| Titel: | Verbesserungen in der Verseifung und Destillation der Fette; als Mittheilung patentirt für G. F. Hughes in London. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XVII., S. 67 | 
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                        XVII.
                        Verbesserungen in der Verseifung und Destillation
                           der Fette; als Mittheilung patentirt für G. F. Hughes in
                           London.
                        Aus dem London Journal of
                                 arts, September 1861, S. 145.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Hughes' Verbesserungen in der Verseifung und Destillation der
                           Fette.
                        
                     
                        
                           Diese Verbesserungen (patentirt am 3. December 1860) beziehen sich auf die Verseifung
                              der Fette (Talg, Palmöl etc.) durch Säuren und auf die Destillation derselben mit
                              überhitztem Wasserdampf.
                           Fig. 11 ist
                              ein Durchschnitt des Apparats zur Verseifung der Fette
                              mit Schwefelsäure, Fig. 12 ein Aufriß mit theilweisem Durchschnitt einer etwas modificirten
                              Einrichtung desselben.
                           a, Fig. 11, ist ein Gefäß,
                              in welches man etwa 6 Tonnen thierisches oder vegetabilisches Fett bringt, dem man
                              etwa 20 Proc. Oleïnsäure zugesetzt hat; durch den in der Schlange b circulirenden Dampf erhitzt man das Ganze auf
                              125–150° C., und unterhält diese Temperatur während der Dauer der
                              Operation. Der kleine Hahn im Rohre g*, welcher mit der
                              Atmosphäre in Verbindung steht, und der größere Hahn g
                              werden nach bewerkstelligter Erhitzung geöffnet, und mit Hülfe eines graduirten
                              Bogens wird genau so viel Substanz abgelassen, als durch die Pumpe c gehoben wird: die durch g fließenden Substanzen werden im Gefäße d
                              aufgefangen, welches ungefähr 1 Tonne 4 Cntr. Schwefelsäure von 53° B. mit einer gewissen
                              Quantität Salpetersäure enthält. (Die Schwefelsäure wird auf 105°C. erwärmt
                              und auf 50° B. verdünnt, wenn sie zur Darstellung von fast farblosen
                              Fettsäuren dienen soll; sollen aber die Fette nach dem Säuern noch destillirt
                              werden, so beläßt man die Säure auf 53° B.) Sind die Hähne g* und g offen, so fließen
                              die zu zersetzenden Fette nach dem unteren Theil der Röhre e und von hier durch die Säuren nach der Oberfläche, von wo sie durch die
                              Pumpe c entfernt und wieder nach dem Gefäße a geführt werden, um dann nach der Oberfläche des
                              Gefäßes d durch die Säure zurückzukehren. Durch diese
                              Circulation werden die Berührungspunkte fortwährend erneuert und die Fette in
                              verhältnißmäßig kleinen Quantitäten durch große Mengen Säure geführt; hierdurch wird
                              eine schnelle und vollkommene Zersetzung in kurzer Zeit und mit wenig Säure, so wie
                              ohne Verkohlung bewirkt, da zu diesem Proceß keine concentrirte Säure erfordert
                              wird. Der Aufseher zieht durch f eine Probe, um zu
                              sehen, ob die Zersetzung vollständig ist, und stellt in diesem Falle die Pumpe c still, öffnet die Hähne g
                              und g* gänzlich, sowie auch h und läßt die Fette nach dem Gefäß k
                              abfließen; hier werden sie während vier Stunden mit Wasser, welches bis zu einer
                              Dichtigkeit von 12° B. angesäuert ist, gewaschen, wenn sie ohne weitere
                              Destillation ausgepreßt werden sollen. Während letzterer Operation werden etwa 20
                              Proc. der beim kalten oder heißen Pressen erhaltenen Substanz zugesetzt und die so
                              erhaltenen Fette alsdann ohne vorheriges Waschen mit Wasser gepreßt, damit die
                              Oelsäure vollständiger ausgezogen wird. Sollen dagegen die Fette später destillirt
                              werden, so werden sie etwa drei Stunden in reinem Wasser gewaschen, welches man
                              zweimal erneuert, wobei man das zweitemal auch 2 Proc. Kochsalz zusetzt.
                           Mit dem beschriebenen Apparat kann die Zersetzung der neutralen Fette in fette Säuren
                              und Glycerin auch dadurch bewirkt werden, daß man sie nur einmal durch die Säure in
                              d hindurchgehen läßt; dabei darf aber die Temperatur
                              nicht unter 150° C. betragen, und es muß der Strahl nur ein sehr feiner seyn,
                              damit stets nur wenig Fett in die Säure gelegt und dieses also längere Zeit mit
                              derselben in Berührung bleibt. Von der Oberfläche fließt das Fett alsdann durch den
                              Hahn h in das Gefäß k, in
                              welchem bis auf eine Dichtigkeit von 30° oder 35°B. gesäuertes
                              siedendes Wasser enthalten ist. Wenn die Zersetzung vollständig ist, was man an
                              einer durch l entnommenen Probe erkennt, läßt man zwei
                              Stunden lang absetzen und zieht die klaren Fettsäuren durch l nach m ab, wo sie mit Wasser gewaschen
                              werden. Die so erhaltenen Fettsäuren können durch Pressen allein oder auch durch
                              Destillation getrennt werden.
