| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 75 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Lenoir's Gasmaschine.
                           Hr. Dr. Wilhelm v. Schwarz in Paris hat im württembergischen Gewerbeblatt
                              Nr. 49 vom 2. December 1860 einen Bericht über den gegenwärtigen Standpunkt der Lenoir'schen Gasmaschine erstattet, welchem wir Folgendes
                              entnehmen:
                           Lenoir ist zur Verbesserung und Vervollkommnung seiner
                              Gasmaschine mit dem Maschinenfabrikanten Hyppolite Marinoni in Paris in Verbindung getreten, einem tüchtigen vielerfahrenen
                              Praktiker von seltener Geduld und Ausdauer in Verfolgung selbstgesteckter Ziele.
                              Seine vielseitigen und mühsamen, mit großen Opfern an Zeit und noch größeren an Geld
                              ununterbrochen fortgesetzten Versuche haben endlich die vollständige und praktische
                              Lösung des Problems in einer Weise gesichert, die jeden Zweifel entfernt. Marinoni hat nämlich seit vollen vier Wochen in seinen
                              Maschinenwerkstätten (Rue de Vaugirard, Faubourg St. Germain,
                                 Nr. 67) Tag für Tag einen Gasmotor von 8 Pferdekräften im Gange, welcher
                              seine sämmtlichen Hülfsmaschinen, als 1 Ventilator für 6 Schmiedefeuer, 10
                              Drehbänke, 3 Bohrmaschinen, 1 Hobelmaschine, 1 Lochmaschine und 2 Schleifsteine
                              treibt. Der Verbrauch an Leuchtgas (6 Proc. Gas mit 94 Proc. atmosphärischer Luft)
                              beträgt 800 Liter pro Stunde und pro Pferdekraft (1000 Liter = 1 Kubikmeter, der von der Pariser
                              Gascompagnie zu 30 Centimes geliefert wird).
                           Nebst diesem größeren Gasmotor hat Marinoni bereits 12
                              kleinere Gasmaschinen seiner neuen Construction von 1, 2, 3 und 4 Pferdekräften
                              abgeliefert, worunter eine nach St. Petersburg, eine zweite nach Amsterdam und vier
                              nach Madrid. 30 Motoren neuer Construction von 1/2 bis 4 Pferdekräften sind in den
                              Marinoni'schen Werkstätten eben im Baue; 64 neue
                              Bestellungen liegen vor.
                           Von den in den Pariser Gewerben bis heute in Anwendung stehenden Gasmaschinen bietet
                              die bei Hrn. Barvajel, einem Fabrikanten von
                              Posamentirwaaren, besonderes Interesse, weil sie die großen Vorzüge und Vortheile
                              der Erfindung für die Kleingewerbe und die Industrie in den Städten zur vollen
                              Evidenz nachweist. Die Werkstätten des Hrn. Barvajel (rue St. Sauveur Nr. 22) liegen z.B. in einem der
                              dichtbevölkertsten Stadttheile von Paris, in einem von 18 Wohnpartien, meist kleinen
                              Gewerbsleuten, bewohnten Miethhause. Die Gasmaschine arbeitet ohne Lärmen und
                              Geräusch (die Auszugsröhre der benützten Gase geht durch eine kleine Fensteröffnung
                              auf die Straße) und ersetzt zwei Taglöhner, welche täglich während 10 Arbeitsstunden
                              2 große Treibräder zu drehen hatten, um eine Neihe von Garnweisen, Börtelstühle u.
                              dgl. Maschinen in Bewegung zu setzen. Diese beiden Taglöhner wurden mit 6 Fr. pro Tag bezahlt; die Gasmaschine consumirt 8 Kubikmeter
                              Gas in 10 Arbeitsstunden, welche 2 Fr. 40 Cent. kosten. Das Product der
                              Arbeitsmaschinen hat sich überdieß seit Ersatz der Radtreiber durch die Gasmaschine,
                              des gleichförmigeren und regelmäßigeren Ganges wegen, um 25 Proc., somit um ein
                              Viertel pro Tag vermehrt. Hr. Barvajel schätzt daher heute schon die durch Einführung der Gasmaschine in
                              seinem Geschäfte erzielte Ersparniß auf 6 Fr. pro Tag,
                              somit auf 180 Fr. pro Monat, und er ist überzeugt, daß
                              er die Anzahl seiner Arbeitsmaschinen nöthigenfalls verdoppeln könnte, ohne viel
                              mehr Gas zu consumiren. Ein weiterer Gewinn, welchen Hr. Barvajel hervorhebt, besteht in der großen Raumersparniß, welche durch die
                              Beseitigung der Treibräder erzielt wurde. Eine Lenoir'sche Gasmaschine nach der neuen Marinoni'schen Construction von 1/2 Pferdekraft nimmt nur 70 Kubikcentimeter
                              Raum ein, und wiegt nur 100 Kilogr.; eine Maschine von 1 Pferdekraft wiegt 185
                              Kilogr. (mit allem Zubehör) und erfordert nur einen Raum von einem Kubikmeter. Die
                              Gasmaschine erwärmt endlich nicht nur die Werkstätte des Hrn. Barvajel, sondern sie liefert täglich noch ohne weitere Auslagen 50 Liter
                              warmes Wasser zu 50 bis 60° C. Nach der gegenwärtigen Construction Marinoni's genügt nämlich diese Quantität kalten Wassers
                              vollkommen zur Abkühlung des Cylinders der Gasmaschine während 10 Stunden.
                           Die Gesellschaft Lenoir (Société
                              Lénoir
                              et
                              Comp.) garantirt für die Nutzleistung, die gute
                              Ausführung und den guten Gang der gelieferten Gasmaschinen, und übernimmt unter
                              diesen Bedingungen jede Bestellung auf Gasmaschinen von 1/2 bis 20 Pferdekräften; sie hat zu diesem
                              Ende den nachstehenden Preis-Courant ausgegeben, und errichtet so eben mit
                              Hrn. Marioni in der Avenue de
                                 Saxe eine eigene auf 250 Arbeiter berechnete Fabrik zur ausschließlichen
                              Erzeugung der neuen Gasmaschinen.
                           Preis-Courant.
                           
