| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 153 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Commission für einheitliches Maaß und Gewicht in
                              Deutschland.
                           In den fünf Sitzungen der vergangenen Woche hat die am Bundestag zu Frankfurt a. M.
                              versammelte Commission für einheitliches deutsches Maaß und Gewicht ihre Arbeiten
                              bedeutend weiter gefördert, und es wird uns die erfreuliche Mittheilung gemacht, daß
                              fast alle wesentlicheren Beschlüsse einstimmig gefaßt
                              sind, überhaupt bis jetzt eine glückliche Einhelligkeit in den Verhandlungen sich zu
                              Tage legt.
                           Für den als Einheit des Längenmaaßes gewählten französischen Mètre soll der
                              Name Meter beibehalten werden, und man hat demnach die
                              Benennung „Stab“, welche in einer von der hannoverischen
                              Regierung vorher am Bundestag überreichten Denkschrift empfohlen war, nicht
                              angenommen, um zum Vortheil des internationalen Verkehrs auch in der Schreibung die
                              Identität des Maaßes erkennen zu lassen. Die Theilung des Meters betreffend, hat man
                              zwar principiell die vollständige decimale Zerfällung in 10 Decimeter, 100 Centimeter, 1000 Millimeter angenommen, daneben aber auch eine
                              vereinfachte Eintheilung und Nomenclatur aufgestellt, wonach – mit Ausschluß
                              des Zehntels – der Meter direct in 100 Cent, der Cent in 10 Mill
                              zerfallen soll. Es dünkt uns, daß dieses letztere System allgemeinen Beifall im
                              gewöhnlichen Verkehr und in der technischen Welt finden müsse, während die Leute der
                              reinen Wissenschaft vielleicht fortfahren werden, die ihnen schon geläufigen
                              längeren Namen zu gebrauchen. Die doppelten Benennungen derselben Maaßgrößen können
                              zu Mißverständnissen nicht Anlaß geben, da die Namen der einen Reihe eben nur durch
                              Streichung der späteren Sylben aus jenen der anderen Reihe gebildet sind.
                           Der Meter soll auch – unter Beseitigung jedes anderen Ellenmaaßes – zum
                              Messen der Zeugwaaren gebraucht, hierbei aber in
                              doppelter Weise eingetheilt werden, nämlich auf der einen Seite decimal, in 100 Cent
                              (was besonders wegen Messung der Stoffbreiten
                              zweckdienlich erscheint), und auf der andern Seite in 1/2, 1/4, 1/8, 1/16, um der im
                              gewöhnlichen Leben gerade bei Ellenwaaren so bequemen Gewohnheit Rechnung zu tragen.
                              Diese letztere Theilungsweise, durch Halbiren, würde jedoch nur nebenher als
                              gesetzlich zugelassen (nicht als absolut verbindlich)
                              anzusehen seyn.
                           Als Bergwerksmaaß ist das Lachter = 2 Meter (wie es in Sachsen jetzt schon besteht) vorgeschlagen
                              und angenommen; dasselbe wäre in 100 Theile (Zoll oder Lachterzoll, auch schlechtweg
                              Hundertel genannt) zu theilen.
                           Als Wegemaaß hat man die Meile
                              = 7500 Meter beschlossen, welche von der geographischen Meile und den in Deutschland
                              jetzt üblichen Post- oder Straßenmeilen unbedeutend abweicht, Der Kilometer = 1000 Meter, soll da wo man ein solches
                              kleineres Wegmaaß etwa wünschenswerth hält, zulässig seyn; ebenso eine Ruthe von 5 Meter (welche in der Meile 1500mal enthalten
                              ist).
                           Das Flächenmaaß für Grundstücke und Ländereien erhält als
                              Einheit und Grundlage naturgemäß den Quadrat-Meter, welcher decimal getheilt wird. Als größere Einheiten
                              sind angenommen:
                           
                              
                                 die Quadrat-Ruthe
                                 =
                                 25
                                 Quadratmeter
                                 
                              
                                 das Beet oder Ar (nach dem französ. are)
                                 =
                                 100
                                 „
                                 
                              
                                 der Morgen
                                 =
                                 2,500
                                 „
                                 
                              
                                 das Joch
                                 =
                                 5,000
                                 „
                                 
                              
                                 der Acker oder das Hektar (franz. hectare)
                                 =
                                 10,000
                                 „
                                 
                              
                           
                           wobei man beabsichtigt den einzelnen Staaten zu überlassen,
                              welche von diesen Größen sie zu ihrem Gebrauch auswählen und zu einem System
                              zusammenstellen wollen. So würden z.B. diejenigen Länder welche den Morgen annähmen (dieser ist sehr wenig vom preußischen,
                              hannoverischen, braunschweigischen, bremischen Morgen und vom kurhessischen Acker
                              verschieden, dem darmstädtischen und nassauischen Morgen aber ganz gleich),
                              denselben in 100 Quadrat-Ruthen theilen, ohne sich der übrigen Größen zu
                              bedienen. Indem man so gestrebt hat, sich thunlichst dem Gewohnten anzunähern, ist
                              doch die leichte Vergleichbarkeit sämmtlicher Feldmaaße und ihr Zusammenhang mit dem
                              Decimalsystem, sowie mit den französischen, belgischen und niederländischen
                              Feldmaaßen nicht aufgeopfert.
