| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 159, Jahrgang 1861, Nr. , S. 461 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Schau's Kesselsteinapparat.
                           In der Wochenversammlung des österr. Ingenieurvereins am 13. October v. Js. hielt Hr.
                              Oberinspector W. Bender einen Vortrag über den
                              Kesselsteinapparat des Hrn. C. Schau. Da beim Betriebe
                              von Dampfmaschinen, insbesondere von Locomotiven, höchst selten reine Wasser zu
                              Gebote stehen und die meisten Wasser an den inneren Kesselwänden allmählich eine harte Rinde
                              (Kesselstein) absetzen, wodurch der Betrieb gehindert und nicht selten
                              Kesselexplosionen veranlaßt werden, so war man längst auf Vorkehrungen bedacht, um
                              den Absatz des Kesselsteins zu hindern. Die zahllosen Mittel, welche zu diesem
                              Zwecke vorgeschlagen wurden und meistens dahin zielen, durch Zuthat verschiedener
                              Stoffe zum Speisewasser die Bildung fester Rinden zu verhindern, gewähren jedoch
                              keine gründliche Abhülfe, indem die festen Bestandtheile des Speisewassers sich
                              dabei jedenfalls erst im Dampfkessel ausscheiden und aus diesem von Zeit zu Zeit
                              fortgeschafft werden müssen.
                           Der Kesselstein-Apparat des Hrn. C. Schau
                              verspricht diesem Uebelstande vollkommen abzuhelfen. Er besteht im Wesentlichen aus
                              einem auf dem Dampfkessel angebrachten und mit demselben mittelst eines kurzen
                              Rohres in Verbindung stehenden, oben geschlossenen Cylinder, in welchen das
                              Speisewasser, bevor es in den Kessel gelangt, durch eine Brause derart eingespritzt
                              wird, daß es in die feinsten Tropfen zertheilt und durch den heißen Dampf sogleich
                              zum Sieden gebracht wird. In Folge des Siedens scheiden sich die schädlichen festen
                              Bestandtheile des Wassers aus, und setzen sich im Cylinder ab, während das
                              gereinigte Wasser in den Kessel abfließt. Durch diesen Apparat wird daher der Absatz
                              jener Bestandtheile des Wassers, welche im Dampfkessel feste Rinden bilden würden,
                              auf den Raum des Cylinders beschränkt und dem Kessel selbst nur reines Wasser
                              zugeführt. Diese günstige Wirkung des Apparats ist bereits durch größere Versuche
                              außer Zweifel gestellt worden. Eine Locomotive der priv. österr.
                              Staatseisenbahn-Gesellschaft legte auf der Linie Wieu-Neu-Szöny
                              mit diesem Apparate 1170 Meilen zurück, wobei sich im Apparate 217 Pfd. (also auf
                              5,4 Meilen 1 Pfd.) Kesselstein in Gestalt einer seifigen weichen Masse absetzten und
                              der Kessel schließlich vollkommen rein befunden wurde. Dieß Resultat erscheint um so
                              glänzender, als der Kessel beim Beginne des Versuchs eine mehrere Linien dicke Rinde
                              von Kesselstein hatte, welche am Schlusse gänzlich verschwunden war. Gegenwärtig
                              wird von Seite der priv. österr. Staatseisenbahngesellschaft die Anwendung des
                              Apparats im Großen eingeleitet.
                           Der Vorsitzende, Hr. Regierungsrath W. Engerth, bemerkte,
                              daß Hr. C. Schau den ersten Anstoß zur Construction
                              dieses eben so einfachen als sinnreichen Apparates wahrscheinlich seinen Erfahrungen
                              im Locomotivbetriebe verdanken dürfte. Es ist nämlich eine bekannte Thatsache, daß,
                              wenn das Speisewasser im Tender wiederholt und stark vorgewärmt wird, sich in diesem
                              letzteren ein starker Absatz von Kesselstein bildet, während der Dampfkessel
                              verhältnißmäßig reiner bleibt. Auf die Bemerkung des Hrn. Sectionsrathes P. Rittinger, daß die Wirkung des Apparats sich
                              hauptsächlich nur auf die im Wasser enthaltenen kohlensauren Salze beziehe,
                              entgegnet der Vorsitzende, daß eben diese nach der Erfahrung die schädlichsten
                              seyen, indem andere Salze unter Umständen zwar ebenfalls ausgeschieden werden, aber
                              doch keine festen Rinden an den Kesselwänden bilden, und bei dem nicht zu
                              verabsäumenden Auswaschen der Kessel leicht fortgeschafft werden können.
                           Uebrigens bemerkte der Hr. Vorsitzende, daß bei der Anlage der Eisenbahnen bisher zu
                              wenig Rücksicht auf die Reinheit der Wasser auf Wasserstationen genommen wurde, und
                              selbst bei den bestehenden Bahnen die Wasser nur selten gehörig untersucht und
                              gekannt seyen, was doch um so nothwendiger erscheine, als beinahe alle Wasser,
                              selbst jene von Flüssen, mehr oder weniger fremde und feste Bestandtheile enthalten.
                              Hr. Stadtbaudirections-Ingenieur C. Gabriel
                              bemerkte hiebei, daß selbst das durch Schottermassen filtrirte Donauwasser in
                              100,000 Theilen 21,5 Theile feuerfester Bestandtheile, und zwar vorherrschend
                              Kalkerde, enthalte und in Dampfkesseln feste Rinden absetze.
                           Der Vorsitzende bemerkte schließlich, daß der Schau'sche
                              Kesselstein-Apparat bereits die Aufmerksamkeit ausländischer
                              Eisenbahn-Gesellschaften erregt habe und namentlich von Paris Anfragen
                              hinsichtlich desselben Hieher gelangt seyen. (Zeitschrift des österreichischen
                              Ingenieurvereins, 1860 S. 221.)
                           
