| Titel: | Ueber den Nutzeffect und die Construction von Oefen für metallurgische und technische Zwecke; von C. Schinz. | 
| Autor: | C. Schinz | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LXXIX., S. 282 | 
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                        LXXIX.
                        Ueber den Nutzeffect und die Construction von
                           Oefen für metallurgische und technische Zwecke; von C. Schinz.
                        (Schluß von S.
                              209 des vorhergehenden Heftes.)
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IV.
                        Schinz, über den Nutzeffect und die Construction von Oefen für
                           metallurgische und technische Zwecke.
                        
                     
                        
                           Für die Praxis weit wichtiger wäre eine genaue Kenntniß der Leitungsfähigkeit der zu schmelzenden oder zu erhitzenden Körper, da diese
                              eigentlich die Zeit bedingt, in welcher der gewünschte Effect erreicht werden
                              kann.
                           Leider sind unsere Erfahrungen noch zu mangelhaft, um diese Effecte aus der
                              Leitungsfähigkeit jener Körper a priori berechnen zu
                              können, und die mit
                              wissenschaftlicher Schärfe ausgeführten Untersuchungen von Peclet über die Leitungsfähigkeit verschiedener Materialien lassen sich
                              für den vorliegenden Fall bloß zur Vergleichung, nicht zur Bestimmung absoluter
                              Werthe benutzen.
                           Als Beitrag zu dem, was auf diesem Felde noch zu thun ist, will ich hier eine
                              Erfahrung mittheilen.
                           In einem Ofen wurden in 17 Stunden 1800 Pfd. Glas mit einem Aufwande von 0,9917 Pfd.
                              Holz per 1 Pfd. Glas geschmolzen; in einem andern Ofen
                              wurden 5000 Pfd. Glas in 18 Stunden mit einem Aufwand von 1,4111 Pfd. Holz per 1 Pfd. Glas geschmolzen, also mit einem Mehraufwand
                              von 29,7 Proc., und doch war die Wärme transmittirende Wandfläche des ersten Ofens
                              um 23 Proc. im Verhältniß zum Inhalte des Ofens größer, so daß der zweite Ofen
                              nothwendig gegen den ersten eine wesentliche Ersparniß statt eines Mehrverbrauchs
                              hätte geben sollen.
                           Der Eigenthümer des zweiten Ofens behauptete mit der größten Bestimmtheit, daß sein
                              Glassatz nicht im geringsten strengflüssiger sey, als der im ersten Ofen angewandte,
                              und es wurde daher von ihm die Erfüllung des Contractes bezüglich der in Aussicht
                              gestellten Ersparniß bestritten.
                           Der Glassatz, welcher im ersten Ofen verwendet wurde, bestand aus:
                           
                              
                                 100 reinem Sand  25 gepulvertem
                                    Kalkstein  12 1/2 Potasche  12 1/2
                                    kohlensaurem Natron;
                                 
                                    
                                    
                                 CaO, 3 SiO³ + NaO, 2 SiO³ +
                                    KaO, SiO³.
                                 
                              
                           derjenige des zweiten Ofens bestand aus:
                           
                              
                                 100 Sand (eigentlich 125,
                                    wovon      1/5 kohlens.
                                    Kalk)  54 Kalkstein (wovon 25 in
                                    125       Sand
                                    enthalten),    9 kohlensaurem
                                    Natron.
                                 
                                    
                                    
