| Titel: | Vogl's Ofen zum Verbrennen von Steinkohlenklein; beschrieben von Franz Ritter v. Schwind, k. k. Berg- und Salinendirector zu Hall. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XLIX., S. 191 | 
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                        XLIX.
                        Vogl's Ofen zum Verbrennen von Steinkohlenklein; beschrieben von Franz
                              Ritter v. Schwind, k. k. Berg- und Salinendirector zu
                           Hall.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              III.
                        v. Schwind, über Vogl's Ofen zum Verbrennen von
                           Steinkohlenklein.
                        
                     
                        
                           Die vorstehende Abhandlung enthält die von mir im Jahr 1859 veröffentlichte
                              Beschreibung eines neuen, vom k. k. Pfannhaus-Adjuncten Vogl in Hall angegebenen Ofens. Da dieser Apparat nun in den currenten
                              Betrieb eingebürgert ist und, wie gezeigt werden wird, seine Aufgabe glänzend gelöst
                              hat, und da diese Aufgabe voraussichtlich an vielen Orten wiederkehren wird, so soll
                              im Folgenden dieser Gegenstand näher besprochen werden.
                           Es soll hier ganz unerwähnt bleiben, welchen Werth diese neue Betriebsart für die
                              Saline Hall habe, dagegen wünscht der Verf. den Vogl'schen Ofen als einen Fortschritt der Pyrotechnik im Allgemeinen zu
                              schildern, da er auf eine neue und erfolgreiche Weise die Zunutzbringung eines
                              Materials durchführte, das wahrscheinlich an vielen Punkten noch heute für
                              unbrauchbar gehalten wird.
                           Das Material, für welches der Vogl'sche Ofen zunächst
                              berechnet ist, ist der Abfall der Häringer Steinkohle, welche an und für sich,
                              selbst wenn sie ausgehalten und in gutes Format sortirt würde, nicht als erwünscht
                              bezeichnet werden kann; denn sie enthält auch dann im Durchschnitt nicht über 50
                              Proc. Kohlenstoff, führt über 2 Proc. Schwefel und zeigt eine beträchtliche Neigung
                              zur Schlackenbildung. Dasjenige nun, an dessen Verbrennung sich Vogl's Ofen gewagt hat, ist nicht nur die durch ihr
                              Format lästige Kleinkohle, sondern es ist durch eine Regulirung des Bergbaues auch
                              qualitativ solche Kohle, die die Alten wegen ihrer geringeren Güte im Berg
                              zurückließen. Statt des schönen, glänzenden Schwarz, das man ehedem an der Häringer
                              Kohle kannte, sieht man ein schiefergraues Haufwerk, das sämmtlich durch ein Sieb von
                              11 Linien Maschengröße bei 45°Neigung mit der Schaufel durchgeworfen wurde,
                              von dem wieder mehr als die Hälfte, oft über drei Viertel, durch ein Sieb von 16
                              Maschen pro Quadratzoll fällt, und als man das Ganze
                              durch ein Sieb von 130 Maschen pro Quadratzoll gehen
                              ließ, erhielt man fast ein Drittel des Gewichts als Sand und Staub. Uebrigens konnte
                              das Material auch nicht immer ganz trocken geliefert werden, und dann ist eben
                              dessen Feinheit Ursache einer starken hygroskopischen Wirkung, so daß es bei der
                              Trocknung auch bis 10 Proc. Wassergewicht verlor. War es ein Wunder, daß solcher
                              Brennstoff lange ins Wasser geworfen, als Aufschüttematerial verwendet und höchstens
                              – aber auch dann noch vom Staube befreit – zum Brennen des
                              hydraulischen Kalks verwendet wurde? Es fällt durch jeden Stangenrost, verlegt sich
                              selbst den Luftzug, wenn es auf den Treppenrost gebracht wird, und umhüllt auch,
                              wenn es mit besseren Brennstoffen gemengt angewendet wird, diese so sehr, daß stets
                              nur ein unvollständiges Verbrennen stattfinden kann.