                        
                           Stahlfabrication nach der Bessemer'schen Methode in Sheffield.
                           Hr. Geheimer Regierungs-Rath Wedding in Berlin
                              theilte in der Versammlung der Mitglieder des Vereins für Gewerbfleiß in Preußen,
                              welche im Monate December v. J. statt fand, Reisenotizen aus England mit. Darnach
                              wird in Sheffield, dem Sitze der großartigen Stahlwaaren-Fabrication, zur
                              Herstellung des Stahls nach der Bessemer'schen Methode gutes
                              schwefel- und phosphorfreies schwedisches Roheisen in einem Flammofen nieder
                              geschmolzen, in einen Grapen abgestochen und hierauf in ein birnenförmiges Gefäß von
                              Gußeisen entleert. In dem Boden dieses Gefäßes ist ein solcher aus gelochten
                              Chamottsteinen eingesetzt, und der Raum zwischen den beiden Böden durch Seitencanäle
                              mit den hohlen Zapfen in Verbindung gebracht, die zur Unterstützung des Gefäßes und
                              seines Inhalts dienen, und um welche dasselbe gewendet werden kann.
                           Die Eingußmündung des Gefäßes ist zur Seite abgebogen, so daß das eingetragene
                              flüssige Metall den Chamottboden erst dann bedeckt, wenn das Gefäß aufgekippt wird.
                              Sofort wird aber auch von einer 25pferdigen Dampfmaschine atmosphärische Luft durch
                              das flüssige Metall durchgetrieben, und dieser Proceß während 25 Minuten
                              fortgesetzt, um nach Abstellung des Gebläses als Gußstahl in Formen abgegossen zu
                              werden. In 2 1/4 Stunden wurden circa 2500 Pfd.
                              bearbeitet, bei einem Abgange von circa 20 Proc. Der
                              Preis des Bessemer'schen Stahles ist zwei Drittel des
                              gewöhnlichen. (Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen, 1860 S. 276.)
                           
                        
                           Analyse eines altrömischen Metallspiegels; von A. Souchay.
                           Von dem Secretär des Vereins für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung,
                              Hrn. Dr. Rossel, erhielt ich
                              ein Bruchstück eines zu Kleinwinternheim bei Mainz aufgefundenen altrömischen
                              Metallspiegels. Das Spiegelmetall war von grauweißer Farbe mit einem Stich ins
                              Röthliche, theilweise mit Grünspan bedeckt. Es wurde von der Feile ziemlich leicht
                              angegriffen und zeigte an den angefeilten Stellen lebhaften Glanz. Die Legirung war
                              unter dem Hammer spröde, ihr Bruch feinkörnig. Auf den Bruchflächen zeigten sich hie
                              und da Höhlungen, welche mit kleinen runden weißen Metallkügelchen erfüllt
                              waren.
                           Das spec. Gewicht der Legirung war 9,21. Die Analyse lieferte folgende Resultate:
                           
                              
                                 Zinn
                                 19,05
                                 
                              
                                 Blei
                                 17,29
                                 
                              
                                 Kupfer
                                 63,39
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 99,73
                                 
