| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 314 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Neue Methode Musik zu drucken.
                           Der französische Kriegsminister hatte bei der kaiserlichen Druckerei den Druck der
                              militärischen Musik für die Regimenter in einer Auflage von 1500 Exemplaren
                              verlangt. Diesen beträchtlichen Band stechen und in einer so starken Auflage drucken
                              zu lassen, wäre sehr theuer gekommen; man kam daher auf den Gedanken, eine Methode
                              anzuwenden, die von den Kattundruckern beim Schneiden ihrer Holzformen, welche die
                              Zeichnungen darstellen, angewendet wird. Man ließ stählerne Punzen für alle Zeichen
                              und Noten, die in der Musik gebräuchlich sind, schneiden, deren Zahl 40 bis 50
                              beträgt. Nun wurden Holzblöcke von der Länge des beabsichtigten Formats der Musik
                              (nämlich von der Länge einer Linie der Musik quer über die Seite hin) und von einer
                              beliebigen Breite genommen, etwa 1 Zoll dick, glatt gehobelt, auf einer der flachen
                              Seiten weiß bestrichen, linirt und die Musik mit Bleistift darauf geschrieben. Wenn
                              die Blöcke so bearbeitet sind, so nimmt der Arbeiter die Punze, welche die
                              Anfangsnote darstellt, und schraubt sie in eine auf dem Tisch fest angebrachte
                              Maschine, welche der nicht unähnlich sieht, die man bei Eisenbahnen zum Stempeln von
                              Billetten anwenden sieht, und die eine Art von Schwanenhals bildet, dessen
                              herabgebeugter Schnabel bis auf etwa 1 1/2 Zoll vom Tisch sich herabneigt, und durch
                              einen hinten an der Biegung angebrachten Hebel mit großer Kraft herabgestoßen werden
                              kann. In diesen Schnabel wird die Punze so eingeschraubt, daß sie um so viel aus ihm
                              hervorsteht, als sie in den Block eindringen soll. Nun laufen an der Seite der
                              Maschine hin zwei dünne Röhren, die mit einem Gasbehälter in Verbindung stehen, und
                              die voll beiden Seiten eine kleine und beständige Flamme auf das hervorstehende Ende
                              der Punze richten. Sobald diese vollständig warm ist (nicht bis sie rothglühend
                              ist), schiebt der Arbeiter den Block unter die Punze, und treibt diese durch den Hebel mit
                              einem kurzen Schlag in das Holz, an der Stelle, wo das entsprechende Zeichen mit
                              Bleistift verzeichnet ist. Die Punze dringt ein, bis die breite untere Fläche des
                              Schnabels auf der Fläche des Blocks ankommt und ihn anhält, wodurch es unmöglich
                              wird, daß eine Note tiefer als die andere eingeschlagen werde. Auf diese Art wird
                              dieselbe Note in alle Theile des Blocks, wo sie vorkommt, eingeschlagen und dann
                              eine neue Punze eingeschraubt, bis alle vorkommenden Noten und Zeichen eingeschlagen
                              sind. Der Block ist nun fertig, so weit es die Noten betrifft, und das Holz ist an
                              jedem Platz, wo eine eingeschlagen ist, etwas durch die Hitze der Punzen gebräunt,
                              aber nicht verkohlt. Der Block wird nun in eine andere sehr einfache Maschine
                              gespannt, wo durch eine Art von fünfkantigem Hobel die 5 Querlinien durch die
                              eingeschlagene Musik mit großer Schärfe und genau in derselben Tiefe durchgezogen
                              werden. Hierauf wird er stereotypirt; die zu einer Seite gehörigen Platten werden
                              zusammengefügt und mit der gewöhnlichen typographischen Presse gedruckt. Wenn die
                              Worte des Textes zwischen den Musiklinien stehen sollen, so wird die stereotypirte
                              Musik in Linien zerschnitten, die Worte in gewöhnlicher Schrift gesetzt, die
                              stereotypirten Linien auf Holzblöcke aufgesetzt und zwischen sie die Schrift an
                              ihrem Platz eingesetzt. Das Resultat der Methode ist, was die Kosten betrifft, daß
                              das Einschlagen und Stereotypiren etwas höher kommt, als das Stechen auf
                              Metallplatten, dagegen der Abzug so viel wohlfeiler ist, daß die Auflage von 1500
                              durch die neue Methode nur das Dritttheil von dem kostet, was eine gleiche Auflage
                              gestochener Musik gekostet hätte. Im Vergleich mit Musik in beweglicher Schrift
                              gesetzt, ist die neue Methode etwas wohlfeiler im Satz, aber im Abdrucken sind die
                              Kosten ganz die gleichen. Das Resultat ist angenehmer für das Auge, als das der
                              beiden alten Methoden, denn die Formen der eingeschlagenen Punze sind in demselben
                              Verhältniß deutlicher und angenehmer für das Auge, als ein gedruckter Text
                              angenehmer und leserlicher ist als ein gestochener. In der Vergleichung mit Musik,
                              die mit gewöhnlichen Typen gedruckt ist, zeichnet sich die neue dadurch vortheilhaft
                              aus, daß die Querlinien nicht unterbrochen sind.Wie der Redaction des Breslauer Gewerbeblattes mitgetheilt wurde, wird diese
                                    Art Musikdruck in der ausgezeichneten Druckerei von Röder in Leipzig schon seit längerer Zeit ausgeführt. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.)
                           
