| Titel: | Umsteuerung mit variabler Expansion; beschrieben von O. Helmholtz. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XX., S. 83 | 
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                        XX.
                        Umsteuerung mit variabler Expansion; beschrieben
                           von O. Helmholtz.
                        Aus der Zeitschrift des Vereins deutscher
                                 Ingenieure, 1861, Bd. V S. 277.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Helmholtz, Beschreibung einer Umsteuerung mit variabler
                           Expansion.
                        
                     
                        
                           Auf der Industrieausstellung zu Metz sah ich die im Folgenden beschriebene Vorrichtung zur Umsteuerung und gleichzeitig zur Variation des Expansionsgrades; dieselbe ist entweder neu oder doch sehr wenig bekannt, so
                              daß ich mir erlaube, die Skizzen Fig. 26 und 27 nebst
                              Beschreibung derselben mitzutheilen.
                           Diese Vorrichtung ist an einer wunderschön gearbeiteten Fördermaschine von Bertrand Sohn in Paris angebracht, nach Aussage des
                              dortigen Monteurs von einem preußischen Eisenbahningenieur ursprünglich für
                              Locomotiven erfunden; den Namen des preußischen Constructeurs konnte ich jedoch
                              leider nicht erfahren.
                           Mittelst eines einzigen Excentrics hat man hier Vorwärts- und Rückwärtsgang
                              sowohl, wie auch variable Expansion. Alles dieß kann während des Ganges der Maschine
                              durch beliebige Drehung des Excentrics hervorgebracht werden.
                           A ist das Vertheilungsexcentric; es sitzt lose auf der
                              Schwungradwelle C, C, ist mit Metall ausgebuchst, mit
                              dem conischen Rade B aus einem Stücke gegossen, und
                              rotirt mit diesem stets in dem der Drehungsrichtung der Welle entgegengesetzten
                              Sinne. Eine Verschiebung in der Längsrichtung der Welle hindern zwei Stellringe G, G, deren einer auch ein Bundring seyn kann.
                           Seine Bewegung empfängt das mit dem Excentric A aus einem
                              Stücke gegossene Rad B von dem conischen Rade D, welches beliebig größer oder kleiner seyn kann als
                              B. Dieses Rad rotirt um einen cylindrischen Ansatz
                              des Steuerungshebels E; es wird gedreht durch das
                              conische Rad F, welches fest auf die Schwungradwelle
                              gekeilt ist. Der Hebel E hat gleichfalls seinen
                              Drehpunkt in der Schwungradwelle; er läßt sich frei um dieselbe drehen und in seiner
                              Stellung mittelst des gewöhnlichen Mechanismus und der Zähne K, J, L in dem Gradbogen H fixiren.
                           Ist der Hebel fixirt, so dreht sich das Excentric, da die Räder B und F gleich groß sind,
                              nach demselben Gesetze wie die Kurbel, aber in entgegengesetzter Richtung; letzteres
                              ist für die Bewegung des Schiebersunwesentlich. Dreht man den Steuerungshebel um (90
                              – δ)°, worin δ den gewünschten Voreilungswinkel bezeichnet, so wird wegen des
                              Differentialräderwerks das Excentric um 180 – 2δ, also in die Stellung für Rückwärtsgang, gedreht. Wegen des
                              entgegengesetzten Sinnes der beiden Rotationen machen natürlich Excentricität und
                              Kurbelrichtung, wenn die Kurbel im todten Punkte steht, stets den Winkel 90 –
                              δ mit einander, statt wie bei gleicher
                              Rotation 90 + δ. Die größere Zahl der Zähne bei
                              K und L gestattet
                              natürlich die Drehung des Excentrics um einen kleineren Winkel, mithin Variabilität
                              der Expansion (bei Schiebern mit größerer Deckung), wenn auch letztere auf Kosten
                              der richtigen Ausströmung des verbrauchten Dampfes. Die mittlere Stellung bei J läßt natürlich, wie ebenso auch die Stephenson'sche Coulisse, Dampf in den Cylinder treten;
                              nur unterscheidet sie sich von dieser dadurch nicht vortheilhaft, daß sie die Canäle
                              völlig öffnen läßt, statt nur sehr wenig, wie dieß die Coulisse thut.
                           Es versteht sich, daß diese Vorrichtung nur für kleinere Maschinen, vielleicht von 10
                              oder 12 Pferdestärken, anwendbar ist. Bei größeren Maschinen würden weder die
                              Lagerungen von A, B und D
                              dauerhaft bleiben, noch auch der Hebel E von der Hand zu
                              bewegen seyn.
                           
                        
                     
                  
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