                                 2 CaO, 3 SiO³ + NaO, 3
                                    SiO³.
                                 
                              
                           Das Verhältniß des Sauerstoffs der Basen zu demjenigen der Kieselsäure war im ersten
                              Satze 1 : 7, und im zweiten Satze 1 : 5. Hiernach sollte man allerdings vermuthen,
                              daß dem ersten Satze eine geringere Schmelzbarkeit zukäme. Aber die Erfahrung im
                              ersten Ofen mit einem Glassatze von 100 Sand, 18,5 Kalkstein und 14,6 Soda, dessen
                              Sauerstoffverhältniß 1 : 6 ist, ergab schon eine sehr bedeutende Verlängerung der
                              Schmelzzeit; ferner ist nach Plattner's Untersuchungen
                              der Schmelzpunkt von Kalkschlacken um 100° höher als derjenige gewöhnlichen
                              weißen Glases, woraus
                              hervorgeht, daß wenigstens der Schmelzpunkt eines kalkreichen Glases höher liegen
                              muß. Uebrigens erklärt ein höherer Schmelzpunkt noch keineswegs die bedeutende
                              beobachtete Differenz in der Schmelzbarkeit, da ein um 100° höherer
                              Schmelzpunkt nur 13 Proc. und ein um 50° höherer nur 6 Proc. mehr
                              Holzverbrauch veranlassen würde, während dieser Mehrverbrauch im zweiten Ofen
                              effectiv 30 Proc. betrug.
                           Ich bin endlich zu einer mit den Thatsachen sehr genau übereinstimmenden Erklärung
                              des verschiedenen Verhaltens dieser beiden Glassätze gelangt. Es ist die den
                              Materialien des Glassatzes zukommende Leitungsfähigkeit für die Wärme, welche dessen
                              geringere oder größere Schmelzbarkeit bedingt.
                           Die Leitungsfähigkeit des fein gepulverten Kalksteins ist 0,0618; diejenige des
                              Quarzsandes ist 0,162 und diejenige der gepulverten kohlensauren Alkalien 0,084;
                              sobald aber die letzteren Rothglühhitze angenommen haben, schmelzen dieselben und
                              bilden also eine zusammenhangende Masse, so daß deren Leitungsfähigkeit nun 0,7
                              wird. Da nun das Schmelzgut nach seinem Einfüllen in die Häfen sehr bald auf
                              Rothglühhitze gebracht ist, während der Schmelzdauer aber für den größeren Theil der
                              Zeit die geringere Temperaturdifferenz zwischen dem Feuer und dem Schmelzgute
                              stattfindet, so machen wir nur einen sehr kleinen Fehler indem wir die
                              Leitungsfähigkeit der Alkalien gleich 0,7 setzen.
                           Dann wird die Leitungsfähigkeit des Glassatzes für den ersten Ofen:
                           
                              
                                 100 Sand × 0,162
                                 = 16,200
                                 
                              
                                   25 Kalkstein × 0,0618
                                 =   1,545
                                 
                              
                                   25 Alkalien × 0,7
                                 = 17,500
                                 
                              
                                 ––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 150
                                 = 35,245
                                 
                              
                           und die mittlere Leitungsfähigkeit ist 35,245/150 =
                              0,2350.
                           Der Glassatz für den zweiten Ofen gibt:
                           
                              
                                 100 Sand × 0,162
                                 = 16,2000
                                 
                              
                                   54 Kalkstein × 0,0618
                                 =   3,3372
                                 
                              
                                     9 Soda × 0,7
                                 =   6,3000
                                 
                              
                                 ––––
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 163
                                 = 25,8372
                                 
                              
                           und die mittlere Leitungsfähigkeit ist 25,8372/163 =
                              0,1585.
                           Wenn daher ersterer Glassatz in 17 Stunden den Schmelzproceß vollendet, so wird
                              letzterer bei gleicher Intensität der Ofenhitze oder des Feuers 0,1585 : 0,235 = 17
                              : x = 27,14 Stunden brauchen.
                           
                           Würde daher dieser Glassatz im ersten Ofen bei gleicher Intensität des Feuers
                              geschmolzen worden seyn, so wäre der Verbrauch pro 1
                              Pfd. Glas gewesen (27,14 . 105)/1800 = 1,5832 Pfd. Holz, während bei dem ersten
                              Glassatz dieser Verbrauch nur 0,9917 Pfd. war; es ist folglich die Schmelzbarkeit
                              des zweiten Satzes um 37 Proc. geringer als diejenige des ersten.
                           Da aber 27 Stunden Schmelzzeit nicht bloß wegen der Transmission der Ofenwände,
                              sondern auch wegen der Arbeitsvertheilung in der Glasfabrication höchst ungünstig
                              sind, so mußte durch einen größern Holzverbrauch und damit hervorgebrachte höhere
                              Ofentemperatur die Schmelzzeit verkürzt werden.
                           Folgende Schemen zeigen am besten wie dieser Zweck erreicht wurde.
                           