                        
                           Ueber die Gestaltungszustände des Eisens, von Gurlt.
                           Die Ansicht von Fuchs, daß Schmiedeeisen im regulären,
                              Roheisen im rhomboëdrischen, weicher Stahl in jenem und harter in diesem
                              Systeme krystallisiren, und davon die Eigenschaften der Eisensorten abhängen,
                              verwirft Gurlt. Nach demselben krystallisirt nicht nur
                              reines Schmiedeeisen im regulären Systeme, sondern auch graues Roheisen, welches aus
                              Achtel-Kohleneisen besteht. Weißes Roheisen ist als Spiegeleisen
                              (Viertel-Kohleneisen), als luckige, blumige Flossen krystallinisch. Halbirtes
                              Roheisen ist noch nicht krystallisirt beobachtet, meist liegen auf weißem Grunde
                              sternförmig gruppirte Krystalle von grauem Eisen. Stahl, auch noch nicht in
                              Krystallen beobachtet, scheint ein inniges Gemenge von grauem Roheisen mit
                              geschmeidigem Eisen zu seyn.
                           Die fadige Textur des Stabeisens wird in eine krystallinische umgewandelt durch
                              Wärme, durch anhaltende Stöße und durch den galvanischen Strom, wobei eine
                              Volumvergrößerung eintritt. Bei körnigem, stahlartigem Stabeisen treten diese
                              Veränderungen in schwächerem Grade auf, bei Stahl in noch weit geringerem Grade.
                              Besondere Beachtung verdient die Anordnung der kleinsten Krystalle in Gußstücken.
                              Dieselben gruppiren sich bei gleichmäßiger Erkaltung so, daß eine ihrer Achsen
                              senkrecht gegen die Abkühlungsfläche gerichtet ist, der sie zunächst liegen; daher
                              bei Kugeln und Cylindern das strahlige Gefüge vom Mittelpunkt nach der Oberfläche
                              hin. Wenn sich die Krystalle von zwei Ebenen her treffen, so besitzt das Gußstück in
                              den Contactebenen – Ebenen des geringsten Widerstandes – die geringste
                              Festigkeit. Bei einem Cylinder haben die Ebenen die Gestalt eines Kegelmantels,
                              daher das Ausspringen von conischen Stücken bei Zapfenbrüchen und vom Bodenstück gußeiserner
                              Geschütze. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1860, Nr. 52.)
                           
                        
                           Das Zinnchlorid als Auflösungsmittel; von Gerardin.
                           Das Zinnchlorid verhält sich als Auflösungsmittel analog dem Schwefelkohlenstoff; es
                              löst nahezu dieselben Körper, aber in geringerem Verhältniß auf.
                           Bei der Temperatur wo es siedet, löst es beträchtliche Mengen von
                              oktaëdrischem Schwefel, Jod und gewöhnlichem Phosphor auf. Beim Erkalten
                              setzen sich der Schwefel und das Jod in schönen Krystallen ab. Der Phosphor aber
                              sondert sich im flüssigen Zustande ab und gesteht zu einer festen Masse ohne zu
                              krystallisiren.
                           Es löst den amorphen Phosphor nach andauerndem Kochen auf. Die Krystalle, welche sich
                              beim Erkalten bilden, sind oktaëdrische.
                           Der rothe Phosphor ist darin ganz unauflöslich.
                           Es löst das Brom und den Schwefelkohlenstoff in allen Verhältnissen auf.
                           Dagegen löst es Silicium, Tellur, Arsenik, Antimon, Wismuth, Zinn, die Metalloxyde
                              und Chlormetalle nicht auf. (Comptes rendus, December
                              1860, t. LI p. 1097.)
                           
