| Titel: | Aräometerwaage zur Bestimmung des specifischen Gewichts von Flüssigkeiten, von Otto Autenrieth, Mechaniker in Ulm. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XXIX., S. 109 | 
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                        XXIX.
                        Aräometerwaage zur Bestimmung des specifischen
                           Gewichts von Flüssigkeiten, von Otto
                              Autenrieth, Mechaniker in Ulm.
                        Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1860, Nr.
                              40.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Autenrieth's Aräometerwaage.
                        
                     
                        
                           Die Einrichtung dieser Waage im Allgemeinen ist die von Dr. Mohr erfundene, und zeichnet sich dadurch
                              aus, daß sie an jedem genauen Waagbalken angebracht werden kann. Die in Fig. 12
                              abgebildete Form ist aber eigene Construction des Verfertigers und die Waage dürfte,
                              auf diese Art ausgeführt, das bequemste und sicherste Werkzeug für aräometrische
                              Wägungen seyn. Bei gehöriger Uebung sind die Resultate bis 0,001 genau, und die
                              Behandlung ist so einfach, daß bei gehöriger Vorsicht ein Fehler fast undenkbar
                              ist.
                           Der Balken dieser Waage hat nur zwei Achsen, nämlich eine Mittelachse zum Aufsetzen
                              auf das Stativ und eine äußere zum Anhängen eines gläsernen Senkels; anstatt der
                              dritten Achse ist ein Gewicht an den Balken geschraubt, welches den gläsernen Senkel
                              balancirt und mit einer kurzen Spitze versehen ist, um als Zeiger zu dienen. Dieser
                              Spitze steht an dem Stativ eine spitzige Schraube gegenüber, so daß die geringste
                              Abweichung des Balkens vom horizontalen Stande sichtbar wird; ferner ist das Stativ
                              an dieser Stelle hufeisenförmig aufwärts gebogen und verhindert auf diese Weise, daß
                              das Balancirgewicht allzu hoch gehoben wird, während zugleich zwei seitwärts
                              stehende Lappen verhindern, daß die Waage durch einen Stoß herabgeworfen werden
                              könne. In diesem Träger des Waagbalkens ist unten ein senkrechtes Stengelchen
                              festgeschraubt, welches sich in einer auf einem eisernen Fuße befestigten Hülse
                              verschieben und vermittelst einer Schraube feststellen läßt, so daß man den an einem
                              Platindraht hängenden Senkel in jeder beliebigen Höhe in die Flüssigkeit bringen
                              kann, welche man untersuchen will. Endlich ist der Waagbalken von einer Achse zur
                              anderen in zehn gleiche Theile getheilt und über jedem Theilstrich ist eine kleine
                              Kerbe eingefeilt, in welche die Reiterchen gesetzt werden, welche bei dieser Waage
                              die Stelle der Gewichte vertreten. Die Reiterchen bestehen aus Drähten und haben
                              folgende Einrichtung: a ist ein einfacher, nach der
                              Zeichnung gebogener Messingdraht, welcher genau so schwer ist, als eine Quantität
                              destillirten Wassers von dem Volumen des Senkels; hängt man also denselben über
                              dem im Wasser befindlichen Senkel an den Haken der Waage, so wird der Waagbalken
                              eben so horizontal stehen, als wenn der Senkel in freier Luft hinge und keinen Draht
                              über sich hätte; b ist ein zweiter Draht von gleichem
                              Gewichte wie a, aber unter seiner oberen Biegung mit
                              einer scharfen Kante versehen, mit welcher er in eine der Kerben über den
                              Theilstrichen gesetzt wird; c und d sind ähnliche Drähte zum Auflegen auf die Scala, und es hat der eine ein
                              Gewicht von 1/10, der andere von 1/100 des Gewichtes eines der größeren Drähte.
