| Titel: | Anwendung des natürlichen Schwefelantimons zur Darstellung einer weißen und einer gelben Anstrichfarbe; von Dr. John Stenhouse und George Hallett. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXXIV., S. 123 | 
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                        XXXIV.
                        Anwendung des natürlichen Schwefelantimons zur
                           Darstellung einer weißen und einer gelben Anstrichfarbe; von Dr. John Stenhouse und George Hallett.
                        Aus dem Repertory of
                                 Patent-Inventions, December 1861, S. 455.
                        Stenhouse, Anwendung des Schwefelantimons zur Darstellung von
                           Anstrichfarben.
                        
                     
                        
                           Weißes Pigment. – Nachdem wir das natürliche
                              Schwefelantimon, das sogenannte Grauspießglanzerz, so vollständig als thunlich, von
                              anhaftender Gangart geschieden haben, verwandeln wir es in ein feines Pulver, und
                              mengen es innig mit seinem gleichen Gewicht Zinkoxyd. Dieses Gemenge bringen wir in
                              bedeckte Tiegel oder geschlossene Oefen, und setzen es beiläufig eine Stunde lang
                              einer mäßigen Rothglühhitze aus, bis es schwach zusammengebacken ist, oder
                              zusammenzubacken beginnt; zum Schmelzen darf es nicht kommen. Wir nehmen es hernach
                              aus dem Ofen, lassen es abkühlen, mahlen es zu einem feinen Pulver und calciniren es
                              dann in einem geeigneten Ofen mit freiem Luftzutritt bei mäßig starker
                              Rothglühhitze, so daß es nicht zum Schmelzen kommt; dabei muß das Gemenge öfters
                              umgerührt werden, damit die heiße Luftauf das Ganze gleichförmig einwirkt. Das Ende des
                              Processes erkennt man daran, daß sich kein schwefligsaures Gas mehr entbindet. Das
                              Gemenge wird hernach in ein feines Pulver verwandelt, welches das Pigment, und mit
                              Oel angerieben, die Anstrichfarbe darstellt. Die bei der ersten Operation
                              angewandten geschlossenen Tiegel oder Oefen haben den Zweck, den Verlust durch
                              Verflüchtigung von Antimon zu verringern. Das Zinkoxyd kann sublimirtes oder
                              gefälltes, oder durch Rösten der Blende dargestelltes seyn.
                           Man kann die Zersetzung des Schwefelantimons auch durch Erhitzen desselben mit
                              metallischem Zink bewerkstelligen; hierzu gießen wir einen schwachen Strom
                              geschmolzenen Zinks in geschmolzenes Schwefelantimon und condensiren die während
                              dieser Operation entstehenden Dämpfe in geeigneten Kammern. Dieses Product bildet
                              das Pigment, und mit Oel angerieben, die Anstrichfarbe.
                           Gelbes Pigment. – Wenn man das nach den
                              beschriebenen Verfahrungsarten dargestellte weiße Pigment, welches eine Verbindung
                              von Zinkoxyd mit antimoniger Säure ist, mit seinem gleichen Gewicht Bleioxyd (oder
                              Bleiverbindungen, welche beim Erhitzen Bleioxyd liefern) vermengt und bei der
                              Rothglühhitze calcinirt, so liefert es ein gelbes Pigment, dessen Nüance je nach dem
                              Verhältniß der Gemengtheile und der angewandten Temperatur eine verschiedene ist.
                              Mit Oel angerieben, dient dasselbe als Anstrichfarbe.
                           Anstatt des Grauspießglanzerzes kann man auch das im Handel vorkommende antimonium crudum anwenden, d.h. das von seinen
                              Beimengungen durch Ausschmelzen bei niedriger Temperatur gereinigte natürliche
                              Schwefelantimon. Auch das sogenannte Spießglanzglas, welches durch schwaches
                              Rothglühen des Schwefelantimons in offenen Gefäßen erhalten wird, kann bei den
                              beschriebenen Verfahrungsarten anstatt des Grauspießglanzerzes benutzt werden.
                           Wenn man metallisches Antimon in ein feines Pulver verwandelt, innig mit seinem
                              gleichen Gewicht Zinkoxyd vermengt, dieses Gemenge zuerst in geschlossenen Gefäßen
                              erhitzt und hernach im Zustande eines feinen Pulvers in offenen Gefäßen bei freiem
                              Luftzutritt calcinirt, so verwandelt sich das Antimon ebenfalls in antimonige Säure,
                              welche sich mit dem Zinkoxyd zu dem weißen Pigment verbindet.
                           Natürlich vorkommendes Antimonoxyd (Weißspießglanzerz), welches mit einem
                              beträchtlichen Antheil von Grauspießglanzerz gemengt ist, verarbeiten wir auf die
                              Art, daß wir das Ganze in ein feines Pulver verwandeln und dieses vor dem Calciniren
                              innig mit Zinkoxyd vermengen, um durch dieses das vorhandene Schwefelantimon zu
                              zersetzen. Wennjedoch
                              das natürliche Antimonoxyd eisenhaltig ist, so erhält man statt des weißen Pigments
                              ein mehr oder weniger gelblich gefärbtes.
                           Wenn man das natürliche Antimonoxyd oder die durch Calciniren desselben erhaltene
                              wasserfreie antimonige Säure mit dem gleichen Gewicht Bleioxyd (mit oder ohne Zusatz
                              von Zinkoxyd) vermengt und calcinirt, so erhält man ebenfalls ein gelbes
                              Pigment.
                           Verwandelt man Schriftmetall oder abgenutzte Lettern in ein grobes Pulver, mengt
                              dasselbe innig mit seinem gleichen Gewicht Zinkoxyd und calcinirt es, so erhält man
                              gelbe Pigmente. (Patentirt in England am 26. Januar 1861.)