| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 157, Jahrgang 1860, Nr. , S. 460 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Zur Geschichte des Meter-Maaßsystems.
                           Der Major Lingon (Belgier) hat so eben eine sehr
                              interessante Broschüre über die nöthige Allgemeinheit von Maaß, Gewicht und Münze in
                              der ganzen Welt erscheinen lassen, aus der wir Nachfolgendes entnehmen: Der Wunsch,
                              in Frankreich ein gleichmäßiges und geregeltes Maaßsystem einzuführen, wurde zuerst
                              im Jahre 1788 auf eine officielle Weise ausgesprochen, indem man ihn zu dieser Zeit
                              in den Eingaben einiger Wahlkreise an die Notablenversammlung ausgesprochen findet.
                              Die Geister waren damals bereit, alle irgendwie auftauchenden nützlichen
                              Verbesserungen mit Enthusiasmus aufzunehmen, und überdem haftete dem
                              unzusammenhängenden Maaß- und Gewichtssysteme der Makel an, daß die
                              herrschende Verwirrung zum größten Theile das Werk jener verabscheuten
                              Feudalwirthschaft war, die aus Laune oder Gewinnsucht auf tausend verschiedene Weise
                              das den Arabern durch Karl den Großen entnommene regelmäßige System verändert
                              hatte.
                           
                           Diese Vereinigung von Umständen brachte die Nationalversammlung dahin, auf Antrag von
                              Talleyrand den Beschluß zu fassen: „Der
                                 König möge an Se. Britannische Majestät das Ersuchen richten, das englische
                                 Parlament aufzufordern, mit der französischen Nationalversammlung behufs der
                                 Feststellung einer natürlichen Maaß- und Gewichtseinheit in Verbindung zu
                                 treten, damit unter der Autorität beider Nationen die Commissarien der Akademie
                                 der Wissenschaften sich mit einer gleichen Anzahl von der kgl. Gesellschaft in
                                 London erwählter Gelehrten an einem für passend erachteten Orte vereinigten, um
                                 die Pendellänge zu bestimmen und daraus eine unveränderliche Grundlage für alle
                                 Maaße und Gewichte abzuleiten.“
                              
