. Versuch.
                                 Die Saite dehnte sich bleibend bei 292 Pfd. 2 Lth.und brach
                                    bei
                                 
                                 292 Pfd.   3 Lth.
                                 
                              
                                  II.      „
                                 Die Saite dehnte sich bei 286 Pfd. und brach bei
                                 
                                 291 Pfd. 22 Lth.
                                 
                              
                                 III.      „
                                 Die Saite dehnte sich und riß bei
                                 
                                 286 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Mittel
                                 289,926 Pfd.
                                 
                              
                           Saitennummer 16.
                           Dicke 0,994 Millimet.
                           
                              
                                   I. Versuch.
                                 Die Saite dehnte sich bleibend bei 298 Pfd. 19 Lth.,dehnte sich
                                    fortwährend, ruhte endlich auf derUnterlage bei
                                 330 Pfd.
                                 
                              
                                  II.      „
                                 Die Saite dehute sich bleibend bei 337 Pfd. 19 Lth.und riß bei
                                 357 Pfd. 16 Lth.
                                 
                              
                                 III.      „
                                 Die Saite dehnte sich bleibend bei 338 Pfd. (dasHebelende ruhte auf
                                    der Unterlage), ohne zu reißenbei
                                 351 Pfd.
                                 
                              
                                 IV.      „
                                 Die Saite dehnte sich bleibend bei 348 Pfund undriß bei
                                 351 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Mittel aus den Versuchen II u. IV
                                 354,25 Pfd.
                                 
                              
                           Stellen wir demnach diese Versuche mit denen im Decemberhefte des Kunst- und
                              Gewerbeblatts vom Jahre 1859 S. 645 angeführten zusammen, so ergeben sich, wenn wir
                              die Saitendicken immer auf gleiche Dimensionen reduciren, folgende Thatsachen.
                           
                           
                              
                                 
                                 Pöhlmann's Saitennummer
                                    12.
                                 
                                 
                              
                                 Miller.
                                 Pöhlmann 1859.
                                 Pöhlmann 1860.
                                 
                              
                                 253 Pfd.
                                 207 Pfd.
                                 257 Pfd.
                                 
                              
                                 
                                 Saitennummer 13.
                                 
                                 
                              
                                 256
                                 231,6
                                 275,8
                                 
                              
                                 
                                 Saitennummer 14.
                                 
                                 
                              
                                 256
                                 238,7
                                 250
                                 
                              
                                 
                                 Saitennummer 15.
                                 
                                 
                              
                                 249,6
                                 254,6
                                 289
                                 
                              
                                 
                                 Saitennummer 16.
                                 
                                 
                              
                                 280
                                 274,6
                                 354
                                 
                              
                           Aus diesen Verhältnissen ergibt sich endlich:
                           Bei der Pöhlmann'schen Saitennummer 12 übertrifft die neue
                              Pöhlmann'sche Saite die Miller'sche. (Firma: Miller und Sohn in Wien)
                              an Tragkraft um 1,6 Procent, die frühere Pöhlmann'sche
                              von 1859 um 19,5 Procent.
                           Bei Saitennummer 13 übertrifft die neue Pöhlmann'sche
                              Saite die Miller'sche um 6,9 Proc., die frühere Pöhlmann'sche um 16 Proc.
                           Bei Saitennummer 14 bleibt die neueste Pöhlmann'sche Saite
                              um 2,1 Proc. unter der Miller'schen zurück; übertrifft
                              aber die frühere Pöhlmann'sche um 5 Proc.
                           Bei Saitennummer 15 übertrifft die neueste Pöhlmann'sche
                              Saite die Miller'sche um 14 Proc., die frühere Pöhlmann'sche um 12,2 Proc.
                           Bei Saitennummer 16 übertrifft die neueste Pöhlmann'sche
                              Saite die Miller'sche um 21 Proc., die frühere Pöhlmann'sche dagegen um 22,5 Proc.
                           Diese Daten ergeben zur Genüge, welch große und rasche Fortschritte Pöhlmann in Bezug auf absolute Festigkeit seiner
                              Pianofortesaiten gemacht habe.
                           Zu bemerken ist noch, daß diese Pöhlmann'schen Saiten
                              zugleich sich dem vollkommenen Cylinder viel mehr nähern, als die Wiener.
                           Aus den Dimensionen der einzelnen Saitennummern geht hervor, wie wenig gleich sich
                              diese Nummern in den verschiedenen Zeiträumen ihrer Fabrication bleiben. Diese
                              Ungleichförmigkeit in den Dimensionen rührt natürlich von der nicht zu vermeidenden
                              Abnützung der Löcher des Zieheisens her. Die Saitenfabrikanten sollten aber das
                              Verhalten dieser Ziehlöcher genauer controliren, als dieß bisher geschehen ist. Ohne
                              sorgfältige Prüfung dieser Löcher durch die Loupe und das Mikrometer wird eine so
                              sehr zu wünschende Gleichförmigkeit der einzelnen Nummern nie erzielt werden können.
                              (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern, Aprilheft 1860.)
                           
