| Titel: | Analyse des Gerber'schen Anilinroths, des sogenannten Azaleins; von Th. Schneider. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LIX., S. 227 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LIX.
                        Analyse des Gerber'schen Anilinroths, des sogenannten Azaleins;
                           von Th.
                              Schneider.
                        Aus den Comptes rendus, December 1860, t. LI p.
                              1087.
                        Schneider's Analyse des Gerber'schen Anilinroths.
                        
                     
                        
                           Das Azalein stellt sein Erfinder, Gerber-Keller in Mülhausen, durch Einwirkung des salpetersauren
                              Quecksilberoxyds auf Anilin bei 100° C. Temperatur dar; es ist ein Gemisch,
                              in wandelbaren Verhältnissen, von zwei Farbstoffen, einem rothen und einem
                              violetten, mit einer schwarzen theerigen Substanz, salpetersaurem Anilin und Spuren
                              von salpetersaurem Quecksilberoxyd. Ich habe das im Handel vorkommende rohe Product
                              vorerst 8–10mal mit kaltem destillirten Wasser ausgewaschen, um es von den
                              beigemischten Anilin- und Quecksilbersalzen zu reinigen. Das Waschwasser
                              nimmt ein wenig Farbstoff auf, welcher verloren geht. Das so gewaschene Azalein
                              wurde sorgfältig getrocknet, dann mit reinem Schwefelkohlenstoff behandelt, womit ich es mehrere
                              Minuten lang zerrieb. Der Schwefelkohlenstoff, welcher theerige Substanz aufgenommen
                              hatte, wurde decantirt, dann durch frischen Schwefelkohlenstoff ersetzt und mit dem
                              Zerreiben fortgefahren so lange als dieses Lösungsmittel sich färbte. Nach
                              12–15 solchen Zerreibungen war der anfangs teigförmige Farbstoff vollkommen
                              trocken und pulverig geworden, und gab nun an Schwefelkohlenstoff nichts mehr ab. Er
                              wurde in ein unfühlbares Pulver verwandelt, dann mit seinem 10fachen Gewicht Alkohol
                              von 50 Proc. Tralles behandelt und nachdem aller Farbstoff aufgelöst war, der
                              Auflösung ihr gleiches Volum kalten destillirten Wassers zugesetzt. Hierbei entstand
                              ein reichlicher Niederschlag von einem violetten Farbstoff (welcher aber nicht das
                              Indisin ist), verunreinigt durch eine gewisse Menge rothen Farbstoffs. Die filtrirte
                              Flüssigkeit enthält nur das reine Anilinroth und setzt nichts mehr ab, man mag sie
                              noch so lang in einer verpfropften Flasche aufbewahren. Die Flüssigkeit wurde im
                              Wasserbad auf beiläufig 5/6 abgedampft und erkalten gelassen.
                           Nach dem Decantiren der Mutterlauge findet man auf dem Boden der Schale ein grünes
                              krystallinisches Häutchen, welches das reine Azalein ist. Diese Substanz löst sich
                              vollständig im Wasser und im Alkohol auf, welche sie carmesinroth färbt. Bei
                              105° C. getrocknet, lieferte sie bei der Analyse folgende Resultate:
                           
                              
                                 
                                     I.
                                    II.
                                   III.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 67,56
                                 67,75
                                 67,73
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                   6,16
                                   6,20
                                   6,25
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 16,82
                                 17,37
                                 17,01.
                                 
                              
                           Die Formel C³⁸H²⁰Az⁴O⁴ stimmt vollkommen
                              mit dem Resultat dieser Analysen überein; denn die Berechnung ergibt:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Mittel der Analysen.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 67,86
                                             
                                    67,68
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 5,95
                                               
                                    6,20
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 16,67
                                             
                                    17,07
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 9,52
                                               
                                    9,05 (durch Diff.)
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                           100,00.
                                 
                              
                           Die Analysen der dem Azalein beigemischten violetten Substanz und des von Hofmann entdeckten Anilinroths werde ich später
                              mittheilen.