                           Man hatte sich klar gemacht, daß ein so schweres und dicht lagerndes Material nur von
                              gepreßter Luft durchdrungen werden könne, man hoffte
                              von keinem Rauchfange eine hinlänglich starke Wirkung, und ein eigener hierüber
                              abgeführter Versuch hat dieß auch völlig bestätigt. Ebenso verzichtete man darauf,
                              mit Gaserzeugung zum Ziele zu gelangen, da früher sehr interessante Versuche die
                              Hemmnisse gezeigt hatten, welche im Generator durch die Verschlackung eintreten,
                              obwohl damals der „Staub“ weggesiebt war, von dem man jetzt
                              gegen 30 Proc. beigemengt hatte. Ueberhaupt war man darüber klar, daß Gasfeuerung,
                              d.h. Verbrennung in zwei Stadien, grundsätzlich nur geringe Wärmenutzung geben
                              könne. In kurzen Worten gesagt, liefert der Generator von der ganzen durch das
                              Verbrennen zu Kohlenoxydgas freiwerdenden Wärme (2400 Calorien pro 1 Pfd. Kohle) zur Batterie nicht mehr als ein
                              mäßiger Erwärmungsapparat, der die Gase auf 200° zu bringen vermöchte, und
                              das ist sehr wenig.
                           War man hierdurch schon angeeifert vor Allem auf ein directes Verbrennen hinzuwirken,
                              so ermunterte hierzu das Bekanntwerden des Ofens von Krafft in Paris. Auch er wurde direct versucht, gewährte aber geringen
                              Erfolg und schien unausführbar, einerseits wegen der Verschlackung, andererseits
                              aber wegen der hohen Pressung des Windes, welche er erheischt und wofür die
                              Arbeitskraft nicht überall aufzubringen ist.
                           Es lag demnach keine Verbrennungsweise vor, die man für den gegebenen Fall hätte
                              anwenden können, – man war auf das Erfinden angewiesen, und es muß der unter
                              manchen intelligenten Entwürfen ausgewählte Ofen, wie ihn Vogl zuerst
                              entwarf, als völlig neu betrachtet werden. Schritt für Schritt stets auf Erfahrung
                              und Theorie fußend, stets vom Kleineren zum Größeren vorgehend, hat auch Vogl's Ofen schon manche Aenderung erfahren, doch blieb
                              stets die einfache schöne Grundidee ungeändert: den Treppenrost mit Gebläse zu
                              betreiben. Die Treppe ist es, welche jedes hohe schwere Uebereinanderlagern des
                              Materials verhindert, indem sie dasselbe in einzelnen prismatischen Streifen trägt,
                              sie ist es, die das Durchfallen verhindert und den Brennstoff für den Luftzutritt
                              zertheilt; und das Gebläse hat nur eine leichte Aufgabe, die dennoch jedem
                              Schornstein unmöglich wäre.
                           Anknüpfend an ein Wassergefälle, das im Umfange der Werksgebäude die Maschinen einer
                              Amtsschmiede betrieb, wurde die Arbeit einer dort eingesetzten Turbine von 7,5 Fuß
                              Gefälle und 4 Kubikfuß Wasser mittelst einer Drahtseiltransmission etwas über 300
                              Fuß horizontal in die Nähe des Schürraums einer Pfanne übersetzt, und dort in einer
                              hölzernen Hütte ein alter Ventilator angehängt, dessen Construction sehr vielen
                              Wünschen Raum läßt. Die Drahtseiltransmission hat sich als sehr wenig Kraft
                              bedürfend bewiesen und wird sich gewiß bewähren, obwohl das erste Seil bereits zu
                              Grunde ging, wie denn alles Neue sein Lehrgeld braucht.
                           Die Windlieferung des Ventilators v (Fig. 17) wurde in einer
                              12 Zoll weiten Röhre r auf 36 Fuß Länge in einen
                              Mittelgang a, der unter der Pfanne b ausgebrochen war, geleitet, wo sich die Windleitung
                              horizontal in zwei Arme theilt, deren jeder mit 6 Zoll Weite sich zuerst vertical
                              bis in die Höhe des Rostes erhebt und dort horizontal die Wand durchbrechend, unter
                              den Rost c seitwärts einmündet. Diese Einmündung hat
                              keine Düse, sondern ist ebenfalls 6 Zoll weit, und es existirt gar keine Vorrichtung
                              zur weiteren Verbreitung der Luft, der es überlassen ist, vermöge der ihr gegebenen
                              Spannung sich den Ausgang zu suchen, wo sie ihn jederzeit am Leichtesten findet. Das
                              aufsteigende Rohr hat eine Drosselklappe, wie ein gewöhnliches Ofenrohr, deren Achse
                              in den Schürraum hinausragt und von dort aus beliebig gestellt werden kann. Die
                              Spannung der Luft wird oberhalb der Drosselklappe mit einem aus einer abgebogenen
                              Glasröhre construirten Wassermanometer dort gemessen, wo das aufsteigende Rohr sich
                              in die Wand einbiegt, und sie beträgt, nach dem Bedarf wechselnd, 10 bis 13 Linien
                              Wasser oder 1 Linie Quecksilber.
