| Titel: | Verfahren der Stahlerzeugung, von A. K. Eaton in New-York. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. XCIX., S. 371 | 
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                        XCIX.
                        Verfahren der Stahlerzeugung, von A. K. Eaton in
                           New-York.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1861, S. 70.
                        Eaton's Verfahren der Stahlerzeugung.
                        
                     
                        
                           Diese Methode (patentirt in England am 25. April
                                 1860) bezweckt die Darstellung von Stahl aus Gußeisen in folgender
                              Weise:
                           Man packt Gußeisen in Gestalt von dünnen Stäben oder Platten mit soviel Soda
                              (kohlensaurem Natron), daß dieselben beim Schmelzen der Soda vollkommen bedeckt
                              werden, in eine schmiedeeiserne Büchse. Das Ganze wird hierauf mehrere Stunden lang,
                              je nach der Dicke der Stäbe, der hellen Rothglühhitze ausgesetzt.
                           Die Soda wirkt zugleich als Reinigungs- und als Entkohlungsmittel des Eisens.
                              Der Kohlenstoff geht als Kohlenoxyd weg, Natrium wird verflüchtigt und kann unter
                              sauerstofffreien Flüssigkeiten (z.B. geschmolzenem Paraffin) aufgefangen werden.
                              Doch ist es zweckmäßiger, das Natrium sich wieder oxydiren zu lassen, indem man den
                              dazu erforderlichen Sauerstoff durch eine kleine Oeffnung eintreten und die Soda
                              sich so wiedererzeugen läßt. Die Operation wird in demjenigen Punkte unterbrochen,
                              wo die zur Stahlbildung erforderliche Kohlenstoffmenge noch vorhanden ist.
                           Die Unreinheiten des Gußeisens, wie Silicium, Schwefel, Phosphor werden ebenfalls
                              entfernt, indem sich nach beendigtem Proceß Natronsilicat, Schwefel- und
                              Phosphornatrium vorfinden.
                           Der Fortgang und die Beendigung des Processes kann von Zeit zu Zeit durch
                              Herausnehmen eines Stabes und Prüfung desselben controlirt werden.
                           Statt Soda kann auch Potasche genommen werden. Bisweilen ist das leichter schmelzbare
                              Gemisch aus Soda und Potasche, im Verhältniß der Aequivalente, vorzuziehen. Auch
                              kann man Eisen- und Zinkoxyd zugleich anwenden. Natron- und Kalihydrat
                              können zwar ebenfalls, aber mit weniger Vortheil gebraucht werden.
                           Ist das kohlensaure Natron durch wiederholten Gebrauch zu unrein geworden, so kann
                              man es reinigen, indem man es pulvert, mit Sägespänen mischt, zum Rothglühen erhitzt
                              und nach dem Erkalten umkrystallisirt.
                           
                           Die erhaltenen Stahlstäbe können entweder direct unter dem Hammer verarbeitet oder
                              geschmolzen, in Blöcke gegossen und dann unter den Hammer gebracht werden.
                           Die Vortheile dieses Verfahrens sind: Erzeugung einer gleichmäßigen Waare,
                              vollständige Entfernung von Schwefel, Phosphor, Silicium u.s.w.; bedeutende
                              Verminderung der Kosten für Darstellung gewöhnlichen und besseren Stahls.Das Verfahren des Patentträgers ist lediglich eine Anwendung der Resultate,
                                    welche C. Tissier im J. 1857 bei seinen Versuchen
                                    über die Einwirkung des kohlensauren Natrons auf Gußeisen bei hoher
                                    Temperatur erhielt; man s. polytechn. Journal Bd. CXLVI S. 118. Tissier fand, daß das kohlensaure Natron bei
                                    lebhafter Rothglühhitze dem Gußeisen den Kohlenstoff und das Silicium
                                    (selbstverständlich auch den Phosphor und Schwefel) entzieht, und die
                                    Gußeisenstücke ohne Formveränderung in Stahl und darauf in Schmiedeeisen
                                    verwandelt.A. d. Red.