                              
                                 Kraft der Maschinen.
                                 Geliefert und aufgestelltin Paris.
                                 Geliefert und aufgestelltin den
                                    Departements.
                                 
                              
                                 1/2 Pferdekraft
                                      900 Fr.
                                  1,100 Fr.
                                 
                              
                                        1
                                           „
                                 1,350  „
                                 1,500  „
                                 
                              
                                        2
                                           „
                                 1,910  „
                                 2,110  „
                                 
                              
                                        3
                                           „
                                 2,470  „
                                 2,670  „
                                 
                              
                                        4
                                           „
                                 3,030  „
                                 3,230  „
                                 
                              
                                        6
                                           „
                                 4,200  „
                                 4,500  „
                                 
                              
                                        8
                                           „
                                 5,370  „
                                 5,720  „
                                 
                              
                                      10
                                           „
                                 6,540  „
                                 6,940  „
                                 
                              
                                      12
                                           „
                                 7,760  „
                                 8,110  „
                                 
                              
                                      15
                                           „
                                 9,490  „
                                 9,990  „
                                 
                              
                                      20
                                           „
                                 11,930  „  
                                 12,630  „  
                                 
                              
                           
                        
                           Neues Vorkommen von Wismuth.
                           Nach dem Min. Journal, p. 120, ist auf der Atlasgrube der
                              Süd-Devon-Eisen- und Bergbaugesellschaft in neuerer Zeit ein 3
                              Fuß mächtiger Gang aufgeschlossen worden, der durchweg mit einem weißen,
                              metallischen Mineral durchsetzt war, welches dem Bleiglanze sehr ähnlich erschien.
                              Nach der Untersuchung des Hrn. Harris besteht dasselbe
                              aus metallischem Wismuth, welches ungefähr 1/16 der
                              Gangmasse ausmacht. Da darnach in einem englischen Fathom etwa 1/2 Tonne enthalten
                              ist und da ferner das Pfund Wismuth 5 Sh. oder 1 2/3 Thlr. kostet, so ist der Ertrag
                              eines Fathoms 300 Pfd. Sterl. oder gegen 2000 Thlr. Der Gang wird gegenwärtig
                              verfolgt und liefert fortwährend ein günstiges Resultat. Es liegt hier jedenfalls
                              eine der interessantesten und werthvollsten Entdeckungen vor. (Wochenschrift des
                              schlesichen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860.)
                           