                           Wir kommen nun zur Beschreibung des eigentlichen Verbrennungsapparats: Auf einer
                              gußeisernen Bodenplatte a (Fig. 18 bis 20) ruhen die
                              zwei kurzen Seitenwände b, b und die mit zwei
                              Säuberthüren versehene Rückwand i. Die Seitenwände b,
                                 b sind so vorgerichtet, daß sie den eigentlichen Treppenstufen c eine feste Auflagerung bieten, und letztere sind,
                              ungefähr in der Mitte, mit einfachen geschmiedeten Stützen von T-Form gegen das Abbiegen gesichert. Man sieht,
                              wie das Windrohr e durch eine kreisrunde Oeffnung der
                              Seitenwand b in den Raum unter der Treppe einmündet. Es
                              ist beachtenswerth, daß die Eisenplatten, welche die Stufen der Treppe bilden, ganz
                              wenig von der hohen Temperatur zu leiden haben, die nahe oberhalb ihnen in dem
                              Verbrennungsraume herrscht, und daß sie daher sehr gut auszuhalten versprechen. Eine
                              Platte f aus Blech oder Gußeisen bietet der am Gewölbe
                              h hängenden Schürthür g
                              Anschluß. Uebrigens vermittelt ein in der Fortsetzung der Pfanne folgender Rauchfang
                              den Zug der Flamme von der Schürthür weg, und man vermindert mittelst Klappen diesen
                              Zug so lange, bis das Rückstauen der Luft den Schürern zu beschwerlich wird. Leider
                              zwingt der Schwefelgehalt, einen stärkeren Luftzug durch die Schürthür zuzulassen,
                              als sonst nöthig wäre, und es haben Versuche constatirt, daß eben hierdurch die
                              Ergebnisse fast im Verhältniß von 7 : 6 herabgesetzt wurden.
                           Gegenüber der Treppe A (Fig. 21) befindet sich
                              eine schiefe Brustmauer B und hinter dieser ein tiefer
                              und weiter Graben C, von welchem aus seitwärts eine Thür
                              D in den Mittelgang gebrochen ist.
                           Die Behandlung ist nun folgende: Nachdem mittelst Holzspänen auf der Treppe die
                              Verbrennungstemperatur örtlich eingeleitet ist, nachdem die Räumthüren in d geschlossen und mit Lehm verstrichen sind, bedeckt man
                              durch die Thüre g die ganze Treppe mittelst einer
                              viereckigen Eisenschaufel mit dem gegebenen Kohlenklein und läßt sofort mittelst der
                              erwähnten Drosselklappe den Wind an. Nach einiger Entwickelung von gelblichen
                              Dämpfen beginnen aus der schiefen Kohlenfläche Strahlenbüschel von heller Farbe (die
                              Anzeichen des besten Verbrennens) emporzubrechen, und in kurzer Zeit brennt auf
                              diese Weise die ganze Kohlenfläche. Die aus den Büscheln vereinigte Flamme steigt
                              rauchlos je nach der Stärke des Windes 4 und auch mehr Fuß hoch auf, und unter der
                              Pfanne herrscht völlige ungetrübte Klarheit, erleuchtet von dem schönen
                              gelblichweißen Lichte der Flamme. Der Wind ist durch die Vorlagerung des Materials
                              selbst genöthigt, die Zwischenräume zu suchen, und er durchdringt es daher
                              vollständig, so daß wohl sehr wenig unverbrannte Luft in den Ofen dringen wird.
                              Sobald das Material zusammensinkt, wird auf dasselbe eine neue, stets aber dünne
                              Lage der Kohlenlösche aufgestreut, durch welche die Flamme unverzüglich wieder
                              aufbricht. So entsteht unter fortgesetztem fleißigen
                              „kleinweisen“ Aufgeben allmählich eine Decke von poröser,
                              fast schaumiger Schlacke, auf der noch lange die nachgegebene Kohlenlösche lustig
                              fortbrennt. Beim Anwachsen der Schlacke wird sie zuerst mit einem krummen Spieße
                              gelüftet, und endlich nach 3 Stunden dann zum Räumen geschritten, wenn dieß sich der
                              Salzsudmanipulation am besten anschmiegt.
