| Titel: | Molybdänsaures Ammoniak, ein höchst empfindliches Reagens auf Schwefel; von J. Schloßberger. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XXXVIII., S. 136 | 
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                        XXXVIII.
                        Molybdänsaures Ammoniak, ein höchst empfindliches
                           Reagens auf Schwefel; von J.
                              Schloßberger.
                        Aus der Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860 S.
                              423.
                        Schloßberger, über molybdänsaures Ammoniak als Reagens auf
                           Schwefel.
                        
                     
                        
                           Eine verdünnte mit Salzsäure übersättigte Lösung von molybdänsaurem Alkali wird durch
                              minimale Mengen von in Wasser gelöstem Schwefelwasserstoff oder Schwefelmetallen
                              schön blau gefärbt. Auf diese den Chemikern, welche über Molybdän gearbeitet haben,
                              wohl bekannte Thatsache stützt sich nicht allein die empfindlichste Reaction auf
                              Molybdänsäure (vergl. Rose's analytische Chemie, 5.
                              Auflage, Bd. I S. 331), sondern sie läßt sich umgekehrt auch zur Entdeckung der
                              kleinsten Spuren von Schwefel verwerthen.
                           Die schöne Probe mit Nitroprussidkalium, welche wir Playfair verdanken, wird von ihr unter Umständen an Empfindlichkeit noch
                              überboten. Nicht allein vermochte ich mit dem angesäuerten molybdänsauren Ammoniak so gut wie mit
                              Nitroprussidkalium den Schwefel in einem oder ein Paar Menschenhaaren nachzuweisen;
                              einer meiner Schüler vermischte unter meinen Augen einen
                                 Tropfen gelben Schwefelammoniums mit 600 Kubikcentimetern destillirten
                              Wassers; die Mischung, bei welcher Nitroprussidkalium kein Resultat mehr ergab,
                              wurde mit dem neuen Reagens noch bemerklich blau, besonders wenn man eine Portion
                              von ihr im Reagensglas vor völlig weißes Papier stellte. Schwefelwasserstoff in so
                              geringer Menge in Wasser gelöst, daß er durch den Geruch durchaus nicht mehr
                              wahrgenommen werden konnte, gab damit gleichwohl eine schön blaue Flüssigkeit.
                           Da das molybdänsaure Ammoniak ungleich leichter als Nitroprussidkalium darzustellen
                              ist und überdieß heutigen Tages in keinem Laboratorium fehlt, so empfiehlt sich
                              diese seine neue Anwendung auch von der rein praktischen Seite. Wie bei seiner
                              Verwendung zur Entdeckung von Spuren von Phosphorsäure, ist es auch zum Auffinden
                              von Schwefel um so geeigneter und nützlicher, je geringer
                              die Quantität des nachzuweisenden Körpers ist. Bei größerem Schwefelgehalt bedarf
                              man, wie sich von selbst versteht, keines neuen Reagens, ja das molybdänsaure
                              Ammoniak könnte in solchen Fällen eher zu Irrungen verleiten, da dann zum Theil
                              andere Färbungen oder Fällungen von Schwefelmolybdän etc. eintreten.
                           Außer freier Säure ist noch eine Bedingung für die Anwendung unseres Reagens, daß
                              sowohl es wie die zu prüfende Flüssigkeit völlig klar
                              seyen oder gemacht werden. Ich habe oft beobachtet, daß unbedeutende sehr fein
                              suspendirte weiße Niederschläge an sich völlig farblosen Flüssigkeiten einen
                              bläulichen Schimmer ertheilen.