| Titel: | Ueber eine Einrichtung zum Verbrennen und Ableiten der beim Ausschmelzen des Talgs entwickelten übelriechenden Dämpfe; Bericht von F. Foucou, Civilingenieur. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LXXI., S. 257 | 
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                        LXXI.
                        Ueber eine Einrichtung zum Verbrennen und
                           Ableiten der beim Ausschmelzen des Talgs entwickelten übelriechenden Dämpfe; Bericht von
                           F. Foucou,
                           Civilingenieur.
                        Aus dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, Septbr. 1860, S. 520.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Foucou, über eine Einrichtung zum Verbrennen und Ableiten der beim
                           Ausschmelzen des Talgs entwickelten übelriechenden Dämpfe.
                        
                     
                        
                           Die Seifensiederei von Arlot und Comp. zu La Billette war durch die Ausdünstungen berüchtigt, welche zu
                              gewissen Stunden aus ihrem Schornstein entwichen. Diese rührten von der reichlichen
                              Entweichung übelriechender Gase her, welche sich beim Auskochen des rohen Fettes
                              behufs der Talggewinnung entwickeln. Die von den Schlächtereien kommenden
                              thierischen Bestandtheile werden in 16 großen Kesseln mit einer angemessenen Menge
                              Wasser auf eben so vielen freien Feuern gekocht. Nach mehrstündigem Kochen wird die
                              Flüssigkeit in gewöhnlicher Weise behandelt, um den Talg daraus zu erhalten, wovon
                              der größte Theil verkauft, das Uebrige zur Darstellung einer besonderen Seifensorte
                              benutzt wird. Außer jenen 16 Talgkesseln enthält die Fabrik also noch Seifenkessel,
                              welche ebenfalls auf freiem Feuer stehen, aber nur wenige und nicht übelriechende
                              Gase entwickeln.
                           Der Rauch aus sämmtlichen Feuerungen zieht durch zwei große unterirdische Canäle in
                              einen Schornstein von 33 Meter Höhe und 1,5 Meter
                              Weite an der Basis.
                           Ehe man die nachfolgend zu beschreibenden Abänderungen getroffen hatte, wurden die
                              Dämpfe eines jeden Talgkessels unter den Rost der Feuerung des betreffenden Kessels
                              geleitet; dieß geschah durch einen Canal, welcher von dem oberen Theile des auf dem
                              Kessel aufgesetzten domförmigen Hutes ausgieng, sich vertical nach unten fortsetzte und
                              unterhalb des Rostes ausmündete. Die Hoffnung, auf diese Art die entwickelten Dämpfe
                              wenigstens zum Theil zersetzen zu können, wurde jedoch nicht erfüllt, sondern
                              vielmehr das Feuer gedämpft und der Zug geschwächt. Da in Folge hievon die Dämpfe
                              nicht mit hinreichender Geschwindigkeit durch die Oeffnung des Hutes entweichen
                              konnten, sammelten sie sich über der kochenden Masse an, entwichen durch die Fugen
                              der in dem Hute angebrachten Thür und verbreiteten sich in dem Arbeitslocal. Zur
                              Zeit des heftigsten Kochens verdunkelten diese Dämpfe dann wirklich die Luft des
                              Locales, in welchem längere Zeit auszuhalten zur Unmöglichkeit wurde. Hr. Foucou, der diesen Uebelständen abzuhelfen beauftragt
                              wurde, schritt zuerst zur Untersuchung der fraglichen Gase. Diese wurden in Flaschen
                              über den Kesseln aufgefangen und von Hrn. de Luca im
                              Laboratorium des Collège de France im Sommer 1858
                              untersucht. Die Gase zeigten im Mittel folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 1,15
                                 
                              
                                 Wasser
                                 0,95
                                 
                              
                                 Sauerstoff
                                 18,05
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 72,00
                                 