                        
                           Schwarzfärben des Messings.
                           Dasselbe wird gegenwärtig im optischen Institute der HHrn. Merz und Sohn in München mittelst
                              salpetersauren Kupfers vorgenommen. Blanke Kupfer-Drehspäne werden in
                              Salpetersäure bis zur vollen Sättigung der Säure geworfen. In die so bereitete
                              Lösung werden die schwarz zu färbenden Messingstücke, nachdem sie zuvor durch
                              Schleifen auf feinen Grau- oder Blausteinen mit Wasser eine metallisch reine
                              Oberfläche erlangt haben, handwarm getaucht und auf Kohlenfeuer abgebrannt. Die
                              abgebrannten Messingstücke, jetzt grünlich gefärbt, werden mit Läppchen abgerieben
                              und der Proceß des Eintauchens und Abbrennens so zum öftern erneuert, bis das Stück
                              die gewünschte Schwärze erreicht hat. Zur Erhöhung des Tones der Farbe wird
                              schließlich das schwarz gefärbte Stück mit Baumöl abgerieben. (Kunst- und
                              Gewerbeblatt für Bayern, 1860 S. 455.)
                           
                        
                           
                           Ein silberhaltiges Glockengut.
                           Dr. E. Reichart in Jena
                              analysirte eine Probe von der Masse einer Glocke zu Ziegenhain bei Jena. Diese
                              Glocke war gesprungen und sollte umgegossen werden. Da dieselbe der Sage nach aus
                              silberhaltigem Gute gefertigt seyn soll, so untersuchte der Verf. das Gut in dieser
                              Beziehung. Er fand 23,585 Zinn, 4,036 Blei, 71,477 Kupfer und 0,124 Silber, demnach
                              ist das Silber auch in diesem Falle als kein eigentlicher Zusatz zum Glockengute,
                              sondern nur als eine zufällige Beimengung zu betrachten. (Archiv der Pharmacie, Bd.
                              CLI. S. 138.
                           
                        
                           Großer Inductionsapparat.
                           Unser geschickter Landsmann, der Mechanicus Ruhmkorff in
                              Paris, hat kürzlich für den Prof. Jamin einen
                              Inductionsapparat verfertigt, welcher, durch sechs Bunsen'sche Elemente angeregt, Funken von 42 Centimeter (15,5 Pariser
                              Zoll) Länge gibt. Hr. Moigno, aus dessen Cosmos, vol. XVI p. 453,
                              diese Notiz entlehnt ist, sagt, der Anblick dieser Funken oder Blitzschläge mache
                              auch den Unerschrockensten zittern.
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des übermangansauren Kalis; von M.
                              Machuca.
                           Hr. Phipson hat neuerlich (polytechn. Journal Bd. CLVI S. 238) die Existenz der
                              Uebermangansäure und die von E. Mitscherlich für das
                              übermangansaure Kali gefundene Formel (Mn²O⁷, KO) in Zweifel
                              gezogen, weßhalb ich im Laboratorium des Hrn. Wurtz die
                              Analyse dieses letztern Salzes wieder aufnahm. Meine Versuche bestätigen vollständig
                              die Resultate, zu welchen der berühmte Chemiker zu Berlin gelangt war.
                           Ich analysirte das übermangansaure Kali nach zweierlei Methoden: 1) indem ich das
                              Mangan und das Kalium nach den bekannten Verfahrungsarten bestimmte; 2) indem ich
                              die Menge Chlor bestimmte, welche durch die Einwirkung von Salzsäure auf das
                              übermangansaure Kali in Freiheit gesetzt wird.
                           100 Theile übermangansaures Kali, im luftleeren Raume getrocknet, gaben im
                              Durchschnitt von vier Versuchen 34,58 Mangan und 24,45 Kalium; nach der Theorie
                              besteht es aus 34,82 Mangan, 24,68 Kalium und 40,05 Sauerstoff.
                           Wenn die Formel Mn²KO⁸ richtig ist, so müssen 100 Theile übermangansaures Kali, wenn
                              man dieses Salz durch Chlorwasserstoffsäure zersetzt, 112,3 Theile Chlor
                              entbinden.
                           Ich habe das in diesem Falle entbundene Chlor mittelst der von Gay-Lussac angegebenen Methoden bestimmt. Die eine dieser Methoden
                              gründet sich bekanntlich auf die Umwandlung der arsenigen Säure in Arsensäure; die
                              andere beruht auf der Umwandlung der schwefligen Säure in Schwefelsäure, welche als
                              schwefelsaurer Baryt bestimmt wird. Ich fand, daß 100 Theile Mn²KO⁸ 112,0 und 112,18 Theile
                              Chlor entwickelten, welche Resultate vollkommen mit der Theorie übereinstimmen, wenn
                              man Mitscherlich's Formel annimmt. (Comptes rendus, Juli 1860, Nr. 4.)
                           