                              
                                 Im ersten Ofen wurden in der Stunde (Zeiteinheit)
                                    consumirt    105 Pfd. Holz à 3877
                                 = 407,085 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 vom Glase absorbirt (Pfd. 1800 . 0,2 . 1300)/17
                                    Stunden
                                 =   27,529
                                 
                              
                                 von 64 Quadratfuß Ofen-Wandfläche transmittirt bei
                                    1400°    Ofen-Temperatur à 1740
                                 = 111,360
                                 
                              
                                 mit den Verbrennungsproducten entfernt Pfd. 105 . 1,8108
                                    .    1412°
                                 = 268,196
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    407,085
                                 
                              
                           Die kleinste Temperatur-Differenz zwischen Glas und Verbrennungsproducten war
                              also 1412° – 1300° = 112°.
                           
                              
                                 Im zweiten Ofen mit dem schwerschmelzbaren Satze war
                                    die    Schmelzzeit 18 Stunden und der
                                    Holzverbrauch 392 Pfd.    per St. = 392 × 3877
                                 = 1,519,784 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 vom Glase absorbirt (Pfd. 5000 . 0,2 . 1350°)/18
                                    Stunden
                                 =      75,000
                                 
                              
                                 von 136 Quadratfuß Wandfläche bei 1450° Ofentemperatur
                                    à    1003 transmittirt
                                 =    258,808
                                 
                              
                                 mit den Verbrennungsproducten entfernt Pfd. 392 . 1,8108
                                    .    1670
                                 = 1,185,976
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                    1,519,784 W. E.
                                 
                              
                           es war also die nöthige Temperatur-Differenz im
                              Minimum, um in 18 Stunden zu schmelzen = 1670° – 1350° =
                              320°, wobei der Schmelzpunkt des Glases um 50° höher angenommen ist
                              als im ersten Ofen.
                           Wäre nun in diesem zweiten Ofen der Satz des ersten geschmolzen worden, so wäre der
                              Holzverbrauch gewesen: 
                           
                           
                              
                                     Pfd. 234 × 3877
                                 = 907,418 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 vom Glase absorbirt (Pfd. 5000 . 0,2 . 1300°)/17
                                    Stunden
                                 =   76,471
                                 
                              
                                 von 136 Quadratfuß transmittirt bei 1400° à 1740
                                 = 236,640
                                 
                              
                                 durch die Verbrennungsproducte entführt Pfd. 234 . 1,8108
                                    .    1412°
                                 = 594,307
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 = 907,418 W. E.
                                 
                              
                           Der Holzverbrauch pro 1 Pfd. Glas ist:
                           
                              
                                 a) im ersten Ofen für leicht
                                    schmelzbaren Satz (17 . 105)/1800
                                 = 0,9917 Pfd.
                                 
                              
                                 b) in demselben mit dem schwer
                                    schmelzbaren Satz (27,14 . 105)/1800
                                 = 1,5832   „
                                 
                              
                                 c) im zweiten Ofen mit dem leicht
                                    schmelzbaren Satz (17 . 234)/5000
                                 = 0,7816   „
                                 
                              
                                 d) in demselben mit dem schwer
                                    schmelzbaren Satz (18 . 392)/5000
                                 = 1,4111   „
                                 