                           Wenn man nun den Reiter a über den Senkel hängt, so wird
                              derselbe einen Zug ausüben, welcher dem Gewichte des destillirten Wassers gleich ist
                              und deßhalb mit 1,000 bezeichnet werden kann; setzt man ihn dagegen auf den ersten
                              Theilstrich, so ist sein Zug nur den zehnten Theil so stark und kann mit 0,100
                              bezeichnet werden. Je nachdem man denselben über einen Theilstrich setzt, wird er
                              alle Mal die Zahl der Zehntel angeben, welche nöthig sind, um den Senkel unter die
                              Oberfläche der Flüssigkeit hinabzudrücken, die man untersuchen will. Auf die gleiche
                              Weise gibt der Draht c die Hundertstel und der Draht d die Tausendstel an.
                           Der Gebrauch ist nun folgender. Man füllt das Cylindergläschen der Waage bis an den
                              Diamantstrich mit der Flüssigkeit, welche man wägen will, setzt ferner die Waage
                              zusammen und hängt den Senkel an, stellt das Gläschen neben den Senkel und zieht das
                              Stengelchen der Waage so weit heraus, daß der Senkel tiefer steht als die Oberfläche
                              der Flüssigkeit; endlich ergreift man den Fuß der Waage, hebt dieselbe in die Höhe
                              und läßt den Senkel in die Flüssigkeit eintauchen, während man die Waage wieder auf
                              den Tisch stellt. Hierauf setzt man den schwersten Reiter mit seiner scharfen Kante
                              in die verschiedenen Kerben ein, bis die Marke am Balken horizontal steht; da sich
                              nun dieses fast nie mit einem einzigen Reiter bewerkstelligen läßt, so stellt man
                              das vollständige Gleichgewicht durch Auflegen der kleineren Gewichte her. Ist dieses
                              geschehen, so schreibt man die Zahlen der Theilstriche auf, welche unter den
                              Reiterchen stehen, und zwar nach der Reihenfolge ihrer Größe, und bekommt hierdurch
                              eine Gesammtzahl, welche das specifische Gewicht der Flüssigkeit unmittelbar
                              ausdrückt. Untersucht man z.B. einen Weingeist und muß den Reiter b auf 8, den Reiter c auf 3
                              und den Reiter d auf 6 setzen, so wiegt der Weingeist
                              0,836. Treffen zwei Reiter auf den gleichen Strich, so hängt man den kleinen an den
                              größeren an. Ist die Flüssigkeit schwerer als Wasser, so wird vor Allem der Draht
                              a an den Haken über den Senkel gehängt, und in
                              diesem Falle würde, wenn die Reiter wie vorstehend aufgelegt wären, das Gewicht der
                              Flüssigkeit (etwa einer Säure) 1,836 seyn, statt 0,836. Wenn die Gefäße genug
                              Halsweite und Tiefe haben, läßt man den Senkel unmittelbar in dieselben eintauchen,
                              was weit bequemer ist als das Ausfüllen. Sollte in Folge schräger Stellung des
                              Tisches oder dergleichen der Balken sich (vor dem Wägen) nicht ganz horizontal
                              stellen, so merkt man sich nur, um wie viel die Marke abweicht, und legt die
                              Reiterchen so auf, daß der Balken wieder die gleiche abweichende Stellung bekommt,
                              ehe man die Zahlen abliest. Sehr nothwendig ist auch, daß der Senkel nirgends
                              anstreift und daß keine Luftbläschen an demselben hängen bleiben.
                           Der Preis einer solchen Waage, welche in ein Schieberkästchen eingepaßt ist, beträgt
                              9 fl. 30 kr., wenn ein gewöhnlicher Senkel, und 10 fl., wenn ein Senkel mit
                              Thermometer beigegeben ist. Diese Aräometerwaagen können von O. Autenrieth's Wittwe in Ulm
                              fortwährend in sorgfältiger Ausführung bezogen werden.
                           
                        
                     
                  
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