                           Zum Brennholzmaaß ist der Kubikmeter als Einheit
                              aufgestellt; 4 Kubikmeter werden eine Klafter genannt.
                              Man wünscht daß vorgeschrieben werde: die Messung solle in einem Rahmen von 2 Meter
                              Höhe und 2 Meter Breite, also 4 Quadratmeter Oeffnung, geschehen. Die Länge der
                              Holzscheite will man entweder gar nicht vorgeschrieben, oder der Festsetzung durch
                              die einzelnen Regierungen überlassen wissen, um örtlichen Gewohnheiten oder den
                              Erfordernissen zu bestimmten Zwecken Rechnung zu tragen. Dessenungeachtet würde in
                              jedem einzelnen Fall augenblicklich leicht zu erkennen seyn, wieviel Klafter oder
                              Kubikmeter der Meßrahmen faßt; denn die Länge der Scheite, in Meter ausgedrückt,
                              gäbe direct die Masse in Klafter, mit 4 multiplicirt dieselbe in Kubikmeter an. Wäre
                              etwa die Scheitlänge 0,75, oder 1,00, oder 1,20 Meter, so hätte man die Holzmenge
                              womit der Maaßrahmen gefüllt ist, ohne weiteres als 0,75 oder 1 oder 1,2 Klafter,
                              d.h. beziehungsweise 4 × 0,75 = 3, oder 4 × 1 = 4, oder 1 × 1,2
                              = 4,8 Kubikmeter zu berechnen.
                           Als Körpermaaß für Bau- und Werkholz gilt der Kubikmeter, oder – wo man diese Einheit den
                              Umständen nach zu groß fände – das Scheit, unter
                              welchem Namen 1/100 Kubikmeter zu verstehen ist, so daß 100 Scheit = 1 Kubikmeter
                              sind.
                           Endlich schlägt man für die Größenbestimmung von Stein-
                                 und Erdmassen (beim Straßen- und Eisenbahnbau etc.) den Kubikmeter vor, ohne den Gebrauch eines ausdrücklich
                              benannten Vielfachen des Kubikmeters verhindern zu wollen, sofern es etwa
                              wünschenswerth gefunden werden sollte, bei Lieferungsaccorden u.s.w. dergleichen an
                              die Stelle der jetzt üblichen Schachtruthen, Faden, Kasten etc. zu setzen.
                              Wahrscheinlicherweise würde der Kubikmeter sich leicht ausschließliche Geltung
                              verschaffen. (Allgemeine Zeitung vom 23. Januar 1861.)
                           
                        
                           Der nordatlantische Telegraph.
                           Die große Wichtigkeit einer telegrafischen Verbindung zwischen Amerika und Europa,
                              besonders zwischen den Vereinigten Staaten, Canada und England, ist schon lange
                              anerkannt, und die Möglichkeit einer solchen Verbindung ist durch die bekannte
                              Legung des atlantischen Telegraphentaues wenigstens für kurze Zeit festgestellt
                              worden. Der Hauptgrund, weßhalb dieses Unternehmen, die Linie von Valentia in Irland
                              nach New-Fundland, gescheitert, ist bis jetzt noch nicht zur Evidenz
                              nachgewiesen, indessen erscheint es wahrscheinlich, daß es besonders die Verzögerung
                              des elektrischen Stromes ist, wodurch der Austausch verständlicher Zeichen unmöglich
                              gemacht wurde.Bekanntlich wird von deutschen Gelehrten angenommen, daß es hauptsächlich das
                                    Eindringen des Wassers durch die isolirte Hülle sey, welches, bedingt durch
                                    den ungeheuren Druck der darauf lastenden Wassersäule, kaum zu vermeiden
                                    sey, und allmählich eine derartige Ableitung und Schwächung des Stromes
                                    durch Nebenschließungen hervorbringe, daß eine Uebertragung verständlicher
                                    Zeichen dadurch unmöglich werde. In einer Leitung von circa 110 deutschen Meilen ist es möglich, für je 1/3
                              Secunde ein Zeichen zu geben, indem in dieser Zeit nicht allein der Strom von einem
                              Ende der Leitung zum andern gelangt (was in unendlich kurzer Zeit geschieht),
                              sondern dieser kurze Zeitraum auch genügt um die im isolirten Drahte angesammelte
                              Elektricität verschwinden zu lassen. Bei circa 220 Meilen braucht man dazu eine Secunde, bei 440 Meilen 9
                              Secunden. Es verhält sich der völlig isolirte Draht dabei gleich einer ungeheuren
                              Leydner Flasche, deren innere Belegung der Draht, deren äußere das umgebende Wasser
                              bildet, während sich die Gutta-percha-Hülle mit dem Glase der Leydner
                              Flasche vergleichen läßt.
                           Wenn es vielleicht nicht unmöglich erscheint, auch diese Schwierigkeit durch
                              Verbesserung der Zeichen gebenden und empfangenden Instrumente zu überwinden, so ist
                              doch vorderhand dazu noch keine Aussicht vorhanden, und die Welt wartet noch immer
                              vergebens auf das verbindende Glied zwischen den beiden Welttheilen.