                        
                           Darstellung reinen Aetzkalis, nach Franz Schulze.
                           Man füllt einen kupfernen Tiegel mit einem Gemenge reinen Salpeters und der
                              dreifachen Gewichtsmenge reinen Eisenoxyds (aus oxalsaurem Eisenoxydul dargestellt).
                              Durch den in der Mitte durchbohrten Tiegeldeckel führt ein kupfernes Rohr bis auf
                              den Boden des Tiegels. Während nun der Tiegel bis zum schwachen Rothglühen erhitzt
                              ist (wozu bei einem Versuche im kleineren Maaßstabe mit einer Portion von etwa 60
                              bis 80 Grm. Salpeter zwei Bunsen'sche Gasbrenner
                              ausreichen), leitet man aus einem Gasometer Wasserstoffgas, welches einige U-Röhren mit reinigenden Gemischen passirt hat,
                              durch das Kupferrohr in den Tiegel, indem man darauf achtet, daß kein Wasserstoffgas
                              ungenutzt aus dem Tiegel entweicht. Die Salpetersäure wird sehr leicht zersetzt,
                              indem ein Theil ihres Stickstoffes zu Ammoniak wird. Das Kali befindet sich nach
                              beendigtem Versuche an Eisenoxyd gebunden. Das überschüssige Eisenoxyd ist nöthig,
                              um dem Gemische die nöthige Lockerheit zu geben. Das nach dem Auswaschen des Kalis
                              mit Wasser zurückbleibende Eisenoxyd ist immer wieder zu gebrauchen, es wird sogar
                              durch jedesmalige Anwendung reiner. Vertheuert ist die Darstellung des Kalis auf
                              diesem Wege hauptsächlich durch das Wasserstoffgas, da mindestens 5 Atome desselben
                              auf 1 Atom Kali consumirt werden. Es berechnen sich auf 1 Pfd. Kalihydrat über 1,8
                              Pfd. Salpeter, 2,85 Pfd. Zink und 4,35 Pfd. concentrirte Schwefelsäure. Von
                              letzteren Materialien hat der Verf. in der Regel fast das Doppelte nöthig gehabt.
                              (Chemisches Centralblatt, 1861, Nr. 1.)
                           
                        
                           Ueber die Löslichkeit des schwefelsauren Ammoniaks in Wasser,
                              von A. Vogel.
                           Das schwefelsaure Ammoniak löst sich bei gewöhnlicher Temperatur nach wiederholten
                              Bestimmungen, die der Verf. ausgeführt hat, nicht, wie meist angegeben wird, im
                              Verhältnisse von 1 Th. Salz in 2 Th. Wasser, sondern es erfordert 1 Th. Salz 1,3 Th.
                              Wasser zur Lösung. (Buchner's neues Repertorium, Bd. X S.
                              9.)
                           
                        
                           
                           Ueber die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen, von Boutigny.
                           Hr. de Luca, welcher Jodstärkemehl in den
                              Leidenfrost'schen Tropfen brachte, beobachtete daß dasselbe sich nicht entfärbt und
                              schloß daraus daß die Temperatur des Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen 80°
                              C. nicht erreicht, und sogar unter 50° betragen muß (polytechn. Journal Bd. CLVIII S. 238); Hr. Boutigny fand den Grund dieses von seiner Bestimmung um die Hälfte
                              abweichenden Resultates in dem Jodgehalt des Stärkemehls und in der Dauer des
                              Versuchs. Wenn das Jodstärkemehl 1/200 Jod enthält, kann es im Wasser bis zu dessen
                              Siedepunkt erhitzt werden ohne sich zu entfärben. Hr. Boutigny beharrt auf der Ziffer 96°,5 für die Temperatur des
                              Wassers im Leidenfrost'schen Tropfen, welche von Hrn. Sudre bestätigt wurde. (Comptes rendus, Januar
                              1861, t. LII p. 91.)
                           Hr. Sudre goß in die Muffel eines
                              Calorien-Thermometers, welcher ihm von Hrn. Favre
                              überlassen wurde, das Wasser im Zustande des Leidenfrost'schen Tropfens und notirte
                              die Wärme welche es abgab um auf die Temperatur von 0° zu kommen. 1 Gramm
                              Wasser gab an den Calorimeter immer 97,4 Wärme-Einheiten ab. (Comptes rendus, December 1860, t. LI p. 1092.)
                           
