| Titel: | Ueber die Darstellung des Anilinroths nach Hofmann's Methode; von Monnet und Dury in Lyon. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. CIV., S. 392 | 
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                        CIV.
                        Ueber die Darstellung des Anilinroths nach
                           Hofmann's Methode; von
                           Monnet und Dury in Lyon.
                        Aus dem Répertoire de Chimie appliquée,
                              Januar 1861, S. 12.
                        Monnet, über die Darstellung des Anilinroths nach Hofmann's
                           Methode.
                        
                     
                        
                           Die geeignetsten Verhältnisse zur Gewinnung des Fuchsins sind 1
                              Zweifach-Chlorkohlenstoff auf 4 Anilin, beide Körper in wasserfreiem
                              Zustande. 1 Kilogramm von diesem Gemisch wurde in einen Kolben gebracht, welcher aus
                              dickem und mit Blei plattirtem Kupfer bestand; derselbe war mit einem
                              Sicherheitsventil versehen, welches sich bei einem Druck von 6 Atmosphären öffnete.
                              Man erhitzt im Oelbade auf 116 bis 118° C.; bei dieser Temperatur beginnt die
                              Reaction. In diesem Zeitpunkt hat man den Maximumdruck im Behälter. Wenn man besorgt
                              war, die Temperatur des Oelbades langsam zu erhöhen und 118° C. nicht zu
                              überschreiten, so spielt das Sicherheitsventil nicht oder läßt kaum einige schwache
                              Dämpfe entweichen; einige Minuten später hört der Druck ganz auf, das Gewicht am
                              Hebel des Sicherheitsventils kann weggenommen werden, ohne daß Dämpfe entweichen. Um
                              die Umwandlung vollends zu bewerkstelligen, erhöht man die Temperatur des Oelbades
                              einige Minuten lang auf 170 bis 180° C.
                           Wenn man sehr im Großen arbeitet, kann man das (übrigens nicht kostspielige) Oelbad
                              durch einen Dampfstrom von 118 bis 120° ersetzen, und die Operation über
                              freiem Feuer oder mittelst überhitzten Dampfes beendigen; den kupfernen Kolben kann
                              man dabei durch einen schmiedeeisernen, mit Blei ausgefütterten Kessel ersetzen. Der
                              Maximumdruck bei dem beschriebenen Verfahren ist nicht höher als derjenige in
                              unseren Locomotivkesseln.
                           Bevor der Kolben erkaltet ist, nimmt man den syrupartigen Inhalt heraus, welcher beim
                              Erkalten zu einer festen Masse gesteht, die durch das geringste Erwärmen weich wird.
                              Im durchgehenden Lichte betrachtet, erscheint dieser Körper roth, in Masse ist er
                              schwarz.
                           
                           Das rohe Roth, mit einer großen Menge kochenden Wassers behandelt, gibt die
                              prachtvolle carmoisinrothe Lösung, deren Hofmann erwähnt.
                              Diese Flüssigkeit kann direct färben.
                           Es sind mehrere Digestionen in viel kochendem Wasser erforderlich, um dem Rohmaterial
                              allen seinen Farbstoff zu entziehen; wir empfehlen jedoch, die erste Lösung nur mit
                              sehr wenig Wasser (dem 5 bis 6fachen Gewicht des rohen Roths) zu machen und sie
                              wegzugießen, denn sie ist weniger schön als die folgenden; sie enthält fast alles
                              bei der Reaction entstandene chlorwasserstoffsaure Anilin.
                           Wenn die Operation gehörig durchgeführt wurde, löst das kochende Wasser fast Alles
                              auf, es bleibt nur ein geringer Rückstand, welcher freie Kohle zu enthalten scheint.
                              Die wässerige Lösung enthält außer dem rothen Farbstoff auch die von Hofmann entdeckte Base. Da dieselbe im käuflichen Benzin
                              löslich ist, so läßt sie sich leicht absondern. Wenn man die carmoisinrothe
                              wässerige Lösung stark eindampft, und in der Kälte eine kleine Menge neutrales
                              weinsaures Kali zusetzt, so wird der Farbstoff gefällt, wobei er einen Theil der
                              weißen Vase mit sich reißt; der Niederschlag wird mit sehr wenig kaltem Wasser
                              gewaschen, hernach in sehr gelinder Wärme getrocknet. Eine oder zwei Digestionen in
                              Benzin scheiden den fremdartigen Körper ab.
                           Ran kann den feuchten Niederschlag auch mit concentrirtem Ammoniak behandeln, welches
                              nur das Roth auflöst. Wenn man die farblose Lösung hernach kochen läßt, so erscheint
                              die rothe Farbe in ihrer ganzen Stärke wieder, nachdem alles Ammoniak ausgetrieben
                              ist.
                           Die wässerige Lösung des rothen Farbstoffs ertheilt den Geweben prachtvolle Farben,
                              welche vollkommen mit denjenigen übereinstimmen, die man mit einem vom weinrothen
                              Farbstoff gereinigten Fuchsin erhält.
                           Aus Vorstehendem ersieht man, daß sich Hofmann's Verfahren
                              sehr wohl im Großen zur Darstellung des Anilinroths anwenden läßt.
                           Der Zweifach-Chlorkohlenstoff ist leicht zu bereiten und wohlfeiler als das
                              Zinnchlorid. Wenn man ihn im Großen fabricirt, überschreiten seine Gestehungskosten
                              nicht 15 bis 18 Fr. per Kilogramm; und nehmen wir den
                              Preis des Anilins zu 25 Fr. das Kilogramm an, so würden die Gestehungskosten des Hofmann'schen Anilinroths 32 Fr. nicht überschreiten.