| Titel: | Neue Methode zur Bestimmung der Gerbsäure; von Carl Hammer. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. LXXXIII., S. 300 | 
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                        LXXXIII.
                        Neue Methode zur Bestimmung der Gerbsäure; von
                           Carl
                              Hammer.
                        Im Auszug aus dem Journal für praktische Chemie
                           Bd. LXXXI S. 159.
                        Hammer's Methode zur Bestimmung der Gerbsäure.
                        
                     
                        
                           Des Verfassers Methode zur Bestimmung der Gerbsäure beruht auf der Anwendung eines
                              eigens hierzu hergestellten Aräometers. Das Wesentliche der Methode liegt in der Art
                              und Weise, wie der Verfasser die Aräometerbestimmung unabhängig macht von Fehlern,
                              welche durch Gegenwart anderer Körper in einer Lösung hervortreten müssen. Derselbe
                              bestimmt nämlich zuerst das spec. Gewicht einer auch andere gelöste Substanzen
                              enthaltenden Gerbsäurelösung, entfernt dann den Gerbstoff allein und zwar so, daß
                              hierbei die Flüssigkeit weder verdünnt, noch sonst irgend verändert wird, und
                              bestimmt schließlich das spec. Gewicht wieder. Die erfolgende Abnahme des spec.
                              Gewichts muß nun proportional seyn dem vorhandenen Gehalte an Gerbsäure. Es bedarf
                              alsdann nur einer genauen Tabelle, welche die Beziehungen zwischen dem Gehalte und
                              dem spec. Gewichte der Gerbstofflösungen von verschiedener Concentration erkennen
                              läßt, um aus der gefundenen Differenz den Gerbstoffgehalt der Lösung sogleich zu
                              ermitteln. Der Verfasser bestimmte nun zuerst die spec. Gewichte reiner Gerbstofflösungen bei 15° Cels., und fand
                              folgende Werthe:
                           
                              
                                 Procente an reiner Gerbsäure.
                                 Spec. Gewichte bei 15° Cels.
                                 
