| Titel: | Chemische Beobachtungen von Prof. C. Brunner. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XCVII., S. 356 | 
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                        XCVII.
                        Chemische Beobachtungen von Prof. C. Brunner.
                        Vorgetragen in der naturforschenden Gesellschaft
                                 zu Bern den 15. December 1860.
                        Brunner's chemische Beobachtungen.
                        
                     
                        
                           1) Bereitung der rauchenden
                                 Salpetersäure.
                           Die in allen Handbüchern zu dieser Bereitung enthaltene Vorschrift geht darauf
                              hinaus, Salpeter mit einer Quantität Schwefelsäure zu destilliren, welche die zur
                              Bildung von einfach-schwefelsaurem Kali erforderliche Menge nur wenig
                              übersteigt. Dabei wird, besonders gegen das Ende der Destillation, ein Antheil
                              Salpetersäure durch die etwas hohe Temperatur zersetzt und liefert theils
                              Untersalpetersäure, theils salpetrige Säure, wodurch die überdestillirte
                              Salpetersäure die bekannte rothe Färbung und rauchende Eigenschaft erhält. Allein
                              auch bei Anwendung eines Ueberschusses von Schwefelsäure nach der jetzt allgemein
                              üblichen Methode der Salpetersäurebereitung, da man ungefähr gleiche Theile
                              Schwefelsäure und Salpeter anwendet, entsteht eine ganz kleine Menge rauchender
                              Salpetersäure, von welcher man das Destillat durch mäßige Erwärmung zu befreien
                              pflegt.
                           Setzt man bei der gewöhnlichen Darstellung bei der Salpetersäure einen Körper zu,
                              welcher zersetzend auf dieselbe einwirkt, so erhält man von Anfang an rothe
                              rauchende Säure. Zu diesem Ende wandte ich früher einen Zusatz von Schwefel an.Polytechn.Poytytechn. Journal Bd. CXXXII S.
                                       155. Da jedoch die auf solche Art bereitete Säure immer einen kleinen Antheil
                              Schwefelsäure enthält, von welcher sie durch Rectificiren befreit werden muß, so
                              ergab sich seither als zweckmäßiger, die reducirende Wirkung durch einen organischen
                              Körper zu veranlassen. Ein gutes Verhältniß ist folgendes:
                           100 Salpeter werden mit 3,5 Stärkemehl zerrieben, das Gemenge in eine Retorte gefüllt
                              und mit 100 englischer Schwefelsäure von 1,85 spec. Gew. übergossen. Die Mündung der
                              Retorte wird in eine 3–4 Fuß lange Glasröhre gesteckt (ohne alle Verkittung),
                              so daß diese die Verlängerung des Retortenhalses bildet und diese ebenso in eine
                              gewöhnliche tubulirte Vorlage, welche gut abgekühlt ist. Die Destillation beginnt
                              gewöhnlich schon ohne Erwärmung, durch sehr gelinde Erwärmung wird sie beendigt. 100
                              Salpeter liefern auf diese Art ungefähr 60 vollkommen reine stark roth gefärbte
                              rauchende Säure.
                           Zu empfehlen ist es, eine Retorte zu wählen, in welcher das ursprünglich eingefüllte
                              Gemenge nur 1/3 des Raumes einnimmt.
                           
                        
                           2) Bereitung des antimonsauren
                                 Kalis.
                           Die Bereitung des antimonsauren Kalis zum Behufe der Anwendung als Reagens dürfte am
                              leichtesten auf folgende Art geschehen.
                           Man trägt in kleinen Antheilen ein Gemenge aus gleichen Theilen gepülverten
                              Brechweinstein und Salpeter in einen glühenden Tiegel ein. Nachdem die Masse
                              verbrannt ist, wird noch 1/4 Stunde mäßig geglüht, wobei sie Anfangs etwas schäumt,
                              zuletzt aber ruhig fließt. Man nimmt nun den Tiegel aus dem Feuer und zieht nach
                              hinlänglichem Erkalten die Masse mit warmem Wasser aus. Sie läßt sich leicht
                              herausspülen und setzt nun ein schweres weißes Pulver ab, von welchem die
                              Flüssigkeit abgegossen wird. Man concentrirt sie nun durch Abdampfen. Nach
                              1–2 Tagen setzt sich eine teigartige Masse daraus ab, welche mit dem ersten
                              erhaltenen Pulver vereinigt und auf Fließpapier getrocknet wird. – Aus 100
                              Brechweinstein wird ungefähr 36 des genannten Salzes erhalten.
                           