                              
                           Die Legirung scheint somit durch Zusammenschmelzen von 1 Th. Zinn, 1 Th. Blei und 3
                              Th. Kupfer, und (da sich Kügelchen der leichter schmelzbaren Metalle in Höhlungen
                              ausgeschieden hatten) nicht eben mit großer Kunst bereitet worden zu seyn.
                           Allem Anscheine nach rührt das Bruchstück von einem kleinen ordinären Spiegel her,
                              denn die besseren Spiegel wurden wohl in der Regel nur aus Kupfer und Zinn
                              dargestellt. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXII S. 275.)
                           
                        
                           Trennung des Nickel- und Kobaltoxyduls vom Eisenoxyd;
                              von Field.
                           Man kocht einige Minuten die Lösung der Nitrate mit Bleiglätte, wodurch alles
                              Eisenoxyd fällt und die andern Oxyde gelöst bleiben. Es ist unzweckmäßig, die Salze
                              als Chloride zu haben, weil dann in dem Filtrat etwas Chlorblei sich befindet,
                              welches schwer durch Schwefelsäure oder ein Sulfat entfernt werden kann.
                           Das Eisenoxyd zieht man aus dem beigemengten Bleioxyd mit verdünnter Schwefelsäure
                              aus.
                           Bei dieser Gelegenheit bemerkt der Verf., daß die bisher übliche Abscheidung des
                              Nickels mittelst Kalilauge als Oxydul behufs der Wägung viel Unannehmlichkeiten beim
                              Auswaschen darbiete und daß es besser sey, dasselbe durch unterchlorigsaures Natron
                              als Oxyd zu fallen, weil dieses sich schnell auswaschen lasse. (Journal für
                              praktische Chemie, Bd. LXXXI S. 312.) 
                           
                        
                           
                           Baryt im Feldspath.
                           Alexander Mitscherlich hat im Feldspath von Hohenfels in
                              der Eifel 1,37 Proc., in dem von Rieden 2,33 Proc., in dem von Kempenich 0,79, in
                              dem von Rockesckill 1,37 Proc., und im Adular vom Gotthardt 0,45 Proc. Baryterde
                              gefunden. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXI S. 113.)
                           
                              Aufschluß der wichtigsten durch Säuren noch nicht
                                 aufgeschlossenen Mineralien; von A. Mitscherlich.
                              Folgende Mineralien habe ich theils vollständig, theils unter Zurücklassung eines
                                 kleinen Restes zerlegt, indem ich sie sein geschlämmt mit 6 Gewichtstheilen
                                 Schwefelsäure und 2 Gewichtstheilen Wasser in eine Glasröhre einschloß und sie
                                 zwei Stunden lang einer Temperatur von ungefähr 210° C. aussetzte:
                                 Spinell (rother von Ceylon), Chromeisenstein, Hercinit (von Ronsberg), Ceylonit
                                 (von Annily), Kreittonit (von Bodenmais), Automolit (von Fahlun), Tantalit,
                                 Titaneisen, Diopsit (aus Schweden), Asbest, thonerdehaltiger Augit, Spodumen,
                                 thonerdehaltige Hornblende, Pyrop (von Meronitz in Böhmen), Talk, Chlorit,
                                 Beryll, Oligoklas (von Ytterby in Schweden), Petalit und Cordierit.
                              Alle die Mineralien, welche unter den angeführten Kieselsäure enthielten,
                                 zersetzten sich, wenn man sie mit der Mischung kurze Zeit in einem offenen Gefäß
                                 erhitzte, theilweise. Goß man zu der Schwefelsäure Flußsäure, so lösten sie sich
                                 in höchstens 3 Minuten. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXI S. 117.)
                              
                           
                        
                           Ueber die Ausziehung der löslichen Kieselsäure mittelst
                              kohlensauren Natrons.
                           Alexander Müller empfiehlt die Anwendung einer
                              Salmiaklösung, um zu prüfen, ob die Extraction der Kieselsäure aus unlöslichen
                              Gemengen durch kohlensaures Natron beendet sey. So lange das Filtrat noch
                              Kieselsäure enthält, entsteht eine Trübung beim Zusatz von Salmiaklösung. (Journal
                              für praktische Chemie, Bd. LXXX S. 118.)
                           