                              
                           Vergleichen wir den Holzverbrauch a mit c so ergibt sich ein Unterschied von 21 Proc. zu Gunsten
                              von c, welche also das günstigere Flächenverhältniß des
                              letztern Ofens bestimmen; vergleichen wir c mit d, so ist der Unterschied 37 Proc., welcher den
                              Unterschied der Schmelzbarkeit der beiden Sätze bestimmt; vergleichen wir endlich
                              a mit d, so ergibt sich
                              ein Unterschied von 30 Proc., welcher den effectiven Mehrverbrauch an Holz
                              bezeichnet, der den Streit veranlaßte. Dieser Mehrverbrauch beruht aber auf der um
                              37 Proc. geringeren Schmelzbarkeit des Glassatzes.
                           Addiren wir zu dem effectiven Mehrverbrauch = 30 Proc., für verminderte
                              Ofenwandfläche 21 Proc., 30 + 21 = 51, so bleibt eine Differenz von 51 – 37 =
                              14 Proc., welche der Ofen wirklich mehr consumirte; diese 14 Proc. dürften wohl
                              daher rühren, daß in Folge der Steigerung des Holzverbrauchs die Gasentwickelung
                              weniger stetig ist.
                           Da in beiden Oefen die Hafenoberfläche, durch welche hindurch die Wärme an das Glas
                              treten mußte, nahezu die gleiche war, so konnte diese keinen Einfluß ausüben; sonst
                              aber wird allerdings bei der Bestimmung der Leitungsfähigkeit noch der Factor der
                              mehr oder weniger dicken Schichte, durch welche die Wärme einziehen muß, mit in
                              Betracht kommen.
                           Was nun den Schmelzpunkt der zu schmelzenden Substanz
                              betrifft, so haben wir bereits gesehen welchen Einfluß derselbe ausübt, und die oben
                              mitgetheilte Tabelle über den Nutzeffect der Brennstoffe für Temperaturen von 1000°,
                              1100° bis 1500°, zeigt diesen Einfluß sehr übersichtlich.
                           Bei der Construction der Oefen kommt nun, wie ebenfalls
                              bereits ersichtlich geworden, sehr viel darauf an, daß die Ausdehnung der Ofenwände auf das zulässige Minimum beschränkt wird, da
                              diese Flächen weit mehr Wärme zerstreuen als der zu erhitzende oder zu schmelzende
                              Körper aufnimmt.
                           Die specifische Wärme des Materials, woraus diese Wände
                              bestehen, ist von geringem Einfluß, wenn der Ofen, wie beim Schmelzen von Glas oder
                              beim Puddeln von Eisen, in fortdauerndem oder fast fortdauerndem Betriebe ist. Wenn
                              aber der Betrieb ein periodischer ist, oder gar eine völlige Abkühlung des Ofens
                              zwischen jeder Operation stattfinden muß, wie beim Brennen von Thonwaaren, so hat
                              die specifische Wärme des Ofenmaterials, oder mit anderen Worten die Wärmecapacität
                              der Ofenwände, einen sehr bedeutenden Einfluß auf den Nutzeffect des Ofens.
                           Der gebrannte Thon, welcher fast ausschließlich zum Ofenbaue verwendet wird, verhält
                              sich bezüglich seiner specifischen Wärme verschieden, dieselbe variirt zwischen
                              0,1890 und 0,2410; man könnte aber diese Werthe, welche per Kubikfuß eine Capacität von 184 bis 233 W. E. ergeben, sehr
                              beträchtlich vermindern, indem man die Steine entweder hohl oder porös machte, so
                              daß eine viel kleinere Masse zu erhitzen wäre.
                           Von überwiegendem Einfluß auf die Oekonomie beim Betriebe pyrotechnischer Apparate
                              für hohe Temperaturen ist hingegen die Leitungssähigkeit des
                                 Materials woraus die Ofenwände bestehen.
                           Peclet hat die Leitungsfähigkeit von zwei Sorten
                              gebrannten Thones zu 0,306 und 0,414 bestimmt. Da aber die Zusammensetzung des Thons
                              von verschiedenen Fundorten sehr variirt, so können uns diese Zahlen nur ein
                              beiläufiges Maaß der Grenzen geben, innerhalb welcher die Leitungsfähigkeit des
                              gebrannten Thones liegt. Die erste Bestimmung ergibt für 1 Quadratfuß Ofenwand bei
                              1500° Temperaturdifferenz zwischen der inneren Ofenfläche und der äußeren
                              Luft: 1500 × 0,306 = 459 W. E., und die zweite ergibt 1500 × 0,414 =
                              621 W. E.; es ist daher leicht einzusehen, daß solche Angaben zu einer genauen
                              Berechnungsweise nicht dienen können.
                           Eine genaue Kenntniß der Leitungsfähigkeit der für den Ofenbau dienenden Materialien
                              ist aber besonders deßhalb wichtig, weil, wie wir schon im Vorhergehenden gesehen
                              haben, die durch die Ofenwände zerstreute Wärme je nach der Temperatur der Oefen, 22
                              bis 33 Proc. der producirten Wärme betragen kann; und da von der im Ofen abgegebenen
                              Wärme auch eine entsprechende Menge mit den Verbrennungsproducten abzieht, so beträgt in
                              Wirklichkeit der Wärmeverbrauch für den Ofen selbst 60 bis 90 Proc. der Production,
                              während der eigentliche Nutzeffect, nämlich die Wärme welche dem zu schmelzenden
                              oder zu erhitzenden Körper mitgetheilt wird, nicht mehr als 5 bis 7 Proc., und mit
                              Hinzuziehung der abgeführten Verbrennungsproducte 10 bis 40 Proc. ausmacht.
                           Ich sah mich daher veranlaßt, alle Bedingungen zu prüfen, welche geeignet sind den
                              großen Wärmeverlust durch die Ofenwände zu vermindern.
                           In meiner „Wärme-Meßkunst“ habe ich (Artikel 240 und
                              folgende) die allgemeinen Werthe sowie die Formeln angegeben, nach welchen die
                              Transmission der Wärme durch mehr oder weniger dicke Wände zu berechnen ist. Ich
                              habe nur hinzuzufügen, daß wenn die äußere Temperatur = t' einer etwas dicken Wand 60° C. übersteigt, alsdann die
                              Transmission nicht mehr dieser Temperatur proportional berechnet werden darf,
                              sondern eine solche Fläche ist als eine constante Wärmequelle zu betrachten, welche
                              ihre Wärme an die sie umgebende Luft in progressiver Menge nach dem Gesetze von Dulong abgibt, also nach der Formel Sm (at – 1) + Lnt
                              b, worin L und
                              S die Leitungs- und Strahlungscoefficienten
                              für die wärmeabgebende Fläche sind, m und n constante Größen, ebenso a
                              und b, während t die
                              Temperaturdifferenz zwischen der wärmeaufnehmenden Luft und der wärmeabgebenden
                              Fläche bezeichnet.
                           Da nun die Temperatur der Wandfläche abhängt:
                           1) von dem Strahlungscoefficient der Wandfläche = S
                              
