| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 234 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Commission für einheitliches Maaß und Gewicht in
                              Deutschland.Man vergl. S. 153 im vorhergehenden Heft.
                              
                           Die am Bundestag zu Frankfurt a/M. versammelte Commission für einheitliches deutsches
                              Maaß und Gewicht hat in dreizehn Sitzungen, welche innerhalb siebzehn Tagen gehalten
                              wurden, ihre Arbeit bis zu dem Punkt gefördert, wo ein Ausschuß ernannt werden
                              konnte, der mit schriftlicher Zusammenstellung der Resultate und ihrer Motive
                              beauftragt ist. Dieses Elaborat soll möglichst bald in den alsdann wieder
                              aufzunehmenden Plenarsitzungen berathen und danach das officielle Gutachten der
                              Commission festgestellt werden.
                           Die aus den Berathungen weiter hervorgegangenen, den Regierungen zu unterbreitenden
                              Vorschläge sind in Kürze folgende:
                           Als Einheit und Grundlage sämmtlicher Hohlmaaße wird der
                              französische Liter oder Kubik-Decimeter unter dem Namen Liter aufgestellt, was eine nothwendige Consequenz von der Annahme des
                              Meters als Basis des Systems ist.
                           In Ansehung speciell der Maaße für Flüssigkeiten beschloß
                              man außer dem Liter noch den doppelten Liter mit der Benennung Maaß (Neu-Maaß) aufzustellen, und als größere Einheit den Hektoliter oder Neu-Ohm
                              von 100 Liter. Für den Verkehr mit kleinsten Quantitäten soll der Liter in 1/2, 1/4,
                              1/8 u.s.w. nach Bedürfniß getheilt werden, ohne daß man sich veranlaßt sah für die
                              Unterabtheilungen eigene Namen zu empfehlen, mit einziger Ausnahme des halben Liters, wofür man die Benennung Schoppen annahm.
                           Als Hohlmaaße für trockene Gegenstände bestimmte man den
                              Liter, den Zehner von 10
                              Liter, und den Neu-Scheffel oder den Hektoliter von 100 Liter. Letzteres Gemäß soll in 1/2 und
                              1/4, der Zehner aber in zwei Fünfer getheilt werden,
                              während die Untertheilung des Liter in 1/2, 1/4, 1/8 u.s.w., wie beim
                              Flüssigkeitsmaaß, zu geschehen hätte. Hiernach ergibt sich folgendes Schema für die
                              Maaßgrößen zu Getreide, Mehl, Steinkohlen, Kartoffeln, Kalk etc. etc.:
                           
                              
                                 der Neu-Scheffel (der Hektoliter)
                                 = 100 Liter
                                 
                              
                                 der halbe Neu-Scheffel
                                 =   50   „
                                 
                              
                                 das Viertel
                                 =   25   „
                                 
                              
                                 der Zehner
                                 =   10   „
                                 
                              
                                 der Fünfer
                                 =     5   „
                                 
                              
                                 der Liter
                                 =     1   „
                                 
                              
                                 die Bruchtheile des Liter durch Halbirung.
                                 
                              
                           Der halbe Neu-Scheffel und das Viertel sind bequeme Größen zum Messen des
                              Getreides und anderer schwerer Gegenstände; für Holzkohlen wird der ganze Scheffel
                              ohne Hinderniß direct gebraucht werden, wie es in Frankreich üblich ist. Vielfache
                              des Scheffels oder Hektoliters sind natürlich nicht ausgeschlossen wo sie zweckmäßig
                              erscheinen mögen; so denkt man namentlich als Holzkohlengemäß für Hüttenwerke den
                              Zuber = 500 Liter als gesetzlich zulässig
                              anzuerkennen. (Beilage zur Allg. Ztg. vom 1. Febr. 1861.)
                           
                        
                           Englands Dampfmaschinenkräfte.
                           Im 2ten Theile von Fairbairn's Untersuchungen und
                              Vorlesungen (Useful informations for engineers) finden
                              sich die (nominellen) Pferdekräfte der gegenwärtig in Großbritannien betriebenen
                              Dampfmaschinen angegeben, und zwar:
                           
                              
                                 
                                 bei den Gruben und Metallbütten
                                 450000
                                 
                              
                                 
                                  „     „  
                                    Fabriken aller Art
                                 
                                 1,350000
                                 
                              
                                 
                                  „    der Dampfschifffahrt
                                 
                                 850000
                                 
                              
                                 auf den
                                 Eisenbahnen
                                 
                                 1,000000
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Summe in Pferdekräften
                                 3,650000.
                                 