                           Der bisher gehegte und in Ausführung gebrachte Plan einer directen submarinen
                              Verbindung zwischen beiden Continenten ist trotz aller ungeheuren Anstrengung
                              definitiv als gescheitert zu betrachten. Um so mehr ist es anzuerkennen, daß die
                              Versuche der Durchführung dieses großartigen Gedankens noch nicht aufgegeben sind.
                              Oberst Th. Schaffner aus den Vereinigten Staaten hat
                              schon seit längerer Zeit das Publicum für die von ihm projectirte nördliche Route zu
                              gewinnen versucht, ein Plan, der nur auf die detaillirte Untersuchung dieser Route
                              wartet, um in Angriff genommen zu werden. Mit Rücksicht auf die oben berührte
                              Verzögerung des Stromes hat Hr. Schaffner eine Route
                              proponirt, die, abgesehen von allen etwaigen sonstigen Unzuträglichkeiten,
                              jedenfalls den ungemeinen Vortheil einer größeren Anzahl Stationen und kürzerer
                              submarinen Leitungen darbietet. Die ganze Länge des unterseeischen Drahtes beträgt
                              circa 380 Meilen, und diese theilt sich durch die gewählten Stationen in mehrere
                              Abtheilungen, von denen die längste höchstens 133 Meilen lang ist.
                           Die europäische Leitung geht von der Nordspitze Schottlands aus, zuerst nach Thors
                              Hafen, der Hauptstadt der Faröerinseln; von dort aus geht der Draht nach dem
                              Westermanshafen, der möglichst nach Westen gelegen ist, und von dort nach Reykjavik,
                              der Hauptstadt von Island. Von dort wird die elektrische Verbindung mit der
                              Südspitze von Grönland hergestellt, etwas südlich vom 61. Grade nördlicher Breite.
                              Durch den District von Julianshaab, der die südlichste Spitze von Grönland einnimmt,
                              wird der Draht über Land geleitet und von der westlichen Küste aus endlich
                              unterseeisch nach Hamiltons-Bucht auf der Küste von Labrador. Die Distanz von
                              Schottland bis nach den Faröerinseln beträgt circa 50 Meilen, von dort nach Island
                              etwa 66 Meilen, von Island nach Grönland 132 Meilen und ebensoviel von dort bis zur
                              Küste von Labrador.
                           Durch Oberst Schaffner sind auf der projectirten Linie
                              schon Tiefenmessungen ausgeführt worden, und hofft man, daß der Draht auf der ganzen
                              Länge der gewählten Linie ein Bett von Sand und Schlamm vorfinden wird, das zu
                              seiner Aufnahme durchaus geeignet ist. Unterirdische Strömungen fehlen, und würde
                              der einmal gelegte Draht durch den Sand, der sich von aufthauenden Eisbergen ablöst,
                              bald bedeckt und so noch mehr gesichert werden.
                           Von Nord-Schottland bis Island ist die See nirgends tiefer als 1000 Faden (à 6 Fuß). Von dort bis Grönland senkt sich der
                              Meeresboden allmählich bis aus eine Tiefe von circa 1540 Faden, um dann sich wieder
                              ebenso allmählich zu erheben. Die größte Tiefe zwischen Grönland und Labrador
                              übersteigt immer noch nicht 2000 Faden – immerhin eine ganz anständige
                              Tiefe.
                           Die größte Tiefe befindet sich nahezu an derselben Stelle, wo die große von
                              Spitzbergen kommende Meeresströmung fließt.
                           Die Einwendungen gegen diese Route sind besonders von den Gefahren hergenommen, die
                              der Leitung angeblich durch Eisberge drohten; Oberst Schaffner will von seinen Beobachtungen an der Küste von Grönland und
                              Labrador die Ueberzeugung abgeleitet haben, daß diese Befürchtungen jedenfalls
                              unbegründet sind. Die Küste bietet tiefe Einschnitte genug dar, in denen das Kabel
                              sicher vor Eisbergen gelegt werden könnte, bis es zu Tiefen gelangt, wohin selbst
                              die größten Eisberge nicht reichen. In dieser Meinung wird derselbe durch die
                              Zeugnisse der angefehensten Noropolfahrer unterstützt. Der berühmte Sir Eduard Belcher sagt: „In Beziehung auf die Größe der
                                 Eisberge unter dem Wasser und auf die Tiefe, bis zu welcher sie hinabreichen,
                                 ist nur wenig bekannt, doch reichen sie über dem Wasserspiegel nur 20–40,
                                 höchstens 80 Fuß empor, und der größte Eisberg übersteigt nur äußerst selten
                                 eine Höhe von 110 Fuß.“ Da nun has spec. Gewicht des Eises 0,950, das
                              des Meerwassers bei 0°, 1026 beträgt, so würde ein gerades Eisprisma, das 0,1
                              Q.-Meter im Durchmesser und 10 Meter Länge, demnach 1000 Liter Volumen hätte,
                              950 Kilogramme wiegen, oder 925 Liter Meerwasser verdrängen, also 0,75 Meter über
                              dem Wasser zeigen, während 9,25 Meter untergetaucht blieben; der höchste Eisberg
                              würde daher nur circa 2000 Fuß tief gehen können, während das Telegraphentau in einer
                              Tiefe von circa 6000 Fuß und darüber läge, und daher unmöglich beschädigt werden
                              konnte.