                        
                           Tarnowitzer Blei, specifisches Gewicht desselben.
                           Von dem kgl. Artilleriedepot in Breslau waren ziemlich bedeutende Lieferungen von
                              Blei anzunehmen, welches nach der gegebenen Instruction nicht allein weich und
                              geschmeidig seyn, sondern auch ein spec. Gewicht von mindestens 11,20 zeigen sollte.
                              Da in letzterer Beziehung Zweifel entstanden, wurde der Unterzeichnete aufgefordert,
                              die specifischen Gewichtsbestimmungen bei verschiedenen Proben vorzunehmen. Das Blei
                              war dazu theils direct von den Mulden abgehauen worden, theils war es nach der
                              Vorschrift erst unter einer Talgdecke eingeschmolzen worden. Man hieb zu der
                              Untersuchung, wo möglich aus der Mitte der Barre, mit Beil und Hartmeißel ein nahezu
                              kubisches Stück heraus und bestimmte nun durch Abwiegen in der Luft und im Wasser
                              auf die bekannte Weise das spec. Gewicht. Dasselbe ergab sich bei dem Mulden-
                              und dem umgeschmolzenen Blei nahezu gleich. Die höchsten Zahlen, welche erhalten
                              wurden, betrugen 11,37, die niedrigsten 11,34, die meisten im Mittel 11,35, so daß
                              also eine nahezu vollkommene Uebereinstimmung erzielt und das zulässige Minimum bei
                              Weitem überschritten wurde. Nach den Angaben des Lieferanten stammte das Blei aus
                              Tarnowitz. Eine Analyse desselben vom Hrn. Hütteneleven Lobe nach
                              maaßanalytischer Methode ausgeführt, ergab einen Gehalt von 99,75 Proc. reinem Blei.
                              Dr. H. Schwarz.
                              (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1860, Nr.
                              51.)
                           
                        
                           Scheidung des Cadmiums vom Kupfer; von A. W. Hofmann.
                           Das Schwefelcadmium löst sich mit der größten Leichtigkeit in siedender verdünnter
                              Schwefelsäure, welche auf das Schwefelkupfer nicht die mindeste Wirkung hat. Wenn
                              man eine Lösung, welche nicht mehr als 1 Milligramm Cadmium und 1000 Milligr. Kupfer
                              enthält, mit Schwefelwasserstoff fällt und den schwarzen Niederschlag einige
                              Augenblicke mit verdünnter Schwefelsäure (1 Theil concentrirte Säure und 5 Theile
                              Wasser) zum Sieden erhitzt, so erhält man ein farbloses Filtrat, welches mit
                              Schwefelwasserstoffwasser einen unzweideutigen Niederschlag von gelbem
                              Schwefelcadmium liefert. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXV S. 286.)
                           
                        
                           Ueber das Amalgamiren des Aluminiums; von C. Tissier.
                           In einer der (französischen) Akademie der Wissenschaften mitgetheilten Notiz, welche
                              in den Comptes rendus, Juli 1859, No. 1 (polytechn.
                              Journal Bd. CLIII S. 195) veröffentlicht
                              wurde, habe ich gezeigt, welchen außerordentlichen Einfluß das Amalgamiren auf das
                              Aluminium hat; dasselbe wird dadurch ein wahrhaftes alkalisch-erdiges Metall,
                              welches das Wasser augenblicklich mit Wärmeentwickelung und Erzeugung von Thonerde
                              zersetzt. Ich habe diese Wirkung erklärt, indem ich sagte daß das Quecksilber die
                              elektropositiven Eigenschaften des Aluminiums erhöht, diese Bemerkung wurde aber in
                              den Comptes rendus a. a. O. weggelassen. (Comptes rendus, November 1860, Nr. 22.)
                           