                           2) von der Form der Wand = L
                              
                           3) von der Dicke der Wand = e
                              
                           4) von der innern Temperatur = t
                              
                           5) von der äußeren Temperatur = t''
                              
                           6) von der Leitungsfähigkeit ihres Materials = C
                              
                           so müssen alle diese Factoren berücksichtigt werden, wenn man
                              die Bedingungen untersucht, unter denen diese Temperatur beschränkt wird, und darauf
                              kommt es eigentlich an, da ja gerade diese Temperatur in der oben angeführten Formel
                              von Dulong allein bestimmend ist.
                           Um diese Untersuchung möglichst einfach und dadurch übersichtlicher zu machen, habe
                              ich für S, L, t'' und t
                              mittlere Werthe angenommen, welche für die in Rede stehenden Oefen annähernd
                              passen.
                           
                              
                                 Ich habe gesetzt
                                 S = 0,648
                                 
                              
                                 
                                 L = 0,4383
                                 
                              
                                 
                                 t'' = 0
                                 
                              
                                 
                                 t  = 1500°, folglich t ± t'' auch
                                    = 1500°.
                                 
                              
                           Die Werthe von e (Wanddicke) habe ich gesteigert von 5''
                              bis auf 30'' und endlich C auf drei Werthe gesetzt,
                              nämlich: 0,084; 0,31 und 0,5; dabei habe ich auch noch die Wärmeleitungsfähigkeit der Luft = 0,024 in
                              Ansatz gebracht, um den Einfluß von Luftschichten nachzuweisen, wenn man solche
                              zwischen den Ofenwänden einschließt.
                           Da ich noch nicht dazu gekommen bin, die Werthe von C
                              durch genaue Versuche zu bestimmen, so habe ich dafür diejenigen gewählt, welche mit
                              meinen Erfahrungen an ausgeführten Apparaten am besten übereinstimmen; demnach
                              gilt
                           0,5 für gewöhnliche Backsteine, hart gebrannt und mit erheblichem
                              Gehalt an Eisenoxyd;
                           0,31 für feuerfeste Steine von ziemlich feinem Korne;
                           0,084 für ähnliche Massen, welche aber durch organische Stoffe
                              porös gemacht wurden.
                           Mit diesen Factoren habe ich eine große Anzahl von Berechnungen durchgeführt und
                              deren Resultat in den Figuren 1, 2 und 5 graphisch
                              dargestellt.
                           Die verticalen Linien in diesen Figuren geben die Wanddicke = e in Zollen = 0,03 Meter an; die horizontalen Linien, welche die Curven
                              berühren, geben die Wärme-Einheiten an, welche pro 1 Quadratfuß und pro Stunde von der
                              äußeren Wandfläche an die umgebende Luft transmittirt werden.
                           Die Curve A, Fig. 1, ist bestimmt durch
                              die erhaltenen Rechnungsresultate für C = 0,5, und e bei 5'' anfangend und bei 30'' endend;
                           die Curve B, Fig. 1, ist bestimmt für
                              C = 0,31, und e bei 5''
                              anfangend und bei 30'' endend;
                           die Curve C, Fig. 1, für C = 0,084, und e bei 5''
                              anfangend und bei 30'' endend;
                           die Curve D, Fig. 2, für C = 0,31, und e = 5'', dann
                              C' = 0,5, und e' bei 1''
                              anfangend und bei 24'' endend; das heißt, die Wand hat gegen das Innere des Ofens
                              eine 8'' dicke Fütterung von feuerfesten Steinen, die dann in zunehmender Dicke mit
                              gewöhnlichen Backsteinen (deren Leitungsfähigkeit = 0,5) umkleidet sind.