                           Dieser Beschluß der Nationalversammlung, der am 8. Mai 1790 gefaßt, wurde am 22.
                              August desselben Jahres bestätigt, indessen verhinderten die Zwistigkeiten, welche
                              bald darauf zwischen beiden Nationen ausbrachen, die Verwirklichung des Projects.
                              Die französische Akademie ernannte darauf, um dasselbe zu prüfen, eine Commission,
                              die aus Borda, Lagrange, Laplace, Monge und Condorcet zusammengesetzt war. Ohne sich genau in den
                              Grenzen des Vorschlags zu halten, discutirten die ebengenannten Gelehrten die
                              Gründe, welche zu Gunsten der vorgeschlagenen drei Fundamentaleinheiten, des
                              Secundenpendels, des Aequatorbogens und des Meridianbogens sprachen.
                           Ihr Bericht vom 19. März 1791 sprach sich für den Meridianbogen aus, und sie schlugen
                              als Normaleinheit den Meter, d.h. den zehnmillionsten Theil des Erdquadranten, der
                              Distanz vom Pole bis zum Aequator, vor.
                           Als Gewichtseinheit proponirte die Commission den tausendsten Theil eines Kubikmeters
                              destillirten Wassers, das im leeren Raume und bei der Temperatur seiner höchsten
                              Dichtigkeit gewogen werden sollte.
                           Endlich verlangte die Commission, daß die Zehnttheilung, die unserem Zahlensysteme
                              entspricht, ausschließlich für das neue Maaß- und Gewichtssystem verwendet
                              werden sollte.
                           Das war der zu erreichende Zweck. Als Mittel der Ausführung schlug die Commission
                              vor: 1) den Meridianbogen zwischen Dünkirchen und Barcelona zu messen und die
                              Breitengrade beider Städte auf das Genaueste zu bestimmen; 2) die Zahl der
                              Schwingungen zu beobachten (auf dem 45. Breitengrade), welche ein Pendel von der
                              Länge des 10/10000000 Erdquadranten (des Meters) im leeren Raume, im Niveau des
                              Meeres und bei der Temperatur des schmelzenden Eises in einem mittleren Tage machen
                              würde. Man würde so eine zweite Einheit von großer Wichtigkeit erlangt haben, mit
                              Hülfe welcher man später den Meter leicht wiederfinden konnte, falls das Normalmaaß
                              desselben sich veränderte oder verloren gegangen wäre.
                           Der Vorschlag der Commission wurde durch die Akademie der Nationalversammlung
                              übergeben, die denselben am 26. März 1791 annahm, welcher Beschluß durch die kgl.
                              Sanction vom 31. desselben Monats zum Gesetz erhoben wurde. Die Akademie wurde
                              hierdurch beauftragt, neue Commissarien zu erwählen, die sich mit der Ausführung des
                              Vorgeschlagenen ohne Verzug beschäftigen sollten. Dieß geschah, und die Mechaniker
                              Fortin und Lenoir wurden
                              mit der Anfertigung der nöthigen Instrumente beauftragt. Borda und Cassini beschäftigten sich in den
                              Jahren 1792 und 1793 mit Experimenten über die Länge des Secundenpendels und die
                              Ausdehnung des Kupfers und Platins. Die Astronomen Mechain und Delambre, mit dem Auftrage, den
                              Meridianbogen zu messen, betraut, gingen Ende Juni 1792 ans Werk.
                           In Mitten dieser stürmischen Zeiten konnten nur Männer, die der Wissenschaft so
                              ergeben waren, ein Unternehmen ausführen, das von allen Seiten mit Störungen und
                              Gefahren bedroht war. Ihre Signalstangen, welche das Mißtrauen der Bevölkerung
                              erregten, wurden mehreremale umgeworfen und ihre Arbeiten dadurch verhindert; sie
                              selbst wurden verhaftet und eingekerkert, ja mit dem Tode bedroht, und doch wurde
                              während zweier Jahre ihre Ausdauer und Begeisterung nicht im Mindesten gebrochen. Zu
                              Ende dieses Zeitraums wurde die Gewichts- und Maaß-Commission
                              vollständig desorganisirt; ihre ausgezeichneten Mitglieder, Borda, Lavoisier, Laplace, Coulomb, Brisson und
                              Delambre, wurden durch den berüchtigten
                              Wohlfahrtsausschuß abgesetzt, weil, wie der Beschluß lautete, „der
                                 Ausschuß nicht genug Vertrauen zu ihren republikanischen Tugenden und zu ihrem
                                 Königshasse habe,“
                              Lavoisier sogar hingerichtet.
                           Das große Unternehmen, während 1 1/2 Jahren unterbrochen, wurde erst in der Mitte des
                              Jahres 1795 in Folge des Gesetzes vom 18. Germinal, Jahr III der Republik, wieder
                              aufgenommen.
                           Erst gegen Ende November 1798 war die Meridianbogenmessung vollendet. Nach dem
                              Wunsche der französischen Akademie hatte die Regierung die verbündeten oder neutralen Mächte
                              aufgefordert, nach Paris Gelehrte zu senden, um im Verein mit der Commission der
                              Akademie das metrische System festzustellen. Die fremden Deputirten kamen im Monat
                              October 1798 nach Paris. Eine Unter-Commission wurde mit der Revision der
                              astronomischen und geodätischen Arbeiten und mit der definitiven Feststellung des
                              Meters beauftragt. Indem dieselbe die Abplattung der Erde zu 1/334 annahm,
                              berechnete sie die Länge des Viertel-Meridianbogens auf 5,130,740 Toisen.
                              Diese Toise ist diejenige, welche man mit dem Namen Toise de
                                 Perou oder de l'Académie bezeichnet, und
                              die sich z.B. in den früheren Humboldt'schen Schriften
                              noch allgemein angewendet findet.
                           Hiernach hat der Normalmeter eine Länge von 0,513074 Toisen, oder 3 Fuß 11,2096
                              Linien des alten französischen Maaßes. Er ist von Platin und bei 0°
                              regulirt.
                           Unglücklicher Weise ist heute zu Tage nachgewiesen, daß in der Berechnung des
                              Meridianbogens ein Rechnungsfehler mit untergelaufen ist, und Mechain hatte außerdem erkannt, leider ohne es der Commission
                              zuzugestehen, daß die für Barcelona gefundene Breite nicht ganz genau war. Nach den
                              letzten Arbeiten unseres berühmten Landmannes Bessel
                              beträgt der mittlere Abstand vom Pol bis zum Aequator 10,000,855 Meters, so daß der
                              gesetzliche Meter um 8–9/100 Millimeter gegen den wahren Meter zu kurz
                              ist.
                           Bei der nicht ganz regelmäßigen Form der Erde ist überhaupt eine absolut genaue
                              Feststellung des Viertel-Meridianbogens unmöglich, wenn man nicht auf einen
                              ganz bestimmten Meridian zurückgehen will.
                           Nachdem die Länge des Meters, die Grundlage des ganzen Systems festgestellt, war es
                              leicht, davon die übrigen Einheiten abzuleiten. (Moniteur des
                                 Int. mater., 1860 p. 178; Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1860, Nr. 14.)
                           