                           Man bedient sich eines Werkzeugs, das zwischen Rechen und Schürkrücke mitten innen
                              liegt, zieht damit die breiten Schlackenstücke auf die Fläche f, wo die brennbaren Theile sich leicht sortiren lassen, und beseitigt
                              sofort die erstere, indem sie in den Schlackenbehälter E
                              herabgekrückt wird. Diese Arbeit unterbricht nie ganz das Brennen, verursacht bei
                              der Kürze ihrer Dauer keine merkliche Temperaturherabsetzung und geschieht natürlich
                              kurz vor jenem Zeitpunkte, in welchem die Sudmanipulation die heftigste
                              Wärmeentwickelung erheischt, welche auch nach der Räumung bei etwas vermehrtem Winde
                              und stärkerem Aufgeben trefflich eintritt. Natürlich wird während des Räumens die
                              Klappe des Windrohrs ganz oder theilweise abgesperrt.
                           Ungefähr täglich einmal werden auch die Räumthüren der Rückwand geöffnet und mühelos
                              mit einem Spieße die Treppen von Asche und Schlacken gereinigt.
                           Die zweite Abtheilung der unverbrennlichen Bestandtheile, nämlich die
                              „Asche,“ nimmt folgenden Weg: Der Wind hebt die kleinsten
                              staubigen Theile der Kohle auf, und sie fallen auf die Brustmauer B, auf der man sie brennend niedersinken und auf und ab
                              tanzen sieht; eben so geht es mit den durch das Verbrennen der Kohlenstücke frei
                              werdenden, unsichtbar beigemengten erdigen Theilen, die so immer kleiner und kleiner
                              zerfallen, bis sie der Luftstrom mit sich fortreißt. Dann aber gelangen sie über den
                              Graben C, wo die Luft wegen des vergrößerten
                              Querschnitts eine Verzögerung erleidet, und dieß veranlaßt nothwendig ein
                              Fallenlassen der Asche. Es ist hier künstlich diejenige Situation eingeleitet, bei
                              welcher Schneeverwehungen eintreten.
                           Die Richtigkeit der Anschauung, auf welche diese Anordnung gegründet ward, bethätigt
                              sich durch das Ansammeln einer staubfeinen, rothgebrannten und glühenden Asche in
                              dem Graben, der hinlänglich weit ist, um erst nach Beendigung der Sudcampagne mit
                              circa 12 Tagen ein völliges Räumen zu erheischen.
                              Erst nach mehreren Campagnen wird auch jene noch feinere Asche geholt, welche über
                              den Graben weg auf die Herdstatt und in die weiteren Feuerzüge der Pfanne von der
                              Luft getragen wurde. Wer an die Vortrefflichkeit des Verbrennens nicht glauben will,
                              den kann sicher der Anblick dieser Asche überzeugen, daß wenigstens unter den festen
                              Verbrennungsproducten nichts übrig blieb, was noch einer Verbrennung irgend fähig
                              wäre.
                           
                           Die Gase sind dazumal untersucht worden, als der Versuch unter einer eigenen
                              Probepfanne abgeführt wurde, und es hat diese Untersuchung die vollständige
                              Abwesenheit des Kohlenoxydgases nachgewiesen. Bei der Anwendung des Ofens im Großen
                              ist diese Untersuchung seither nicht erneuert worden, aber auch kein Umstand
                              eingetreten, welcher die Verschlechterung der Ergebnisse voraussetzen ließe. Rauch
                              wird allerdings sichtbar während und kurz nach der Operation des Ofenräumens, aber
                              immer nur in geringem Maaße und durch kurze Zeit. Auch ist Vogl's Ofen nicht dazu angethan, allen Rauch zu vermeiden, weil er das
                              neue Material stets auf das Feuer lagert, folglich dasselbe in den Strom der
                              verbrannten Gase bringt, wo leicht Destillation eintritt. Er entbehrt der Vorzüge,
                              welche das Pultfeuer und nur dieses gewährt, bei welchem Brennstoff und Luft in
                              derselben Richtung in den Ofen treten; es ist nur die Dünnheit der Lagen, die das
                              Uebel fast auf Null bringt, und es ist somit der Erfolg der Operation stets vom
                              Fleiße des sehr beschäftigten Schürers abhängig.