                        
                           Die Absorptionsfähigkeit der Knochenkohle für alkalische
                              Salze.
                           Wie bekannt wird die Knochenkohle in der Zuckerfabrication zum Entfärben und
                              Entkalken der Zuckerlösungen in größter Ausdehnung angewendet. Es sind indessen
                              nicht allein diese Substanzen, welche die Krystallisation des Zuckers verhindern,
                              sondern in viel größerem Maaße die löslichen alkalischen Salze, welche sich in der
                              Melasse schließlich ansammeln. Obwohl beim Verbrennen derselben nur höchstens 10
                              Proc. lösliche alkalische Salze gewonnen werden, so werden doch dadurch 50 Proc.
                              Zucker, welche in der Melasse vorhanden sind, am Krystallisiren verhindert. Es lag
                              nun die Frage vor, ob es möglich sey, durch Behandlung mit Knochenkohle auch diese
                              Salze, wenigstens theilweise, hinweg zu nehmen. Dabei war schon durch frühere
                              Versuche nachgewiesen worden, daß beim vollständigen
                                 Auswaschen der Kohle die Kohle nichts von den angewendeten alkalischen
                              Salzen zurückbehielt.
                           Es wäre indessen eine Möglichkeit gewesen, daß die Kohle zwar anfangs eine gewisse
                              Menge des löslichen Salzes aufnimmt, das ihr indessen durch reines Wasser wieder
                              entzogen wird. Man hätte dann z.B. bei der Zuckerfabrication den filtrirten Saft für
                              sich aufheben und verarbeiten müssen, während das salzreichere Waschwasser einer
                              gesonderten Verarbeitung unterworfen würde.
                           Um die Richtigkeit dieser Annahme zu prüfen, wurden 10 Grm. reinstes Steinsalz zu 1
                              Liter Wasser gelöst; 10 Kubik-Centimeter dieser Lösung brauchten zur Fällung
                              des Chlors als Chlorsilber, 17,0 Kubik-Centimeter einer
                              Zehntel-Normalsilberlösung, was (statt 0,100 Grm.) 0,09962 Grm. chemisch
                              reinen Kochsalzes entspricht. Als nun 100 Kub.-Cent. der Kochsalzlösung mit
                              10 Grm. frischer, gut ausgebrannter, fein gepulverter Knochenkohle zusammengebracht,
                              wiederholt umgerührt und einige Zeit stehen gelassen wurden, worauf man die
                              Flüssigkeit durch ein trockenes Filter abfiltrirte, so brauchten 10
                              Kub.-Cent. davon genau wieder 17,0 Kub.-Cent. Silberlösung, so daß
                              also auch nicht die geringste Menge Kochsalz von der Knochenkohle absorbirt
                              wurde.
                           Aus diesem Versuche geht mit ziemlicher Bestimmtheit hervor, daß in Beziehung auf die
                              alkalischen Salze die Knochenkohle vollständig wirkungslos ist, und daß vor der Hand
                              keine Aussicht vorhanden, den in die Melasse geführten Zucker auf diesem Wege von
                              Salzen zu befreien, resp. zu gewinnen. Dr. H. Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 2.)
                           
                        
                           
                           Anwendung der Kohlenfiltrirbälle bei der
                              Kaffeebereitung.
                           Auf die kürzlich in der Berliner polytechnischen Gesellschaft angeregte Frage über
                              die Schädlichkeit des durch Filtrirpapier filtrirten Kaffees und die Vermeidung des
                              ihm durch dasselbe häufig mitgetheilten üblen Geschmackes, macht die Vossische
                              Zeitung in Nr. 280 die in weiteren Kreisen interessante Mittheilung, daß es bereits
                              für jenes Filtrirpapier ein unübertreffliches Ersatzmittel in der Gestalt der in der
                              Fabrik plastischer Kohle, Engelufer 15 in Berlin, verfertigten hohlen Kohlenfiltrirbälle gibt.
                           Dieselben absorbiren durch die allgemein bekannte Fähigkeit der Kohle den zuweilen
                              dem Kaffee beiwohnenden üblen Geschmack, der, wenn er nicht in der Bohne selbst
                              seine Ursache hat, zumeist aus dem dazu verwendeten schlechten Wasser herrührt. Die
                              Klärung des Kaffees ist eine weit vollständigere, als die durch Filtrirpapier und
                              Filtrirsäcke bewirkte, und der Umstand, daß man die Bälle mit ihrem Gummischlauch in
                              jeden Kaffeetopf hineinlegen und direct aus diesem den fertig geklärten Kaffee
                              vermittelst des Hahnes nach Bedarf abziehen kann, wird denselben bei ihrer
                              Billigkeit und Dauerhaftigkeit bald allgemeinere Verwendung, insbesondere in großen
                              Cafés, Gasthöfen und Restaurationen, verschaffen. (Breslauer Gewerbeblatt,
                              1861, Nr. 2.)
                           