                        
                           Ueber Rousseau's neues Verfahren
                              der Rübenzuckerfabrication; von C. Barreswil.
                           Ueber das (vorstehend S. 454 mitgetheilte) Verfahren von Rousseau werden gegenwärtig Versuche angestellt, welche ergeben werden was
                              man davon zu erwarten hat. Ich will mir hiemit nur eine kritische Bemerkung
                              erlauben. Wenn ich den Erfinder recht verstanden habe, schreibt er dem Eisenoxyd die Eigenschaft zu, dem Wasser den schwefelsauren
                                 Kalk zu entziehen, welchen dasselbe aufgelöst enthält. Ich habe bezüglich
                              dieser Behauptung Versuche angestellt, und das angegebene Resultat nicht erhalten.
                              Das Eisenoxydhydrat, welches sowohl in der Kälte, als in der Wärme, mit Wasser
                              geschüttelt wurde, worin schwefelsaurer Kalk aufgelöst war, fällte dieses Kalksalz
                              nicht, wenigstens wenn ich mein Eisenoxyd mittelst Eisenchlorid und Ammoniak
                              bereitet hatte. Einmal erhielt ich allerdings ein Resultat, welches mit Rousseau's Angabe übereinstimmte; alsdann hatte ich aber
                              als Fällungsmittel des Eisens das kohlensaure Natron angewandt, welches von dem
                              gefällten Eisenoxyd hartnäckig zurückgehalten wird. Ich glaube, daß sich durch die
                              Gegenwart einer solchen Verunreinigung das Resultat meines negativen Versuches
                              erklären läßt.In den Zuckersäften könnte jedoch der Hergang scheinbar ein anderer seyn. Es ist nämlich möglich, daß bei der
                                    Scheidung mittelst Gyps ein Theil der Schwefelsäure frei gemacht wird, und
                                    daß diesen das Eisenoxyd später absorbirt, um ein basisches Salz zu
                                    bilden.Barreswil.
                              
                           
                           Nach Lassaigne lösen 1000 Theile Wasser 3 Th. Gyps auf
                              (und es ist nicht wahrscheinlich, daß der Zuckersaft von demselben weniger auflöst).
                              Hiernach kann ein Hektoliter Runkelrübensaft nach der Scheidung 300 Gramme
                              schwefelsauren Kalk enthalten; wenn nun dieses Kalksalz von dem Eisenoxyd nicht
                              zurückgehalten wird, so veranlaßt ein Theil desselben Hindernisse beim Verdampfen,
                              und wenn es, wie ich nach dem angeführten Versuch annehmen muß, durch ein Alkalifalz
                              entfernt wird, so ist noch Mehr zu befürchten daß das lösliche Salz, wodurch es in
                              der Flüssigkeit ersetzt wurde, eine Vermehrung der Melasse veranlaßt.
                              (Répertoire de Chimie appliquée, März 1861, S. 102.)
                           
                        
                           Ueber ein neues Reagens auf Anilin; von C. Mène.
                           Bisher wurde zum Erkennen des Anilins nur der Chlorkalk
                              als Reagens angewandt, welcher mit demselben augenblicklich eine intensive violette
                              Farbe hervorbringt. Folgende Reaction ist für das Anilin ebenfalls
                              charakteristisch.
                           Wenn man in wasserfreies, oder in Alkohol aufgelöstes Anilin, in der Kälte
                              salpetrigsaures Gas leitet, so färbt sich das Anilin braungelb. Setzt man alsdann
                              Salpetersäure, oder Schwefelsäure, Salzsäure, Oxalsäure etc. zu, so entwickelt sich
                              eine prachtvolle rothe Farbe, welche sehr löslich ist.
                              Eine große Menge Wasser verwandelt dieselbe in Gelb; ein Tropfen Säure stellt die
                              rothe Farbe wieder her. Seide, Baumwolle etc. färben sich darin vollkommen. Da
                              dieser rothe Körper deutlich krystallisirt, so lasse ich jetzt in meinem
                              Laboratorium eine gründliche Untersuchung desselben anstellen. (Comptes reudus, Februar 1861, t. LII p. 311.)
                           