                           Es ist dieß eine Beschwerniß; in sehr vielen Fällen aber wird man die Alternative
                              haben, ob man lieber fleißig schüren oder das ganze Material unbenutzt lassen wolle,
                              und es scheint eine Erfindung der Würdigung und des Dankes der gesammten Pyrotechnik
                              werth, welche die Möglichkeit eröffnet, ein so höchst mißliebiges Material, wie das
                              oben geschilderte, um das einzige Opfer eifriger Schürung und geringer Gebläsekraft
                              in den Kreis der Benutzung gezogen und die Hindernisse und Verluste der Gasfeuerung
                              wieder in einem wichtigen Falle überwunden zu haben. Es dürfte der Name des
                              Erfinders im Bereiche der Verbrennungskunst mit Achtung gekannt bleiben.
                           Die Leistungsfähigkeit des Ofens in den oben gegebenen Dimensionen ergibt sich aus
                              der Tagesconsumtion von 72 Cntr. Steinkohlenlösche auf beiden Rosten, woraus nahezu
                              auf 1 Quadratfuß schiefer Treppenfläche täglich 900 Pfd. oder stündlich 3,75 Pfd.
                              Verbrennen entfällt.
                           Das Winderforderniß kann auf folgende Weise geschätzt werden: Bestimmt man für die
                              Pression von 1 Linie Quecksilber, welche, wie erwähnt, zunächst der Düse
                              stattfindet, die Ausflußmenge bei 320 Linien Barometerstand und 20°
                              Temperatur, und mit dem Contractionscoefficienten 0,62, wie er für diesen Fall paßt,
                              so erhält man bei 72 Linien Durchmesser in der Minute 520 Kubikfuß mittelst Schwind's Aichmaaß, also auf beiden Rosten ungefähr 1000
                              Kubikfuß, die nahezu 69 Pfd. wiegen. Der Kohlenbedarf pro Minute ist 7200/(24 × 60) = 5 Pfd., es entfielen also auf 1
                              Pfd. Kohle nahezu 14 Pfd. Luft.
                           
                           Dieß steht in gutem Zusammenhange mit dem theoretischen Erforderniß von 11 Pfd. Luft
                              pro 1 Pfd. Steinkohle und erscheint als ein sehr
                              mäßiger Aufwand, da für die Praxis auch bei guten Ofeneinrichtungen das Doppelte des
                              theoretischen Bedarfs, also mit 22 Pfund pro 1 Pfund
                              Steinkohle, angesetzt wird.
                           Ein anderers wichtiges Erforderniß ist die Kraft zur Betreibung des Gebläses, da
                              gerade hieran die Unternehmung oft scheitern kann, sowie insbesondere in Hall die
                              Voraussetzung eines zu großen Kraftbedarfs Schuld trug, daß seit 16 Jahren hierin
                              keine Schritte gewagt wurden.
                           Wir können, um auch hierüber ein Urtheil zu erhalten, folgendermaßen vorgehen: Der
                              Luftbedarf pro Secunde ist 1000/60 oder rund 17
                              Kubikfuß. Die Pression ist 1 Zoll Wasser oder 1/12 Fuß. Die nützliche Arbeit ist
                              daher in Fußpfunden 17/12 × 56,4 = 80 oder in Pferdestärken = 0,19. Da aber
                              wegen der Röhrenwiderstände am Ventilator die Pression auf 2 Zoll gesetzt werden
                              kann, so dürfen wir dessen Leistung auf 0,4 Pferdestärke schätzen, und wenn der
                              Windflügel 30 Proc. Nutzeffect gibt, so werden ihm 1,3 Pferdestärken zugeführt
                              werden müssen.
                           Das Erforderniß an Roharbeit wird so sehr von der Natur des Motors und der
                              Transmission abhängig seyn, daß sich hierüber nichts Allgemeines sagen läßt. Jeder
                              wird nachsehen, was ihm zu Gebote steht, aber sehr leicht dürfte sich die Frage
                              aufdrängen, ob die Anlage einer Dampfmaschine rentabel sey.
                           Ist das Material auf andere als die hier geschilderte Weise gar nicht verwendbar, und
                              ist gar keine andere Kraft zur Hand, so wird die Antwort in 100 Fällen 99 Mal ein
                              promptes Ja seyn, denn man opfert einen Theil des
                              Brennstoffs unter dem Kessel, um den übrigen zu anderen Wärmungszwecken zu gewinnen.
