| Titel: | Ueber die Bildung von salpetrigsaurem Ammoniak beim Verbrennungsproceß; von Prof. Böttger. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XV., S. 63 | 
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                        XV.
                        Ueber die Bildung von salpetrigsaurem Ammoniak
                           beim Verbrennungsproceß; von Prof. Böttger.
                        Aus der Zeitschrift für Chemie und Pharmacie,
                              1861, S. 663.
                        Böttger, über die Bildung von salpetrigsaurem Ammoniak beim
                           Verbrennungsproceß.
                        
                     
                        
                           In der chemischen Section der 36. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte zu
                              Speyer sprach Prof. Böttger über die chemischen
                              Eigenschaften des beim Verbrennen von Wasserstoffgas in atmosphärischer Luft, wie im
                              Sauerstoff (unter gleichzeitigem Zutritt der atmosphärischenLuft) sich bildenden Wassers. Er
                              gab an, daß dasselbe vollkommen neutral reagire, weder
                              freie Salpetersäure noch salpetrige Säure enthalte, dabei in hohem Grade die
                              Eigenschaft besitze, aus einer ganz schwach angesäuerten Auflösung von Jodkalium
                              augenblicklich Jod abzuscheiden, welches durch Schütteln mit einigen Tropfen
                              Schwefelkohlenstoff nachweisbar sey, deßgleichen eine mit einigen Tropfen verdünnter
                              Schwefelsäure angesäuerte Auflösung von übermangansaurem Kali zu entfärben, resp. zu
                              reduciren. Da dieses Wasser nun, seinen Beobachtungen zufolge, keine Spur
                              Wasserstoffsuperoxyd enthalte, überdieß auch bei noch so langem Erhitzen die
                              genannten Eigenschaften nicht im mindesten einbüße, so läge zwar immerhin noch die
                              Vermuthung nahe, daß es genannte Eigenschaften einem Rückhalte von salpetrigsaurem
                              Ammoniak zu verdanken habe; da indeß nach den Beobachtungen von Berzelius, Millon und Anderen eine Auflösung von
                              salpetrigsaurem Ammoniak schon unter dem Siedpunkte des
                                 Wassers gänzlich in Stickgas und Wasser zerfalle, so wage er zur Zeit nicht
                              zu entscheiden, was in fraglichem Wasser diese auffallenden Erscheinungen zu Wege
                              bringe, er fordere daher die anwesenden Sectionsmitglieder freundlich auf, ihre
                              Ansichten hierüber auszusprechen. Nachdem Prof. Schönbein
                              die Meinung geäußert, es sey wahrscheinlich doch wohl in jedem Wasser
                              Wasserstoffsuperoxyd vorhanden, welches sich leicht durch das von ihm entdeckte
                              außerordentlich empfindliche Reagens (jodkaliumhaltigen Stärkekleister unter
                              Mitanwendung einer Auflösung von Eisenvitriol) nachweisen lasse, dieses Reagens aber
                              nach einem deßfalls von ihm angestellten Versuche kein Wasserstoffsuperoxyd in
                              genanntem Wasser zu erkennen gab, so glaubte derselbe sich endlich zu der Annahme
                              berechtigt, daß immerhin, selbst wenn fragliches Wasser die Siedhitze ohne
                              Zersetzung vertrage, wenigstens Spuren von salpetrigsaurem Ammoniak darin enthalten
                              seyn könnten.Nach neueren Untersuchungen des Prof. Böttger,
                                    welche er in dem Physik. Verein zu Frankfurt am 2. Novbr. dieses Jahres
                                    mittheilte, hat sich in der That herausgestellt, daß nicht bloß beim
                                    Verbrennen des Wasserstoffs in atmosph. Luft, sondern überhaupt beim
                                    Verbrennungsprocesse kohlenwasserstoffhaltiger organischer Stoffe (falls
                                    dieser in atmosph. Luft vor sich geht) neben Wasser und Kohlensäure, jedesmal auch Spuren von salpetrigsaurem Ammoniak auftreten etc. Er findet darin die
                                    Erklärung für das Vorkommen von salpetrigsauren und salpetersauren
                                    Verbindungen in der Atmosphäre, in jedem Regenwasser (nicht bloß bei
                                    Gewittern), in den meisten Quellwässern etc. (Man vergl. auch Cloëz im polytech. Journal Bd. CLX S.
                                       355.)