                           Durch die verhältnißmäßig kurzen Stationen erhält man die Möglichkeit, die einzelnen
                              Theile des Kabels ohne besondere Schwierigkeiten von den verschiedenen
                              Telegraphentau-Fabriken beziehen zu können. Die ungemein großen
                              Schwierigkeiten, die das Verladen des früheren atlantischen Kabels machte, wo die
                              zwei stärksten Kriegsschiffe der englischen und amerikanischen Marine kaum
                              ausreichten um die Last aufzunehmen, fallen vollständig weg. Sollte eine der
                              Abtheilungen der Telegraphenlinie versagen, so ist der Verlust ein viel geringerer
                              und ein Ersatz leicht zu beschaffen. Die Verzögerung des Stromes ist natürlich in
                              den verhältnißmäßig kurzen Leitungen ohne Bedeutung.
                           Die Leiter dieses neuen Unternehmens erbaten durch eine Deputation bei Lord Palmerston die Uebernahme der nöthigen definitiven
                              Sondirungen durch die englische Regierung, und ist in der That das Kriegsschiff
                              „Bulldog“ unter dem Commando des berühmten Entdeckers der
                              Franklin'schen Ueberreste, Sir Leopold F. M'Clintock, zu
                              dieser Untersuchung abgesendet worden. Das Schiff, das dieser tüchtige Seemann
                              früher commandirte, und in dem er seine bekannte Nordpolreise unternommen hat, die
                              kleine Yacht „Fox,“ ist von der englischen Regierung der
                              Eigenthümerin, Lady Franklin, abgekauft worden, und wird
                              in kürzester Frist unter dem Commando des Capitän Allan Young absegeln, um die Landungsplätze und Küsten zu untersuchen. Auf
                              diesem Schiffe gehen auch erfahrene Männer ab, um die Ueberlandsroute
                              festzustellen.
                           Die Concession zu diesem Unternehmen von Seiten der dänischen Regierung hat Oberst
                              Schaffner schon im Jahre 1854 erworben und seit
                              dieser Zeit sich auf das eifrigste für das Unternehmen bemüht. Um die physikalischen
                              Verhältnisse, die auf die Legung des Taues Einfluß haben könnten, kennen zu lernen,
                              miethete er ein kleines Fahrzeug von etwa 200 Tonnen, und segelte Ende August des
                              Jahres 1859 mit seiner Familie und einigen Freunden von Boston zu dieser
                              Untersuchung ab. Diese vorläufige Recognoscirung ergab wichtige und erfreuliche
                              Resultate. Die Möglichkeit der Verbindung, besonders zwischen Labrador und Grönland,
                              ward überzeugend festgestellt; das Klima wurde zwar kalt, aber immerhin erträglich
                              gefunden, so daß die Gesellschaft z.B. an der Küste von Labrador unter einfachen
                              Hütten von Baumzweigen im Freien campiren konnte. Das Ergebniß der M'Clintock'schen Untersuchungen ist indessen abzuwarten,
                              ehe eine definitive Ansicht über das ganze Unternehmen ausgesprochen werden kann.
                              (Breslauer Gewerbeblatt, 1860, Nr. 19.)
                           
                        
                           Neues Verfahren der Abscheidung des Silbers aus dem
                              Bleiglanz.
                           Wenn Schwefelsilber mit Chlorblei geschmolzen wird, so findet eine Zersetzung in der
                              Art statt, daß Schwefelblei und Chlorsilber entstehen. Schmilzt man daher Bleiglanz,
                              welcher bekanntlich aus Schwefelblei und etwas Schwefelsilber besteht, mit
                              Chlorblei, so wird das Silber dem Bleiglanz entzogen und durch Blei ersetzt. Hierin
                              besteht das Princip des neuen Verfahrens, welches in folgender Art ausgeführt wird:
                              Man vermischt den Bleiglanz mit 1 Proc. Chlorblei und 10 Proc. Kochsalz; sollte er
                              sehr reich an Silber seyn, so macht man den Zusatz von Chlorblei größer. Die
                              Mischung wird geschmolzen, wobei das entstandene Chlorsilber zusammen mit dem
                              Kochsalz obenaufschwimmt und somit von dem entsilberten Bleiglanz, welcher sich
                              unten ansammelt, abgeschöpft oder abgelassen werden kann. Die Mischung von
                              Chlorsilber und Kochsalz wird nachher mit Kalk und Kohle verschmolzen oder überhaupt
                              in geeigneter Manier so behandelt, daß das Silber und das in dem unzersetzt
                              gebliebenen überschüssigen Chlorblei enthaltene Blei reducirt wird. Die so gewonnene
                              Mischung von Silber und Blei wird nachher der Treibarbeit unterworfen, wobei das
                              Silber zurückbleibt. (Chemical News, 1860, Nr. 47.)
                           
                        
                           Ueber die Fabrication von Steingeschirr in Hörr bei Coblenz;
                              von Prof. C. H. Schmidt in Stuttgart.