                        
                           Ganz unschädliche grüne Farbe zum Färben der
                              Zuckerwaaren.
                           Wie viele Unglücksfälle schon mit den Farben in den Händen des meist nicht
                              sachkundigen Technikers vorgekommen sind, beweisen die mannichfaltigen Berichte in
                              öffentlichen Blättern. Obgleich auch schon mit anderen Farben Vergiftungen
                              vorgekommen sind, so hat doch meistens die grüne Farbe
                              ganz besonders hiezu Veranlassung gegeben, weßhalb es uns zur besonderen Freude
                              gereicht, im Nachstehenden auf eine Vorschrift aufmerksam machen zu können, welche
                              allen Anforderungen vollkommen entspricht.
                           
                           Zu dem Ende werden 5 Gran echter Safran mit 1/2 Loth destillirtem Wasser übergossen
                              und 24 Stunden lang bei mäßiger Wärme stehen gelassen; ferner werden 4 Gran
                              Indigcarmin mit 1 Loth destillirtem Wasser übergossen und gleichfalls eine Zeit lang
                              stehen gelassen. Werden hierauf beide Flüssigkeiten mit einander gemengt, so erhält
                              man eine außerordentlich schöne grüne Farbe, welche bedeutende Mengen von Zuckerwerk
                              sehr schön grün färbt (mit 3 Quentchen dieser Farbe färbt man 2 1/2 Pfund Zuckerwerk
                              sehr schon grün). Und wird die Farbe mit Zucker vermischt und zu einem Syrup
                              eingekocht, so kann man dieselbe Monate lang aufbewahren; ebenso läßt sich die Farbe
                              in einem Sandbade auch zur Trockne verdampfen, wodurch dieselbe noch länger
                              aufbewahrt werden kann. (Artus' Vierteljahresschrift für
                              technische Chemie.)
                           
                        
                           Cochenilleroth als Färbungsmittel des Zuckers.
                           Die Handwerkerzeitung „Vereint Vorwärts“ (1ster Jahrg. Nr. 15)
                              warnt unter Verweisung auf die darüber in dem „Archiv für deutsche
                                 Medicinalgesetzgebung und öffentliche Gesundheitspflege“ von Dr. Ziurek gemachten
                              Mittheilungen vor dergleichen rothgefärbtem Kochzucker, wie er thörichterweise in
                              manchen Haushaltungen zum Ueberstreuen von Reis, Hirse und zum Rothfärben des Kohls
                              beliebt ist. Das von den Kaufleuten unter dem Namen
                              „Cochenilleroth“ hierzu gebrauchte Färbungsmittel ist die
                              aus einer Abkochung von Fernambukholz mittelst Alaun erhaltene, durch Kochen mit
                              arsenigsaurem Kali (wobei sich unlösliche arsenigsaure Thonerde bildet) schöner und
                              tiefer roth gefärbte Lackfarbe. Die Schädlichkeit dieses Zusatzes mag man daraus
                              ermessen, daß er 10 bis 15 Proc. beträgt, so daß in einem solchen confiscirten
                              rothen Zucker die Menge der arsenigen Säure 1/5 Proc. betrug. (Zeitschrift des
                              Vereins deutscher Ingenieure, Bd. IV S. 7.)
                           
                        
                           Verfahren zum Entfuseln des Branntweins, von Vandevelde in Gent.
                           Dieses Verfahren gründet sich auf die Beobachtung, daß das Fuselöl in einem Spiritus
                              von 50° Cels. (40° Reaumur) und selbst von 40° C. (32°
                              R.) vollständig aufgelöst bleibt. Auf 25° C. (200 R.) abgekühlt, trübt sich
                              die Flüssigkeit und hält nur noch wenig Fuselöl aufgelöst zurück; kühlt man sie aber
                              bis auf 15° C. (200 R.) ab, so hält sie gar kein Fuselöl mehr aufgelöst und
                              schwimmt dann sogar auf demselben.
                           Man verfährt daher folgendermaßen: man sammelt den sämmtlichen durch Destillation der
                              gegohrenen Maische erhaltenen fuselölhaltigen Branntwein, kühlt ihn auf 15°
                              C. (12° R.) ab, rührt ihn dabei gut um, und seiht ihn dann durch ein Filter.
                              Die Flüssigkeit wird ihren früheren ekelhaften Geruch vollständig verloren haben,
                              einen angenehmen Geschmack besitzen und sehr klar seyn; sie kann nun rectificirt
                              werden.
                           Der auf diese Weise behandelte Branntwein wird in sehr kurzer Zeit klar, und besitzt
                              die Eigenschaft beliebig verdünnt werden zu können, ohne daß er sich trübt. Dieß ist
                              das Anzeichen daß er kein Fuselöl enthält.
                           Als Filtrirapparat braucht man nur zwei Kufen über einander zu stellen, von denen die
                              obere einen durchlöcherten Boden hat; diesen bedeckt man mit einer großen Scheibe
                              von Flanell, auf welcher eine mehr oder weniger dicke Schicht gewaschenen Sandes
                              angebracht wird; auf diese Schicht kommt noch eine solche von Flachs oder Hanf,
                              welche die ersten Unreinigkeiten zurückhält, so daß man den Sand weniger oft zu
                              erneuern braucht. (Armengaud's
                              Génie industriel, Juli 1860, S. 48.)