                              
                           
                           Sollte die Arbeit mit lebendigen Pferden verrichtet werden, so würden, da diese in 24
                              Stunden höchstens 8 Stunden arbeiten können, mindestens 11 Millionen Pferde
                              erforderlich seyn.
                           Unsere Quelle rechnet, daß auf je eine nominelle Pferdekraft ein durch die
                              Maschinenarbeit oder auf den Dampfschiffen beschäftigter Arbeiter angenommen werden
                              könne, wonach die gesammte Anzahl auf beinahe 4 Millionen kommt.
                           Um wenigstens ungefähr zu übersehen, wie viel Kohlen diese Maschinen verbrauchen,
                              wollen wir annehmen, daß dieselben durchschnittlich jährlich nur 200 Tage und
                              täglich 10 Stunden im Gange wären, und daß man per
                              Stunde und Pferdekraft circa 8 Pfd. Kohlen verbrauche,
                              so hätte man per Jahr und Pferdekraft 8 Tonnen, mithin
                              überhaupt circa 29 Millionen Tonnen, oder, da die
                              jetzige jährliche Förderung in Großbritannien circa 65
                              Millionen Tonnen betragen dürfte, von dieser nahe 45 Proc.
                           
                              
                                     Rechnet man zu jenen
                                 
                                 29,200000 Tonnen
                                 
                              
                                 den Verbrauch bei allen Zweigen der
                                    brittischen    Eisenindustrie mit circa
                                 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                 15,000000      „
                                 
                              
                                 ferner die Ausfuhr nach anderen
                                    Ländern zu
                                 
                                   6,500000      „
                                 
                              
                                 so verbleiben für allen sonstigen
                                    Verbrauch
                                 
                                 14,300000      „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summe
                                 65,000000 Tonnen.
                                 
                              
                           (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
                              Hüttenwesen, 1861, Nr. 3.)
                           