                           Der Hauptort für Fabrication des in ganz Deutschland bekannten Coblenzer oder
                              rheinischen Steingeschirres ist das auf dem rechten Rheinufer, 2 1/2 Stunden von
                              Coblenz gelegene Dorf
                              Hörr, in welchem diese Fabrication von der aus 28
                              Meistern bestehenden sogenannten Kannebäckerzunft und noch zwei oder drei andern der
                              Zunft nicht angehörenden Meistern betrieben wird. In jeder dieser 30 Werkstätten
                              arbeiten zwei oder drei Gesellen an den Scheiben; außerdem ist noch ein Arbeiter mit
                              Zubereitung des Thons beschäftigt, und zwei Frauenzimmer versehen das Geschirr mit
                              den bekannten blauen Streifen, Blumen, Guirlanden u.s.w.
                           Die zur Anwendung kommenden Scheiben weichen von den gewöhnlichen Hafnerscheiben
                              dadurch ab, daß die bei den letzteren angewandte, mit den Füßen getriebene massive
                              Schwungscheibe durch ein Speichenrad ersetzt ist, welches beim Beginn der Arbeit
                              durch einen zwischen die Speichen eingeführten Pfahl in Umdrehung gesetzt wird.
                              Während der in der ersten Zeitperiode vorhandenen großen Umdrehungsgeschwindigkeit
                              wird das Aufdrehen, während der späterhin eintretenden langsameren Bewegung die
                              Faconirung und Vollendung des zu fertigenden Gegenstandes bewirkt.
                           Der Brennofen hat eine horizontale, rechteckige Sohle von 28–30 Fuß Länge und
                              6–8 Fuß Breite, welche in 7–8 Fuß Höhe von einem Tonnengewölbe
                              überspannt ist. Die Sohle selbst bildet ein flaches, mit vielen Oeffnungen
                              versehenes Gewölbe von circa 8 Zoll Scheitelstärke,
                              unter welchem sich in 2 1/2 bis 3 Fuß Entfernung der Feuerraum ausbreitet. Letzterer
                              zieht sich wie bei den sogenannten aufrechten Oefen unter der ganzen Ofensohle durch
                              und ist an derjenigen schmäleren Seite, welche der Eintrageöffnung entgegengesetzt
                              ist, mit den Feuerthüren, in vielen Fällen auch, namentlich bei Anwendung von
                              Steinkohle, mit einem 4 Fuß langen und 4 Fuß breiten Roste versehen. Die in diesem
                              Raume entwickelte Flamme steigt durch die Oeffnungen der Ofensohle in die
                              Geschirrkammer, verbreitet sich in derselben und entweicht vorzugsweise durch 4, 5
                              oder 6 Schornsteine von 2 1/2 bis 3 Fuß Höhe, welche auf dem die Geschirrkammer
                              bedeckenden Gewölbe, und zwar in der Nähe der beiden Stirnseiten des Ofens,
                              angebracht sind. Im Ofengewölbe selbst befinden sich ungefähr in Mannshöhe, sowohl
                              auf den schmalen als den langen Seiten, gegen 24 bis 30 seitliche, unter circa 45° ansteigende, durch eiserne Schieber
                              verschließbare Oeffnungen von ungefähr 1 Quadratfuß Querschnittsfläche, welche
                              vorzugsweise zum Einwerfen des die Verglasung der Geschirroberfläche bewirkenden
                              Salzes, nebenbei auch zur Controlirung und Regulirung des Feuers dienen. Um ferner
                              das auf 8–9 Fuß Höhe aufgeschichtete Geschirr vor einem seitlichen Ausweichen
                              nach der Längenrichtung des Ofens zu schützen, sind in einer Entfernung von
                              4–5 Fuß und etwa 2 Fuß unter dem Ofengewölbe einzelne Strebebogen von 20 bis
                              30 Quadratzoll Querschnittsfläche eingezogen, welche ihre Widerlager in den beiden
                              längeren Seitenwänden der Geschirrkammer finden. Die Oefen stehen unter freiem
                              Himmel, am zweckmäßigsten an einen Bergabhang angelehnt, da zwischen der Sohle der
                              Eintragöffnung und dem Fußboden, auf welchem der Heizer steht, ein Niveauunterschied
                              von 7–8 Fuß auftritt.
                           Man rechnet auf eine Scheibe durchschnittlich 4 Brände pro Jahr, so daß demnach ein Meister 8 oder 12 Brände jährlich machen
                              kann, je nachdem er 2 oder 3 Scheiben im Betriebe hat. Der Verkaufswerth eines
                              Brandes beträgt 350 bis 400 fl. Das Einsetzen des Geschirres erfordert 3 Tage, das
                              Brennen selbst dauert 36 bis 40 Stunden, zum Abkühlen und Austragen sind noch 3 bis
                              4 Tage erforderlich, so daß mit Sicherheit nur zwei Brände während 3 Wochen gemacht
                              werden können. Das Brennmaterial ist meistens Holz, theils weiches, theils hartes,
                              und es werden zu jedem Brande 6 Klafter à 144 Kubikfuß zum Gesammtpreis von
                              150 fl. verbraucht. Die Anwendung von Steinkohle hat man auch vielfach versucht,
                              scheint aber noch nicht zu einem sicheren Resultat gekommen zu seyn, da die
                              Verwendung zu mannichfach auftritt, theils am Anfange, theils am Ende des Brandes,
                              einmal mit 70 bis 80 Centner, ein andermal mit nur 20 Cntr. pro Brand. Die Meinungen sind getheilt, gehen aber allgemein dahin, daß
                              der Werth des Brandes durch Anhängen von Flugasche um ziemlich eben so viel
                              verringert werde, als die Ersparniß an Brennmaterial beträgt. Nach Beendigung des
                              Brandes wird durch die oben erwähnten seitlichen Oeffnungen des Ofengewölbes ein
                              Salzquantum von 2–3 Centnern eingeworfen, welches durch seine Verdampfung die
                              glasige Oberfläche des Geschirres (Salzglasur) hervorbringt.
