| Titel: | Der Schüttel-Pultrost zur rauchverzehrenden, vollkommeneren Verbrennung von Mineralkohlen und Torf; von Rudolph Vogl, k. k. Hüttenmeister in Joachimsthal. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXVII., S. 96 | 
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                        XXVII.
                        Der Schüttel-Pultrost zur
                           rauchverzehrenden, vollkommeneren Verbrennung von Mineralkohlen und Torf; von Rudolph
                              Vogl, k. k. Hüttenmeister in Joachimsthal.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für
                                 Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 51.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Vogl's Schüttel-Pultrost zur rauchverzehrenden Verbrennung
                           von Mineralkohlen und Torf.
                        
                     
                        
                           I. Beschreibung des
                                 Schüttel-Pultrostes.
                           Der Schüttel-Pultrost für Mineralkohlen besteht aus einzelnen, beweglichen, unter einem Winkel von 30 bis 33°, bis zum Abrutschen der Kohlen geneigten Roststäben a
                              Fig. 1, welche
                              oben auf einer Querstange b und unten auf je einem
                              Schlagrädchen c aufliegen, durch deren Umdrehung die
                              Stäbe abwechslungsweise erschüttert, das allmähliche und gleichförmige Vorrücken und
                              Ausbreiten der Kohlen, das Durchfallen der feinen Aschentheile und das Hinabfallen
                              der gröberen Aschenbestandtheile und Schlacken befördert werden.
                           Das Umdrehen der Rädchen und das Erschüttern der Roststäbe ist nicht wesentlich
                              nothwendig, denn wenn denselben eine etwas größere Neigung gegeben wird, rutschen
                              die Kohlen von selbst ab, und zwar immer noch gleichförmiger als auf dem
                              Treppenroste, da sie durch keine Kanten aufgehalten werden, und gleichförmiger
                              verbrennen; doch wird durch das Umdrehen von 5 bis 15 Minuten dieses befördert.
                           Die Roststäbe a haben Fig. 1 eine gekrümmte
                              Gestalt, sind nach außen Fig. 2 und Fig. 5 wie gewöhnlich
                              schwächer, und haben bei b und c gleich starke Ansätze, um die gleiche senkrechte Lage zu halten. An
                              diesen Punkten ist die Breite 1'', welches für die größten Feuerungen genügen wird.
                              Nach abwärts erweitern sich die Zwischenräume für den Durchgang der Luft bis auf 1/4
                              Zoll, indem die Roststäbe schmäler werden. Diese berühren sich somit bloß oben und
                              an den Stellen b und c.
                           Die zwei äußersten Stäbe a' liegen oben wie die übrigen
                              auf der Stange b auf, werden jedoch unten durch ein
                              Bankeisen in etwas höherer Lage gehalten und sind daher nicht zum Schütteln
                              eingerichtet. Dieß geschieht, um die Seitenmauern zu schützen und das
                              ungleichförmige Eindringen von überflüssiger Luft zu verhindern, welches an
                              senkrechten Seitenwänden sonst der Fall seyn würde. Es ist vortheilhafter, die
                              Roststäbe recht schmal und dadurch deren mehr, und dafür engere Zwischenräume zu
                              machen, welches bei der Beweglichkeit der Roststäbe gestattet ist. DerQuerbalken b ist nicht fest eingemauert, um die Neigung der
                              Roststäbe nach Bedarf bald einrichten zu können.
                           Die Schlagrädchen c sind etwas schmäler als die
                              Roststäbe, haben 5 Zähne und sind an der sechskantigen Welle so gereiht, daß immer
                              zwei von fast gleichzeitigem Hub nebeneinander liegen, um ein besseres Durchgreifen
                              des Hubes durch die Kohlen bis an die Oberfläche zu bewerkstelligen. Beim Guß wird
                              der sechskantige Kern ein wenig gedreht, so daß so viel möglich kein ganz
                              gleichzeitiger Hub erfolgt. Die Umdrehung geschieht bei kleineren Feuerungen, wie
                              bei Fig. 6 und
                              7, an der
                              Seite durch ein an der Welle angebrachtes Drehrad d, und
                              bei größeren durch eine Kurbel d' und durch ein
                              Vorgelege, welches mit einem conischen Räderwerke e, e'
                              hergestellt werden muß, wenn man von der Seite nicht zukommt, wie dieß bei Fig. 1 bis Fig. 5 nöthig
                              ist. Fig. 5
                              zeigt den Querschnitt der Roststäbe und Schlagrädchen c
                              in größerem Maaßstabe.
