| Titel: | Verfahren zur Fabrication von Ammoniak mittelst des Stickstoffs der Luft; als Mittheilung patentirt für W. Clark in London. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. C., S. 372 | 
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                        C.
                        Verfahren zur Fabrication von Ammoniak mittelst
                           des Stickstoffs der Luft; als Mittheilung patentirt für W. Clark in London.
                        Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Januar
                              1861, S. 67.
                        Clark's Verfahren zur Fabrication von Ammoniak mittelst des
                           Stickstoffs der Luft.
                        
                     
                        
                           Durch dieses Verfahren (patentirt in England am 24.
                                 April 1860) soll der Stickstoff der Luft zur künstlichen Erzeugung von
                              Ammoniak benützt und mithin die Möglichkeit gegeben werden, nach Maaßgabe des
                              Bedürfnisses überall Ammoniaksalze, namentlich zu Düngesubstanzen,
                              darzustellen.Das patentirte Verfahren ist die Methode von Margueritte und de Sourdeval; man s.
                                    polytechn. Journal Bd. CLVII S. 316,
                                    wo auch die Theorie dieses Verfahrens mitgetheilt ist.
                              
                           Man calcinirt zunächst kohlensauren Baryt (entweder natürlichen oder künstlich durch
                              Fällung dargestellten) in einem irdenen Tiegel mit einem Zusatz von 20–30
                              Proc. eingedicktem SteinkohlentheerDurch verdickten Steinkohlentheer (Kohlentheerpech) erfolgt die Reduction des
                                    kohlensauren Baryts sehr leicht und dieses Gemisch ist daher zur technischen
                                    Darstellung des caustischen Baryts sehr zu empfehlen, wie Barreswil im Répertoire de Chimie appliquée, Juni 1860, S. 160
                                    bestätigt.A. d. Red., nebst einer gewissen Menge Sägespäne, um die Masse zu zertheilen und porös
                              zu machen. Ist auf diese Weise caustischer Baryt erhalten, so wird der Tiegel vom
                              Feuer genommen und bis zum dunklen Rothglühen erkalten gelassen, worauf man ihn in
                              Wasser von 100° C. eintaucht. Dieses dringt allmählich durch die Poren des Tiegels ein,
                              worauf der gebildete Dampf mit dem Inhalt desselben in Wechselwirkung tritt. Anfangs
                              entwickelt sich brennbares Gas, dann sinkt die Temperatur und es beginnt, am Geruch
                              kenntlich, die Entwickelung von Ammoniak. In diesem Augenblick öffnet man den
                              Tiegel, die Luft tritt ein und wirkt ihrerseits auf den Inhalt. Die Kohle oxydirt
                              sich, der Baryt verbindet sich mit dem Wasser, und dadurch bleibt während einer
                              starken Ammoniakentwickelung die Temperatur auf der Rothglühhitze erhalten. Man
                              stellt das Ganze in einen geschlossenen Raum, damit man durch eine Pumpe oder einen
                              Exhaustor das Ammoniak ableiten und mittelst gesäuerten Wassers, Eisenvitriol,
                              Manganchlorür oder dgl. absorbiren lassen kann.
                           Das Verfahren kann auch in abgeänderter Weise ausgeführt werden: Man calcinirt das
                              erwähnte Gemisch in einer thönernen oder eisernen Retorte, läßt wie oben gesagt,
                              abkühlen und dann einen Strom Luft einströmen, der vorher mit Wasserdampf gesättigt
                              worden ist, indem man ihn über kochendes Wasser hat streichen lassen. Ist die
                              Temperatur zu hoch, so entwickelt sich nur Wasserstoff und andere brennbare Gase;
                              aber etwas unter 300° C. entwickelt sich augenblicklich Ammoniak. Hat das
                              aufgehört, so öffnet man die Register der Feuerung und erhitzt die Retorte bis zum
                              hellen Rothglühen, ohne sie zu entleeren; dadurch wird die Masse in derselben wieder
                              zur Entwickelung von Ammoniak unter den vorher angegebenen Umständen tauglich und
                              kann auf diese Weise eine gewisse Zeit lang immer wieder benützt werden. Da jedoch
                              jedesmal ein Theil des kohlensauren Baryts und Barythydrats reducirt und Kohle
                              verbrannt wird, so wird das Gemisch endlich unbrauchbar und es muß ihm dann von der
                              ursprünglichen Mischung zugesetzt werden. Beim Baryt findet indessen ein wirklicher
                              Materialverbrauch nicht statt.
                           Nachdem ich anfangs Luft angewandt hatte, kam ich natürlich auch auf den Gedanken,
                              Stickstoff oder von ihrem Sauerstoff befreite Luft anzuwenden. Ich stelle reinen
                              Stickstoff dar durch Ueberleiten von glühender Luft über Eisen- oder
                              Kupferfeilspäne, oder über Schwefelcalcium, welches stets durch Calciniren mit Kohle
                              wiederbelebt werden kann. Auch wende ich Luft an, welche mit einem Ueberschuß von
                              Holzkohlen geglüht worden ist und weder Sauerstoff noch Kohlensäure mehr enthält.
                              Stickstoff scheint der Luft vorzuziehen zu seyn, da die Gegenwart von Sauerstoff die
                              Entwickelung von Ammoniak vermindert, indem er durch Bildung von Kohlensäure die
                              Wirkung des Barythydrats schwächt; der Sauerstoff verbindet sich auch mit dem
                              Stickstoff und dem durch Zersetzung des Wasserdampfes erzeugten Wasserstoff.