                           Die Curve E, Fig. 2, ist basirt auf
                              eine innere Mauer von feuerfesten Steinen, nämlich C =
                              0,31 und e = 8''; diese ist mit einem lufterfüllten
                              Raume von 3'' umgeben, d.h. C' = 0,024 und e' = 3''; endlich besteht die äußere Umhüllung aus
                              gewöhnlichen Backsteinen, wofür C'' = 0,5 und e'' von 1'' bis 19''.
                           Die Curve F, Fig. 2, endlich ist
                              gebildet durch die Berechnung für eine innere Schicht C
                              = 0,084 und e = 8'', eine Luftschicht C' = 0,024 und e' = 3'',
                              dann eine äußere Umhüllung C'' = 0,31 und e'' = 1'' bis 19''.
                           
                           Diese Curven zeigen nun, daß der Einfluß der Leitungsfähigkeit des Materiales weit
                              bedeutender ist als derjenige der Dicke der Wände, und daß namentlich mit Luft
                              erfüllte Zwischenräume und hohle oder poröse Steine am meisten dazu beitragen die
                              Wärmetransmission herabzudrücken; dieser Einfluß macht sich um so mehr geltend, als
                              bei zunehmender Wanddicke auch die Oberfläche der Wand eine größere wird, wodurch
                              auch wieder mehr Wärme zerstreut wird.
                           Um über dieses Verhältniß ins Klare zu kommen, habe ich, wie in den Figuren 3 und 4 im
                              Längen- und Querschnitte dargestellt ist, die für jeden Zoll zunehmender
                              Wanddicke entstehende Fläche berechnet und diese Flächen mit dem für je einen
                              Quadratfuß erhaltenen Werthe multiplicirt; dadurch sind die Curven der Fig. 5
                              entstanden, welche ebenfalls A bis F benannt sind und den gleichnamigen Curven in den Figuren 1 und
                              2
                              entsprechen. Diese zeigen, daß bei gut leitendem Material selbst 3 Fuß dicke Mauern
                              stets die Transmission vermindern, während bei schlecht leitendem Material durch
                              dicke Mauern, wegen der vermehrten Oberfläche, dieselbe zunimmt.
                           In der Wand eingeschlossene Luftschichten oder poröse Steine führen zu demselben
                              Ziele und sind als analog zu betrachten, denn der poröse Stein enthält ebenfalls
                              eingeschlossene Luft, welche dieselbe Wirkung hervorbringen muß als wenn sie in
                              besonderen Räumen enthalten wäre. Da in unseren Berechnungen nur die Factoren C und e veränderlich sind,
                              und die Endresultate bloß von dem Gliede e/C + e'/C' (siehe Artikel 245 meiner Wärme-Meßkunst)
                              abhängen, so können wir diese Annahme leicht prüfen.
                           In der Wand E haben wir 13'' feuerfeste Steinmasse und
                              3'' Luft, in der Wand C 16'' porösen Stein; wäre nun in
                              letzteren das Aequivalent von 3'' Luft eingeschlossen, so müßten wir 1,3/0,31 +
                              0,3/0,024 = 16,7 haben wie für die Wand E; wir haben
                              aber 1,6/0,084 = 19,0, daher das Material der Wand C
                              einer Schicht von 3,6'' Luft und 12,4'' Thon gleichkommt, welche gibt: 1,24/0,31 +
                              0,36/0,024 = 19,0, und ein Kubikfuß dieses porösen Steins würde dann, das
                              specifische Gewicht des Thons = 1,8 angenommen, wiegen Pfd. 75,33 + 0,016 = 75,346
                              Pfd., während dieselbe Masse ohne Poren 97,2 Pfd. wiegt, oder das spec. Gewicht der
                              porösen Masse wäre 1,3953.
                           Da es möglich ist, poröse Steine von spec. Gewicht 0,7 zu machen, so könnte auch das
                              Leitungsvermögen C auf 0,0374 heruntergebracht
                              werden.
                           Führen wir mit diesem Werthe von C die Rechnung für eine
                              8'' und 16'' dicke Wand aus, so erhalten wir pro
                              Quadratfuß 92 und 42 W. E., und für die diesen Wanddicken nach Fig. 4 und 5 entsprechenden
                              Außenflächen 6624 und 4410 W. E. Fassen wir nun die Ergebnisse für diese beiden
                              Wanddicken zusammen, so haben wir:
                           