                              
                                   1
                                 1,0040
                                 
                              
                                   2
                                 1,0080
                                 
                              
                                   3
                                 1,0120
                                 
                              
                                   4
                                 1,0160
                                 
                              
                                   5
                                 1,0201
                                 
                              
                                   6
                                 1,0242
                                 
                              
                                   7
                                 1,0283
                                 
                              
                                   8
                                 1,0325
                                 
                              
                                   9
                                 1,0367
                                 
                              
                                 10
                                 1,0409
                                 
                              
                           Mit Hülfe derselben kann man jede reine Gerbsäurelösung durch bloße Ermittelung ihres
                              spec. Gewichts sofort auf ihren Gehalt prüfen. Um diese Prüfungen bequemer und
                              rascher ausführbar zu machen, ließ der Verfasser vom Mechanicus Niemann in Alfeld ein Aräometer verfertigen, welches die
                              spec. Gewichte von 0 bis 1,0409 umfaßt. Die Scala desselben gibt statt der spec.
                              Gewichte die denselben entsprechenden Gerbstoffprocente unmittelbar an. Die zwischen
                              den Procentmaaßen befindlichen Zwischenräume sind in je 10 Theile getheilt, so daß
                              man die Zehntelprocente direct ablesen kann. Für den praktischen Gebrauch genügt
                              übrigens schon ein 1 bis 5 Procent Gerbstoff angebendes, aber auch in Zehntel
                              eingetheiltes Aräometer. Bei der Anwendung hat man darauf zu achten, daß die
                              Temperatur von 15° Cels. eingehalten wird.
                           Zur Entfernung der Gerbsäure aus ihrer wässerigen Lösung bedient man sich der
                              thierischen Haut. Ein bis zum Gerben vorbereitetes Stück (eine sogenannte Blöße)
                              wird so lange mit Wasser ausgewaschen, bis es nichts mehr an dasselbe abgibt,
                              alsdann auf einem Brete ausgespannt und in gelinder Wärme getrocknet. Die trockene
                              Haut verwandelt man dann mit einer rauhen Feile in ein grobes Pulver, welches sich
                              in verschlossenen Gefäßen unverändert aufbewahren läßt. Nach Versuchen gebraucht man
                              zur vollständigen Entfernung des Gerbstoffes aus einer wässerigen Lösung für je 1
                              Gewichtstheil desselben 4 Gewichtstheile Haut. – Kennt man den
                              Gerbstoffgehalt einer Lösung noch nicht, so betrachtet man das spec. Gewicht
                              derselben als von reinem Gerbstoffe bedingt, berechnet demgemäß die Hautmenge nach
                              dem obigen Verhältnisse und kann alsdann sicher seyn, daß dieselbe zur
                              Gerbstofffällung jedenfalls ausreicht. Nach dem annähernden Abwägen wird das
                              Hautpulver in Wasser eingeweicht und hierauf in einem leinenen Tuche zwischen den
                              Händen gut ausgepreßt, damit das anhängende Wasser die Lösung später nicht verdünne.
                              – Schüttelt man das so vorbereitete Hautpulver mit einer hinlänglich
                              verdünnten Gerbstofflösung kurze Zeit, so ist aller Gerbstoff gefällt; eine längere
                              Digestion ist somit, wenn auch nicht nachtheilig, so doch durchaus nicht nöthig.
                           Ausführung der Methode. Bei der praktischen Ausführung
                              der Methode hat man zunächst ins Auge zu fassen, daß man den zu bestimmenden
                              Gerbstoff in einer klaren und nicht zu verdünnten Lösung bekommt. Rinden oder
                              dergleichen kocht man daher im verkleinerten Zustande zunächst mit Wasser aus und
                              erschöpft sie hierauf vollständig in einem Verdrängungsapparate, –
                              eingetrocknete Pflanzensäfte reibt man mit Wasser in einer Reibschale ab, filtrirt
                              durch Leinwand und wäscht den Rückstand gut aus. Die auf die eine oder andere Weise
                              dargestellte Lösung muß gewogen werden, da die Kenntniß ihrer Quantität zur späteren
                              Berechnung des Procentgehaltes der zu untersuchenden Substanz erforderlich ist. Der
                              einfacheren Rechnung halber bringt man zweckmäßig das Gewicht der Flüssigkeit durch
                              Zusatz von Wasser auf eine runde Zahl von Grammen und mischt alsdann die Lösung
                              gleichförmig.
                           
                           Man füllt mit dieser Flüssigkeit den zum Aräometer gehörenden Cylinder an. War
                              derselbe nicht vollständig trocken, so spült man ihn zuvor mit der zu prüfenden
                              gerbsäurehaltigen Lösung selbst aus. Nachdem man die Spindel eingesenkt und etwaige
                              Luftbläschen entfernt hat, bringt man das Auge in eine Ebene mit dem unteren Rande
                              des Meniscus der Flüssigkeit und liest die Grade ab.
                           Jetzt wägt man in einem trockenen oder mit der gerbsäurehaltigen Flüssigkeit
                              ausgespülten Kolben etwas mehr von derselben ab, als man braucht, um den Cylinder
                              des Aräometers zu füllen, setzt die mehrfache Menge des aus dem gefundenen spec.
                              Gewichte für die abgewogene Flüssigkeitsmenge berechneten Gerbstoffs an Haut zu,
                              verschließt den Kolben und schüttelt tüchtig. Die Abwägungen der Haut und der damit
                              auszufällenden Flüssigkeit brauchen nur annähernd zu seyn.
                           Man filtrirt nun die vom Gerbstoffe befreite Lösung durch ein leinenes Tuch geradezu
                              in den Cylinder des Aräometers. Ist derselbe nicht ausgetrocknet, so spült man ihn
                              mit den ersten Portionen des Filtrates aus. Nach Einsenkung der Spindel liest man
                              sodann wie oben ab.
                           War das Aräometer ein solches wie es oben beschrieben wurde, d.h. ein
                              Gerbstoff-Procentaräometer, so bezeichnet die Differenz der beiden Ablesungen
                              unmittelbar den Gerbstoffgehalt der untersuchten Lösung; – gab dagegen das
                              Aräometer das spec. Gewicht an oder bestimmte man dieß
                              mittelst eines Pyknometers, so addirt man zu der Differenz der spec. Gewichte die
                              Zahl 1, und sucht für die so erhaltene Zahl den entsprechenden Procentgehalt an
                              Gerbstoff in der Tabelle.