                           Asche und Schlacken fallen an der tiefsten Stelle ungehindert hinab. Um die Rädchen
                              c von der Aschenhalde frei zu halten, ist die Platte
                              f angebracht, deren oberer umgebogener Theil für das
                              allfällig nicht vollständig ausgebrannte Kohl einen Rost bildet, daher auch ein
                              Schlitz angebracht ist. Diese Platte ist nicht fest eingemauert, sondern kann
                              gehoben oder gesenkt werden, wie das Abfallen der Asche es verlangt. Es versteht
                              sich von selbst, daß immer so viel Asche daliegen muß, daß die Oeffnung g geschlossen bleibt und daher keine Luft einströmen
                              kann. Nach wiederholten Versuchen fällt mit der Asche nicht mehr Kohlenklein durch,
                              als bei einem horizontalen gewöhnlichen Roste von 1/2'' weiten Zwischenräumen.
                           Um zur Verbrennung der entwickelten Gase Luft einzuleiten, sind zu beiden Seiten die
                              Züge h angebracht, welche in mehrere conische Löcher
                              ausmünden, die am besten durch Einmauern von düsenartigen Blechhülsen h' hergestellt werden, wofür eine Mündung von 3/8 bis
                              höchstens 1/2'' genügt. Es gibt deren so viele als Roststäbe, und sie sind
                              ab- und einwärts gegen das Feuer gerichtet. Damit die brennbaren Gase strena
                              das Feuer Passiren müssen, sind die Seitenwände des Heizraumes bis zur Platte f
                              senkrecht (Fig. 2) und nicht schief
                              sich nach oben erweiternd.
                           Die veränderliche Einrichtung des Rostes gestattet die Feuerung ganz nach Bedarf und
                              dem Willen des Heizers zu führen, und um die nöthigen Wahrnehmungen zu machen, sind
                              eine oder zwei durch Thonstöpsel für gewöhnlich verschlossene Sehlöcher angebracht.
                              Am wünschenswerthesten ist ein Sehloch, welches mitten auf den hinteren Rand der
                              Platte f gerichtet ist. Beim Anheizen muß der Verschluß
                              unter der Aschenplatte durch ein Blech oder besser durch angeworfene Asche
                              hergestelltwerden. Im
                              Fülltrichter müssen immer so viele Kohlen aufgehäuft liegen, daß auch von da keine
                              Luft eindringen kann, und überhaupt darf nirgends Luft einströmen, als unter dem
                              Roste und durch die Züge h. Kann im Fülltrichter nicht
                              genug Kohle angebracht werden, um die Luft beständig abzuschließen, oder muß die
                              Feuerung in kürzeren Perioden und öfter eingestellt werden, so ist das Abschließen
                              des Fülltrichters durch einen Deckel k zu
                              bewerkstelligen, da in diesem Falle ein gleich lebhaftes Fortbrennen des letzten
                              Kohlstückels erzweckt wird, wie es hier bei einem Sudkessel stattfindet, bei dem man
                              nach 1 1/2 Stunden das Feuer ausgehen lassen muß. Das für eine Periode nöthige Kohl
                              wird auf einmal aufgegeben, dann der Deckel aufgelegt und weiters hat man sich
                              nichts mehr zu bekümmern. Wo bald mehr, bald weniger Hitze gefordert wird, muß die
                              Vorwand unter dem Fülltrichter durch eine Mauer bis auf das mit einer Thür und
                              Schuber versehene Aschenloch am Boden abgeschlossen seyn, um das Einströmen der Luft
                              genau reguliren und nach Umständen diese ganz abschließen zu können. Dieß findet
                              hier bei einer Feuerung von einem Dampfkessel und von einem gewöhnlichen Sudkessel
                              statt. Der Dampfkessel muß oft 2 1/2 Stunden ganz still stehen und dann bei einer
                              Pressung von 1/4 bis 1 Atmosphäre 50 bis 200 Pfd. Wasserdampf per Stunde geben. Rostbreite 9 3/4 Zoll.