                              
                                 Curve.
                                 Leitungsquotienten.
                                 pro1
                                    QuadratfußW. E.
                                 proOfenflächeW.
                                    E.
                                 
                              
                                 –
                                 1,600/0,0374
                                   42
                                   4410
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 1,600/0,084
                                   98
                                 10300
                                 
                              
                                 
                                    F
                                    
                                 0,8/0,31 + 0,3/0,024 + 0,5/0,31 = 1,6/0,098
                                 122
                                 12810
                                 
                              
                                 
                                    E
                                    
                                 0,8/0,31 + 0,3/0,024 + 0,5/0,5   = 1,6/0,1
                                 127
                                 13335
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                 1,6/0,31
                                 596
                                 62580
                                 
                              
                                 
                                    D
                                    
                                 0,8/0,31 +
                                    0,8/0,5                     =
                                    1,6/0,382
                                 840
                                 88200
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 1,6/0,5
                                        1360
                                    142800
                                 
                              
                                 =======
                                 
                                 ==========
                                 ========
                                 
                              
                                 –
                                 0,8/0,0374
                                   92
                                   6624
                                 
                              
                                 
                                    C
                                    
                                 0,8/0,084
                                 250
                                 18000
                                 
                              
                                 
                                    B
                                    
                                 0,8/0,31
                                        2071
                                    149112
                                 
                              
                                 
                                    A
                                    
                                 0,8/0,5
                                        6260
                                    440720
                                 
                              
                           Die Aequivalente an trockenem Holze für letztere Zahlen ergeben pro
                              
                           
                              
                                 16'' Wanddicke,
                                 intensive Feuerung,
                                 Pfd.  18;
                                 41;
                                 51;
                                 54;
                                 251;
                                 354
                                 u. 573
                                 
                              
                                   8'' Wanddicke,
                                 „
                                 Pfd.  27;
                                 72;
                                 –
                                 –
                                 599;
                                 –
                                 1770
                                 
                              
                                 16'' Wanddicke,
                                 Gasfeuerung,
                                 Pfd. 3,8;
                                 9;
                                 11;
                                 11,5;
                                 54;
                                 77;
                                 124
                                 
                              
                                   8'' Wanddicke,
                                 „
                                 Pfd. 5,7;
                                 15,6;
                                 –
                                 –
                                 129;
                                 –
                                 382.
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammenstellung der erhaltenen Resultate ersieht man, von wie großem
                              Belang das Durchleitungsvermögen des Materiales der Ofenwände ist, und zugleich
                              welche bedeutende Brennstoffersparniß durch gehörige Berücksichtigung dieser
                              Eigenschaft erreicht werden könnte.
                           
                           Es wird eine Zeit kommen, wo der Hüttenmann eben so gut sein Ofenbaumaterial auf
                              dessen Leitungsfähigkeit untersuchen wird, als er jetzt seine Erze der chemischen
                              Analyse unterzieht.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