                        
                           Die unterirdische Verbindungsbahn in London.
                           Dieses interessante Unternehmen hatte so lange Vorbereitungen erfordert, daß das
                              Publicum schon nahezu an dessen Vollendung verzweifelte. Desto erfreulicher ist die
                              Nachricht, daß jetzt wirklich die Ausführung energisch in die Hand genommen ist, und
                              die Arbeiten in der That schon in voller Ausdehnung begonnen haben. Das Bedürfniß,
                              die Endpunkte der in London mündenden zahlreichen Eisenbahnen mit dem Mittelpunkte
                              des Verkehrs, der City, in Verbindung zu setzen, war schon seit Langem gefühlt
                              worden, indessen stellten sich dem Unternehmen zahlreiche, fast unüberwindliche
                              Schwierigkeiten in den Weg. Die amerikanische Methode, die Schienen unmittelbar auf
                              den gewöhnlichen Straßen anzubringen, erschien von vornherein unmöglich, wenn man
                              die derzeit schon herrschende unendliche Ueberfüllung der Citystraßen mit Menschen,
                              Wagen und Pferden in Betracht zog. Ebensowenig erschien es zulässig, durch die
                              Führung der Bahn über Viaducte den an und für sich schon so engen Citystraßen noch
                              Luft und Licht zu entziehen. Es blieb daher nichts anderes übrig, als die Bahn durch
                              unterirdische Tunnels zu führen, ein Plan, der noch den wesentlichen Vortheil der
                              Billigkeit bot, indem sonst die Kosten der Grundfläche in der City kaum zu bezahlen
                              gewesen wären.
                           Durch Annahme dieses Planes blieb der bisherige Verkehr unbehindert und gänzlich
                              unberührt.
                           Wie der unserer Quelle beigegebene Plan andeutet, beginnt die unterirdische Eisenbahn
                              bei dem Bahnhofe der Great-Western-Eisenbahn zu Paddington, und
                              erstreckt sich von da über Edgeword-Road durch New-Road,
                              Kings-Croß bis Farringdon-Street, wo die eigentliche City beginnt. Bis
                              hierher ist die Vollendung gediehen, die Fortsetzung durch die City wird
                              Smithfield-Market, Finsbury und die Bank berühren, und endlich in dem
                              Bahnhofe der Eastern-Counties-Eisenbahn enden. Bei
                              Euston-Square schließt sich die North-Western, bei Kings-Croß
                              die Northern-Bahn an. Endlich wird wahrscheinlich auch die
                              Blackwall-Eisenbahn, die nach den Docks führt, mit in das Netz gezogen
                              werden. Auf der Südseite Londons, auf dem anderen Themseufer, bleiben nur geringe
                              Strecken noch zu verbinden, da hier das weniger dicht bebaute Terrain ein näheres
                              Heranführen der Eisenbahu-Endpunkte schon früher gestattet hat.
                           Die Art der Erbauung des Tunnels ist sehr einfach, indem von Stelle zu Stelle das
                              Terrain bis auf die nöthige Tiefe ausgegraben wird, worauf man einen umgekehrten
                              Erdbogen construirt, darauf die Schienen (zwei- und dreifache Geleise) legt,
                              und endlich den oberen flachen Bogen aufmauert, worauf der Boden wieder planirt und
                              gepflastert wird.
                              Angebrachte Lichtöffnungen, sowie Gasflammen, gewähren hinreichendes Licht. Von den
                              zahlreichen Stationen, die sich an den Knotenpunkten des oberirdischen Verkehrs
                              befinden, führen Treppen nach unterirdischen Perrons, die gut gelüftet und
                              beleuchtet sind.
                           Um die große Masse des ausgegrabenen Bodens leicht beseitigen zu können, ist der Bau
                              natürlich an den Endpunkten der Great-Northern- und
                              Great-Western-Eisenbahn gleichzeitig angefangen worden, und man hat
                              mit dem Legen der Schienen sofort begonnen.
                           Bei dem Betriebe will man leichte Züge in kurzen Intervallen abgehen lassen, die bei
                              abwechselnden Stationen anhalten. Um Collisionen zu vermeiden, sind die einzelnen
                              Stationen telegraphisch mit einander verbunden, und wird der Abgang und die Ankunft
                              der einzelnen Züge so geregelt werden, daß sich zwischen zwei Zügen jedenfalls ein
                              Zwischenraum von einer Station befindet. Jedenfalls wird auch nur mit geringer
                              Schnelligkeit gefahren werden und der Waarentransport meist bei Nacht geschehen.
                           Um den natürlich in diesen Tunnels sehr lästigen Rauch zu vermeiden, fällt die
                              Feuerung bei den verwendeten Locomotiven ganz weg, und es werden dieselben nur an
                              den Endstationen aus dort aufgestellten stationären Kesseln mit Wasser und Dampf von
                              sehr hoher Spannung gespeist, der dann bei dem ziemlich großen Umfange des
                              Locomotivkessels für die doppelte Länge der Fahrt aushalten soll. Die Compagnie
                              erhielt ihre Bestätigung schon im Jahre 1853, vermochte aber bei der damaligen
                              ungünstigen Lage des Geldmarktes (wegen des orientalischen Krieges) das nöthige
                              Capital nicht aufzubringen. Dasselbe beträgt 850,000 Pfd. St., in Actien von 10 Pfd.
                              St. Von dieser Summe hat jetzt die Corporation von London 200,000 Pfd. St., die
                              Great-Western-Eisenbahngesellschaft 175,000 Pfd. St. und das Publicum
                              den Rest gezeichnet, und hofft man nun Anfang 1862 die unterirdische Bahn auf ihrer
                              ganzen Länge in Betrieb zu setzen.
                           Die Ausführung der Bahn ist zwei Unternehmer-Firmen, den Herren Smith und Knight einerseits,
                              und dem Hrn. Juy andererseits, übergeben worden. Die
                              ersteren werden den Theil vom Paddington-Bahnhofe bis Euston-Square,
                              der letztere den Theil von dort bis zu Farringdon-Street ausführen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer
                              Gewerbeblatt, 1860, Nr. 14.)
                           
                        
                           Naturphotographie.
                           Dr. Brewster zeigte der
                              brittischen Naturforscher-Gesellschaft einen merkwürdigen Chalcedon, in
                              dessen Innerem ein Landschaftsbild eingeschlossen ist, wobei jedoch der Stein nicht
                              zusammengefügt war, sondern das Bild im Innern desselben sich befand. Es mußte bei
                              Erzeugung dieses Bildes das Silberbad in das Innere des porösen Steines gedrungen
                              seyn. – Vor länger als 30 Jahren hat Brewster ein
                              ähnliches Stück Chalcedon untersucht, das im Innern das Bild eines Hahnes zeigte.
                              – Obige Landschaft war merkwürdigerweise ganz verschwunden, nachdem der Stein
                              vier Jahre im Dunkeln aufbewahrt worden war, und kam wieder deutlich hervor, als der
                              Stein eine Stunde dem Licht exponirt wurde. – Das Bild des Hahnes jedoch
                              verschwand nicht, und wurden die Farben auch nicht schwächer. (Year-book of facts; Horn's photographisches
                              Journal, 1860, Bd. XIV S. 68.)
                           