                        
                           Ueber die Temperatur, welche sich in den nach Siemens'schem Princip construirten Schmelzöfen erreichen
                              läßt.
                           Hierüber hielt Prof. Scheerer folgenden Vortrag in der
                              Sitzung des bergmännischen Vereins zu Freiberg vom 14. Februar 1860.
                           Der Hitzegrad, welchen ein Brennmaterial bei seiner Verbrennung in atmosphärischer
                              Luft erzeugt, kann bekanntlich dadurch gesteigert werden, daß man entweder 1) das
                              Brennmaterial vor seiner Verbrennung, oder 2) die zur Verbrennung dienende Luft,
                              oder 3) beide erhitzt. Bloß das Brennmaterial zu erhitzen, hilft wenig; denn die
                              Berechnung zeigt z.B., daß während 0° warme Holzkohle in 0° warmer
                              Luft unter Erzeugung einer Temperatur von 27000 C. verbrennt, eine bis zu
                              400° C. erwärmte Holzkohle unter solchen Umständen eine Temperatur von
                              2735° C. hervorbringt. Eine Erhitzung der Holzkohle auf 400° C. hat
                              also die Verbrennungs-Temperatur nur um 35° C. erhöht. Von weit
                              größerem Effecte ist dagegen die Erhitzung der Verbrennungsluft. Holzkohle, welche
                              durch 400° C. heiße Luft verbrannt wird, erzeugt eine Temperatur von nahe
                              3065° C., also um 365° C. höher als bei Verbrennung in Luft von
                              0°. Natürlich wird der höchste Effect hervorgebracht, wenn Brennmaterial und
                              Verbrennungsluft vorgewärmt werden, dadurch muß sich der bei der Verbrennung
                              erzeugte Hitzegrad nahe um eben so viel steigern, als die gemeinschaftliche
                              Vorwärmung betrug. Eine 400° C. warme Holzkohle verbrennt in 400° C.
                              warmer Luft unter Erzeugung einer Temperatur von 3100° C.
                           Das Siemens'sche Princip zur Erhöhung der Temperatur in
                              Schmelz- (Flamm-) Oefen besteht nun zunächst 1) in der Erhitzung der
                              Verbrennungsluft, dann aber 2) in einer möglichst hohen, leicht ausführbaren
                              Steigerung dieser Erhitzung. Dieser zweite Punkt enthält das Eigenthümliche der Siemens'schen Methode.
                           Die von Siemens construirten Schmelzöfen bestehen im
                              Allgemeinen aus einem Erhitzungsraum (Schmelzraum), zwei Feuerungsvorrichtungen und
                              zwei Generatoren (oder einem Generator mit zwei Hauptabtheilungen). Unter Generator
                              wird hier ein, durch feuerfeste Zwischenwände in viele kleinere, mit einander
                              communicirende Abtheilungen getheilter größerer Raum verstanden, welcher zur
                              Erhitzung der Verbrennungsluft dient. Man bringt alle Wände desselben mittelst
                              hindurchstreichender Flamme zum starken Glühen und läßt dann die Verbrennungsluft
                              durch diesen geheizten Raum gehen, dessen innere vielfache Zertheilung und große
                              Gesammtwandfläche die Lufterhitzung möglichst begünstigen. Daß hierdurch der
                              Generator nicht zu sehr abgekühlt und die Lufterhitzung zu bedeutend herabgezogen
                              werde, dazu ist eben der zweite Generator vorhanden, welcher geheizt wird, während
                              der andere zur Lufterhitzung dient. Von Zeit zu Zeit wechseln diese Vorgänge in den
                              Generatoren: die Anheizung des Generators und die Wärmeabgabe an die
                              Verbrennungsluft. Dadurch kann unausgesetzt ein Strom stark erhitzter
                              Verbrennungsluft geliefert werden, und zwar ein größerer und stärker erhitzter Strom, als ihn
                              gewöhnliche Lufterhitzungs-Apparate (mit eisernen Röhren) zu liefern
                              vermögen. Zugleich aber erfordert das Anheizen der Generatoren keinen besonderen
                              Feuerungs-Apparat, sondern der Schmelzofen besorgt dieß selbst. Von seinen
                              zwei Feuerungs-Vorrichtungen erhitzt je eine abwechselnd den Schmelzraum und
                              einen der Generatoren. Es geschieht dieß – wenn wir uns durch G und G' die Generatoren,
                              durch F und F' die
                              Feuerungen und durch R den Schmelzraum andeuten –
                              auf folgende Weise:
                           
                              GG'
                              
                           
                              FRF'
                              
                           Während z.B. die Feuerung F durch erhitzte Luft aus dem
                              Generator G gespeist wird und ihre Flamme in den
                              Schmelzraum R schickt, erhitzt die aus diesem Raume
                              kommende Flamme, vereint mit der Flamme der Feuerung F',
                              den Generator G'. Nach einiger Zeit wird mittelst einer
                              einfachen Ventil-Vorrichtung der Wechsel bewirkt: Die Feuerung F' wird durch erhitzte Luft aus dem Generator G' gespeist und die aus R
                              kommende Flamme, vereint mit der Flamme der Feuerung F',
                              erhitzt nun den Generator G. Es läßt sich einsehen, daß
                              durch einen derartigen Wechsel die Generatoren allmählich heißer und heißer werden
                              müssen. Angenommen, die Temperatur des Generators G beim
                              Beginne des Versuchs sey t, so wird der Generator G' natürlich zu einer höheren Temperatur als t, wir wollen sie t' nennen,
                              angeheizt werden. Nach eingetretenem Wechsel nimmt die Verbrennungsluft also eine
                              höhere Temperatur als zuvor an, und folglich muß der Generator G eine noch höhere Temperatur t'' annehmen u.s.w. Man könnte nun der Meinung seyn – und diese
                              Meinung ist wirklich ausgesprochen worden – daß sich durch einen Ofen der
                              gedachten Construction eine Hitzesteigerung, so zu sagen, ins
                                 Unendliche erreichen lasse. Das ist jedoch keineswegs der Fall, sondern
                              auch hier gibt es ein Temperatur-Maximum, welches
                              selbst unter den günstigsten denkbaren Umständen nicht überschritten werden kann.
                              Die Rechnung ergibt dieses theoretische Maximum für einen mit guten Steinkohlen
                              geheizten Ofen zu etwa 20000° C. Wäre es praktisch ausführbar, eine solche
                              Temperatur, oder auch nur eine halb so hohe, wirklich zu erzeugen, so würde sich der
                              betreffende Ofen – und wenn er aus dem feuerfestesten Baumaterial bestände
                              – sicherlich in sehr kurzer Zeit selbst schmelzen. Daß ein Siemens'schen Ofen dieß glücklicherweise nicht thut, hat
                              seinen Grund darin, daß jene vorausgesetzten günstigsten Umstände nur zu einem sehr
                              kleinen Theile in der Praxis erreichbar sind; und es läßt sich ermessen, daß die
                              Temperatur eines Flammofens der gedachten Art, selbst bei der größten technischen
                              Sorgfalt schwerlich 4000° C. überschreitet. Das Temperatur-Maximum in
                              einem mit 400° C. heißer Gebläseluft betriebenen Eisenhohofen beträgt
                              3300–3400° C. Die Siemens'schen Oefen
                              können diese Temperatur, welche bisher als die höchste bei allen metallurgischen
                              Processen galt, also nicht allein erreichen, sondern vielleicht noch um einige
                              Hundert Grade übertreffen. Das ist aber von sehr wesentlicher Bedeutung, und die Siemens'schen Oefen eignen sich dadurch unter anderem
                              ganz vorzüglich zum Stahlschmelzen. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860,
                              Nr. 51.)
                           