                        
                           Ueber den Pariser Edelstein „Rubasse“; vom Grafen F. G. von Schaffgotsch in Berlin.
                           Bei Brahy in Paris, Boulevard des
                                 Italiens Nr. 38, war im Herbst 1856 und ist, wie ich höre, noch jetzt unter
                              der Bezeichnung „nouvelle pierre fine, dite
                                    Rubasse“ ein hellblutrother, zu mannichfachen
                              Schmuckgegenständen verarbeiteter Stein zu kaufen. Eine aufmerksame Betrachtung
                              desselben zeigt sogleich, daß seine Hauptmasse durchaus wasserhell ist und ihre
                              schöne Färbung lediglich einer Anzahl äußerst dünner rother Streifen entlehnt,
                              welche den sogenannten Edelstein gleichsam als eine durchsichtige, ins Innere
                              verlegte Folie in vielen Richtungen und ganz regellos durchsetzen. Die Härte des
                              Steins ist die des Quarzes.
                           Es standen mir fünf derartige Steine zu Gebote; ich will sie mit A, B, C, D, E bezeichnen. A
                              wog in der Luft 0,3202 Grm., in Wasser von 12°,3 Cel. 0,1995 Grm., also
                              Gewichtsverlust = 0,1207 Grm. und Eigenschwere = 2,653 oder für 15°
                              berechnet, = 2,654.
                           B und C, beide gleich groß,
                              wogen zusammen in der Luft 2,5836 Grm., in Wasser von 20°,5 über 1,6092 Grm.;
                              mithin ist der Gewichtsverlust = 0,9744 Grm. und die Eigenschwere = 2,651 oder für
                              15° berechnet = 2,649. Diese, so wie die obige Zahl ist wenig verschieden von
                              2,652, der von mir in Uebereinstimmung mit Anderen für Quarz gefundenen
                              Eigenschwere.
                           Der Stein B, in Aetzammoniakflüssigkeit gelegt, gab
                              während 48 Stunden seine Farbe vollständig ab; die rothe Lösung, auf einem Uhrglase
                              im Wasserbade verdunstet, hinterließ ihren Farbstoff als einen unbeträchtlichen
                              Flecken von lebhafter Farbe. Aehnlich verhielt sich der Stein C in reinem Wasser, doch wurde das Ende der Entfärbung hier nicht
                              abgewartet.
                           
                           Der Stein D, an Gewicht 0,1678 Grm., wurde durch Erhitzen
                              blaß lila, durch kurzes und schwaches Glühen grau, und wog jetzt 0,1676 Grm.
                              Ferneres kurzes Rothglühen entfärbte ihn gänzlich ohne Gewichtsänderung.
                           Der Stein E endlich, 0,0828 Grm. schwer, verhielt sich in
                              der Rothgluth wie der vorige. Halbstündige Weißgluth machte ihn ohne Spur von
                              Schmelzung undurchsichtig weiß und so mürbe, daß er unter einer Reibkeule von Achat
                              sofort zu Pulver zerfiel. Von diesem Pulver wurden, nachdem es möglichst fein
                              zerrieben worden, 0,0725 Grm. mit 0,9 Kubikcentim. rauchender Flußsäure übergossen.
                              Nach 20stündiger Einwirkung ließ die Säure, langsam verdunstet, nur 0,0007 Grm.
                              zurück.
                           Aus der Gesammtheit dieser Versuche ergibt sich, daß der Pariser Edelstein ein
                              rissiger und innerhalb der Risse mit einem rothen sehr ausgiebigen organischen
                              Farbstoff, wahrscheinlich Carmin, getränkter Bergkrystall
                              oder Quarz ist.
                           Der Preis eines Steines, so groß wie B oder C, beträgt 12 Francs. (Böttger's polytechnisches
                              Notizblatt, 1861, Nr. 1.)
                           