                        
                           Prüfung der Seife für den Hausgebrauch; von Seifensieder
                              Friedr. Schmitt in Darmstadt.
                           Nach meiner Ueberzeugung läßt sich eine Prüfung des Werthes der Seife durch jede
                              Hausfrau auf folgende einfache Weise erreichen.
                           Vorausschicken muß ich jedoch, was sich seit ungefähr 20 Jahren in der Seifensiederei
                              zugetragen hat. Seit diesem Zeitraum hat das Cocosnußöl Eingang in Deutschland
                              gefunden und das Mittel zur Vermehrung und Verfälschung der Seifen geboten.
                           Vor dieser Zeit kannte man nur eigentliche Kernseife, gefüllte und geschliffene
                              Seifen. Kernseife, welche nur aus dem rein ausgesalzenen und klar gesottenen Kern
                              besteht, kann von keinem Fabrikanten mehr als wie 150 bis 155 Pfd. Seife aus 100
                              Pfd. Fett dargestellt werden, je nachdem das Fett mehr oder weniger Stearin enthält.
                              Bei den oben bemerkten zwei anderen Seifensorten werden 15 bis 20 Pfd. geringe Lauge
                              oder Wasser, durch Schleifen des Kerns im Kessel, oder durch mechanisches Rühren im
                              Formkasten, beigebracht. Sollte dieses Verhältniß überschritten worden seyn, so wird
                              die Seife niemals eine schöne Marmorirung erhalten, im Angriff schmierig erscheinen
                              und beim Aussetzen an die freie Luft oder im Sonnenschein das Wasser bald verlieren
                              und hierdurch rissig werden.
                           Seit Einführung des Cocosnuß- und Palmöls haben sich große Seifenfabriken
                              gebildet und die Seifensiederei von einem Localgewerbe theilweise zu einem
                              ausgedehnten Fabrikgeschäft umgewandelt. Die Seife selbst hat hierdurch keine Verbesserung erfahren, sondern es suchte fast jeder
                              Fabrikant mehr Seife, ja sogar bis zu 500 Pfd. und mehr aus 100 Pfd. Fett, und nicht
                              immer in redlicher Weise zu erzielen. Die Mittel hierzu bieten Wasser, Salz, ja
                              sogar fein gemahlener Schwerspath.
                           Um nun eine Seife zu prüfen, nehme man ein genau gewogenes beliebiges Stück Seife,
                              etwa 1/4 bis 1/2 Pfd., schneide dasselbe in kleine Stückchen und lasse es in einem
                              Schoppen Wasser, mit einer Hand voll Kochsalz, in einem Topfe am Feuer zergehen und
                              etwas aufsieden. Hierbei darf jedoch die Seifenmasse nicht überlaufen. Man sehe dann
                              nach, ob sich die Seife vom Wasser gern abscheidet. Ist dieses nicht der Fall, so
                              wird noch etwas Kochsalz als Scheidungsmittel zugegeben. Hierauf lasse man das Ganze
                              erkalten, nehme dann die obere abgeschiedene Seifenschichte ab, trockne dieselbe und
                              wägt sie. Was nun an dem ursprünglichen Gewichte fehlt, ist der Seife fälschlich
                              zugesetzt worden. Ob dieses nun aus überschüssigem Natron, Wasser oder Schwerspath
                              besteht, kann der Hausfrau einerlei seyn. (Gewerbeblatt für das Großherzogth.
                              Hessen, 1860 S. 346.)
                           