                        
                           Apparat zum Waschen der Erze, von Landrin und Soulé in Paris.
                           Bekanntlich hat man in neuerer Zeit die Separation der Erze dadurch bewirken wollen,
                              daß man das feingepulverte Gemenge von Gestein und Erzen in eine sehr hohe, eiserne,
                              mit Wasser gefüllte Röhre am oberen Ende hinein schüttete, wo dann das spec.
                              schwerere Erz rascher herabfällt und sich in einer angesteckten kurzen Büchse
                              sammelt, die man nach dem Vorstoßen eines Schiebers entfernt, worauf auch die
                              Bergart durch eine momentane Oeffnung des Schiebers herausgelassen wird. Durch die
                              HHrn. Landrin und Soulé
                              ist nun eine wesentliche Vereinfachung des Apparates vorgeschlagen worden, die darin
                              besteht, daß man nur eine mäßig lange Röhre anwendet, dagegen aber den Weg, den das
                              Gemisch zu machen hat, dadurch verlängert, daß man die Flüssigkeit mittelst eines
                              senkrecht stehenden Flügelapparates in drehende Bewegung versetzt. Die schwereren
                              Erztheile werden dadurch in steileren, die Steintheilchen in flacheren Spiralen sich
                              bewegen, und so dieselben Resultate erreicht werden, als ob man eine vielfach höhere
                              Röhre anwendete.
                              (Mining Journal, 1860 S. 603; Wochenschrift des
                              schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 3.)
                           
                        
                           Starke Eisenplatten für gepanzerte Kriegsschiffe.
                           Der Bau der gepanzerten Kriegsschiffe erfordert die Herstellung geschmiedeter
                              Eisenstücke von ganz außergewöhnlichen Dimensionen und Gewichten. So haben die
                              Bleche für den „Warrior“, welcher
                              gegenwärtig auf dem Werfte liegt, eine Dicke von 4,32 Zoll (preuß.) und das eiserne
                              Hauptstück erhält eine Höhe von 38,2 Fuß, mit einem Gewichte von 840 Ctr. Es dürfte
                              dieß wohl das größte und schwerste Eisenstück seyn, welches bis jetzt geschmiedet
                              worden ist. (Monit. des int. mat.; Wochenschrift des
                              schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 4.)
                           
                        
                           Ueber die unauflöslichen Bestandtheile des käuflichen Zinks;
                              von G. Rodwell.
                           Wenn man zur Darstellung von Wasserstoffgas verdünnte Schwefelsäure auf käufliches
                              Zink einwirken läßt, so bemerkt man, daß eine Anzahl schwarzer flockiger Theilchen
                              auf der Oberfläche der Flüssigkeit schwimmt, welche, wenn alles Zink aufgelöst ist,
                              allmählich zu Boden sinken und sich dort als grauliches Pulver sammeln. Dieser
                              Rückstand betrug von 100 Theilen gewöhnlichen gewalzten Zinks.
                           