                        
                           3) Darstellung des metallischen
                                 Chroms.
                           Die Darstellung des metallischen Chroms geschieht bekanntlich nach der unlängst von
                              Wöhler angegebenen Methode durch Reduction des
                              Chromchlorids mittelst metallischen Zinks. Da die Bereitung jenes Salzes nicht ohne Schwierigkeit ist, so
                              wandte ich folgendes Verfahren an, welches ein gutes Resultat gab:
                           30 Theile zerriebenes doppelt-chromsaures Kali,
                           40 Schwefel,
                           50 wasserfreies kohlensaures Natron,
                           werden in einem bedeckten hessischen Tiegel ungefähr eine
                              Stunde lang mäßig geglüht. Nach dem Erkalten zieht man die Masse mit warmem Wasser
                              aus. Aus der erhaltenen Natronschwefelleberlösung setzt sich ein schweres,
                              gewöhnlich etwas krystallinisches, theilweise auch amorphes Pulver, Schwefelchrom,
                              ab, welches vollkommen ausgewaschen und getrocknet wird. Die Menge desselben beträgt
                              26–27.
                           Um dieses Präparat in Chromchlorid zu verwandeln, füllt man es in eine böhmische
                              Glasröhre (eine sogenannte Verbrennungsröhre) und läßt bei kaum anfangender
                              Glühhitze einen anhaltenden Strom getrockneten Chlorgases hindurch streichen.
                              Chlorschwefel destillirt ab und Chromchlorid bleibt in dem Apparate. Da dieses etwas
                              zusammenbackt, so entgeht bei der Operation ein Theil des Schwefelchroms der
                              Einwirkung. Man zieht nun mit einem etwas starken, am Ende hakenförmig gebogenen
                              Messingdraht das gebildete Salz heraus, zerreibt es und behandelt es noch einmal
                              ebenso. Die Beendigung der Operation ergibt sich aus der Beschaffenheit des
                              Präparates. Es muß dasselbe ein gleichförmiges, hell violettes, krystallinisch
                              blättriges, etwas weich anzufühlendes Pulver darstellen; in Wasser darf sich nur
                              wenig davon auflösen. Sollte im Gegentheil eine merkliche Menge davon (mit grüner
                              Farbe) gelöst werden, so muß das erhaltene Präparat nach vorherigem Zerreiben noch
                              einmal mit Chlorgas behandelt werden. Zuletzt wascht man es mit Wasser aus.
                           Das so dargestellte Chlorid gab, nach Wöhler's Vorschrift
                              mit Zink behandelt, metallisches Chrom in kleinen, aber sehr deutlichen
                              Krystallen.
                           
                        
                           4) Die unterchlorige Säure als
                                 Oxydations- und Aufschließungsmittel.
                           In dem Verlaufe der eben angeführten Versuche über Chrom wurde die Erfahrung gemacht,
                              daß Chromoxyd durch Einwirkung von unterchloriger Säure in statu nascente ungemein leicht in Chromsäure verwandelt wird. Dieses
                              führte auf eine Behandlung des Chromeisensteins zum Behuf seiner Analyse, welche
                              ebenso leicht als sicher zum Ziele führt. Dieselbe besteht in Folgendem:
                           