                           
                        
                           II. Wesentliche Unterschiede von den
                                 bisherigen Feuerungsapparaten.
                           Die bis zum Abrutschen der Kohle geneigte Lage, die
                                 Erschütterung eines jeden einzelnen Roststabes, die Beseitigung der festen
                              Verbrennungsproducte, die dadurch ermöglichte sehr enge
                              Stellung der Roststäbe, die Verminderung der Quantität und insbesondere die
                              Vermehrung der Geschwindigkeit der einströmenden Luft machen die wesentlichen
                              Constructionsunterschiede dieses Schüttel-Pultrostes sowohl von dem
                              gewöhnlichen horizontalen, als dem Treppenroste und allen anderen, auf eine bessere
                              Verbrennung abzielenden Feuerungs-Vorrichtungen aus. Von der Wirkung des
                              letzten wesentlichen Unterscheidungsmerkmales kann man sich bald dadurch überzeugen,
                              wenn man einen Roststab herausnimmt, die übrigen auseinander rückt oder auch nur die
                              eine Lücke läßt und dadurch ungehindert Luft einzudringen gestattet. Sogleich wird
                              das Feuer matt und die Hitze nimmt ab, und wenn die Esse nicht gut zieht, so fängt
                              es sogar an, beim Fülltrichter hinauszurauchen. Man kam zufällig zu dieser
                              Ueberzeugung, indem in Ermangelung der nothwendigen Anzahl von gußeisernen
                              Roststäben, ein flacher schmiedeeiserner eingelegtwurde. Nachdem durch einige
                              Stunden das Feuer ausgezeichnet brannte und hiebei die Luft durch den Ofen donnerte,
                              entstand plötzlich ein Stillstand, das Feuer brannte nur mehr matt, es war keine
                              Hitze mehr hineinzubringen und es rauchte oben beim Fülltrichter heraus. Nach langem
                              Hin- und Hersinnen und Probiren kam man darauf, daß ein gußeiserner Stab sich
                              unter den schmiedeeisernen geschoben hatte und daher der Fall eintrat, von dem
                              soeben die Rede war.
                           Da vom ersten Augenblicke an, bei gleicher Temperatur im Heizraume und Esse, nach
                              Erweiterung der Roststäbe die Esse nicht mehr allen Rauch fassen kann, sobald aber
                              die Distanz auf die eigenthümliche Enge gebracht wird, wieder gut zieht, so ist
                              damit der klare Beweis hergestellt, daß durch den Pultrost weniger Luft
                              durchzieht.
                           Die Beweglichkeit der Kohle, das Abschütteln der feineren Asche, die Beseitigung der
                              gröberen Aschentheile und der Schlacken, ganz nach Maaßgabe, wie sie entstehen, und
                              die dadurch ermöglichte Verringerung des Zwischenraumes der Roststäbe, müssen den
                              Heizeffect im Vergleiche mit dem horizontalen Roste namhaft erhöhen, denn die Kohle
                              wird verschieden gewendet und dem Luftstrome ausgesetzt, die einströmende Luft wird
                              besser ausgenützt, es zieht weniger Luft in den Feuerungsraum, und es wird eine
                              unnütze Abkühlung desselben vermieden. Da ferner die Geschwindigkeit der
                              eindringenden Luft viel größer ist, muß ein höherer Heizeffect erfolgen, wie durch
                              die größere Windpressung im Schmelzofen. Beim Schüttel-Pultrost strömt kaum
                              3/4 so viel Luft ein, der durchschnittliche Querschnitt des Zwischenraumes beträgt
                              kaum mehr als 1/6 von jenem bei horizontalen Rosten, und die Geschwindigkeit der
                              einströmenden Luft ist daher bei ersterem 4 1/2 mal größer.