                              
                                 I.
                                 II.
                                 III.
                                 IV.
                                 
                              
                                 1,3142
                                 1,3661
                                 1,3388
                                 1,3017
                                 
                              
                           also im Mittel der vier Bestimmungen 1,3339.
                           Ich fand, daß er aus schwefelsaurem Blei bestand, nebst beiläufig 0,5 Proc.
                              Kohlenstoff, und einer Spur Eisen. Die schwarzen Theilchen scheinen Bleisuboxyd zu
                              seyn, welches, wenn die Wasserstoffentbindung aufgehört hat (aber erst dann),
                              langsam in schwefelsaures Blei umgewandelt wird.
                           Das Blei ist im Zink unzweifelhaft als metallisches Blei enthalten, und seine
                              schnelle Umwandlung in Suboxyd ist wahrscheinlich dem elektrischen Strome
                              zuzuschreiben, welcher zwischen ihm und dem Zink, womit es in Berührung ist,
                              hergestellt wird; denn wenn man ein reines Stück Blei in verdünnte Schwefelsäure
                              taucht, so bleibt es einige Zeit lang blank, stellt man aber nun ein Stück Zink so
                              in die Flüssigkeit, daß es das Blei berührt, so wird sich letzteres schnell mit
                              einer schwarzen Haut überziehen. (Chemical New, Januar
                              1861, Nr. 57.)
                           
                        
                           Brumlen's Verfahren der
                              Bleiweißfabrication.
                           Statt des Bleiweißes wird jetzt vielfältig basisches Chlorblei verwendet, das man
                              durch Behandlung von neutralem Chlorblei mit basisch-essigsaurem Blei erhält.
                              Das basische Chlorblei ist bedeutend unlöslicher in Wasser als das neutrale, und
                              deckt wegen seiner unkrystallinischen Form vortrefflich, während das neutrale
                              Chlorblei dieß gar nicht thut. Man stellt sich, nach Hrn. Ludwig Brumlen zu Newyork, zuerst fein granulirtes Blei dar, das
                              man erhält, indem man geschmolzenes Blei durch ein fein durchlöchertes Gefäß oder
                              ein Sieb in Wasser gießt. Mit den so erhaltenen feinen Bändern und Fäden füllt man
                              drei übereinander stehende Holzgefäße, 5 Fuß weit und 2 Fuß tief, die mit Hähnen am
                              Boden versehen sind. Man gießt nun auf das oberste Gefäß mäßig starke Essigsäure
                              (die per Unze 20 Gran kohlensaures Kali sättigt), oder
                              eine Auflösung von Bleizucker, die etwa 5% des Salzes enthält. Nach kurzem Verweilen
                              läßt man die Flüssigkeit in den zweiten, und von diesem in den dritten Bottich ab,
                              um sie endlich in einem Vorrathsbehälter aufzufangen. Das so befeuchtete Blei
                              oxydirt sich ungemein rasch, und wenn man daher die gebrauchte Essigsäure wieder
                              aufpumpt, so bildet sich zuerst Bleizucker, und bei Wieholung der Operation endlich
                              basisch-essigsaures Bleioxyd. Nimmt man schon gebildeten Bleizücker, so
                              findet der Uebergang in basisches Salz um so schneller statt. Man sieht, daß hier
                              ganz der altbekannte Proceß vorliegt, den man schon früher zur Darstellung von
                              Bleizucker etc. anwendete. Der Erfinder gibt auch an, daß man ebensogut Bleiglätte
                              direct in Essigsäure auflösen könne.
                           Aus der erhaltenen Bleizuckerlösung wird nun durch vorsichtigen Zusatz von Salzsäure
                              zuerst neutrales Chlorblei gefällt; die erhaltene Flüssigkeit und die Waschwasser
                              können statt frischer Essigsäure verwendet werden. Das ausgewaschene Chlorblei wird
                              alsdann mit basisch-essigsaurem Bleioxyd so lange digerirt, bis es durch
                              Aufnahme von Bleioxyd aus letzterem Salze in basisches Chlorblei übergegangen ist,
                              worauf man die klare Flüssigkeit, welche nun wieder neutralen Bleizucker enthält,
                              abzieht, den Niederschlag auswäscht, trocknet und in den Handel bringt. Auch die
                              zuletzt erhaltene Bleizuckerlösung wird, wie frische, zur Darstellung von
                              basisch-essigsaurem Blei benutzt, so daß also von der kostspieligen
                              Essigsäure nur durch Verzettelung etwas verloren gehen kann. (Mining Journal; Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.)
                           