                           Die Anzahl der in Hörr vorhandenen Oefen ist nur etwa halb so groß, als die Anzahl
                              der Werkstätten, und es müssen demnach die nicht mit Oefen versehenen Meister in
                              fremden Oefen brennen, wobei sie für den Brand 7 Thaler oder 12 fl. 15 kr. zu zahlen
                              haben. Dieser scheinbare hohe Ofenzins findet seine Rechtfertigung in den
                              bedeutenden Anlage- und Unterhaltungskosten des Ofens. Es muß derselbe im
                              Innern aus dem
                              feuerfestesten Material hergestellt werden, ist fortwährenden Reparaturen
                              unterworfen und schon nach Verlauf eines Jahres muß er im Innern auf 4 bis 6 Zoll
                              Stärke völlig neu ausgekleidet werden.
                           Die fabricirten Gegenstände sind außerordentlich mannichfaltig, der Mehrzahl nach
                              allerdings Krüge, Kannen und andere Wirthschaftsgeräthe, außerdem große Ballons zur
                              Aufbewahrung von Säuren, Wasserleitungsröhren von vorzüglicher Güte, diverse Gefäße
                              für Chemiker und Apotheker, in geringerer Quantität auch feinere Arbeiten, als
                              Becher und Bierkrüge, deren Oberfläche durch Pressen in metallenen Formen mit
                              erhabenen Verzierungen versehen wird u.s.w.
                           Außer in Hörr wird derselbe Fabricationszweig, obschon in geringerer Ausdehnung, noch
                              in mehreren benachbarten Orten betrieben, namentlich in Grenzhausen, Ranzbach und
                              Hildscheid, von denen die beiden letzteren vorzugsweise die bekannten
                              Sauerwasserkrüge in colossalen Massen anfertigen. Die Waaren werden zum Theil in den
                              Orten selbst durch Händler aufgekauft, zum Theil von den Fabrikanten auf eigene
                              Rechnung nach den größeren Städten am Rhein spedirt, wobei die Absendung meistens
                              von dem zwischen Coblenz und Hörr gelegenen Rheinhafen Vallendar aus erfolgt. Neben
                              diesem Steingeschirr werden in Hörr und Umgegend noch große Massen von Thonpfeifen
                              in fünf Etablissements fabricirt, von denen das größte jeden Tag 30–35000
                              Stück herstellt. Außerdem werden noch große Quantitäten Thon von Vallendar aus
                              sowohl rheinauf- als rheinabwärts verschifft, wobei 100 Cntr. mit 30 bis 36
                              fl. bezahlt werden. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 41.)
                           
                        
                           Mittel, zu bestimmen, ob ein Glas dem Blindwerden ausgesetzt
                              ist oder nicht.
                           Vogel und Reischauer haben im
                              polytechn. Journal Bd. CLII S. 181
                              mitgetheilt, daß man durch Einlegen des zu prüfenden Glases in eine concentrirte
                              Auflösung von salpetersaurem Zinkoxyd sich überzeugen könne, ob ein Glas klar bleibe
                              oder nicht. Splittgerber hat Versuche hierüber
                              angestellt. Derselbe hat das von dem L.-O.-Rath Dr. Lüdershof angegebene Verfahren der
                              Erhitzung des Glases für ausreichend gefunden, während eine Einwirkung des
                              salpetersauren Zinkoxyds nur statt hat, wenn an dem zu untersuchenden Glase eine
                              frische Fläche angeschliffen wird. Ebenso wie das salpetersaure Zinkoxyd wirke
                              übrigens auch das saure schwefelsaure Kali und wohl noch andere Salze.
                              (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860 S.
                              123.)
                           
                        
                           Ueber Papier und Pergamentpapier.