                           Man macht ein Gemenge des möglichst fein gepülverten (am besten geschlämmten)
                              Minerals mit seinem achtfachen Gewichte zerriebenem chlorsauren Kali, übergießt
                              dieses in einem Gefäße mit möglichst flachem Boden mit einer erkalteten Mischung aus
                              zwei Volumtheilen gewöhnlicher (englischer) Schwefelsäure und ein Volum Wasser und
                              läßt es leicht bedeckt 24 Stunden lang bei gewöhnlicher Temperatur stehen, wobei es
                              einige Male mit einem Glasstabe aufgerührt wird. Nach dieser Zeit wird das Gemenge
                              zur Beendigung der Wirkung gelinde erwärmt. Es erscheint nun gewöhnlich vollkommen
                              zersetzt und in der breiartigen Masse sind Krystalle von Chromsäure sichtbar. Man
                              verdünnt nun mit Wasser und läßt einige Zeit bei gelinder Wärme digeriren. Alles
                              löst sich auf bis auf einen geringen Rückstand von Kieselerde, welche auf das Filter
                              gebracht und ausgewaschen wird. Sollte dieselbe nicht vollkommen weiß erscheinen,
                              welches der Fall seyn kann, wenn das Mineral nicht sehr fein gepülvert war, so wird
                              sie noch einmal der nämlichen Behandlung mit chlorsaurem Kali und Schwefelsäure
                              unterworfen.
                           Zu bemerken ist dabei, daß während der Digestion keine Erwärmung anzuwenden ist.
                              Abgesehen davon, daß hiedurch kleine, obgleich ungefährliche Explosionen, die leicht
                              einen Verlust herbeiführen, veranlaßt werden, so wird auch die freiwerdende
                              unterchlorige Säure unnützer Weise ausgetrieben. Auch ist anzurathen, die
                              Schwefelsäure in zwei Antheilen, den zweiten etwa 2–3 Stunden nach dem
                              ersten, zuzusetzen. Auf 1 Gramm des Minerals sind 15 K. C. der in oben angeführtem
                              Verhältnisse verdünnten Säure hinreichend.
                           Die weitere Analyse der so erhaltenen Auflösung kann nun nach einer der bekannten
                              Methoden geschehen. Vielleicht möchte die folgende die passendste seyn.
                           Man übersättigt die Flüssigkeit mit Ammoniak bei gelinder Wärme. Der entstehende
                              Niederschlag, welcher nebst dem Eisenoxyd und der Thonerde eine Spur Chromsäure
                              enthält, die ihm durch Auswaschen nicht entzogen werden kann, wird im Platintiegel
                              mit kohlensaurem Natron und ganz wenig Salpeter leicht geglüht, die durch Ausziehen
                              der erkalteten Masse mit Wasser erhaltene, schwach gelblich gefärbte Flüssigkeit der
                              ersten mit Ammoniak gefällten zugesetzt, diese nun mit Salpetersäure übersättigt,
                              die Chromsäure durch Digeriren mit schwefliger Säure in Oxyd reducirt und hierauf
                              als solches in der Wärme mit Ammoniak niedergeschlagen.
                           Die Zerlegung des zuerst erhaltenen eisenoxydhaltigen Niederschlages geschieht auf
                              die bekannte Art.
                           Ebenso wie Chromeisenstein können noch andere Mineralien mit Vortheil durch dieses
                              Verfahren aufgeschlossen werden, wie z.B. MolybdänglanzUm den Molybdänglanz zu pülvern, zerreibt man ihn in einer Achatschale mit
                                    seinem doppelten Volum Quarz. Bei quantitativen Bestimmungen müßte der
                                    letztere gewogen und nachher als Kieselerde in Abzug gebracht werden., Uranpecherz. Zu bemerken ist jedoch, daß bei manchen ein anderes
                              Verdünnungsverhältniß der Schwefelsäure erforderlich ist, welches durch einen
                              vorläufigen Versuch mit einer nur kleinen Menge aufgesucht werden muß. Uebergießt
                              man nämlich die eben genannten mit einer nach dem obigen Verhältniß verdünnten
                              Säure, so entstehen sogleich ziemlich heftige Explosionen. Nimmt man aber
                              Schwefelsäure, die mit ihrem zweibis dreifachen Volum Wasser verdünnt worden, so
                              geschieht die Zersetzung vollkommen ruhig.
                           Es ist wohl anzunehmen, daß von diesem Verfahren noch weitere Anwendungen gemacht
                              werden könnten.