                        
                           Neues Verfahren zur Bereitung von Leinölfirniß; von Binks.
                           Binks hat auf Grund der von ihm über das Trocknen der
                              Oele ausgeführten Versuche folgendes Verfahren zur Bereitung des Leinölfirnisses
                              vorgeschlagen, von welchem das Haus Wilson in Liverpool
                              mit Erfolg ausschließlichen Gebrauch macht.
                           Man nimmt eine hölzerne Kufe, welche mit Blei ausgekleidet ist und mehrere Tonnen Oel
                              auf einmal fassen kann. Dieselbe hat einen doppelten Boden, durch welchen man
                              Wasserdampf leitet, um das Oel zu erhitzen. Außerdem ist sie mit einer Vorrichtung
                              versehen, mittelst deren man ein beträchtliches Volumen Luft durch das Oel leiten
                              kann, welche durch eine Luftpumpe herbeigeführt wird. Man fügt dem Oel, von welchem
                              immer eine große Quantität auf einmal bearbeitet wird, Manganoxydulhydrat in dem
                              Verhältniß von 5 bis 14 Pfund per Tonne Oel hinzu und
                              erhitzt es sodann auf 38 bis 660° C. Nach kurzer Zeit, und zwar nach etwa 15
                              bis 20 Minuten, verliert es dabei seine gelbliche Farbe und nimmt eine grünliche
                              oder selbst braune Farbe an; während dessen verschwindet das Oxyd und löst sich in
                              dem Oele auf. In diesem Zustande der sogenannten Lösung (nach dem technischen
                              Ausdruck) hat das Oel durch eine einfache, rasche und wenig kostspielige Operation
                              ein sehr kräftiges Trockenvermögen angenommen und kann zu vielen Zwecken verwendet
                              werden. Wenn man in diesem Moment die Operation unterbricht und das Oel erkalten
                              läßt, so setzt sich eine ganz kleine Menge eines rothbraunen Niederschlags daraus
                              ab, welcher aus Manganoxydul mit dem Farbstoff verbunden besteht, während ölsaures
                              Manganoxyd in der ganzen Masse gelöst ist und derselben eine braune Farbe gibt.
                              Setzt man diese sogenannte Lösung der Luft aus, so nimmt sie zunächst eine
                              dunkelbraune Farbe an, ähnlich der des gekochten Oels; nachher entsteht ein
                              Niederschlag von Manganoxyd und das Oel beginnt Heller zu werden, während in
                              demselben Maaße seine trocknende Kraft zunimmt. Indem man diese Bleichung eintreten
                              läßt, kann man ein Oel erhalten, welches in der Farbe entweder dem raffinirten Oel
                              oder einem schönen bernsteingelben Oel gleich ist, wobei die Verschiedenheit des
                              Erfolgs ausschließlich von der Anwendung verschiedener Mengen von Manganoxydul
                              abhängt. Hierin bestehen die Wirkungen eines Aussetzens dieser sogenannten Lösung an
                              die Luft. Wenn man mit kleinen Quantitäten Oel operirt, treten sie sehr rasch ein,
                              so daß einige Stunden dazu ausreichend sind; bei großen Quantitäten, wenn man das
                              Oel z.B. tonnenweise
                              behandelt, sind dagegen, wenn bloß die Oberfläche dem Luftzutritt ausgesetzt, ist, 2
                              bis 3 Tage nöthig. Leitet man dagegen in das auf 38° C. erwärmte Oel ein
                              beträchtliches Volumen Luft, so kommt nach und nach jedes Oeltheilchen mit derselben
                              in Berührung und die Veränderung erfolgt deßhalb sehr rasch. Die Präparation einiger
                              Gallonen Oel kann in dieser Weise in 1 1/2 bis 1 Stunde beendet werden. Mehrere
                              Tonnen Oel erfordern nur 5 bis 6 Stunden, um sich in trocknendes Oel zu verwandeln.
                              Man läßt dasselbe ruhig stehen, damit der erwähnte unbedeutende Niederschlag sich zu
                              Boden setzt. Wenn das Oel dann der Einwirkung der Luft ausgesetzt wird, verdickt es
                              sich allmählich und geht zuletzt in einen festen Zustand über.
                           Wenn man statt direct Manganoxydul anzuwenden, dem Oel schwefelsaures Manganoxydul
                              und zugleich eine Basis zusetzt, welche das Manganoxydul frei macht, so ist der
                              Erfolg noch besser. Als Basis kann man Kalk, Ammoniak u.s.w. anwenden, die
                              vortheilhafteste Basis aber, welche für gewöhnliche Zwecke den Oelen das kräftigste
                              Trocknungsvermögen ertheilt, ist Bleioxyd, welches man als Hydrat oder, da das
                              schwefelsaure Manganoxydul Wasser als Krystallwasser enthält, auch im wasserfreien
                              Zustande anwenden kann.
                           Wenn man ein großes Volumen Luft durch das Oel leitet, so nimmt das Gewicht desselben
                              zu, und zwar beträgt diese Zunahme, bevor das Oel zu dicklich wird, um angewendet
                              werden zu können, 2 bis 3 Procent. (Aus dem Journal of the
                                 Society of arts, durch das polytechnische Centralblatt 1860 S. 1071.)
                           