                           Dr. Kunheim zeigte in der
                              Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen
                              im Monat Juni v. J. vegetabilisches Pergament vor, wie solches von dem
                              Papierfabrikbesitzer Bernhard Behrend in Cöslin
                              hergestellt wird. Ueber die Herstellung und Eigenschaften des Pergamentpapiers,
                              welches in großem Umfange in Paris von Montgolfier und in
                              London von de la Rue fabricirt wird, haben wir eine
                              ausführliche Abhandlung des Professors Hofmann
                              mitgetheilt. Das Pergamentpapier wird bekanntlich durch Behandlung von ungeleimtem
                              Papier mit einer Mischung von Schwefelsäure und Wasser erhalten. Außer den schon in
                              der genannten Abhandlung angeführten Eigenschaften gibt Hr. Behrend noch folgende an: Mit Bleistift Geschriebenes kann ohne Nachtheil
                              abgewischt werden; es eignet sich daher für Notizbücher, Schreibtafeln etc. Die
                              Tinte fließt sehr leicht darauf aus, so daß man mit der gewöhnlichen Alizarintinte
                              keinen feinen Strich machen kann; sie muß zu diesem Zwecke noch mit Gummi versetzt
                              werden, haftet aber nach dem Trocknen sehr fest. Ferner kann das Papier als
                              Zeichen- und Pauspapier benutzt werden. Zum Ueberbinden von Gefäßen kann es
                              die Schweinsblase mit Vortheil ersetzen; bei größerer Haltbarkeit hat es wegen der
                              Abwesenheit des Stickstoffs nicht die Neigung zu faulen. Es wird auch zur
                              Herstellung von Wertpapieren und Patronenhülsen empfohlen. In Bezug auf die Verwendung zu
                              Wertpapieren theilte Hr. Geh. Regier.-Rath Wedding
                              mit, daß in der Berliner Staatsdruckerei vielfältige Versuche gemacht worden seyen,
                              die aber vorläufig, abgesehen von der zweifelhaften Dauerhaftigkeit, noch daran
                              scheiterten, daß das Pergamentpapier Druck und Schrift zwar leicht annehme, aber
                              auch wieder davon befreit werden könne. Hr. Commerzienrath Weigert schlug vor, da sich die einzelnen Bogen beim Präpariren sehr
                              leicht durch Aufeinanderlegen verstärken lassen, zu versuchen, ob sich nicht leichte
                              und haltbare Jacquardpappen daraus herstellen ließen. Im Anschluß hieran machte Hr.
                              Dr. Kunheim auf die
                              Wichtigkeit der Versuche aufmerksam, welche jetzt in Oesterreich gemacht werden, das
                              Maisstroh zur Papierfabrication zu verwenden. Andere Lumpensurrogate sind theils
                              nicht leicht zu transportiren, finden als Viehfutter Verwendung, oder sind schwer zu
                              behandeln; das Maisstroh jedoch ist ein reines Material. Ein Knotenfänger bei der
                              Bearbeitung ist entbehrlich; ein Abfasern des Schreib- und Zeichenpapiers
                              soll bei der Gleichmäßigkeit des Materials nicht stattfinden. Dabei werden bei der
                              Fabrication manche Vorarbeiten erspart und dadurch die Anlagekosten geringer.
                              Erfinder der Herstellung des Maispapiers ist ein Hr. Moritz Diamant in Wien, das Verfahren selbst ist vom Reichsgrafen Lippe-Weißenfeld acquirirt worden. Nähere Auskunft
                              hierüber ertheilt Dr. Schwartz in Breslau. Hr. Geh. Regier.-Rath Wedding erwähnte auch hierbei, daß die Haltbarkeit des Maispapiers im
                              Vergleich zu aus Hanf und aus leinenen Lumpen gefertigtem Papier zweifelhaft sey,
                              indem das Material seiner Beschaffenheit nach nicht solche Fasern liefern könne, die
                              ein Verfilzen gestatten, wie dieß Hanf und Leinen gestatteten. Ein gutes Leimen wäre
                              für Papier aus Mais und anderen Strohsorten eine nothwendige Bedingung, das hieraus
                              gefertigte Papier aber nur zu untergeordneten Zwecken verwendbar. (Verhandlungen des
                              Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860 S. 125.)
                           
                        
                           Ueber ein neues Verfahren, mit Berlinerblau zu färben, von J.
                              Arnaudon.
                           Dieses Verfahren beruht auf der Eigenschaft des oxalsauren Ammoniaks, die Fällung der
                              Eisenoxydsalze durch Blutlaugensalz zu verhindern. Um diese Eigenschaft
                              nachzuweisen, theilt man eine Lösung des Eisenoxydsalzes in zwei Theile, fügt der
                              einen Portion oxalsaures Ammoniak hinzu und versetzt dann beide Portionen mit
                              derselben Quantität einer Lösung von gelbem Blutlaugensalz. In der nicht mit
                              oxalsaurem Ammoniak versetzten Portion entsteht dabei sofort ein blauer
                              Niederschlag, in der andern Portion entsteht dagegen kein Niederschlag, sondern
                              dieselbe färbt sich bloß tiefer braun und setzt nach einiger Zeit einen
                              krystallisirten braunen Niederschlag ab. Vermischt man diese braune Flüssigkeit mit
                              einer Säure, so entsteht sofort der Niederschlag von Berlinerblau. Es ist nicht die
                              Oxalsäure, welche die Bildung des Berlinerblaus verhindert, denn wenn man den
                              Versuch in der Art wiederholt, daß man anstatt des oxalsauren Ammoniaks Oxalsäure
                              zusetzt, so findet die Bildung des Berlinerblaus ziemlich in derselben Weise statt,
                              als ob man irgend eine andere Säure zugesetzt hätte. Die Erscheinung, daß die
                              Eisenoxydsalze bei Gegenwart von oxalsaurem Ammoniak durch Blutlaugensalz nicht
                              niedergeschlagen werden, beruht wahrscheinlich auf der Bildung eines oxalsauren
                              Doppelsalzes von Eisenoxyd und Ammoniak, welches durch Blutlaugensalz nicht zersetzt
                              wird.