                              Auch hier geben einige Ziffern doch so viel Licht, um eine ganze umfängliche
                              Anschauung zu gewinnen.
                           Eine Dampfmaschine von 3 Pferdestärken (Watt, Niederdruck) bedarf pro Stunde 24 Pfd., pro Tag
                              576 Pfd. Kohlen.
                           Nehmen wir unsere 7200 Pfd. Kohlen her, opfern wir davon der Dampfmaschine 576 Pfd.,
                              so werden wir 6624 Pfd. Kohlen für andere Zwecke verwendbar haben, oder wir müssen
                              von je 100 Pfd. Kohlen auf den Nutzen von 14 Pfd. verzichten, um den Nutzen von den
                              übrigen 86 Pfd. ziehen zu können. Der Calcul sieht nicht ungünstig aus, und
                              vergessen wir ja nicht, daß wir bei Anwendung eines Gebläses keinen Rauchfang mehr
                              warm zu halten brauchen, sondern die Wärme der Gase so weit hinaus benutzen können,
                              als sich irgend etwas damit machen läßt.
                           Die 69 Pfd. Luft, die wir der Kohle per Minute zuführen,
                              vermehren sich durch den seitlichen Zutritt gewiß auf 80 Pfund, bis wir zum Rauchfang bringen. Bei
                              Steinkohlenfeuerung ohne Gebläse hätten wir sie gut mit 240° entlassen
                              müssen, während sie künftig etwa auf 40° herab ausgenutzt werden können. Je 4
                              Pfd. Luft erfordern zur Erhitzung um 1° auch eine Calorie; es fordern also 80
                              Pfd. zur Erhitzung auf 200° schon 4000 Calorien, oder gut 1 Pfd. Steinkohle.
                              Wenn wir also nicht künstlich blasen, so betreiben wir im Rauchfang ein saugendes
                              Gebläse, das uns stündlich 60, täglich 1440 Pfd. Steinkohle kostet, indem es deren
                              nutzbare Wärme in die Luft entführt. Die kohlenfressende Dampfmaschine mit ihrem
                              Bedarfe von 576 Pfd. kann uns also noch 864 Pfd. Kohle, oder mehr als die Hälfte
                              dessen ersparen, was wir früher, ungezählt und ungemessen und deßhalb auch beruhigt,
                              auf Luftbewegung hinopferten.
                           Man kann diesen Betrachtungen ihre Unbestimmtheit vorwerfen, sie dürften aber doch
                              hier stehen bleiben, weil es nicht oft genug gesagt werden kann, daß der Rauchfang
                              ein sehr theures Gebläse ist, das sich durch seine übrige Bedürfnißlosigkeit wohl
                              empfiehlt und oft mit Recht behaupten wird, das aber mit dem Steigen der
                              Brennstoffpreise mehr und mehr Mißtrauen und daher oft eine rechnende Beurtheilung
                              verdient.
                           Das wird um so dringender, je stärker der Luftzug ist, welchen die Verbrennung
                              erfordert, weil in einem enormen Maaße die Nachtheile des Rauchfangs wachsen, z.B.
                              die viel zu wenig beachtete Eigenschaft durch alle Mauern Luft zu saugen.
                           Es erübrigt nur noch, aus den Ergebnissen nachzuweisen: wie gut denn das Verbrennen
                              auf dem Vogl'schen Ofen eigentlich gewesen sey?
                           Haben wir keinen Rauch, kein Kohlenoxydgas, kein Brennbares in Schlacke und Asche
                              gefunden, so ist die eigentliche Antwort schon gegeben, denn was will man mehr vom
                              Verbrennen? Soll aber aus den Resultaten geschlossen werden, so betritt man ein
                              trügerisches Feld; denn die Resultate entspringen aus zwei Operationen: aus der
                              Wärmefreimachung und aus der Wärmeabnahme, oder aus deren Uebertragung auf den
                              Nutzstoff.