                        
                           Verfahren zur Bestimmung der Phosphorsäure, von E. Davy.
                           Trotz der übereinstimmenden Angaben der Chemiker, daß das aus einer essigsauren
                              Lösung gefällte phosphorsaure Eisenoxyd wechselnde Mengen Phosphorsäure und
                              Eisenoxyd enthalte, hat doch E. Davy darauf eine
                              Titrirmethode gegründet, indem er behauptet, daß der Niederschlag constant aus
                              Fe₂ O₃, PO₅ zusammengesetzt sey, wenn man nur so verfahre, wie
                              er vorschreibt. (Philosophical Magazine, März 1860, S.
                              181.)
                           Seine titrirte Eisenlösung bereitet er aus feinstem Clavierdraht durch Lösen in
                              Salzsäure und Salpetersäure, schwaches Uebersättigen mit Ammoniak und Wiederauflösen
                              des entstandenen Niederschlags in Essigsäure. Diese Lösung hält sich nach der
                              Aussage des Verf. sehr lange Zeit und ist zum Ausfällen der Phosphorsäure sehr
                              geeignet. Die Flüssigkeit, welche die Phosphorsäure – es sey vorausgesetzt in
                              salzsaurer Lösung – enthält, wird mit Ammoniak gefällt (wenn Kalk etc. da
                              sind) und der Niederschlag in Essigsäure wieder gelöst. Dann setzt man zu dieser
                              Lösung die vorher erwähnte Eisenlösung bis zur Ausfällung des Phosphats. Das Merkmal
                              für die vollendete Operation ist eine Probe auf Gallussäure, mit deren Lösung man
                              ein Papier tränkt und wieder trocknet; über dieses wird ein Stück Filtrirpapier
                              gelegt und auf dieses ein Tropfen der zu prüfenden Lösung gegeben, welcher
                              hindurchfiltrirt, das Eisenphosphat oben läßt und dann in das Galluspapier
                              eindringt. Hier macht er einen purpurblauen Flecken, wenn überschüssiges Eisensalz
                              vorhanden ist. (Journal für praktische Chemie.)
                           
                        
                           Stereochromischer Anstrich von Krankensälen; von Artmann.
                           Man verfährt hierbei folgendermaßen: Auf den gewöhnlichen ersten groben Anwurf, der
                              nur oberflächlich geebnet wird, kommt statt des gebräuchlichen feinen Verputzes ein
                              solcher, der aus einer Mischung von 2 Theilen fein gesiebtem Sand und 1 Theil an der
                              Luft zerfallenem Kalk mit einer Lösung von Doppelwasserglas
                              (Natron-Kali-Wasserglas) angemacht wird. Von der Wasserglaslösung (von
                              10° Baumé) wird so viel genommen, als hinreicht, um das obige Gemenge
                              in einen steifen Brei zu verwandeln, welcher möglichst bald aufgetragen und so glatt
                              als möglich verrieben werden muß. Es ist wohl unnöthig zu erwähnen, daß dieser
                              hydraulische Verputz auch mittelst Cement in der bekannten Weise hergestellt werden
                              kann; nur müßte der Cement sehr gut seyn und es dürften auf 1 Theil Cement höchstens
                              2 Theile feiner Sand kommen. Ist der hydraulische Verputz hinreichend trocken, so
                              werden die Wände gut geweißt und nach erfolgter Austrocknung zweimal mit einer
                              Lösung von Doppelwasserglas (von 15° Baumé) in einem Zwischenraum von
                              24 Stunden überstrichen. Kann man billig Marmorstaub oder Dolomit bekommen, so ist
                              es gut, die Hälfte des Kalkes bei der Zusammensetzung für den feinen Verputz durch
                              diesen zu ersetzen. Sollten die Wände einzelner Localitäten gemalt werden, so müßten
                              die Farben, von denen einzelne, wie: Berlinerblau, Chromgelb, Schweinfurter Grün u.s.w.
                              ausgeschlossen sind, mit Wasserglaslösung angemacht und gut patronirt werden. Der
                              Wasserglasüberzug wird am besten mit einer Spritze aufgetragen, welche mit einer
                              beweglichen Brause versehen ist.
                           Ein derartiger stereochromischer Anstrich verträgt sehr gut das Abwischen mit nassen
                              Tüchern und hat außerdem das Gute, daß er das Eindringen von Feuchtigkeit
                              verhindert. Den Kostenpunkt anbelangend, stellt sich der stereochromische Anstrich
                              ohne Farben ungefähr drei- bis viermal höher als das gewöhnliche Weißen mit
                              dem ordinären Verputz; erwägt man aber, daß seine Dauer nahezu die zehnfache jener
                              des gewöhnlichen Weißens seyn dürfte, so zeigt es sich, daß derselbe, auch abgesehen
                              von dem Vortheile in sanitätlicher Hinsicht, schon aus ökonomischen Gründen
                              befürwortet werden kann. (Aus des Verfassers Werkchen: „über
                                 Ventilation“ 1860, bei C. Bellmann in
                              Prag.)
                           