                        
                           Anwendung des Goldchloridkaliums in der Photographie.
                           In einer früheren Mittheilung (polytechn. Journal Bd. CLVI S. 287) erwähnten wir bereits des Goldchloridkaliums als
                              Schönungsmittel für positive Copien; wir wollen hiemit nochmals auf dieses Salz
                              aufmerksam machen, indem es sich seit einigen Monaten vollkommen bewährt. In England
                              ist diese Methode bereits allgemein eingeführt, und in der That, die damit
                              hervorgebrachten Töne sind so prachtvoll, die Behandlung ist so einfach, daß man
                              nach einem Versuche die alten Verfahren mit Sel d'or u.
                              dgl. nicht wieder anwenden wird.
                           Wir wiederholen mit kurzen Worten die Methode.
                           
                           Der Abdruck (auf Arrowroot- oder Albuminpapier) wird ziemlich kräftig copirt;
                              man wascht ihn im Dunkeln in Brunnenwasser so lange aus, bis er das Wasser nicht
                              mehr milchig macht, läßt darauf gut abtropfen und legt ihn in folgendes Goldbad:
                           
                              
                                       1 Grm.
                                 Goldchloridkalium,
                                 
                              
                                 1000    „
                                 destillirtes Wasser.
                                 
                              
                           In wenigen Minuten färbt sich das Bild purpurn; man wascht es darauf nochmals aus und
                              fixirt es in einem Bade von 15 Grm. unterschwefligsaurem Natron und 100 Grm.
                              destillirtem Wasser.
                           Wir ziehen dem hier und da beliebten blauen Tone, der
                              meistens zu kalt und fahl ist, und jedem anderen Tone, den Purpurton der
                              beschriebenen Methode vor. Die Weißen sind vollkommen rein und die Mitteltinten
                              rosig.
                           Auf eines aber müssen wir nochmals zurückkommen: man führe die Operationen des
                              Auswaschens, des Vergoldens und des Fixirens nur im Dunkeln aus.
                           Das Goldchloridkalium wird durch das Photographie-Institut in Elberfeld
                              angefertigt und in schönen goldgelben Krystallen zum gleichen Preise wie das
                              gewöhnliche Chlorgold geliefert. (Photographisches Archiv, September 1860, S.
                              170.)
                           
                        
                           Verfahren, bei der Anfertigung von Druckformen für Kattun,
                              Tapeten etc. die Muster auf die Holzplatten zu übertragen; von Bernoville, Larsonnier, Chenet und Blanche in
                              Paris.
                           Das Verfahren, welches die Genannten sich in Frankreich patentiren ließen, bietet
                              nach denselben den Vortheil der raschen Ausführbarkeit, der Genauigkeit, und der
                              Möglichkeit, die Dimensionen ändern zu können, dar. Man beginnt damit, von der
                              Zeichnung oder dem Muster durch die gewöhnlichen photographischen Mittel ein
                              negatives Bild herzustellen, wobei man entweder auf nassem Wege (Collodium und
                              Jodsilber auf Glas) oder besser auf trockenem Wege (Jodsilberpapier mit Wachs
                              getränkt) operirt. Das Bild wird in gewöhnlicher Manier mit Gallussäure und
                              unterschwefligsaurem Natron behandelt und kann beliebig oft verwendet werden, um das
                              Muster auf den Holzplatten hervorzubringen, wobei man folgender Art verfährt:
                           Nachdem die Platte gehörig geebnet ist, überzieht man sie sehr gleichmäßig mit einem
                              Firniß, welcher aus 1 Liter weißem Copalfirniß, 1 Liter Steinkohlenöl und 500 Grm.
                              Zinkweiß bereitet ist. Der Copal hat den Zweck, die Reduction des Silbersalzes durch
                              die löslichen Bestandtheile des Holzes zu verhindern. Das Zinkweiß dient dazu, die
                              Adern des Holzes zu verdecken, so daß man ein eben so reines Bild erhält, wie auf
                              Papier. Wenn der Anstrich trocken ist, gießt man eine Lösung von 250 Grm. trockenem
                              Eiweiß und 8 Grm. Salmiak in 1 Liter Wasser darauf und läßt sodann wieder trocknen.
                              Man kann in dieser Weise mehrere Platten im Voraus präpariren. Um die Platte
                              empfindlich zu machen, taucht man sie mit der präparirten Seite 4 bis 5 Minuten lang
                              in eine wässerige Lösung von salpetersaurem Silberoxyd, welche 10 Proc. dieses
                              Salzes enthält, und läßt sie darauf bei Abschluß des Tageslichts trocknen. Man legt
                              das negative Bild auf die so vorbereitete Platte, bedeckt das Ganze mit einer
                              Glasplatte, um die vollständige Berührung des Bildes mit der Holzfläche zu erzielen,
                              und setzt es sodann dem Sonnenlichte aus. Die Dauer dieser Exposition variirt je
                              nach der Witterung von 10 Minuten bis zu 4 oder 5 Stunden. Man unterbricht sie erst
                              dann, wenn die schwarzen Stellen ein wenig bronzirt erscheinen. Nach genügender
                              Exposition wäscht man die Platte mit einer Auflösung von 1 Th. unterschwefligsaurem
                              Natron in 10 Thln. destillirtem Wasser und zuletzt mit reinem Wasser.
                           Bei manchen einfachen Mustern kann man statt des Negativbildes das Original selbst
                              anwenden, wenn man dasselbe durch Imprägniren mit Oel durchscheinend macht, auf die
                              empfindlich gemachte Holzplatte legt und weiter in beschriebener Art verfährt. Man
                              erhält in diesem Falle einen negativen Abdruck; der Graveur hat daher nicht, wie im
                              ersteren Falle, die schwarzen Stellen stehen zu lassen, sondern dieselben vielmehr
                              auszuscheiden. (Armengaud's
                              Génie industriel, Juni 1860, S. 303; polytechn.
                              Centralblatt, 1860 S. 1271.)
                           
