| Titel: | Ueber einen Ofen zur Verwendung von Braunkohlenklein; von Franz Ritter von Schwind, k. k. Berg- und Salinendirector. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XLVIII., S. 188 | 
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                        XLVIII.
                        Ueber einen Ofen zur Verwendung von
                           Braunkohlenklein; von Franz Ritter von Schwind, k. k. Berg- und Salinendirector.
                        v. Schmind, über einen Ofen zur Verwendung von
                           Braunkohlenklein.
                        
                     
                        
                           Auf der k. k. Saline Hall stellte man, um das Häringer Kohlenklein möglichst
                              vortheilhaft zu verwerthen, Versuche mit einer Combination des Krafft'schen OfensMan vergleiche polytechn. Journal Bd.
                                       CXLVIII S. 137 und Bd. CLI S.
                                       240. mit dem Treppenroste an, welche zuerst vom k. k. Pfannhaus-Adjuncten
                              Vogl entworfen war und die viele Aussicht auf einen
                              praktischen Erfolg zu haben schien. Sie wurde zuerst mit schlechtem Erfolge ohne
                              Gebläse an dem vorhandenen hohen Rauchfange versucht, dann mit etwas günstigerem in
                              kleinen Dimensionen vor einer Schmiedeesse, hier zuerst mit Gebläse, und endlich
                              errichtete man eine kleine Probepfanne, die von einem inzwischen beschafften Rittinger'schen Ventilator gespeist werden konnte. Wenige
                              Tage zeigten, daß man Alles habe was man bedürfe.
                           Die Häringer Kohle (mit 3 Proc. Schwefel und über 20 Proc. Asche) hat die sehr
                              mißliche Eigenschaft, bei höherer Temperatur Schlacke zu bilden, und das verwendete
                              Klein ist so sein, daß es durch ein Sieb von 11 Linien Geviert Maschengröße
                              durchfällt und daß von diesem Siebfeinen wieder 30 Proc. durch ein anderes Sieb
                              passiren, das 234 Maschen auf den Quadratzoll enthält. Dieß war es, was befürchten
                              ließ, daß auch der Krafft'sche und der Vogl'sche Ofen bald verstopft seyn würden, und weßhalb
                              man nun einem oft unterbrochenen Betriebe entgegen sah. Das Ergebniß war ein
                              anderes. Der niedrige Rauchfang am hinteren Ende der Pfanne zeigte sich, wie
                              Versuche in Kastengstatt gelehrt hatten, bald hinreichend, um die auf der Treppe
                              entstehende Flamme nach Innen zu beugen; es konnte der Füllschacht des Krafft'schen Ofens zuerst leer gelassen, dann abgeworfen
                              werden, und nun hatte man eine offene Schürthüre, bei der zu jeder Zeit die Schlacke
                              herausgezogen werden konnte; man hatte jede Nothwendigkeit überwunden, den Betrieb
                              zu unterbrechen. Man hatte dafür wohl den Zutritt der atmosphärischen Luft durch die
                              Schürthüre und hiermit eine Herabsetzung der Temperatur. Dieß aber kann einer Saline
                              bis zu einem gewissen Grade nur willkommen seyn, da hiermit kein Wärmeverlust, nur Schonung der
                              Pfannen verbunden ist.
                           Seither ist unter anderem auch eine 12tägige Campagne ohne die mindeste Störung
                              gemacht und nur der Pfanne wegen geendet worden, und es wurden folgende Kennzeichen
                              des Verbrennens constatirt. Die Verbrennungsgase wurden mit einem Aspirator durch
                              einen Zeitraum von mehreren Stunden einem Liebig'schen
                              Kaliapparate zugeführt und mittelst Kupferoxyd auf Kohlenoxydgas untersucht; es fand
                              sich bei der sorgfältigsten Behandlung keines. Das Verbrennen war also
                              vollständig.
                           Die Schlacke betrug 17 Proc. der verwendeten Kohle, und sie selbst enthielt per Centner 1,56 Pfund unverbrannte Kohle, also 0,27
                              Proc. der Kohlenvorgabe. An Asche fand sich nahe 3 Proc., in welcher per Centner 3,12 Kohlenstaub, daher nicht ganz 1 Proc.
                              der Kohlenvorgabe enthalten waren. Es blieben also in den Rückständen 1,27 Proc.
                              unverbrannte Kohle. Das Winderforderniß läßt sich nicht bestimmen, da die Luft ohne
                              Düse aus einem 6 Zoll weiten Rohre unter den Rost ein-, und durch die
                              wandelbaren Zwischenräume des Brennmaterials austrat: der 3schuhige Ventilator
                              machte gegen 300 Umdrehungen und die Spannung betrug nicht mehr als 6–7
                              Linien Wasser. Unter diesen Umständen betrug das Aufbringen an Kohle auf 1
                              Quadratfuß Rostfläche in 24 Stunden 625 Pfd. Kohlenklein.