                        
                           Aus Papiermasse geschöpfte Patronen für Feuerwaffen.
                           Hr. Franz Wertheim in Wien hat eine interessante
                              Mittheilung über neue Papierpatronen gemacht, welche im königlichen Arsenale in
                              Woolwich bei London für den Armeebedarf verfertigt werden. Anstatt nämlich die
                              Patrone erst aus Papier zu schneiden, dieses über eine Form zu biegen, zu gummiren
                              oder zu kleistern, und so in die geeignete Form zu bringen, werden die Patronen
                              dadurch in einer Manipulation schon in bestimmter Form aus der vorbereiteten
                              Papiermasse selbst angefertigt. Ueber eine fein durchlöcherte kupferne Hülse, welche
                              die Form der Patrone hat, ist ein Draht gewickelt oder Strumpf gestülpt, so daß
                              beide die Verrichtung des Formgitters bei dem geschöpften Papiere versehen, indem
                              sich die breiartige Papiermasse auf die Form ablagert, wenn man sie darauf
                              bringt.
                           Es ist leicht begreiflich, daß für den Fall, wenn auf einem Gestelle eine große Zahl
                              solcher Formen bereit stehen und der Arbeiter die Papiermasse mit einem Löffel
                              darauf schöpft, in kurzer Zeit eine große Menge Patronen fertig werden. Es handelt
                              sich dann nur noch um das rasche Trocknen, und dazu dienen mit Ventilatoren
                              versehene Apparate, in welche ein Gestell voll solcher Formen gebracht wird. Nach
                              der Versicherung Wertheim's ist in wenigen Minuten die
                              Trocknung einer in den Apparat gebrachten Parthie vollzogen und die auf den
                              Drahtgeweben trocken aufsitzenden fertigen Patronen werden von Kindern
                              abgehoben.
                           Die Erzeugung dieser Art Patronen stellt sich weit billiger, indem nach diesem
                              Verfahren mit denselben Arbeitern fünfmal mehr Patronen erzeugt werden können. Die
                              Genauigkeit der Form und die Festigkeit der Patrone, weil sie ein Ganzes bildet,
                              läßt nichts zu wünschen übrig. Wir sind überzeugt, daß diese Fabricationsweise der
                              Papierpatronen bald große Verbreitung finden wird und auch auf ähnliche Hüllen, z.B.
                              Schächtelchen für Zündhölzchen u.s.w. in Anwendung gebracht werden kann. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1860 S. 377).
                           Nachschrift. Die Anfertigung der Patronenhülsen im
                              Arsenale zu Woolwich wurde schon im Jahrgang 1857 des polytechn. Journals Bd. CXLV S. 87, beschrieben, in der
                              Abhandlung von Anderson
                              „über die Anwendung von Maschinen bei der Anfertigung von
                                 Kriegsmaterial.“
                              
                           Diese Fabrication der Patronen ist eine Anwendung der im J. 1852 von Brown und Macintosh gemachten
                              Erfindung, Papiersäcke und Papiertrichter ohne Naht direct aus dem Papierzeuge anzufertigen (ohne das
                              Papier vorher zu Bogen zu formen); man s. deren Patentbeschreibung im polytechn.
                              Journal Bd. CXXVIII S. 189.
                           Die Redact. d. p. J.
                           
                        
                           Untersuchungen über das Blattgrün; von E. Fremy.
                           Der Verf. hat nachgewiesen, daß das Blattgrün, gewöhnlich Chlorophyll genannt,
                              keineswegs ein einfacher Farbstoff, sondern vielmehr, wie dieß schon ältere
                              Beobachtungen von Berzelius vermuthen ließen, ein Gemisch
                              oder eine Verbindung eines blauen und eines gelben Farbstoffes ist.
                           