                           Die Abkühlung des Feuerraumes durch das Einströmen überflüssiger Luft ist ferner bei
                              anderen Rosten nicht nur wegen des oftmaligen Oeffnens der Heizthür, welches beim
                              Pultrost wie beim gewöhnlichen Treppenroste ganz vermieden wird, sondern auch
                              besonders wegen des Umstandes nachtheilig und Wärme absorbirend, weil gleich nach
                              dem Aufgeben des Kohls fast gleichviel Luft durch den Rost zieht und diese noch
                              nicht zum Verbrennen dient, bis das Kohl erwärmt ist und anbrennt. Beim Pultroste
                              ist auch diesem Uebelstande ganz einfach dadurch ausgewichen, daß in höherer Lage,
                              wo das kalte Kohl liegt und allmählich vorgewärmt wird, die Roststäbe sich eng
                              aneinander anschließen und somit der Luft sehr wenig Eingang gestatten, hingegen an
                              den tieferen Stellen ganz im Verhältniß, als der Verbrennungsproceß es verlangt,
                              sich selbe erweitern und dort nach Bedarf die Luft einströmen lassen.
                           Daß die sehr kleinen Zwischenräume bei dem Pultroste genügen, erweisen die sich hiebei
                              ergebenden Erfolge, insbesondere die rasche, energische Verbrennung.
                           Die Geschwindigkeit der zuströmenden Luft ist der Hauptfactor einer guten
                              Verbrennung, weil die Verbrennungsproducte, Asche, Wasser und Kohlensäure, schnell
                              weggeblasen werden.
                           Eine gute Verbrennung bedingt einen Rost mit möglichst engen Zwischenräumen und das
                              Entfernen der Asche.
                           Für die schwer entzündlichen Steinkohlen ist bei horizontalen Rosten eine mehr
                              quadratische Gestalt der Schürgasse, sowie ein Aufhäufen der Kohlen von 18 bis 27''
                              über dem Roste erforderlich, um die Kohlen mehr concentrirt zu halten und durch
                              längeres Verweilen in der Schürgasse endlich zum Verbrennen zu bringen. Zunächst am
                              Roste verbrennt wohl das genügsam vorgewärmte Kohl zu Kohlensäure und Wasser, und
                              gibt einen hohen pyrometrischen Wärmeeffect; allein die hier gebildete Kohlensäure
                              hat nun einen langen Weg durch die oberen Schichten des minder vorgewärmten und
                              sogar kalten Kohls zu machen, gibt an dieses die Hitze ab, wird zu Kohlenoxydgas
                              reducirt, bewirkt an den berührten Kohlen nur ein Verbrennen zu Kohlenoxydgas und
                              Rauch, und erst im Heizraume selbst können diese durch die eindringende kalte Luft,
                              jedoch immer mit großem Verlust, wieder zu Kohlensäure verbrennen. Beim
                              Schüttel-Pultroste jedoch rückt das Kohl vorgewärmt von vorne in die
                              brennende Stelle und es darf dort dasselbe nicht dicker liegen, als es noch gut zu
                              Kohlensäure und Wasser verbrennt, welches in einer Schicht von 4, höchstens 7'' noch
                              erfolgen dürfte, und die erste Hitze kann somit unmittelbar auf den zu heizenden
                              Gegenstand übertragen werden. Es werden überhaupt viel weniger unverbrannte Gase
                              sich bilden.
                           Allein auf diesem Pultroste wird auch mit Mineralkohlen das bei der
                              Scheitholzfeuerung schon lange ausgeführte Princip der möglichst vollkommenen und
                              rauchlosen Verbrennung – nämlich das Princip der Pultfeuerung – auf
                              die vollständigste, einfachste und praktischeste Weise erreicht; denn das Kohl rückt
                              nach und nach und gleichförmig in die heißeren Stellen vor, wird vorgewärmt und Stück für Stück vom Feuer ergriffen, und die nur an
                              diesem Punkte Fig.