                              
                                 Kohlenwasserstoffe
                                 7,66
                                 
                              
                                 Schwefelwasserstoff
                                 Spuren
                                 
                              
                           Dieser hohe Gehalt an Kohlenwasserstoffen ließ erwarten, daß die Dämpfe, einmal durch
                              Hitze zersetzt, eine lebhafte Verbrennung erleiden würden, die hinreichen würde,
                              eine hohe Temperatur auf dem Wege der ferner zuströmenden Dämpfe zu unterhalten und
                              so deren Verschwinden zu bewirken.
                           Es wurde demnach ein kleiner Versuchsofen construirt, durch welchen die Dämpfe aus
                              zwei Kesseln direct hindurchgeleitet wurden. Diese directe Leitung brachte sofort
                              einen viel stärkern Zug in den Feuerungen hervor; aus dem Versuchsofen entwich nur
                              noch Kohlensäure, Stickstoff und Wasser; keinerlei Geruch war an dem Schornstein
                              dieses kleinen Ofens wahrzunehmen.
                           Nach diesen Erfahrungen gieng man zur Construction eines großen Ofens am Fuße des
                              Fabrikschornsteins über, durch welchen jetzt sämmtliche Gase der Talgkessel
                              hindurchziehen. Die Folge davon war das augenblickliche Verschwinden aller Dämpfe in
                              den Werkstätten, sowie deren vollkommene Zersetzung vor ihrem Austritt in die
                              Atmosphäre.
                           Wie man aus Fig.
                                 6 und 7 ersieht, ist ein gemeinschaftlicher Sammelcanal von überall gleichem
                              Querschnitt, nämlich 0,60 auf 0,80 Meter Seite aufgeführt worden, der mit allen
                              Kesseln in Verbindung steht. Dieser Canal mündet in den bezeichneten Ofen, in welchen
                              die Dämpfe mittelst einer durchlöcherten Platte in feinen Strahlen eintreten.
                           Vor ihrem Eintritt in den Schornstein gehen die Dämpfe unter einem über dem hintern
                              Theil des Feuerrostes befindlichen und vielfach durchlöcherten Gewölbe aus
                              feuerfester Masse hindurch. Dieses wird weißglühend und sammelt daher eine
                              beträchtliche Menge Hitze an: allerdings wird zur Zersetzung des Wasserdampfes eine
                              gewisse Menge dieser Wärme verbraucht; allein die Verbrennung des bei dieser
                              Zersetzung entwickelten Wasserstoffs erzeugt wieder dieselbe Wärmemenge und es
                              bleibt als Ueberschuß diejenige, welche die Verbrennung der 7,66 Proc.
                              Kohlenwasserstoffe liefert. Dieser Ueberschuß, sowie die vom Brennstoff entwickele
                              Hitze, erhält in dem Hülfsofen eine während der ganzen Operation ausreichende
                              Temperatur.
                           In diesem Ofen sind die Räume für die Verbrennung der Kohle und die Zersetzung der
                              Dämpfe sorgfältig von einander getrennt, so daß man stets die eine oder andere
                              beliebig reguliren kann. Denn es strömt hier nur reine Luft durch das Brennmaterial,
                              und die Gase nehmen ihren Weg frei darüber hinweg durch das Gewölbe allein.
                           Diese Trennung der beiden Verbrennungen ist der wesentlichste Punkt der ganzen
                              Einrichtung und es wurde dadurch der chemische Proceß richtig eingeleitet und ein
                              vollkommenes und kräftiges Aussaugen der Dämpfe erzielt, welche in den Oeffnungen
                              des durchlöcherten Gewölbes einen viel geringeren Widerstand finden, als dich beim
                              Durchgang durch den Brennstoff der Fall wäre.
                           Der Ofen hat einen Rost von 0,90 auf 1,20 Meter; es werden auf demselben Kohks
                              gebrannt, um die Verbrennungsproducte so frei wie möglich von Wasserdampf zu haben;
                              auch hat die Erfahrung bewiesen, daß eine Erhitzung durch Strahlung zweckmäßiger
                              ist, als eine solche durch eine Flamme.
                           Zu Anfang der Arbeit wird der Hülfsofen zugleich mit den
                              Schmelzkessel-Feuerungen angezündet und das Register geschlossen, durch
                              welches die Dämpfe in diesen Ofen treten, während dasjenige geöffnet wird, welches
                              ihren directen Austritt in den Kamin durch den unterirdischen Rauchcanal gestattet.
                              Auf diese Weise wird das Feuergewölbe erhitzt, ohne durch die Dämpfe abgekühlt zu
                              werden und erreicht die Weißglühhitze etwa zur selben Zeit, wo das Kochen in den
                              Kesseln beginnt. Alsdann wird die Verbindung des Saugcanals mit dem Feuerraum des
                              Ofens hergestellt und dadurch werden die Dämpfe kräftig abgesaugt, unterwegs
                              zersetzt und ohne Geruch vom Kamin abgeführt.
                           