                        
                           
                           Smaragd-Gruben von Muzo in Neu-Granada.
                           Die Regierung von Neu-Granada will diese werthvollen, aber wenig bekannten
                              Gruben für eine Reihe von Jahren verpachten. Sie sind die einzigen wahren
                              Smaragdgruben in der Welt, und die dort gewonnenen Edelsteine haben die so
                              geschätzte dunkelgrüne Färbung. Die russischen Smaragde, welche in den Wäschen am
                              Ural gefunden werden, treten allein mit denen von Muzo in Concurrenz, denen sie
                              sowohl in der Intensität der Farbe, als in dem Glanze nachstehen. Unter der
                              Colonialherrschaft von Spanien wurden besagte Gruben stark betrieben, indessen der
                              wahre Fundort so geheim gehalten, daß in Europa Peru fälschlich als solcher
                              bezeichnet wurde, wo in der That niemals Smaragde gefunden worden sind. Nachdem eine
                              ungemein große Menge dieser Edelsteine gewonnen, befahl die spanische Regierung die
                              Gruben zu schließen, indem sie fürchtete, den Preis der Smaragde allzusehr
                              herabzudrücken. Nach Beendigung des Unabhängigkeitskrieges gestattete General Bolivar einem Sennor Paris
                              dieselben wieder zu eröffnen, der sich dadurch ein ungeheures Vermögen erwarb.
                              Nachdem der Contract mit ihm abgelaufen war, pachtete eine Gesellschaft von
                              Kaufleuten aus Bogota die Gruben für 16000 Dollars jährlich, betrieb indessen ihre
                              Operationen in großer Stille und mit vieler Zurückhaltung. Auch dieser Contract
                              läuft in kurzer Zeit ab, und hat die Regierung von Neu-Granada daher
                              beschlossen, die allgemeine Unternehmungslust dafür aufzurufen.
                           Der Bergwerksbetrieb ist ungemein einfach. Die smaragdführenden Gänge von Kalkspath
                              treten an beiden Seiten einer tiefen Schlucht hervor. Sie werden mit dem Brecheisen
                              losgelöst, und die Bruchstücke durch den in der Tiefe fließenden Waldstrom
                              weggeführt. Sobald sich durch eine gründliche Färbung des Ganges die Anzeigen von
                              Smaragd einstellen, wird mit großer Sorgfalt weiter gearbeitet, bis man endlich die
                              Smaragddruse erreicht.
                           Die hier erwähnte Maaßregel wird in der Zufuhr und dem Preise der Smaragde vielleicht
                              große Veränderungen hervorbringen. (Mining Journal, 1860
                              p. 111; Wochenschrift des schlesischen Vereins für
                              Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr. 37.)
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit des kohlensauren, schwefelsauren und
                              phosphorsauren Kalkes in den Ammoniaksalzen; von C. Mène.
                           Man nimmt allgemein an, daß der kohlensaure Kalk nur in einem mit Kohlensäure
                              imprägnirten Wasser aufgelöst bleiben kann und erklärt dadurch die Bildung des
                              Kalktufs, des Warzensteins etc. Ich habe aber die interessante Beobachtung gemacht,
                              daß sich der kohlensaure Kalk auch in den Ammoniaksalzen auflöst; durch Unkenntniß
                              dieser Thatsache können bei chemischen Analysen große Fehler gemacht werden,
                              überdieß erklärt sie uns einige Erscheinungen in der Landwirthschaft etc.
                           Wenn man eine Auflösung von Chlorcalcium mit kohlensaurem Kali oder Natron fällt, so
                              erhält man einen voluminösen weißen Niederschlag von kohlensaurem Kalk; setzt man
                              alsdann eine Auflösung von Salmiak zu, so löst er sich bald und leicht wieder auf;
                              umgekehrt, wenn man ein Kalksalz vorher mit einem Ammoniaksalz (kleesaures Ammoniak
                              ausgenommen) vermischt, wird durch das kohlensaure Natron kein Niederschlag
                              hervorgebracht, selbst nicht wenn man die Flüssigkeit zum Sieden erhitzt, wo sich
                              dann ein ammoniakalischer Geruch einstellt. Ebenso wie der kohlensaure Kalk, lösen
                              sich auch der schwefelsaure und der phosphorsaure Kalk im Salmiak auf. Wie der
                              Salmiak wirken auch das schwefelsaure und salpetersaure Ammoniak. Das kohlensaure
                              und phosphorsaure Ammoniak lösen den gefällten kohlensauren Kalk nicht wieder auf.
                              Gibt man kohlensaures Natron oder Kali in Ueberschuß auf den kohlensauren Kalk, so
                              lösen sie ihn auf, während die Bicarbonate ihn nicht auflösen.
                           Wenn man natürlichen kohlensauren Kalk (Kreide von Mendon, Jurakalkstein etc.) nur
                              kurze Zeit in destillirtes Wasser mit einem Stück Salmiak gibt und dann filtrirt, so
                              wird das durchgehende Wasser durch kleesaures Ammoniak reichlich gefällt werden.
                              Läßt man einen Knochen einige Stunden lang in einer großen Quantität von Salmiak
                              digeriren, so wird er eben so weich wie in einer Auflösung von kohlensaurem Gase
                              oder in einer Säure.
                           