                                 1 wegen unvollkommener Verbrennung entwickelten wenigen brennbaren Gase,
                              als Kohlenstoff (Rauch und Ruß), Kohlenwasserstoff, Kohlenoxydgas und
                              Wasserstoffgas, streichen über die ganze, dahinter
                              liegende, volle Flamme und werden dort mit Hilfe einer
                              geringen Quantität der durch die Düsen h' einströmenden
                              frischen Luft möglichst vollständig zu Kohlensäure und Wasser verbrannt. Diese
                              Destillationsproducte werden um so besser verbrennen, weil sie wegen geringerem
                              Luftzutritt in mehr concentrirtem Zustandesind und die durch die Düsen wie aus einem Gebläse
                              einströmende Luft unter dem Rost und an den Seitenwänden des Feuerraumes vorgewärm
                              wird.
                           Zur größeren Deutlichkeit sey erlaubt, die bekannteren Feuerungen, womit dieses Ziel
                              angestrebt wurde, aufzuführen.
                           Fairbairn legt Fig. 8 zwei durch eine
                              schwache Mauer getrennte Roste o, o' neben einander,
                              welche abwechslungsweise mit Kohle beschickt werden. Während o' in voller Gluth ist, und ohne Rauch verbrennt, wird auf o Kohle aufgegeben und der sich nun von diesem Roste aus
                              den frisch aufgegebenen kalten Kohlen entwickelnde Rauch und die unverbrannten Gase
                              sollen im Vereinigungspunkte p des Verbrennungsraumes
                              verbrannt werden.
                           Corbin theilt den Rost o
                              Fig. 9 durch
                              einen Ziegelboden n in zwei Theile und gibt auf diesen
                              das frische Kohl auf, nachdem er das vorgewärmte auf die beiden Roste o' vertheilt hat. Dadurch faßt er den sich bei n bildenden Rauch durch die Flamme o', o' von beiden Seiten.
                           Rodda erzielte diesen Zweck noch besser, indem er die
                              beiden Roste vor einander legte und das schon vollständig angebrannte Kohl auf den
                              inneren nach o'
                              Fig. 10
                              weiter hineinschob und vorne bei o das frische Kohl
                              aufgab, so daß der entstehende Rauch über die volle Flamme streichen muß und
                              jedenfalls besser verbrennt, als bei Farbairn und Corbin, wo die Mischung von Rauch und Flamme hinter den
                              Rösten zu spät erfolgt. Doch auch hier ist die Abkühlung zu groß, die Rauchbildung
                              gleich nach dem Schüren zu stürmisch, als daß der vorgesteckte Zweck genügend
                              erreicht würde.
                           Diesen Uebelstand will Stanley möglichst dadurch
                              beseitigen, daß er gehörig zerkleinertes Kohl durch einen Mechanismus über den Rost
                              continuirlich zerstreut. Der Rauch, der sich dort und da von den niedergefallenen
                              kalten Kohlenstückchen erzeugt, wird durch die nebige Flamme verbrannt. Allein auch
                              bei diesem Apparate ist ein Vorwärmen der Kohle und ein Durchziehen des Rauches und
                              der unverbrannten Gase durch die ganze Flamme nicht verbunden, außerdem wird die
                              aufgewendete Maschinenkraft wieder einen Theil des Nutzens vermindern, und dazu
                              gesellen sich die Nachtheile des horizontalen Rostes.
                           Beim Treppenroste findet ein successives Niedergehen der
                              frisch aufgegebenen Kohlen in die tieferen heißeren Stellen nicht statt, es
                              überstürzt meistens das höhere Kohl das untere glühende, die kalte Asche concentrirt
                              sich auf den unteren Treppen mehr und mehr, die Luft dringt wegen der großen Distanz
                              der einzelnen Treppen ohne alle Pressung und in überflüssiger Quantität ein und
                              bewirkt eine Abkühlung des Feuerungsraumes. Durch den Treppenrost zieht mindestens
                              doppelt so viel Luft als durch den Pultrost in den Feuerungsraum und die dadurch
                              erfolgendeAbkühlung
                              setzt den Heizeffect auf das gewöhnliche Ergebniß herunter, obwohl hiebei sich kein
                              Rauch entwickelt und auch die brennbaren Gase zum großen Theil verbrennen mögen.