                           Eine große Zahl von Versuchen, zum Theil in Gegenwart einiger Mitglieder des
                              Gesundheitsrathes, hat dargethan, daß allein die Nachlässigkeit des Heizers, oder
                              eine falsch verstandene Sparsamkeit in Betreff der Kohks (wofür täglich 3 Franken
                              Kosten zu berechnen sind) Veranlassung zu Klagen der Bewohner der Nachbarschaft
                              geben könnte.
                           Ueberhaupt glaubt Hr. Foucou folgende Schlüsse aus seinen
                              gelungenen Arbeiten ziehen zu können:
                           1) Es ist möglich, in denjenigen Fabriken, welche einen großen Schornstein besitzen,
                              durch Saugung eine kräftige Ventilation zu bewirken und die Arbeiter von den
                              schädlichen Ausdünstungen ihrer Umgebung zu befreien.
                           2) Die Zersetzung der beim Talgschmelzen entwickelten Dämpfe kann überall leicht
                              bewirkt werden, wenn man dieselben nur nicht durch brennende Kohle
                              hindurchleitet.
                           3) Durch diese Zersetzung werden die mephitischen Dünste lange vor ihrem Austritt aus
                              der Fabrik zerstört.
                           
                        
                           Beschreibung der
                                 Abbildungen.
                           Fig. 6 ist ein
                              allgemeiner Plan des Saugcanals, des Hülfsofens, des Schornsteins und der 16
                              Schmelzkessel ohne ihren Hut; Fig. 7 ist ein theilweiser
                              Verticaldurchschnitt nach der Linie xx der Fig. 6, und
                              Fig. 8 der
                              Verticaldurchschnitt eines Schmelzkessels mit seiner Feuerung.
                           A Talgschmelzkessel, B Hut
                              desselben, C Mannloch, D
                              Feuerung für jeden einzelnen Kessel.
                           E Schornstein der Fabrik.
                           F Rauchcanal für sämmtliche Oefen, in den Schornstein
                              einmündend.
                           G Hülfsofen zur Zersetzung der Gase vor ihrem Eintritt
                              in den Schornstein.
                           H Saugcanal mit welchem sämmtliche 16 Kesselhüte
                              communiciren und welcher nach dem Hülfsofen G führt.
                           I (Fig. 7) Oeffnung durch
                              welche man Luft zutreten lassen kann, wenn die Gase nicht den zu ihrer Verbrennung
                              erforderlichen Sauerstoff mit sich führen sollten.
                           J Platte mit Löchern von 1 Centimeter Weite zum
                              Vertheilen des Gasstroms in feine Strahlen.
                           K ist das mit vielen Löchern versehene feuerfeste
                              Gewölbe, durch welches die Verbrennungsproducte des Ofens und des Gasstroms
                              ziehen.
                           Durch den Schieber L kann die Verbindung zwischen dem
                              Hülfsofen und dem Schornstein aufgehoben werden. M ist
                              ein horizontaler Schieber, durch welchen man eine Verbindung zwischen dem Canal H und den Canälen F
                               herstellen und so durch
                              einen der letzteren beim Anfang der Operation, so lang in G noch nicht die gehörige Hitze ist, die Dämpfe in die Esse führen kann.
                              N ist ein zweiter verticaler Schieber, durch dessen
                              Herunterlassen man die Feuerluft durch den Hülfsofen G
                              zur Esse strömen lassen kann, indem man zugleich den Schieber M öffnet.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