                           Aus Vorstehendem ergibt sich, daß man bei Analysen immer nur kleesaures Ammoniak
                              anwenden darf, um die Kalksalze zu ermitteln und zu bestimmen. Ferner ersieht man
                              daraus, daß in solchen Wässern, welche keine Säuerlinge sind und (wie so häufig der
                              Fall ist) ein Ammoniaksalz enthalten, die große Menge von kohlensaurem Kalk nur
                              diesem Ammoniaksalz zuzuschreiben ist, und nicht dem Umstand daß Kohlensäure ein
                              Alkali-Bicarbonat bildet, denn die Bicarbonate lösen das
                              Kalk-Bicarbonat nicht auf. Ebenso muß man, wenn ein Wasser viel kohlensauren
                              Kalk oder andere Kalksalze enthält, dasselbe auf Ammoniaksalze untersuchen, weil
                              letztere die Löslichkeit der Kalksalze begünstigen.
                           In der Natur können, da fast alle Wässer Ammoniaksalze enthalten, welche von
                              organischen Ueberresten herrühren, die Kalkfalze sich in denselben auflösen und
                              Niederschläge, Tropfsteine etc. erzeugen, indem das Wasser verdunstet. Auch ist es
                              höchst wahrscheinlich, daß die Kalksalze sich den Vegetabilien assimiliren, indem
                              sich Kalkstein in den Ammoniaksalzen des Düngers etc. auflöst. (Comptes rendus, Juli 1860, Nr. 5.)
                           
                        
                           Reinigung der Röhren aus vulcanisirtem Kautschuk für
                              Wasserstoffgas-Apparate; von S. de Luca.
                           Die Röhren aus vulcanisirtem Kautschuk, deren man sich gewöhnlich bedient um die
                              verschiedenen Theile der Apparate zu verbinden, geben Schwefel durch die bloße
                              mechanische Wirkung der Reibung ab. Als ich durch solche Röhren einen Strom reines
                              Wasserstoffgas, oder auch gereinigtes kohlensaures Gas leitete, erhielt ich in dem
                              Wasser, in welches diese Gase nachher traten, einen Absatz von Schwefel, den ich
                              mittelst Salpetersäure in Schwefelsäure umwandelte und als schwefelsauren Baryt
                              bestimmte. Bevor man die Kautschukröhren zur Verbindung der verschiedenen Theile
                              eines Wasserstoffgas-Apparates verwendet, muß man sie daher in einer
                              Aetzkalilösung kochen lassen, wenn das Wasserstoffgas zur Reduction von Eisenoxyd
                              etc. benutzt werden soll und folglich frei von Schwefel seyn muß. (Comptes rendus, August 1860, Nr. 9.)
                           