                        
                           Feuerfester Thon bei Polnisch-Neudorf.
                           Auf der Grube Heinrich Amalie bei Poln. Neudorf hat das Braunkohlenlager eine
                              Mächtigkeit von 1 1/2 Ltr. und bei söhliger Lage nur eine Decke von 3/4 Lachter;
                              dasselbe besteht ganz vorwaltend aus mürber erdiger Braunkohle mit einzelnen
                              regellos zerstreuten Partien von holzartiger Beschaffenheit, fast nur im unteren
                              Theile der Lagerstätte. Unter dieser liegt in 11 bis 18 Fß. Stärke ein
                              graulich-weißer plastischer Thon, dessen
                              Verbreitung auf eine Fläche von circa 300 Morgen
                              verfolgt worden ist. Die Gewinnung dieses zur Fertigung feuerfester Waaren
                              vorzüglich geeigneten Thones wurde im Frühjahre 1858 begonnen, es sind davon bis
                              jetzt über 10000 Tonnen abgesetzt, und zwar größtentheils nach Oesterreich (an die
                              Thonwaarenfabrik zu Hruschau und das Wittkowitzer Eisenhüttenwerk), ferner an die
                              Antonienhütte, an Zinkhütten (darunter auch Lydogniah.), an die Cementfabrik zu
                              Oppeln etc. Von den Zinkhütten Silesia und Stanislaus wird angegeben, daß die aus
                              dem Thone hergestellten Muffeln 8 Wochen, resp. 69 Tage
                              im Feuer gestanden. In der Schuhmann'schen
                              Porzellanmanufaktur bei Berlin haben die Muffeln 4–5 Brände ausgehalten,
                              während bisher die aus ausländischen Thonen gefertigten Muffeln dort nur 2 Brände
                              aushielten.
                           Nach drei angestellten Analysen (a. von Hrn. Dr. Schwarz in Breslau, b. und c. von Hrn. Dr. Pagels zu Oppeln, die
                              letzte aus dem wasserfreien geglühten Thone) enthielten
                              100 Theile des in Rede stehenden Thons:
                           
                              
                                 
                                 
                                 
                                    a.
                                    
                                 b.
                                 
                                    c.
                                    
                                 d.
                                 
                              
                                 Kieselsäure
                                 
                                 66,33
                                 57,25
                                 62,85
                                 59,48
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 
                                 18,94
                                 29,04
                                 31,89
                                 28,95
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 
                                   2,27
                                   1,02
                                   1,12
                                   1,05
                                 
                              
                                 kohlens. Kalk
                                 
                                   0,84
                                   0,83
                                   0,92
                                 Spur
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 
                                   0,45
                                   0,76
                                   0,84
                                 –
                                 
                              
                                 Kali
                                 
                                 –
                                   2,15
                                   2,37
                                 –
                                 
                              
                                 Wasser
                                 
                                 11,17
                                   9,78
                                 –
                                 11,05
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 Summen
                                 100,00
                                 100,83
                                 99,99
                                 100,53.
                                 
                              
                           Die letzte Analyse (d.) von schottischem Thone von Gartsherrie (aus dem polytechn. Journal Bd. CXL S. 107), wonach der Poln. Neudorfer
                              Thon dem schottischen gleich zu stellen seyn dürfte. (Wochenschrift des schlesischen
                              Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 4.)
                           