                        
                           Ueber die Zusammensetzung des Malzes.
                           Einer sehr ausführlichen Arbeit von Prof. Stein in Dresden
                              (im polytechnischen Centralblatt 1860, Lieferung 8 und 9) entnehmen wir nachstehende
                              Resultate:
                           
                              
                                 
                                 
                                    Gerste
                                    
                                 
                                    Luftmalz
                                    
                                 
                                    Darrmalz
                                    
                                 
                                    Keime
                                    
                                 
                              
                                 Proteinstoffe lösliche
                                   1,258
                                   2,131
                                   1,985
                                 15,875
                                 
                              
                                         „            unlösliche
                                 10,938
                                   9,801
                                   9,771
                                 14,738
                                 
                              
                                 Zellensubstanz (Mittel)
                                 19,864
                                 19,676
                                 18,817
                                 35,686
                                 
                              
                                 Dextrin
                                   6,500
                                   7,559
                                   8,232
                                 –
                                 
                              
                                 Fett
                                   3,556
                                   2,922
                                   3,379
                                 –
                                 
                              
                                 Asche
                                   2,421
                                   2,291
                                   2,291
                                   9,245
                                 
                              
                                 Extractivstoffe
                                   0,896
                                   4,000
                                   4,654
                                 –
                                 
                              
                                 Stärke (Mittel)
                                 54,282
                                 51,553
                                 50,876
                                 –
                                 
                              
                           
                              Der Farbstoff der Gerste und des
                                    Malzes.
                              Die Gerste enthält einen gelben Farbstoff, der jedenfalls in allen Getreidearten
                                 derselbe ist und bei der Extraction des Fettes zum Theil dem Fette folgt. Um ihn
                                 möglichst vom Fette frei zu erhalten, kochte ich zuerst die ganzen Gerstenkörner
                                 mit 80 Proc. Weingeist aus. Das alkoholische Filtrat fällte ich durch Bleizucker
                                 und erhielt einen gelben Niederschlag, der in freier Essigsäure löslich war. Der
                                 ausgewaschene Niederschlag wurde noch feucht, mit wenig Wasser angerührt, durch
                                 Schwefelwasserstoff zerlegt, der Schwefelniederschlag aufs Filter gebracht, mit
                                 kaltem Wasser ausgewaschen und getrocknet. Nach dem Trocknen wurde er zuerst mit
                                 absolutem, sodann mit Alkohol von 80 Proc. ausgekocht, wobei ich erkannte, daß
                                 er in letzterem löslicher war, als in ersterem. Die alkoholischen Flüssigkeiten
                                 setzten beim Erkalten nichts Krystallinisches ab und hinterließen nach dem
                                 Verdunsten einen grünlich- bis bräunlichgelben amorphen Rückstand,
                                 welcher noch viel Fett enthielt. Durch öfter wiederholtes Kochen mit Alkohol und
                                 Wiederverdunsten des Lösungsmittels erhielt ich einen Rückstand, in welchem ich
                                 unter dem Mikroskope eine, jedoch nur sehr undeutliche, krystallinische
                                 Beschaffenheit zu erkennen glaubte. Als ich, um das Fett und die Proteinstoffe
                                 auszuschließen, anstatt der Gerste Stroh, und zwar, da ich kein anderes zur
                                 Verfügung hatte, Roggenstroh, welches ich vorher mit schwachem Zuckerwasser und
                                 wenig Hefe hatte gähren lassen, anwendete und den alkoholischen Auszug unter
                                 Beimischung von Wasser verdampfen ließ, erkannte ich in dem Rückstand unter dem
                                 Mikroskope sehr deutlich sternförmig gruppirte Nadeln. Ich darf jedoch nicht
                                 unbemerkt lassen, daß es mir bei oft wiederholten Versuchen später nicht
                                 gelungen ist, diese Krystalle wieder zu erhalten.
                              