                        
                           Neue wichtige Verwendung des Kautschuks.
                           In dem Once a Week vom 25. August 1860 macht Hr. C. Keen die höchst interessante Mittheilung, daß man in
                              England die Eigenschaft des Kautschuks sich auszudehnen und zusammenzuziehen zu
                              einer praktischen und werthvollen Erfindung benutzt hat, indem man von Drucktypen,
                              Holzstichen, Lithographien u. dgl. beliebig vergrößerte und verkleinerte Abdrücke
                              nehmen und dann weiter vervielfältigen kann.Eine Vorrichtung, um Zeichnungen von Mustern, architektonischen Verzierungen,
                                    Ansichten etc. durch Anwendung einer vulcanisirten Kautschukplatte zu
                                    vergrößern oder zu verkleinern, und durch Umdruck zu copiren und zu
                                    vervielfältigen, wurde zuerst von den Fabrikanten Cellerin und Devillers zu Mülhausen im
                                    Elsaß construirt und war in einem ausgeführten und in Thätigkeit erhaltenen
                                    Exemplare in der Industrieausstellung zu Paris im Jahre 1855 vertreten; den
                                    Erfindern wurde dafür die silberne Medaille zuerkannt. Man s. die
                                    Beschreibung dieser Vorrichtung im polytechn. Journal Bd. CXLVI S. 348. A. d. Red. Eine Gesellschaft unter dem Namen: Electro-Printing-Block Company hat sich das in Nachstehendem
                              beschriebene Verfahren patentiren lassen.
                           Dehnt man ein Stück Kautschuk nach allen Seiten gleichmäßig aus, so daß die darauf
                              gezeichneten Linien beim Ausdehnen ihre relative Entfernung von einander
                              beibehalten, so wird eine mathematisch-correcte Vergrößerung der
                              Originalzeichnung entstehen. Man benutzt dazu ein Blatt vulcanisirten Kautschuk,
                              dessen Oberfläche präparirt ist, um lithographische Dinte aufzunehmen, und welches
                              auf einem beweglichen, vermittelst feiner Schrauben ausziehbaren Rahmenwerk von
                              Stahl, befestigt ist. Auf diese präparirte Oberfläche werden rechtwinkelige Linien, um als Maaß zu
                              dienen, gezogen und das zu vergrößernde Bild in der gewöhnlichen Weise darauf
                              gedrückt.
                           Nehmen wir an, dasselbe soll viermal vergrößert werden, so wird das Rahmenwerk
                              vermittelst der Schrauben so lange ausgezogen, bis jede Seitenlinie des Quadrats
                              genau zweimal so groß ist als im ausgedehnten Zustande. Dann kommt das Ganze auf den
                              lithographischen Stein, wird gedruckt, und von diesem Umdruck werden die Copien in
                              der gewöhnlichen Weise abgezogen. Soll das Bild typisch dargestellt werden, so muß
                              der vergrößerte Druck natürlich auf Platten gemacht werden, deren Drucklinien wie
                              die eines Holzschnitts vorstehen. Dieß geschieht, indem man das Bild mit präparirter
                              Dinte auf eine Metallplatte druckt, die Platte dann in geeigneter Flüssigkeit der
                              Einwirkung des galvanischen Stroms aussetzt, welche das Metall an allen nicht von
                              der Dinte geschützten Stellen gleichmäßig fortnimmt.
                           Will man eine verkleinerte Copie einer Zeichnung haben, so ist das Verfahren dabei
                              umgekehrt, d.h. das vulcanisirte Kautschukblatt wird im Rahmen vor dem Bedrucken
                              ausgedehnt, dann läßt man es sich zusammenziehen und hat nun das verkleinerte Bild
                              auf seiner Oberfläche.
                           Die drei dem Once a Week beigegebenen Abbildungen zeigen
                              zuerst einen Originalholzschnitt, welcher viele Figuren in schraffirter Manier
                              enthält, und 12,5 Centimer lang und 7,5 Centimet. breit ist; derselbe ist einmal mittelst des angegebenen Verfahrens auf 20 Centimeter und
                              11,5 Centimeter vergrößert, und dann auf 9,25 Centimeter und 5,5 Centimeter
                              verkleinert dargestellt. Beide letzteren Holzschnitte geben genau und sehr deutlich
                              das Original bis auf die kleinsten Fehler wieder. Einer menschlichen sehr
                              geschickten Hand würde es selbst bei unbeschränktem Zeitaufwande schwer werden,
                              gleiche Facsimile zu liefern, und niemals in so kurzer Zeit und für einen so
                              geringen Preis.
                           Besonders wichtig dürfte diese Erfindung zur Vergrößerung oder Verkleinerung von
                              Karten und Plänen seyn, die auf gewöhnlichem Wege mit enormen Kosten verknüpft sind.
                              In England z.B. ist die Landesvermessung in dem sehr kleinen Maaßstabe von einem
                              Zoll auf die engl. Meile ausgeführt worden, während in verhältnißmäßig sehr viel
                              ärmeren Ländern, z.B. in Spanien, der enorme Maaßstab drei und sechzig Zoll pro engl. Meile beträgt, und die Regierungskarten von
                              Frankreich und Schweden gleich groß sind. Daher ist auch jetzt in England das
                              Verlangen nach einer Vergrößerung im fünf und zwanzig Zoll Maaßstab pro engl. Meile allgemein. Wäre die Vermessung gleich in
                              diesem Maaßstabe ausgeführt worden, so hätte man mittelst des neuen Verfahrens alle
                              Verhältnisse mit der größten Genauigkeit auf den kleinsten Maaßstab zurückführen
                              können. Das Publicum könnte auf diesem Wege Taschen-Facsimile-Copien
                              der gigantischen Karte von England und Schottland (im fünf und zwanzig Zoll
                              Maaßstab) haben, während dieselbe jetzt nach Hrn. Peto's
                              Berechnung größer als die London Docks wäre, und man, um die Karte einer einzigen
                              Grafschaft zu besichtigen, auf eine Leiter steigen müßte.
                           Die neue Kunst ist für alle Stiche, Radirungen und Holzschnitte geeignet, und kann
                              außerdem mit dem größten Vortheil zur Reproduction von Typen selbst in vergrößertem
                              oder verkleinertem Maaßstabe dienen. Dieß ist in England für alle
                              Bibelgesellschaften von großer Wichtigkeit, da enorme Summen verausgabt werden, um
                              dieß Werk in allen Größen herzustellen. Die Klarheit und Schönheit, mit welcher eine
                              Seite Typen reducirt werden kann, ist erstaunlich.
                           Aber, könnte man fragen, welchen Vortheil bietet dieß Verfahren vor dem gewöhnlichen
                              Umsetzen der Seite? Zwei sehr bedeutende – Schnelligkeit und Billigkeit. Nehmen wir z.B.
                              an, daß eine Royal octavo University Bibel auf halb
                              Octav reducirt werden sollte, so würden die Kosten des Umsatzes der Typen 800 Pfd.
                              St., und das Correcturlesen allein wenigstens weitere 300 Pfd. Sterl. kosten. Die
                              genannte Gesellschaft dagegen würde eine identische Copie für 120 Pfd. St.
                              herstellen, und die Kosten für Correcturlesen fielen, da die Copie Facsimile ist,
                              natürlich fort. Bei den Bibeln in mehreren Sprachen, wo viel Randnoten vorhanden und
                              verschiedene Typen angewendet sind, wäre der Vortheil des
                              Kautschuk-Verfahrens natürlich noch bedeutender. Jede Gesellschaft also,
                              welche eine bestimmte Bibel besitzt, kann so die verschiedensten Ausgaben
                              veranstalten, von den großlettrigen, für schwache Augen alter Leute geeignet, bis zu
                              jenen Diamant-Ausgaben, die ein Mikroskop um sie zu lesen bedingen.
                           Eine andere Seite dieser neuen Erfindung dürfte sie den Verlegern sehr werthvoll
                              machen. Es geschieht oft, wenn die neue Auflage eines Werkes gedruckt werden soll,
                              daß einige der
                              Original-Stöcke oder Stereotyp-Abdrücke fehlen. Bisher mußten nun neue
                              Zeichnungen und Drucke gemacht werden, während jetzt einfach die gedruckte Seite aus
                              dem alten Buche genommen und damit der fehlende Stock hergestellt wird. Dieß fand
                              wirklich bei dem wohlbekannten Werke „Bell on the
                                    Hand“ statt, dessen fehlende Stöcke von alten gedruckten
                              Blättern hergestellt wurden.
                           Noch weiß man nicht, wie viel Jahrhunderte vergehen können, ehe die Dinte alter
                              Bücher zu trocken wird, um durch das neue Verfahren übertragen werden zu können.
                           Sicher aber ist, daß sie noch nach ein Paar hundert Jahren Abdrücke liefert, so daß
                              wir die ältesten Foliocopien Shakespeare's durch das
                              Medium von einigen Kautschukblättern in bequemer Größe genau wiedergeben können.
                           