                           In dem zweiten, in Fig. 12 dargestellten Apparate geschieht dieZersetzung in folgender Weise:
                              die neutralen Fette werden, im Betrage von etwa 4 Tonnen, in das Gefäß b gebracht und darin durch eine Dampfschlange auf etwa
                              125° C. erhitzt; die Zersetzungssäure, in der Stärke von 66° B. und
                              durch Dampf auf 105° C. erwärmt, kommt in das kleine Gefäß a. Gewisse Verhältnisse dieser zwei Ingredienzien werden
                              dann abgelassen und im Gefäß c gemischt. Man läßt
                              nämlich etwa 2 Cntr. Fett durch den Hahn b* und dann
                              etwa 25 Pfd. Säure einfließen; letztere läßt man durch das Maaßgefäß d, welches genau diese Menge enthält, hindurchgehen.
                              Dieses Gefäß ist mit zwei kleinen, durch eine Stange verbundenen Hähnen versehen,
                              deren einer zum Zufluß, der andere zum Abfluß dient, und die so gestellt sind, daß
                              sie nie zugleich geöffnet seyn können. Um noch genauer die ausfließenden Mengen
                              beurtheilen zu können, sind in den Gefäßen b und a Schwimmer angebracht, die mit Zeiger und Scala an der
                              Außenseite in Verbindung stehen. Wenn das Gefäß c mit
                              der oben angegebenen Menge von Ingredienzien beschickt ist, wird die Mischung durch
                              einen Luftstrom von gewöhnlicher oder höherer Temperatur bewirkt. Denselben liefert
                              der Gebläseapparat j durch das Rohr j*. Die Zeit des Lufteinströmens richtet sich nach der
                              Natur der Fette und dem zu erreichenden Festigkeitsgrad. Nachdem hinreichende
                              Vermischung stattgefunden hat, wird der Luftstrom abgesperrt, und man läßt den
                              Inhalt von c in das Gefäß e
                              durch den Hahn c* fließen. Während dieser Operation
                              entweicht ein Theil der gebildeten schwefligen Säure durch das Rohr f nach b, und trägt zur
                              Erhärtung der darin befindlichen Substanzen mit bei. Die gebildeten Fettsäuren
                              werden bei jeder Operation in das Gefäß e entleert,
                              welches kochendes Wasser enthält um das schwefelsaure Glycerin zu regeneriren. Ist
                              dieses Gefäß voll, so stellt man das Sieden ein, läßt etwa zwei Stunden absetzen und
                              dann die fetten Säuren durch den Hahn e* in das Gefäß
                              f fließen, in welchem sie mit Wasser gewaschen und
                              zur Destillation vorbereitet werden. Die in e
                              zurückbleibende Säure wird in das Gefäß h gelassen, um
                              daselbst zum Waschen derjenigen Fette zu dienen, welche dann nach dem Behälter b gebracht werden sollen.
                           Die Verbesserungen, welche sich auf die Destillation der
                              Fette beziehen, bestehen 1) in der Art der Einführung des überhitzten Dampfes in die
                              Retorte; 2) in der Construction des Apparates zur Herstellung eines constanten und
                              regelmäßigen Einströmens der Fettsäuren in die Retorte, und 3) in der Einrichtung
                              des Apparates zur Erleichterung der Destillation.
                           Fig. 13 ist
                              ein Durchschnitt der mit diesen Verbesserungen versehenen Retorte. Der überhitzte
                              Dampf tritt durch ein Rohr ein, welches nachunten geht, und dann seitwärts durch die Oeffnungen der
                              Brause d aus. Bisher ließ man den Dampf durch nach unten
                              gerichtete Löcher ausströmen, so daß er, zum größten Nachtheil des Metalles, die
                              Retortenwand direct treffen mußte.
                           Um den regelmäßigen Zufluß der Fette zu sichern, ist ein enges Rohr in der Nähe des
                              Hahnes angebracht, durch welchen die Fette fließen. Dieses Rohr öffnet sich direct
                              in die Atmosphäre und ist mit einem Hahn versehen, den man je nach Bedürfniß weiter
                              oder enger stellt. e ist das Zuflußrohr, c der Hahn, f die in die
                              Atmosphäre sich öffnende Röhre mit ihrem Hahn. Auf diese Weise werden die Stöße und
                              Pulsationen in der Flüssigkeit verhindert und ein constanter Strom erzeugt.
                           Um endlich die Destillation zu erleichtern, wird ein Vacuum oder ein theilweises
                              Vacuum im oberen Theile der Retorte erzeugt. Man wendet dazu eine Pumpe an, welche
                              die Dämpfe rascher absaugt, als sie sonst entweichen würden, und sie in den
                              Refrigerator treibt. Auch einen rotirenden Exhaustor, den Beale'schen Extractor g, kann man zu diesem
                              Zweck benutzen.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