                              Der gelbe Abdampfungsrückstand der alkoholischen Lösungen färbte sich durch
                                 Aetzammoniak, wie auch durch Aetznatron lebhaft gelb, desgleichen durch
                                 Salzsäure, Zinnchlorid und Alaunlösung. Mit Eisenchlorid dagegen wurde eine
                                 grünbraune Färbung erhalten. Da Gerbstoff durch Leimlösung nicht angezeigt
                                 wurde, so glaubte ich in dem angegebenen Verhalten des Farbstoffs einen alten
                                 Bekannten, nämlich Rutinsäure erkennen zu müssen. Ich
                                 kann dieß jedoch nur als Vermuthung aussprechen, da ich noch damit beschäftigt
                                 bin, größere Mengen des Farbstoffs darzustellen, um seine Zusammensetzung und
                                 Eigenschaften genauer kennen zu lernen.
                              
                           
                              Die in der Gerste und im Malze
                                    enthaltenen Riechstoffe.
                              Um den Riechstoff der Gerste und des Grünmalzes zu isoliren, habe ich
                                 verschiedene Versuche angestellt, die jedoch wegen der geringen Mengen des
                                 Riechstoffs nur unbefriedigende Resultate lieferten. Soweit ich aus meinen
                                 Versuchen einen Schluß zu machen im Stande bin, ist der Riechstoff der Gerste
                                 mit dem des Grünmalzes in der Hauptsache identisch, doch tritt er bei letzterem
                                 viel deutlicher auf und ist vielleicht auch durch neu hinzugekommene riechende
                                 Verbindungen modificirt.
                              Das Grünmalz habe ich zuerst für sich destillirt (10 Pfd. Malz mit 40 Pfd.
                                 Wasser, von denen die Hälfte abdestillirt wurde). Von dem Destillat, welches
                                 sauer reagirte, wurde ein Theil mit Kochsalz gesättigt und mit Aether
                                 geschüttelt, der jedoch nach der Verdampfung nur einen kaum wahrnehmbaren
                                 Rückstand hinterließ. Ein anderer Theil wurde mit kohlensaurem Natron gesättigt
                                 und durch Destillation abgedampft, wobei im Destillate kein Riechstoff erhalten
                                 wurde, während ein bräunlicher Abdampfungsrückstand zurückblieb, welcher
                                 benzoeartig roch. Als dieser Rückstand mit Phosphorsäure destillirt wurde,
                                 erhielt ich ein Destillat, dessen Geruch an den des Furfurols erinnerte, der
                                 jedoch ebensowohl auch von Salicylwasserstoff oder Cumarin herrühren könnte.
                              Als ich Grünmalz in gleicher Menge, wie vorhin angegeben, unter Zusatz von 1/2
                                 Pfd. gebrannten Kalk destillirte, erhielt ich ein erstes Destillat, welches
                                 weißlich trübe war. Dieses Destillat wurde mit Aether geschüttelt, welcher nach
                                 dem Verdunsten einen weißlichen, aus unkrystallinischen Flocken bestehenden
                                 Körper zurückließ, der den vorhin erwähnten Geruch in solchem Grade besaß, daß
                                 er, obgleich seine Menge außerordentlich gering war, betäubend wirkte.
                              Ob dieser Riechstoff indessen ein eigenthümlicher oder mit einem andern schon
                                 bekannten identisch sey, muß ich dahin gestellt seyn lassen, specifisch für die
                                 Gerste scheint er nicht zu seyn, da ich ihn, oder doch einen sehr ähnlichen,
                                 auch in den Kartoffeln beobachtet habe. (Schweizerische polytechnische
                                 Zeitschrift, 1861, Bd. VI S. 20.)
                              
                           
                        