                        
                           
                           Darstellung eines purpurblauen Farbstoffs aus Indigo; von L.
                              und E. Boilley in Paris.
                           Die Genannten bereiten einen Farbstoff aus Indigo nach folgendem Verfahren (patentirt
                              in England für J. H. Johnson am 24. März 1860): Man nimmt
                              von wasserfreiem zweifach-schwefelsaurem Natron das 10 bis 20fache Gewicht
                              des zu behandelnden Indigos, erhitzt dasselbe, so daß es schmilzt, und erhält es im
                              geschmolzenen Zustande bei 200 bis 300° C. In das geschmolzene Salz wird der
                              pulverisirte und gesiebte Indigo nach und nach eingetragen, indem man dabei
                              beständig umrührt, damit er sich nicht am Boden des Gefäßes ansetzt. Diese
                              Behandlung kann in einem Gefäß von Gußeisen, Platin, oder Porzellan vorgenommen
                              werden. Die Masse bläht sich auf, entwickelt Gas und nimmt eine dunkle Farbe an. Von
                              Zeit zu Zeit nimmt man eine kleine Probe heraus, bringt sie in Wasser, und sieht zu,
                              ob dasselbe Violettroth wird; wenn dieß der Fall ist, unterbricht man die Operation.
                              Die Masse, welche nun eine teigartige Beschaffenheit angenommen hat, wird sodann in
                              eine große Menge Wasser (das 70- bis 80fache Gewicht der Mischung) gebracht
                              und durch Umrühren mit demselben vermischt. Dieser Mischung fügt man sodann Kochsalz
                              (etwa 2 Pfd. auf 1 Pfd. der Mischung) hinzu, worauf beim Erkalten sich das Product
                              im unreinen Zustande niederschlägt. Dieses Product ist ein Purpurblau von
                              eigenthümlicher Art, welches man nur mit Salzwasser zu waschen braucht, um es in
                              genügender Reinheit für den Gebrauch zu erhalten. Zuletzt wird es auf einem Filter
                              gesammelt und getrocknet. Außer diesem Purpurblau entsteht noch eine schwärzliche
                              oder grünliche Masse, welche sich langsamer absetzt und deßhalb eine obere Schicht
                              des Niederschlags bildet, die man beseitigen muß.
                           Wenn man statt reinen Indigos den unreinen Indigo des Handels nach dem beschriebenen
                              Verfahren behandelt, so erfordert die Operation eine längere Zeit und eine höhere
                              Temperatur. (London Journal arts, Januar 1861, S.
                              27.)
                           
                        
                           Verfahren, Farbstoffe mittelst Leim oder Gerbsäure auf Geweben
                              etc. zu fixiren, von John Lightfoot in Accrington.
                           Um unlösliche Farbstoffe auf Geweben oder Garn zu fixiren, kann man in folgender Art
                              verfahren. Man macht eine Lösung von gutem Leim in Wasser in dem Verhältniß von etwa
                              3 Th. des ersteren auf 10 Th. des letzteren, fügt den Farbstoff, z.B. die Lackfarbe,
                              hinzu und druckt auf. Nachher dämpft man die Waare in derselben Art wie für
                              Dampffarben und passirt sie sodann durch die Lösung eines Quecksilbersalzes oder
                              durch basisch-essigsaures Bleioxyd. In dieser Weise können auch manche
                              lösliche Farbstoffe vorteilhaft fixirt werden. Wenn man das Gelatiniren des Leims
                              vermeiden will, versetzt man die Farbe per Gallon (10
                              Maaßpfund) mit 2 bis 4 Pfd. salpetersaurem Natron oder salpetersaurem Kali.
                           Man kann auch Leim statt Stärke, Gummi etc. als Verdickungs- oder
                              Fixirungsmittel für Murexidfarben benutzen. In diesem Falle vermischt man die
                              Leimlösung per Gallon mit 2 bis 4 Pfd. salpetersaurem
                              Bleioxyd und fügt dann Murexid oder Murexan in derjenigen Quantität, welche zur
                              Erzielung der beabsichtigten Nüance nothwendig ist, hinzu. Man druckt die Farbe auf,
                              trocknet, passirt die Waare durch Ammoniakdämpfe oder durch eine Ammoniaklösung,
                              wäscht etwas und behandelt sie sodann mit der Lösung eines Quecksilbersalzes. Bei
                              diesem Verfahren schlägt das Murexid sich mit der Leimquecksilberverbindung nieder.
                              Man kann nach diesem Verfahren auch andere Farbstoffe fixiren. Indem man zugleich
                              mit Murexid Ultramarin anwendet, erhält man schöne und dauerhafte gemischte
                              Farben.
                           Ein anderes Verfahren, Murexid durch Leim zu fixiren, besteht darin, daß man den Zeug
                              nach dem Bedrucken durch eine verdünnte Lösung von weinstein-zinnsaurem
                              Natron (durch Neutralisiren von zinnsaurem Natron mit Weinsteinsäure dargestellt)
                              passirt, wobei ein Murexidlack in Verbindung mit dem Leim gefällt wird.
                           Als Mordant für die aus Anilin oder anderen ähnlichen Stoffen erzeugten Farben kann
                              man Gerbsäure entweder für sich allein oder zugleich mit Leim benutzen. Im ersteren
                              Falle imprägnirt man
                              die Waare mit einem Auszug von Galläpfeln, Sumach etc., ringt aus, trocknet und
                              färbt in der gewöhnlichen Manier mit den Anilinfarben, oder man unterläßt das
                              Trocknen und färbt nach dem Ausringen und Waschen. Im zweiten Falle imprägnirt man
                              die Waare mit Leimauflösung und nachher mit einer gerbsäurehaltigen Flüssigkeit oder
                              erst mit dieser und dann mit jener, worauf nachher mit oder ohne vorausgehendes
                              Trocknen gefärbt wird. – Patentirt in England am 25. Februar 1860. (Repertory of Patent-Inventions. November 1860, S.
                              404; polytechnisches Centralblatt, 1861 S. 286.)
                           