                           Was die Verwendung des Kohlenkleins anbelangt, ist der Schüttel-Pultrost hiezu
                              mindestens ebenso gut zu brauchen und hat sich auch erprobt, denn was in diesem
                              Falle von Kohlenstaub durchfällt, wird reichlich durch eine bessere Verbrennung
                              hereingebracht.
                           Das Feuer kann bei diesem Roste dem zu heizenden Gegenstande viel näher gebracht
                              werden, was auch den Heizeffect bedeutend erhöht, als bei Treppenrosten und auch bei
                              horizontalen möglich ist; denn die Lage ist flacher und es erfolgt daraus kein
                              Rauchen, wenn der oberste Punkt des Rostes über dem Heizraume liegt, während bei
                              Treppenrosten gerne ein Herausrauchen erfolgt, wenn die obersten Stufen höher
                              liegen. Der Grund liegt in der weitern Distanz der Stufen und daß die Esse
                              gewöhnlich nicht alle einziehende Luft fassen kann, ausgenommen die Esse ist groß
                              genug.
                           Das Ueberstürzen der Kohlen wird durch den patentirten Langen'schen Etagenrost wohl vermieden, selbe werden ebenfalls von den
                              kalten Stellen in die heißen gerückt, und auch die einströmende Luft zieht wie bei
                              der Holzpultfeuerung durch die kalten Kohlen in die heißen, und er gewährt ganz
                              sicher bedeutende Vortheile durch eine bessere Ausnützung des Brennmaterials. Allein
                              den übrigen Uebelständen des Treppenrostes ist dabei kaum ausgewichen, zudem wird
                              das Nachschieben und das Aufgeben der Kohlen ziemlich mühsam seyn.
                           Der Schüttel-Pultrost vereinigt das Gute aller dieser mehr oder weniger
                              umständlichen Feuerungsapparate, erfüllt am vollständigsten die Bedingnisse, welche
                              die Wissenschaft zu einer guten Verbrennung aufstellt, gibt die größte Wärmemenge
                              und den höchstmöglichen Heizgrad, und ist außerdem sehr einfach und praktisch, indem
                              das Aufgeben des Kohls auf einmal in größeren Quantitäten geschieht und das
                              periodische Abräumen, wie dieß bei horizontalen Rosten nach längerem Feuern
                              geschehen muß, da gar nicht nothwendig ist. Die Arbeit beim Heizen läßt so zu sagen
                              gar nichts zu wünschen übrig, und der Schüttel-Pultrost ist nicht allein zu
                              größeren industriellen Feuerungen mit Vortheil zu verwenden, sondern auch zu häuslichen Zwecken, nämlich für Kochsparherde und
                              Zimmerheizöfen.
                           Fig. 6 und
                              7
                              enthalten die Skizze eines Sparherdes und eines Zimmerofens, welche durch die gleichlautenden Buchstaben
                              erläutert werden. Eine Breite des Rostes von 4 bis 5'' (0,10 bis 0,12 Met.) wird
                              selbst für einen größeren Bedarf genügen, und es muß insbesondere hervorgehobenwerden, daß der Pultrost
                              sich für Zimmeröfen sehr eignet, da es hiebei möglich ist, wegen der Vorwärmung der
                              Kohlen ein kleines Feuer continuirlich zu erhalten. Hie und da, etwa alle 10 bis 15
                              Minuten mit dem Fuße eine Wendung des Drehrades zu machen, ist gewiß weniger mühsam,
                              als eine Schaufel voll Kohlen nachzugeben. Eine Wohlthat wird besonders in Städten
                              bei allgemeiner Anwendung dieses Pultrostes zu häuslichen Zwecken die Beseitigung
                              des Rauches seyn, und da die Erhaltung eines Feuers hierauf viel weniger Mühe
                              kostet, dürfte derselbe nicht schwer allgemeinen Eingang finden.
                           
                        
                           III. Bisherige Anwendung des
                                 Schüttel-Pultrostes.