                        
                           Ueber das Vorkommen von Chlor in den Steinkohlen; von Th. Leadbetter in Glasgow.
                           Meines Wissens hat man noch nicht versucht, den Chlorgehalt der Steinkohlen
                              quantitativ zu bestimmen. Daß unter den Producten der trockenen Destillation der
                              Steinkohlen Salmiak
                              vorkommt, wurde von Fownes und Anderen bemerkt; man hat
                              auch beobachtet, daß wenn die ammoniakalische Flüssigkeit der Gasanstalten durch
                              Abdampfen concentrirt wird, sich Krystalle von Salmiak absetzen. Die Fabrikanten von
                              schwefelsaurem Ammoniak haben ebenfalls gefunden, daß eine beträchtliche Menge von
                              gebundenem Ammoniak in der Destillirblase zurückbleibt, nachdem das kohlensaure
                              Ammoniak abdestillirt worden ist. In einer Probe dieser rückständigen Flüssigkeit
                              aus der Blase fand ich 506,4 Grains Chlor per Gallon,
                              und in zwei Proben von nicht destillirter ammoniakalischer Flüssigkeit fand ich
                              respective 156 und 76,4 Grains Chlor per Gallon.
                           Das Vorkommen einer so großen Menge Chlor in dieser ammoniakalischen Flüssigkeit
                              veranlaßte mich den Chlorgehalt der Steinkohlen zu ermitteln, wozu ich eine Reihe
                              von Versuchen mit Cannelkohle und anderen Steinkohlen aus verschiedenen Gruben
                              Schottlands anstellte. Von jeder Probe wurden 1000 Grains in destillirtem Wasser
                              gekocht, und nach dem Abfiltriren des unauflöslichen Theils wurde das Chlor im
                              Filtrat durch salpetersaures Silber in gewöhnlicher Weise bestimmt. In folgender
                              Tabelle sind die Resultate zusammengestellt, nebst den Berechnungen auf 1 Tonne (20
                              Ctr.).
                           
                              
                                 Name der Steinkohle.
                                 Chlor in 100 Theilen.
                                 Grains Chlor p.
                                    Tonne.
                                 
                              
                                 Lesmahagow
                                 0,015292
                                 2383
                                 
                              
                                 Boghead
                                 0,012369
                                 2939
                                 
                              
                                 Bank Coal
                                 0,017300
                                 2712
                                 
                              
                                 Knightswood
                                 0,019791
                                 3103
                                 
                              
                                 Barton's Holm
                                 0,009277
                                 1454
                                 
                              
                                 Monkland
                                 0,027831
                                 4363
                                 
                              
                                 Thankerton
                                 0,004948
                                   775
                                 
                              
                                 Weiche Kohle (soft coal)
                                 0,004948
                                   775
                                 
                              
                           Es schien auch wünschenswerth, die Asche obiger Steinkohlen auf Chlor zu untersuchen;
                              hierzu wurde ein bekanntes Gewicht der Kohle zuerst verkohlt und hernach in einem
                              Platintiegel eingeäschert, die Asche mit Wasser ausgekocht und die Flüssigkeit dann
                              in gewöhnlicher Weise auf Chlor geprüft. In der Asche von mehreren obiger
                              Steinkohlensorten wurde nicht eine Spur von Chlor entdeckt, und in den anderen wurde
                              nur eine kleine und unbestimmbare Menge gefunden. Es ist daher einleuchtend, daß
                              wenn die Steinkohlen destillirt oder in geschlossenen Gefäßen verkohkt werden, das
                              Chlor mit den flüchtigen Substanzen ausgetrieben wird, und diese Thatsache erklärt
                              genügend den Umstand, daß in den von verschiedenen Chemikern veröffentlichten
                              Analysen von Steinkohlenaschen ein Chlorgehalt nicht erwähnt wird.
                           Bei einer andern Reihe von Versuchen mit denselben Steinkohlensorten destillirte ich
                              einen Theil von jeder in einem schmiedeisernen Rohr und prüfte das Destillat
                              sorgfältig auf Chlor. In jedem Falle war die Gegenwart einer bestimmbaren Menge von
                              Chlor entscheidend nachzuweisen. (Chemical News, 1860,
                              Nr. 46.)
                           
