| Titel: | Ueber die Anwendung des schwefelsauren Bleioxyds in den galvanischen Batterien; von Edmund Becquerel. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XXXII., S. 120 | 
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                        XXXII.
                        Ueber die Anwendung des schwefelsauren Bleioxyds
                           in den galvanischen Batterien; von Edmund Becquerel.
                        Aus den Comptes rendus, April 1860, Nr.
                              14.
                        Becquerel, über Anwendung des schwefelsauren Bleioxyds in den
                           galvanis. Batterien.
                        
                     
                        
                           Das schwefelsaure Bleioxyd hat die Eigenschaft, wenn man es mit einer gesättigten
                              Kochsalzlösung zu einem Teig angerührt hat, zu erhärten und eine feste Masse zu
                              bilden. Man kann diese Masse zu Cylindern formen, indem man einen Draht von Kupfer,
                              Blei oder verzinntem Eisen oder selbst ein entsprechend gestaltetes Stück Gaskohle
                              in der Achse desselben anbringt. Diese Cylinder werden, nachdem sie getrocknet sind,
                              von der leitenden Flüssigkeit, in welche man sie taucht, durchdrungen und bilden mit
                              dieser Flüssigkeit und einem Stück Zink ein constantes Element. Man kann die Masse
                              auch zu Platten formen, und, indem man diese Platten am Boden eines Gefäßes auf eine
                              Unterlage von Kupfer, Blei oder Weißblech legt, eine Zinkplatte darüber anbringt und
                              in das Gefäß Kochsalzlösung oder angesäuertes Wasser gießt, ebenfalls ein constantes
                              Element mit einer Flüssigkeit und ohne poröse Scheidewand herstellen. Meist dürfte
                              aber die cylindrische Form und die Anwendung einer Scheidewand aus gewebtem Zeug
                              oder aus Porzellanmasse von etwas größeren Dimensionen als die Cylinder vorzuziehen
                              seyn. Verschiedene Sorten von schwefelsaurem Bleioxyd verhalten sich nicht ganz
                              gleich, wahrscheinlich wegen beigemengter Stoffe; manche werden sehr hart, andere
                              werden nicht hart genug und zersplittern sich beim Gebrauch. Bei meinen Versuchen
                              gab eine Mischung von 100 Grm. vorher getrockneten und zerriebenen schwefelsauren
                              Bleioxyds mit 20 bis 30 Grm. Kochsalz und 50 Kubikcentimeter gesättigter
                              Kochsalzlösung gute Resultate; durch Zusatz von 20 bis 25 Grm. Bleioxyd (Massicot
                              oder Mennig) wird die Härte der Masse vergrößert. Um alle Sorten von schwefelsaurem
                              Bleioxyd verwendbar zu machen, kann man Gyps benutzen, indem man nämlich den aus dem
                              schwefelsauren Bleioxyd geformten Cylinder äußerlich mit Gypsbrei überzieht, am
                              einfachsten auf die Weise, daß man den Gypsbrei um den Cylinder herum gießt. Man
                              vermeidet auf diese Weise das Zersplittern des schwefelsauren Bleioxyds und hat auch
                              keine Scheidewand nöthig, weil der Gyps als solche dient und die Berührung des
                              reducirten Bleies mit dem Zink verhindert. Letzteres wird in Form eines hohlen
                              Cylinders angewendet, welcher den aus dem schwefelsauren Bleioxyd gegossenen, mit
                              Gyps überzogenen Cylinder umgibt. Als Flüssigkeit verwendet man salzhaltiges oder
                              schwach mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser; im letzteren Falle ist die
                              elektromotorische Kraft etwas schwächer als im ersteren, aber das Auflösungsvermögen
                              des Salzwassers für das schwefelsaure Bleioxyd veranlaßt, daß das Zink sich mit dem
                              reducirten Blei bedeckt, welches von Zeit zu Zeit weggenommen werden muß, während
                              beim säurehaltigen Wasser dieser Uebelstand nicht stattfindet.
                           Die elektromotorische Kraft eines solchen Elementes in Vergleich mit der eines
                              Zink-Platin-Elements (Salpetersäure und Wasser mit 1/10 Schwefelsäure
                              als Flüssigkeiten) und eines Daniell'schen Elements
                              ergibt sich aus folgenden Zahlen:
                           
                              
                                 Zink-Platin-Element
                                 100
                                 
                              
                                 Daniell'sches Element
                                   58–59
                                 
                              
                                 Element aus schwefelsaurem Bleioxyd
                                    und        amalgamirtem
                                    Zink
                                 
                                 
                              
                                     mit Kochsalzlösung
                                   28–30
                                 
                              
                                     mit durch Schwefelsäure
                                    angesäuertem        Wasser
                                   27
                                 
                              
                           In den ersten Augenblicken der Wirksamkeit dieser neuen galvanischen Combination
                              hängt die elektromotorische Kraft von der Beschaffenheit des Leiters, welcher mit
                              dem schwefelsauren Bleioxyd in Berührung ist, ab; sobald aber reducirtes
                              metallisches Blei vorhanden ist, erlangt er eine constante Größe. Man kann daher
                              zweckmäßig einen Bleidraht als Achse der aus dem schwefelsauren Bleioxyd zu
                              bildenden Cylinder anwenden. Das in der Batterie reducirte Blei kann man nachher
                              zusammenschmelzen. Damit das Zink und das schwefelsaure Bleioxyd gleich lange
                              vorhält, hat man auf 100 Grm. Zink 470 Grm. schwefelsaures Bleioxyd anzuwenden. Das
                              schwefelsaure Bleioxyd leistet bezüglich der Oxydation des Wasserstoffs denselben
                              Dienst wie die Salpetersäure, der Leitungswiderstand aber, den die aus
                              schwefelsaurem Bleioxyd gebildeten Cylinder hervorbringen, welcher übrigens variirt,
                              je nachdem die Reduction von Blei mehr oder weniger vorgeschritten ist, verhindert,
                              daß diese Batterie mit einer einzigen Flüssigkeit zu denselben Zwecken verwendet
                              werden könne, wie die Batterie mit Salpetersäure. Ich bezweifle aber nicht, daß man
                              sie in den Fällen, wo
                              man Batterien von großem Widerstand und längerer Dauer nöthig hat, mit Vortheil
                              verwenden könne.