                        
                           Neuer Kleister zum Aufziehen von Tapeten, namentlich zum
                              Aufziehen der Papierunterlagen für Tapeten; vom Hoftapezier Löffz in Darmstadt.
                           Es ist eine bekannte Erfahrung, daß Tapeten in Vorplätzen, Gängen, Gartenzimmern
                              u.s.w., welche dem Einflusse abwechselnder trockner und feuchter Witterung mehr
                              ausgesetzt sind, als Tapeten in ständig bewohnten Zimmern, leicht von den Wänden
                              abspringen, wenn sie mit Mehl- oder mit Stärkekleister aufgezogen wurden.
                           Der Obengenannte suchte vor einigen Jahren, veranlaßt durch die hohen Preise des
                              Mehls und der Stärke, diese Materialien in billigerer Weise zu ersetzen. Er
                              bereitete den nachstehend beschriebenen Kleister und fand darin zugleich ein Mittel,
                              das Abspringen der Tapeten in Gängen und Vorplätzen zu vermeiden.
                           Der neue Kleister wird in nachstehender Weise bereitet. Man weicht 18 Pfund Bolus,
                              nachdem er kleingeklopft wurde, in Wasser ein und schüttet dann das Wasser über dem
                              gehörig erweichten Bolus ab. 1 1/4 Pfd. Leim werden hierauf zu Leimwasser abgekocht,
                              mit dem erweichten Bolus und 2 Pfd. Gyps gut vermengt und dann die Masse mittelst
                              eines Pinsels durch eine Seihe durchgetrieben. Die Masse wird sodann mit Wasser bis
                              zu dem Grade eines dünnen Kleisters oder einer Schlichte verdünnt. Der Kleister ist
                              nun zur Verwendung fertig.
                           Der beschriebene Kleister ist nicht allein weit billiger als andere Kleisterarten,
                              sondern hat noch den wesentlichen Vortheil, daß er an getünchten Wänden und
                              namentlich an alten mehrmals angestrichenen Wänden, bei welchen die Anstriche nicht
                              sorgfältig abgekratzt wurden, besser haftet, als andere Kleister. Zum Aufziehen
                              feiner Tapeten eignet er sich aber um deßwillen weniger, weil er eine weiße Farbe
                              bildet, durch die, wenn beim Anstreichen und Aufziehen nicht große Vorsicht
                              angewandt werden, leicht die feinen Tapeten beschmutzt werden können. Wo indessen
                              feine Tapeten auf Grundpapier aufgezogen werden, ist unbedingt zu empfehlen, das
                              Grundpapier auf die Wände mit dem erwähnten Kleister, und dann erst die Tapeten mit
                              gewöhnlichem Stärkekleister aufzuziehen.
                           Hr. Löffz hat mit dem beschriebenen Kleister vor länger
                              als 6 Jahren Tapeten in Vorplätzen und Gängen, die bis zur Hausthüre reichen,
                              aufgezogen, ohne daß dieselben bis jetzt an irgend einer Stelle losgesprungen sind.
                              (Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1860, S. 345.)
                           