                           Man kann dieses Verhalten in folgender Art in der Färberei anwenden: Nachdem man ein
                              Bad aus schwefelsaurem Eisenoxyd oder einem anderen Eisenoxydsalz und der
                              hinreichenden Menge von oxalsaurem Ammoniak, um die Bildung von Berlinerblau durch
                              das Blutlaugensalz zu verhindern, bereitet hat (wobei man gut umrühren muß, damit
                              der Niederschlag, welcher beim Eingießen des Blutlaugensalzes entsteht, sich wieder
                              auflöst), bringt man das zu färbende Garn oder den sonstigen Faserstoff hinein und
                              läßt es einige Stunden lang darin verweilen, indem man es zuweilen mit den Stöcken
                              herum bewegt. Man nimmt es nachher wieder heraus, läßt abtropfen und bringt es
                              sodann, ohne es vorher zu sehr auszuwinden, in ein anderes Bad, welches entweder
                              bloß in einer verdünnten Säure besteht oder außerdem noch Zinnchlorid enthält. Das
                              Garn wird dabei sofort blau und man behandelt es nachher weiter wie gewöhnlich.
                           In der Druckerei kann man so verfahren, daß man den Zeug zuerst mit der Mischung von
                              Eisenoxydsalz, oxalsaurem Ammoniak und Blutlaugensalz imprägnirt, trocknet und dann
                              mit einer Mischung, die eine Säure und Zinnchlorid enthält, bedruckt, worauf wieder getrocknet und
                              gewaschen wird; man erhält auf diese Weise ein blaues Muster auf weißem Grunde. Man
                              kann aber auch die Mischung selbst ausdrucken und den Zeug nachher durch eine Säure
                              passiren, was dasselbe Resultat gibt. (Technologiste,
                              October 1860, S. 11; polytechnisches Centralblatt, 1861 S. 141.)
                           
                        
                           Verfahren bei der Behandlung des Krapps, von Eduard Mucklow.
                           Der Genannte ließ sich am 20. Februar 1860 ein Verfahren der Behandlung des Krapps in
                              England patentiren, welches zum Zweck hat, den Krapp möglichst von solchen
                              Bestandtheilen zu befreien, welche die Farbstoffe einhüllen und das Färbevermögen
                              des Krapps beeinträchtigen. Diese Behandlung wird mit der ganzen Krappwurzel, also
                              bevor dieselbe gemahlen ist, vorgenommen, wobei der Zweck nach Mucklow vollständiger erreicht wird, als wenn man den Krapp erst zertheilt
                              und dann zu reinigen sucht. Die Behandlung besteht darin, daß man die Krappwurzeln
                              in reinem kalten Wasser, oder in Wasser, welches eine geringe Menge eines den
                              Krappfarbstoff nicht auflösenden Salzes enthält, 1 bis 6 Stunden lang einweicht und
                              dann stark preßt. Frische Krappwurzeln werden nicht eingeweicht, sondern direct so
                              stark als möglich gepreßt, wobei die schleimigen, zuckerigen etc. Stoffe
                              größtentheils herausgehen. Der so behandelte Krapp wird nachher getrocknet und
                              gemahlen. Der Patentträger nennt das so erzeugte Product raffinirten Krapp (refined madder) und gibt von demselben an, daß es zu
                              allen Zwecken geeignet und ein wohlfeiles Ersatzmittel des unter dem Namen
                              „feinster gemahlener Krapp“ vorkommenden Materials sey. Es
                              soll nämlich die ungebeizten Stellen des Kattuns wenig einfärben, und, in der
                              Türkischrothfärberei oder zum Druck angewendet, nur wenig Seife und andere
                              Schönungsmittel erfordern, auch zur Bereitung von Garancin und Krappextract sehr
                              geeignet seyn und dabei weniger Säure oder Alkali als andere Krappsorten nöthig
                              haben. Der in der ausgepreßten Masse enthaltene Zucker kann in gewöhnlicher Manier
                              durch Erzeugung von Alkohol verwerthet werden. (Repertory of
                                 Patent-Inventions, November 1860, S. 399; polytechnisches
                              Centralblatt, 1861 S. 140.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung der Milchsäure.
                           Nach Lautemann erhält man reine Milchsäure viel leichter,
                              wenn man zu der gewöhnlichen Mischung von Zucker, Weinsäure, Milch und Käse, anstatt
                              der Schlämmkreide eine äquivalente Menge Zinkoxyd nimmt und der Mischung 1/3 Wasser
                              mehr zufügt. Die Temperatur der gährenden Masse soll 40 bis 45° C. betragen
                              und die Mischung muß fleißig umgerührt werden; nach 8 bis 10 Tagen ist die Innenwand
                              des Gefäßes mit schönen weißen Krystallkrusten von milchsaurem Zink bekleidet. Die
                              Masse wird hierauf zum Kochen erhitzt, und die filtrirte Flüssigkeit der
                              Krystallisation überlassen. Das milchsaure Zink löst man in heißem Wasser auf, fällt
                              das Zink durch Schwefelwasserstoff, dampft die abfiltrirte Flüssigkeit ein, dabei
                              gesteht diese zu einer breiigen Masse in Folge ausgeschiedenen Mannits; um letzteres
                              zu entfernen, löst man die Masse in möglichst geringer Menge Wassers, und schüttelt
                              diese Lösung mit Aether, welcher die Milchsäure auflöst und das Mannit ungelöst
                              läßt. (Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. CXIII S. 242.)