| Titel: | Selbstthätige Schmierbüchse für Dampfcylinder; von R. Jacobi, Techniker in Hettstädt. | 
| Autor: | Robert Jacobi | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LXVI., S. 249 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXVI.
                        Selbstthätige Schmierbüchse für Dampfcylinder;
                           von R. Jacobi, Techniker in
                           Hettstädt.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
                        Jacobi's selbstthätige Schmierbüchse für Dampfcylinder.
                        
                     
                        
                           Wie wesentlich das regelmäßige Schmieren der Schieber und Kolben auf einen leichtern
                              Gang und auf die Conservirung dieser Theile bei allen, namentlich aber bei liegenden
                              Dampfmaschinen einwirkt, ist eben so bekannt, wie daß die bisherigen Einrichtungen
                              zu diesem Behufe noch Manches wünschen lassen. Das Einbringen des Schmiermittels
                              erfolgt in kürzeren oder längeren Zwischenräumen, und in Portionen, deren größter
                              Theil vom Dampf mit fortgerissen wird, ohne zur Wirkung zu kommen. Das zur Wirkung
                              gekommene Oel etc. ist gewöhnlich früher verarbeitet und abgebraucht, als es durch
                              erneuten Zufluß ersetzt wird. Oelvergeudung und dennoch mangelhafte Schmierung sind
                              daher die unzertrennlichen Genossen dieser Schmiermethode und hat wohl jeder
                              Besitzer und Wärter von
                              Dampfmaschinen durch sofortigen Abfluß des größeren Theiles der angewandten Schmiere
                              durch das Rückgangsdampfrohr und die Condensationshähne, durch allmählich
                              erschwerten Gang der Maschine, öfter auch wohl durch Pfeifen oder Geräusch der
                              Schieber und Kolben, Gelegenheit gehabt die Richtigkeit dieser Behauptungen bewiesen
                              zu finden.
                           Die in Fig. 10
                              im Durchschnitt dargestellte Schmierbüchse beseitigt diese Uebelstände in einfacher
                              und zuverlässiger Weise; sie wird, wie die bisherigen Vorrichtungen, durch Gewinde
                              oder Flantschen an den Schieberkästen, auf den Deckeln oder an den Mänteln der
                              Dampfcylinder befestigt, und der Hahn a unterbricht oder
                              gestattet die Communication der Büchse mit dem zu schmierenden Gegenstande oder
                              Raume. Bei b ist die Büchse durch einen eingeschraubten
                              Deckel hermetisch verschlossen und die Einfüllung des Schmiermittels erfolgt durch
                              den mit Trichter versehenen Hahn c. Das Uebersteigrohr
                              d ist unten concentrisch und dicht in den Körper der
                              Büchse eingeschraubt, und biegt sich nach Oben zur Seite a,
                                 b, um das directe Einfließen des Schmiermittels durch c, resp. dessen theilweise Vergeudung, zu vermeiden. Bei
                              e ist, ebenfalls dicht schließend, ein drittes
                              Hähnchen angebracht, dessen Zweck aus dem Nachstehenden ersichtlich wird.
                           Handhabung und Wirkung der Büchse sind folgende:
                           Nachdem a und e geschlossen,
                              erfolgt durch c die Einfüllung des Schmiermittels in
                              einer abgemessenen Portion, welche reichlich genügt, die Büchse bis zum Uebersteigen
                              nach d zu füllen. Nun wird c
                              geschlossen, a aber geöffnet, und hiermit ist die Büchse
                              zur Erfüllung ihres Zweckes hergerichtet. Ihre Function erfolgt sofort mit dem
                              Beginn des Betriebes; der freigebliebene Raum f füllt
                              sich mit Dampf, dessen Condensationswasser nach dem Boden der Büchse tritt, und so
                              ein entsprechendes Quantum des Schmiermittels nach Oben drängt. Dieses fließt durch
                              den Uebersteiger d an den Ort seiner Bestimmung. Wo es
                              erforderlich und zulässig ist, kann ein besonderes, beliebig (jedoch nicht aufwärts)
                              gebogenes Rohr g die Schmiere an bestimmte Stellen
                              leiten.
                           Durch Verlängerung oder Verkürzung des Uebersteigrohres hat man es in der Hand, den
                              freien Raum, und mit diesem die Condensationsfähigkeit der Büchse, und in Folge
                              dessen das abzuführende Schmierquantum, beliebig (in den gegebenen Grenzen) zu
                              normiren.
                           Es leuchtet ein, daß die Büchse in unausgesetzter Thätigkeit bleibt, so lange der
                              Betrieb der Dampfmaschine fortgesetzt wird, resp. bis das eingetretene
                              Condensationswasser alles Schmiermaterial verdrängte. Da während des Betriebes die
                              Condensation des Dampfes in f ununterbrochen gleichmäßig
                              fortdauert, so muß nothwendig ein stets gleiches Quantum des Schmiermittels verdrängt
                              werden und an den Ort seiner Bestimmung gelangen.
                           Mit der Einstellung des Betriebes hört die Wirkung der Büchse ebenfalls auf, beginnt
                              aber sofort wieder, wenn der Betrieb erneuert wird.
                           Da das Niveau der Füllung constant bleibt, so kann man bei periodisch größerem
                              Schmierbedürfniß durch Schließen von a und Oeffnen von
                              c beliebig Schmiere nachfüllen, die nach Umstellung
                              der Hähne dann durch d abfließt, ohne den späteren,
                              regelmäßigen Gang der Functionen zu alteriren.
                           Das Condensationswasser wird durch e nach dem Schließen
                              von a und Oeffnen von c
                              entfernt, und thut man wohl, dasselbe mit dem gleichen Gefäß zu messen, mit welchem
                              das Füllen des Schmiermittels erfolgt, um immer genau das erforderliche Quantum für
                              genügende Füllung zu ermitteln.
                           Nach dem Schließen von e, erfolgter Füllung, Schließen
                              von c und Oeffnen von a,
                              nimmt die Büchse ihre Thätigkeit sofort wieder auf.
                           Es läßt sich jede vorhandene, mit zwei Hähnen versehene Schmierbüchse durch
                              Anbringung von d und e für
                              die selbstthätige Wirkung herrichten. Die HHrn. Schäffer
                              und Budenberg in Magdeburg halten diese von mir
                              construirten Schmierbüchsen auf Lager.
                           Berlin, im December 1860.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