                           Man kann also nur eine Vergleichung mit anderen Pfannenergebnissen versuchen, wobei
                              so leicht der Täuschung Raum gegeben wird, man habe unter durchgängig gleichen
                              Umständen gearbeitet, und bei der großen Anzahl einwirkender Umstände ist eine wahre
                              Gleichheit der Umstände kaum je zu hoffen, wie denn zwei noch so gleichartig gebaute
                              Herde doch niemals gleich arbeiten. Am Sichersten geht man dann wohl vor, ins Große
                              zu greifen, und von vorn herein sich Ungenauigkeitsgrenzen zu ziehen, innerhalb
                              denen Zufall oder Irrthum Platz findet. Der Verf. hält sich an eine alte Cynosur,
                              welche ergab, daß mit täglicher Verwendung von
                           
                              
                                 zwei Klaftern weicher Scheiter nebst 32 Cntr.
                                    Steinkohlen ersotten
                                 
                              
                                 wurden Salz
                                 126,63 Cntr.
                                 
                              
                                     Die umfangreichen
                                    Erfahrungen, übereinstimmendmit theoretischen Rechnungen, gestatten
                                    anzunehmen,daß eine Klafter lufttrockenes Holz bei guter
                                    Anordnungan Salz hiesiger Qualität liefern kann 32 Cntr.,
                                    daherobige zwei Klafter schuldig waren
                                   64,00 Cntr.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 und das Plus von
                                   62,68 Cntr.
                                 
                              
                           entfällt sodann als Ergebniß der Kohlenverbrennung. Sonach
                              lieferte 1 Cntr. Steinkohle 196 Pfd. Salz.
                           Es haben einzelne Processe mit unvermengten Kohlen Aehnliches ergeben, und es ist zu
                              bedenken, daß, wie die alten Rücklässe im Kohlenberge bezeugen, zur Zeit, als obige
                              Cynosur aufgestellt wurde, nur die schönste Kohle in Verwendung kam. Eine
                              weitläufige Zusammenstellung solcher Resultate hat zu dem Schlüsse geführt, daß von
                              der jetzigen Kohle nachhaltig nicht mehr als 185 Pfd. Salz gefordert, oder für 100
                              Pfd. Salz mit 54 Pfd. Kohle ausgelangt werden solle.
                           Rechnet man per Cntr. Salz eine Wasserverdampfung von 300
                              Pfd., mit etwa 630 Calorien per Pfd., so erhält man per Pfund Kohle eine benutzte Wärmeentwickelung von (300
                              × 630)/55 = 3440 Cal.; und da unsere Kohle nur 50 Proc. Kohlenstoff enthält,
                              welche nicht ganz 4000 Cal. geben sollen, so kann man sich bei diesem Grade von
                              Uebereinstimmung beruhigen.
                           Um nun hiermit die Leistung der Gebläsepfanne zu vergleichen, hat man folgende
                              rechnungsmäßige, durch Wägung constatirte Daten:
                           Im zweiten Semester 1859 wurden auf der mit Vogl's Ofen
                              versehenen Gebläsepfanne mit vorgewogenen 5304 Cntr. Kohlenlösche factisch
                              dargestellt 9809 Cntr. Salz. Es lieferte 1 Cntr. Kohle 185 Pfd. Salz, es erforderte
                              1 Cntr. Salz 54 Pfd. Kohle. Drückt man dieß wieder in Calorien aus, so erhält auf
                              dem früher eingeschlagenen Wege als benutzte Wärmemenge eines Pfundes Kohlenlösche
                              3496,50 Calorien.
                           So unsicher das bleiben muß, so reicht es doch hin, um zu sagen: „Vogl's Ofen hat für den Aufwand von etwa zwei
                                 Pferdestärken und Vermehrung der Schürungskosten, aus der Lösche nahezu
                                 denselben Brennwerth gezogen, den man im großen Ganzen bisher aus der Grobkohle
                                 zu ziehen vermochte.“
                              
                           Dieß genügt einem Praktiker, der den Werth der täuschenden Umstände und folglich
                              einer ängstlichen Klügelei kennt, vollständig, um dem Ausspruche beizupflichten, daß
                              diese Anwendung ein wesentliches Glied in der Reihe der Verbrennungsmethoden ist und
                              als solches noch ausgegedehnten Nutzen gewähren müsse.
                           Zum Schlusse sey nur bemerkt, daß grobe Kohle, auf Stücke von 2–4 Kubikzoll
                              zerkleinert, auf demselben Ofen mit Leichtigkeit 200 Pfd. Salz geliefert habe, er
                              also nicht allein für Kleinkohle tauglich sey. (Erfahrungen im berg- und
                              hüttenmännischen Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen, Jahrgang
                              1859, S. 29. Wien, 1860.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