                           Die Temperatur betrug nahe über dem Brennraum meist über 700° R., am Fuchse
                              durchschnittlich 180°, genug um das gefällte Salz zu dörren. Die Salzfällung
                              gibt kein richtiges Maaß aller freigemachten Wärme, da sie bedingt ist von der
                              Richtigkeit der Pfannstellung im Verhältniß zur Verbrennung und von der
                              Beschaffenheit der entweichenden Gase. Für die Saline aber war das Ergebniß das
                              allerwichtigste: Man erhielt nun 210,5 Salz mit 1 Centner Kohlenklein. Da eine
                              Klafter Holz zur Vergleichung mit 29 Centner 10 Pfd. Salzfällung angenommen wird, so
                              stellen 13,9 Centner Kohlenklein des Aequivalent einer solchen Holzklafter dar. Die
                              Zusammenstellung des ersten Semesters 1858 wies ein Ausbringen von 167 Pfd. Salz per Centner Kohle oder ein Aequivalent von 17,4 Cntr.
                              per Klafter. Man hat also die Aussicht begründet,
                              bei je 29,1 Cntr. Salzerzeugung an Kohle 17,4 – 13,9 = 3,5 Cntr. Kohle, also
                              allgemein fast genau 20 Proc. Brennstoff der letzten Ergebnisse zu ersparen, sofern
                              die weitere Ausdehnung des Betriebes die Resultate nicht herabsetzt.
                           So auffallende Resultate bei so hervorragend schlechtem Material müssen wohl zu der
                              Ansicht führen, daß in allen Fällen, wo nicht eine bestimmte Höhe der Temperatur
                              erforderlich ist, der Vogl'sche Ofen geeignet sey, alle Arten von
                              Brennstoff gebenden Minuten sehr vollkommen zu verbrennen.
                           Der Rost für ein tägliches Verbrennen von circa 6 Cntr.
                              Kohlenklein bestand aus vier Blechplatten, 14 Zoll lang, 6 Zoll breit, 1/4 Zoll
                              dick, welche stufenförmig je 1 1/2 Zoll vortretend, etwas nach Vorn geneigt in einem
                              verticalen Abstande von je 1 Zoll, beiderseits 2 Zoll tief in zwei parallele Mauern
                              eingelassen wurden, also 10 Zoll frei liegen. Unter dieser Treppe liegt eine
                              horizontale Mauer, und an diese und an die Treppe schließt sich eine senkrechte
                              eiserne mit Lehm lutirte Räumthüre. So entsteht im Querschnitte ein rechtwinkeliges
                              Dreieck, dessen Hypotenuse die Treppe bildet, in welches von der Seite her die
                              Windröhre 6 Zoll weit ohne Düse oder Vorsprung einmündet. Künftig wird man die Luft
                              durch einen Schlitz regelmäßiger in den Raum unter der Treppe einströmen lassen.
                              Alle Luft muß nun zwischen den Stufen dem Brennraume zuströmen.
                           Am Fuße der Treppe, mit ihr nahe einen rechten Winkel bildend, steigt eine feuerfeste
                              Brustmauer etwa 1–1 1/2 Fuß hoch an; die oberste Stufe ist etwa in 1 Fuß
                              Abstand feuerfest auf den rückwärts verlängerten Treppenmauern überwölbt, wodurch
                              das Schürloch gebildet wird, das mit einer Blechkappe bedeckt war. Diese
                              Ueberwölbung schließt sich oben an die Pfanne an. Die Treppen mauern divergiren
                              unmittelbar über den Stufen und bilden mit der Brustmauer einen oben weiten
                              Trichter, aus dem die Gase in den hinlänglich weiten Raum unter der Pfanne
                              (Herdstatt) traten, welcher rundum mit Mauern umgeben ist. Die Sohle der Herdstatt
                              steigt nach Hinten zu an, entsprechend der Verjüngung der Gase durch Abkühlung, und
                              am hintersten Ende mündet sie in den Rauchfang ein, der hier 10 Fuß hoch und oben
                              sehr verengt war.
                           Wenn man nur ein Fünkchen Feuer auf diesen Rost bringt, ihn etwa 1/2 Zoll hoch mit
                              Kohlenklein überschüttet und das Gebläse anläßt, so entsteht nach einiger
                              Dampfbildung eine klare rauchlose Flamme in vielen hellen Büscheln bürstenartig
                              aufstrebend; kleinste Kohlentheile sieht man auffliegend verbrennen oder an der
                              Brustmauer glühend wieder herabgleiten und nach wiederholtem Aufgeben bildet sich
                              eine poröse Schlacke, durch welche noch genug Luft strömt, um spätere Gaben zu
                              verbrennen. Dann zieht man einmal mit der Krücke die festgewordene Schlacke über die
                              Treppe herauf zur Schürthüre heraus und wenn man einmal des Tages die Räumthüre
                              öffnet, so genügt dieß, um die Treppe mit einem Spieße für 24 Stunden zu reinigen.
                              Die Asche wird als ein röscher gelber Sand von dem Gebläse über die Brustmauer
                              weggeführt. Seit man die Brustmauer hohl gestellt und zwischen ihr und der Herdstattmauer eine
                              6–8 Zoll weite Querspalte offen ließ, welche bis zum Boden des Gemäuers
                              hinabreicht, sammelt sich dort die Asche, die durch ein Seitenthürchen mit einer
                              Krücke gezogen wird, so oft sie sich zu sehr anhäuft. (Oesterreichische Zeitschrift
                              für Berg- und Hüttenwesen, 1859, Nr. 9.)