                        
                           Anwendung des Pergamentpapiers für die porösen Zellen
                              galvanischer Batterien.
                           Die HHrn. Siemens und Halske
                              hatten schon vor einiger Zeit darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig es wäre, die
                              Thonzellen in den galvanischen Bechern durch Zellen aus Pergamentpapier zu ersetzen.
                              Versuche, die hierüber in der Papierfabrik des Hrn. Behrent in Cöslin in Pommern angestellt wurden, haben ein sehr gutes
                              Resultat ergeben, indem daselbst jetzt aus dieser Pergamentmasse Zellen dargestellt
                              werden, welche stark und dauerhaft genug sind, um mit Vortheil für den gedachten
                              Zweck verwandt zu werden.
                           So viel wir erfahren haben, wird bei der Darstellung derselben in der Weise
                              verfahren, daß die gewöhnliche rohe, zermahlene, nasse Papiermasse auf einen
                              Holzklöppel, der die
                              Form der Zelle hat, in der nöthigen Dicke gegossen und dann trocknen gelassen wird.
                              Der trockene Becher wird dann unter Druck mit Schwefelsäure getränkt. Die Anwendung
                              von Druck hat sich als nothwendig herausgestellt, damit die Schwefelsäure in sehr
                              kurzer Zeit die dicken Wandungen der Zelle durchdringt.
                           Ob es nicht einfacher ist, diese Becher in der Weise herzustellen, daß man mehrere
                              Streifen Papier, von der nöthigen Breite, bei der Umwandlung in Pergament
                              aufeinander klebt, bis man die nöthige Dicke der Zellenwandung (also 2/3 bis 1
                              Millimeter) erreicht hat, und den auf dieselbe Weise dargestellten Boden mit dem
                              Cylinder auf die Art verbindet, daß man die so eben dargestellte Pergamentmasse als
                              Klebemittel benutzt, bleibt dahingestellt. Wir glauben jedoch, daß diese letztere
                              Darstellungsweise der Zellen eine leichtere ist. Dr. Dullo.
                           
                        
                           Ueber eine neue grüne Farbe, von C. Struve.
                           Seit etwa drei Jahren trifft man im Handel in Form sehr leichter lockerer Stücke eine
                              unter dem Namen „arsenikfreies Grün“
                              bekannte Farbe, die als Surrogat des Schweinfurter Grüns dienen soll und jetzt in
                              ausgedehntem Maaße in der Industrie Anwendung findet.
                           Wenngleich nun dieses Grün auch nicht eine völlig so lebhafte Farbe wie das
                              Schweinfurter Grün besitzt, ist es doch zu manchen Zwecken viel geeigneter, da es
                              wirklich durchaus arsenikfrei ist. Dessen ungeachtet ist es aber, wenn auch viel
                              weniger giftig als jenes, keineswegs unschädlich, wie nachstehende Angabe der
                              Bestandtheile ergibt, und darf es z.B. nicht zum Färben von Backwerk u. dergl.
                              angewendet werden. Die Farbe soll übrigens dauerhaft seyn und noch besser decken als
                              das Schweinfurter Grün. Der Verf. hat auf Veranlassung von Prof. Wicke in dessen Laboratorium eine quantitative Analyse
                              dieser Farbe ausgeführt, welche folgendes Resultat ergab:
                           
                              
                                 chromsaures Bleioxyd
                                 13,65 Proc.
                                 
                              
                                 basisch kohlensaures Kupferoxyd
                                 80,24   „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,77   „
                                 
                              
                                 kohlensauren Kalk
                                   2,65   „
                                 
                              
                                 Feuchtigkeit
                                   2,58   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,89
                                 
                              
                           (Archiv der Pharmacie Bd. CLIV S. 42.)
                           
                        
                           Wirkung des Chloroforms auf Bienen.
                           In England hat man mit Glück versucht, die Bienen in ihren Körben durch Chloroform zu
                              betäuben, wenn man die Körbe leeren will. Ein solcher Korb wird zur Abhaltung des
                              Lichtes mit einem Tuche behangen und das Chloroform eingetröpfelt. Sobald man
                              bemerkt, daß sich die Bienen ganz ruhig verhalten, kann man sie ohne alle Gefahr
                              leicht in einen anderen Korb übersiedeln, in welchem sie am anderen Morgen alle
                              wieder erwachen und munter ihre Wohnung umschwärmen. (Pharmaceutical Journal and Transactions, 1859 p. 246; Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1861, Nr. 3.)