                        
                           Die Anwendung des Benzins beim Zeichnen; vom Rector Oelschläger in Reutlingen.
                           Das seit einigen Jahren in den Handel gebrachte und zu vielen technischen Zwecken
                              gebrauchte Benzin (Benzol), hat wie andere ätherische Oele und wie die fetten Oele
                              die Eigenschaft, dem Papier einen gewissen Grad von Durchsichtigkeit zu verleihen.
                              Wegen seiner Flüchtigkeit verliert jedoch das Papier bald wieder seine
                              Durchsichtigkeit. Eben diese Eigenschaft macht es möglich, gewöhnliches,
                              undurchsichtiges Papier zum Pausen zu verwenden und somit das Pauspapier zu
                              ersparen. Spannt man nämlich über die Zeichnung ein zweites, gewöhnliches Papier und
                              befeuchtet man über derjenigen Stelle, welche man copiren will, das übergespannte
                              Papier mit Benzin, was mit Hülfe eines Schwämmchens geschehen kann, so kommt alsbald
                              die darunter befindliche Zeichnung eben so deutlich zum Vorschein als bei
                              gewöhnlichem Pauspapier. Auf diese Stelle läßt sich mit Bleistift und Tusch eben so
                              leicht zeichnen, als auf anderes Pauspapier. Nach einigen Stunden verflüchtigt sich
                              das Benzin, ohne einen Flecken oder einen Rand auf der Copie zu hinterlassen und
                              ohne das Original im Mindesten zu beschädigen, und das Papier hat wieder seine
                              frühere Undurchsichtigkeit angenommen. Auch kann der Geruch des Benzins, der eben
                              nicht gerade unangenehm ist, wofern es nicht zu sehr mit Photogen verunreinigt ist,
                              durch Lüften oder Erwärmen des Papiers in wenigen Stunden gänzlich beseitigt werden.
                              (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 37)
                           
                        
                           Ueber ein neues Reagens auf Caffeïn.
                           Dasselbe besteht nach Schwarzenbach darin, daß man das
                              Caffeïn mit etwas Chlorwasser zur Trockne abdampft, worauf ein purpurrother
                              Rückstand bleibt, welcher durch stärkeres Erhitzen sich goldgelb färbt, die rothe
                              Farbe aber durch Berührung mit Ammoniak augenblicklich wieder annimmt. Es kann mit
                              Hülfe dieses Verfahrens das Caffeïn in dem Auszuge einer einzigen Kaffeebohne nachgewiesen werden. (Sitzungsberichte der
                              Würzburger physikalisch-medicinischen Gesellschaft, 1859, S. 10.)
                           
                        
                           Reinigung des Schweinefetts für Parfümerien.
                           Man nimmt 28 Pfd. Schweinefett, zerläßt es in einem Dampf- oder Wasserbade,
                              setzt eine Unze Alaun und 2 Unzen Kochsalz zu und schäumt alle Unreinigkeiten ab.
                              Nachdem das Fett kalt geworden, muß es auf einem Reibsteine gerieben und mit reinem
                              Wasser gewaschen werden. Zuletzt zerläßt man es nochmals, worauf es rein und
                              geruchlos ist. (Böttger's polytechn. Notizblatt, 1860, Nr. 12.)