                        
                           Kalk als Mittel zum Trocknen feucht eingeheimsten
                              Getreides.
                           Das Journal d'agriculture pratique vom 20. September S.
                              234 enthält Folgendes: Man vertheilt 1/2 Kubikmeter (ungefähr 20 Kubikschuh)
                              gebrannten Kalk in eine Anzahl kleiner Körbe, die man mit altem Zeitungs- und
                              dergl. Papier bedeckt und in angemessenen Entfernungen von einander auf den
                              Fruchtboden stellt; dann schüttet man das Getreide in gewöhnlicher Weise darauf. Die
                              im Getreide überflüssig enthaltene Feuchtigkeit wird durch den Kalk angezogen und
                              absorbirt und das Getreide entledigt sich so in Bälde seiner wässerigen Dünste, Das
                              angegebene Quantum Kalk ist hinreichend für 100 Hektoliter (gegen 56 Sch.) Weizen,
                              welche ungefähr 150 Centner wiegen. Der Kalk kann nachher zu Mörtel, zum Compost und dergl. gebraucht
                              werden. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft, 1860,
                              Nr. 52.)
                           
                        
                           Wirkung des Eisenvitriols auf Baumfrüchte.
                           Schon länger ist bekannt, daß durch Benetzen mit aufgelöstem Eisenvitriol die Blätter
                              zu energischerem Wachsthum angespornt werden. Hr. Du
                                 Breuil (ausgezeichneter Gärtner) kam nun auf den Gedanken, die Oberfläche
                              heranwachsender Früchte mit obiger Lösung zu benetzen, worauf sie ein
                              außerordentliches Wachsthum zeigten. Die Ausführung kann auf diese Art geschehen: in
                              1 Liter Wasser löst man 1 1/2 Gramme Eisenvitriol (auf 2 1/2 württembergische
                              Schoppen 1 Quentchen) und bestreicht damit die Früchte in drei verschiedenen
                              Altersperioden, wozu man eine Tageszeit wählt, in der die Früchte nicht von der
                              Sonne beschienen werden. Durch diese Manipulation wachsen die Früchte auf Kosten der
                              Blätter und erreichen eine beträchtliche Größe. Wenngleich dieses Verfahren im
                              Großen nicht auf sämmtliche Früchte angewendet werden wird, so würde es sich doch
                              für die werthvolleren reichlich lohnen. (Belgique
                                 Horticole.)
                           
                        
                           Der Stall als Treibhaus.
                           In dem fiamändischen agronomischen Journal Akkerbow findet sich eine Beschreibung
                              über die Benützung des Stalles als Treibhaus, der wir Folgendes entnehmen.
                           Die Benützung des Kuhstalls als Treibhaus, um Weintrauben
                              und Erdbeeren zu produciren, ist ein Gedanke, der
                              ungefähr im Jahr 1847 bei einem reichen Engländer erwachte, von diesem realisirt
                              wnrde und nunmehr seit einer Reihe von Jahren die schönsten Erfolge gewährt. General
                              Langermann, Gutsbesitzer zu Provedroux (im Lütticher
                              Kreise), sah auf einer Reise durch England solche Treibhaus-Ställe, die durch
                              frühe Früchte bedeutende Renten abwerfen, und gab eine Beschreibung davon. Die
                              Temperatur der Treibhäuser ist genau die der Ställe, wie solche seyn sollten, um der
                              Gesundheit des Viehs zuträglich zu seyn; die von den Thieren entwickelte Wärme ist
                              somit vollkommen zum Gedeihen der Pflanzen geeignet. Die Ställe werden der
                              Gesundheit des Viehs um so zuträglicher seyn, je mehr sie die Eigenschaft besitzen,
                              ausgelüftet werden zu können, ohne daß dabei die Thiere dem Luftzug ausgesetzt
                              werden; daher der Vorzug hoher Stallungen, und da die warme Luft sich in die Höhe
                              zieht, so erhellt daraus, daß die Luftschicht, in der der Weinstock Früchte tragen
                              wird, und die Stellen, auf welchen Erdbeeren cultivirt werden können, gerade die
                              höchsten Theile des Stalles sind, somit außerhalb des Bereiches des Viehs
                              liegen.
                           Ein Theil des Stalles muß ein Glasdach haben und es wird
                              nun abwechslungsweise ein Trieb von einer Rebe, welche in
                              einer auf Mauerwerk ruhenden Abdachung (außerhalb des Stalles) gepflanzt ist, in das
                              Innere des Stalles an dem Glasdach hingezogen, um hier Früchte zu tragen, während
                              dieser Trieb das nächste Jahr außen bleibt, um eine zuträgliche Ruhe zu genießen, da
                              es ja eine längst anerkannte Thatsache ist, daß diese Abwechslung die Weinreben in
                              langer Fruchtbarkeit erhält. Die Erdbeeren werden in
                              Kübeln oder Kisten auf in entsprechender Höhe angebrachten Gesimsen aufgestellt.
                              (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwissenschaft, 1860, Nr.
                              52.)