                           Die Basen verwandeln das Blattgrün in eine schön gelbe, in Alkohol und Aether leicht
                              lösliche Substanz. Durch Zusatz von Säuren und besonders von Salzsäure wird der
                              ursprüngliche grüne Farbstoff wieder erzeugt. Auf diese Thatsachen gestützt,
                              bereitete der Verf. ein inniges Gemenge von 2 Theilen Aether und 1 Theil verdünnter
                              Salzsäure, um damit die beiden Elemente des Blattgrüns im Augenblick feiner
                              Wiedererzeugung zu trennen. Nach Zusatz des vorhererwähnten gelben Stoffes und
                              starkem Schütteln wurde die Säure schön blau, der Aether gelb gefärbt. Die beiden
                              Farbstoffe waren somit getrennt und ihre Wiedervereinigung unmöglich. Bringt man
                              dieselben, beide in Alkohol gelöst, zusammen, so wird augenblicklich der grüne
                              Farbstoff wieder erzeugt.
                           Dieselbe Trennung wurde mit unverändertem Blattgrün mit gleichem Erfolge bewirkt.
                           Den gelben Farbstoff nennt der Verf. Phylloxanthin, den
                              blauen Phyllocyanin. Letzterer ist unbeständiger als der
                              gelbe. Er kann unter gewissen Einwirkungen seine Farbe verlieren und sie sodann
                              wieder erlangen. In den jungen Schößlingen und blaßgelben Blättern ist kein
                              Phyllocyanin vorhanden; es wird durch einen gelben Farbstoff ersetzt, den der Verf.
                              Phylloxantheîn nennt und der durch Einwirkung von Säuredämpfen blau wird.
                           Die gelben Blätter, welche im Herbst abfallen, enthalten bloß Phylloxanthin. (Comptes rendus, Februar 1860, Nr. 9.)
                           
                        
                           Reaction der Molybdänsäure auf Curcuma.
                           Nach Alex. Müller färbt sich Curcumapapier, das man in
                              eine salzsaure Lösung von molybdänsaurem Ammoniak eintaucht, rothbraun, ähnlich wie
                              in alkoholischer Lösung. Die Färbung tritt beim Eintrocknen noch deutlicher hervor.
                              Obgleich die Färbung in ihrer Nüance verschieden ist von der durch Borsäure, kann
                              sie doch zu Verwechslungen Veranlassung geben. (Journal für praktische Chemie.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung der Haut des Seidenwurms; von E. Peligot.
                           Die Eigenschaften des Chitins, welche von denen der Proteinverbindungen so sehr
                              abweichen, veranlaßten den Verfasser schon seit mehreren Jahren zahlreiche Versuche
                              anzustellen, um aus der Haut des Seidenwurms die Cellulose abzuscheiden, welche
                              nicht nur der Ursprung und das Aussehen, sondern auch der Widerstand, den diese
                              Insectenhüllen den chemischen Agentien entgegensetzen, und sogar ihre
                              Zusammensetzung darin vermuthen ließen. Mit Hülfe des Schweizer'schen Reagens, des Ammoniakkupferoxyds, gelang es kürzlich dem
                              Verf., die Cellulose von dem Chitin zu trennen. Die abgeschiedene Holzfaser gab
                              unter dem Mikroskope, durch Einwirkung von Jod und Schwefelsäure, die für reine
                              Cellulose charakteristische blaue Färbung.
                           Die Hornhaut, welche einen Theil der Hummerschale bildet, und worin ebenfalls Chitin
                              vorkommt, wurde derselben Prüfung unterworfen und schien Cellulose zu enthalten.
                           Das Chitin wäre demnach kein besonderes Princip, sondern ein Gemenge oder eine
                              Verbindung zweier organischer Substanzen, von denen die eine, die Cellulose, keinen
                              Stickstoff enthält. Die andere, stickstoffhaltige, würde der Classe der
                              Eiweiß- oder Proteïnverbindungen angehören, worin bekanntlich 50 bis
                              53 Procent Kohlenstoff, 6,5 bis 7 Proc. Wasserstoff und 16 bis 18 Procent Stickstoff
                              vorkommen. Ein Gemenge von 2 Theilen Proteïn und ein Theil Cellulose
                              entspricht der Zusammensetzung, welche der Verf. der Haut der Seidenwürmer
                              anweist.
                           Als Stütze dieser Anschauungsweise erwähnt noch derselbe die neulich durch Berthelot bewirkte Umwandlung des Chitins in
                              Traubenzucker. Annales de Chimie et de Physique, Januar
                              1860; schweizerische polytechnische Zeitschrift Bd. V S. 133.)