                           Dieser Schüttel-Pultrost ist bisher in der k. k. Silberhütte zu Joachimsthal
                              bei drei Feuerungen ausgeführt, und zwar bei einem Dampfkessel, wie die Zeichnung
                              Fig.
                                 1–5 zeigt, dann bei einem Abdampfapparat mit offenen kleinen Pfannen, und
                              bei einem einfachen Sudkessel.
                           Zur Länge der Roststäbe soll bei größeren Feuerungen nicht weniger als 4' gegeben werden. Auf der einen Hälfte ist das Kohl noch
                              kalt und da für die andere Hälfte, welche in Gluth ist, ein Querschnitt von 3/5 des
                              früheren horizontalen Rostes in allen Fällen hinreicht, so muß ein Pultrost, welcher
                              mit 6' Länge (Hypotenuse) statt einem horizontalen von 3 × 3 = 9 Quadratfuß
                              gebaut werden soll, 1' 9 1/2'' breit werden. x (L'/2) = 3/5 BL, wobei
                              BL Breite und Länge des horizontalen Rostes
                              und L' die Länge des Pultrostes bezeichnen. – Je
                              länger der Rost im Verhältnisse zur Breite ist, je mehr der
                                 Fülltrichter faßt, desto vollkommener und rauchloser verbrennt die Kohle,
                              weil sie länger in der Feuerungsanlage verweilt, und mehr erwärmt und vorbereitet in
                              den eigentlichen Verbrennungsraum gelangt.Um möglichst viel Kohlen auch an der oberen kalten Stelle des Rostes
                                    anzubringen, werde ich nunmehr die Seitenwände, wie Fig. 2 zeigt, bloß
                                    nächst der Platte i senkrecht aufführen, dafür
                                    aber gegen den Fülltrichter hinauf schief auseinander gehend machen. Das
                                    Einströmen von Luft werde ich, statt aus den Düsen m', an den Seitenwänden durch eine querüber gelegte Röhre
                                    bewerkstelligen, welche mehrere Löcher auf der Feuerseite hat.
                           Zum guten Verbrennen ist ferner nothwendig, daß das Kohl eine gewisse, dem
                              entwickelten Hitzgrade und der Wärmemenge proportionale Größe habe, somit im
                              Verhältnisse der Größe des Rostes stehe. Am zweckmäßigsten dürfte seyn: die
                              durchschnittliche Größe eines Kohlstückes sey zwischen 1/10 und 1/4 der Rostbreite;
                              bei 5'' Breite 1/2 bis 1/8 Zoll, bei 36'' Breite 3,6 bis 0,9 Zoll. Zu grobes Kohl
                              würde auch nicht den gehörigen Luftabschluß beim Fülltrichter herstellen.
                           
                        
                           
                           Resultate von Controlversuchen.
                           Versuche bei verschiedenen Apparaten und auch bei einem Dampfkesselpaare, unter
                              gleichen Umständen mit guten und schlechten Braunkohlen, durch Bestimmung des
                              verdampften Wassers – ergaben zu Gunsten des Schüttel-Pultrostes im
                              Vergleiche mit dem gewöhnlichen horizontalen Roste:
                           1) daß die Brennmaterial-Ersparung 10 bis 25% beträgt;
                           2) daß das Brennmaterial rascher consumirt wird und die erzeugte Hitze viel
                              intensiver ist;
                           3) daß die Flamme länger ist;
                           4) daß in jedem Zeitpunkte die Hitze sich vollkommen gleich bleibt;
                           5) daß die Hitze in kurzer Zeit auf das Genaueste gesteigert oder vermindert werden
                              kann;
                           6) daß schlechte Lignitkohle mit einem Nässehalte bis zu 40% und Aschenhalt bis zu
                              20%, zu deren Verbrennung bei horizontalem Roste noch Kolz zugegeben werden muß,
                              ohne Zugabe von Holz verbrennt;
                           7) daß selbst die wegen dem starken Rauchen und Rußen vielleicht ohne ihresgleichen
                              dastehende Ellbogner Braunkohle ohne Ruß und Rauch verbrennt;
                           8) daß die Arbeit beim Heizen viel geringer und bequemer ist.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