                           Den Hohlspiegel als Stereoskop zu gebrauchen; vom Postmeister
                              Schmalenberger in Ellwangen.
                           Bis jetzt scheint noch Niemand darauf gekommen zu seyn – wenigstens erwähnen
                              die neuesten Schriften über Stereoskopie nichts hievon – daß Stereoskopbilder
                              mittelst des Hohlspiegels, oder in Ermangelung eines
                              solchen mit einem sogenannten Rasirspiegel, recht schön stereoskopisch sich
                              darstellen. Ich veröffentliche darüber das Nähere um so mehr, als diese
                              Darstellungsweise, von sachverständigen Technikern aufgefaßt, eine weitere
                              Vervollkommnung verspricht.
                           Ein Hohlspiegel wird so an ein Fenster aufgehängt, daß er vom einfallenden Lichte
                              absieht; diesem Hohlspiegel entgegen wird nun in der Entfernung über seinen
                              Brennpunkt hinaus ein stereoskopisches Bild verkehrt gehalten. So wie sich das Bild
                              dem Auge stereoskopisch deutlich und aufrecht darstellt, tritt man weiter zurück,
                              ohne jedoch die Entfernung des Bildes vom Spiegel zu verrücken. Je nachdem man nun
                              seinen Abstand nimmt, hat man es ganz in der Hand, durch die Verschiedenheit der
                              Entfernungsverhältnisse das Bild von einer niedlichen Devise bis zu einer
                              riesenhaften Größe zu verwandeln. Noch schöneren Effect gibt es, wenn vor die Augen
                              ein gutes Panoramaglas – ein Meniscus ist hier zu empfehlen – gehalten
                              wird.
                           Bei dieser Art treten die Bilder in eine fernere und schönere Perspective als es
                              sonst bei dem gewöhnlichen Stereoskopkästchen der Fall ist. Der Hohlspiegel muß
                              wenigstens fünf Zoll im Durchmesser haben, so wie auch das Panoramaglas so groß
                              seyn, daß beide Augen zugleich hindurchsehen können.
                           
                           Durch zweckmäßige Fassung dieser optischen Hülfsmittel, wobei zugleich das störende
                              Licht abgehalten wird, auch die Entfernungen verschieden zwischen Bild, dem Spiegel,
                              dem Glase und dem Auge hervorgebracht und festgestellt werden können, gewinnt diese
                              Darstellungsweise wesentlich. (Würzburger gemeinnützige Wochenschrift, 1861 S.
                              28.)
                           
                        
                           Die neue Fußbekleidung der französischen Armee.
                           In der Versammlung der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
                              Preußen, welche im Monate December v. J. zu Berlin statt fand, zeigte Hr. Kampffmeyer Schuhe vor, wie sie in Straßburg für die
                              französische Armee hergestellt werden und machte auf die Vortheile aufmerksam,
                              welche sie anscheinend vor der Fußbekleidung unseres Militairs haben.
                           Der Hintertheil ist von weichem Leder; der Schluß ist vollständig dicht, und wenn die
                              Schuhe zu weit sind, so scheuern sie auch deßhalb nicht. Interessant ist die
                              Anfertigung derselben. Das Leder, von ausgezeichneter Güte, wird sehr ökonomisch
                              zugeschnitten, so daß kein Abfall entsteht, indem die Facons der einzelnen Theile so
                              berechnet sind, daß sie, an einander gelegt, ein Ganzes bilden. Die Sohlen werden
                              ausgepreßt und zugleich mit Marken für die Stiche und Nägel versehen, so daß die
                              Anfertigung eine gleichmäßige und zeitersparende wird. Ein Arbeiter macht in einem
                              Tage drei Paar Schuhe. Die ebenfalls vorgezeigten Gamaschen von Leder hält Hr. K.
                              auch für zweckmäßiger als die Stiefelschäfte, da sie zwar nicht das Eindringen des
                              Wassers, aber das des Schmutzes verhindern. Das Paar der französischen Schuhe kommt
                              auf 2 Francs zu stehen; die Gamaschen kosten 2 Francs. (Verbandlungen des Vereins
                              zur Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen, 1860 S. 276.)
                           
                        
                           Anwendung der Blausäure beim Wallfischfang.
                           Zu den umfangreichsten und interessantesten Experimenten, die je angestellt sind,
                              gehört der Wallfischfang mittelst Blausäure, wie er jetzt von Schiffen der
                              englischen Handelsmarine ausgeübt wird. Der größte Uebelstand beim Wallfischfang
                              bestand darin, daß der harpunirte Fisch erst in weiter Ferne wieder auftauchte und
                              daß dabei nicht selten die Harpunen und Taue, zuweilen selbst die Mannschaft
                              verloren gingen. Auf den Rath des Toxikologen Christison
                              wendet man jetzt Harpunen an, über deren Spitze sich ein Gläschen mit Blausäure
                              befindet, welches beim Eindringen in die Wunde zerbricht und seinen Inhalt entleert.
                              Der harpunirte Fisch taucht in die Tiefe, kehrt aber augenblicklich vollständig
                              gelähmt an derselben Stelle wieder an die Oberfläche des Wassers zurück und wird
                              dann ohne weitere Mühe abgethan. Zwei Unzen Blausäure sind in der Regel zu jedem
                              einzelnen Fange genügend. (Schweizerische Zeitschrift für Pharmacie, 1861 S.
                              56.)