| Titel: | Ueber die Producte der Einwirkung der Luft und des Ammoniaks auf metallisches Kupfer, und über die Darstellung eines als Malerfarbe anwendbaren blauen Kupferoxydhydrats; von E. Peligot. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXXV., S. 126 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die Producte der Einwirkung der Luft und
                           des Ammoniaks auf metallisches Kupfer, und über die Darstellung eines als Malerfarbe
                           anwendbaren blauen Kupferoxydhydrats; von E. Peligot.
                        Im Auszug aus den Annales
                                 de Chimie et de Physique, Novbr. 1861, S. 343.
                        Peligot, über Darstellung einer blauen Malerfarbe.
                        
                     
                        
                           Bringt man in Flaschen von circa 15 Liter Inhalt 15 bis
                              20 Grm. Kupfer und 60 bis 80 Kub. Centim. Ammoniakflüssigkeit, so bildet sich
                              salpetrigsaures Ammoniak. Hat man das Kupfer durch Fällen eines Kupfersalzes
                              mittelst Eisen oder Zink dargestellt, und es auf die Gefäßwände ausgebreitet, so
                              erhitzt es sich in der ammoniakhaltigen Luft, und der Kolben füllt sich mit weißen
                              Dämpfen von salpetrigsaurem Ammoniak. Man erneuert später die Luft in der Flasche
                              noch einigemale, spült den Inhalt dann mehrmals mit Ammoniakflüssigkeit aus, und
                              trennt die blaue Lösung von dem Ungelösten, welches letztere aus einem Gemenge der
                              beiden Oxyde des Kupfers mit metallischem Kupfer besteht.
                           Schneller geht der Proceß, durch den das Kupfer gelöst wird, vor sich, wenn man das
                              Ammoniak zuvor mit einem Ammoniaksalze, z.B. mit Salmiak, sättigt.
                           Dunstet man die blaue nach dem ersteren Verfahren erhaltene Lösung zur Trockne ab,
                              und zieht den gepulverten Rückstand mit kochendem, zuvor mit Ammoniakgas gesättigten
                              Alkohol aus, so erhält man eine Lösung, die nach dem Erkalten blauviolette Prismen
                              absetzt, und diese sind dasHauptproduct der Einwirkung von Luft und Ammoniak auf
                              metallisches Kupfer.
                           Diese Krystalle haben die Zusammensetzung CuO, NO₃ + NH₄O + HO. Nach
                              dem Trocknen bei 100° C. hinterlassen sie wasserfreies salpetrigsaures
                              Kupferoxyd CuO, NO₃.
                           Das Salz CuO, NO₃ + NH₄O + HO detonirt, wenn man es in Papier
                              einschlägt, auf dem Ambos unter starkem Schlage. Es löst sich in Wasser unter
                              Kälteerregung, und verliert beim Eindunsten der Lösung Ammoniak.
                           Es bildet sich hierbei eine Lösung von salpetrigsaurem Ammoniak und einem
                              krystallisirten grünen Salze, dessen Zusammensetzung (CuO)₃, NO₃ +
                              NH₄O ist. Es ist nicht leicht, dieses Salz zu erhalten, weil es durch eine
                              große Menge Wasser zersetzt wird; es kann aber auch direct aus dem Rohproducte der
                              Einwirkung von Luft und Ammoniak auf Kupfer gewonnen werden. Vermischt man die
                              Lösung des reinen Salzes oder die Flüssigkeiten, in welchen es enthalten ist, mit
                              viel Wasser, so fällt blaues Kupferoxydhydrat, CuO, HO, nieder.
                           Das auf diesem Wege gewonnene blaue Kupferoxydhydrat enthält kaum nachweisbare Spuren
                              von Ammoniak, und hat die merkwürdige Eigenschaft, beim Kochen
                                 mit Wasser nicht in schwarzes Kupferoxyd überzugehen.
                           Dieses blaue Kupferoxydhydrat zieht an der Luft langsam Kohlensäure an, ohne seine
                              Farbe zu ändern. Es ist ein krystallinischer, sehr zertheilter Niederschlag, welcher
                              wegen seiner schönen Farbe ohne Zweifel sowohl in der Malerei als für den
                              Zeug- und Tapetendruck benutzt werden wird. Wenn dieses Hydrat nur unter den
                              vorher angegebenen Umständen sich bilden würde, so wäre seine technische Anwendung
                              gewiß eine sehr beschränkte. Es gelang mir aber, dasselbe mit allen in Wasser
                              löslichen Kupfersalzen darzustellen, namentlich mit dem Kupfervitriol. Ich fand, daß
                              man es erhält, wenn man ein in viel Wasser aufgelöstes und vorher mit einem
                              schwachen Ueberschuß von Ammoniak versetztes Kupfersalz mit caustischem Alkali
                              behandelt. Man kann es auch auf die Art darstellen, daß man in ein Kupfersalz,
                              welches mit einem Ammoniaksalz gemischt ist, Aetzkali oder Aetznatron gießt. Es
                              entsteht endlich auch, wenn man einer schwach ammoniakalischen Auflösung von
                              salpetersaurem Kupfer viel Wasser zusetzt. Die ökonomische Darstellung dieses
                              Farbstoffes bietet also keine Schwierigkeit dar.
                           Man kann dieses Pigment mit dem im Handel unter der Benennung cendres bleues anglaises vorkommenden Product, dessen Bereitung stets
                              geheim gehalten wurde, nicht verwechseln. Diese blaue Mineralfarbeist kohlensaures Kupferoxyd,
                              dessen etwas dunklere Nuance gewöhnlich weniger rein ist als diejenige des
                              Kupferoxydhydrates.
                           Concentrirte Ammoniakflüssigkeit löst 7–8 Proc. von dem besprochenen
                              Kupferoxydhydrat auf. Diese Flüssigkeit ist die wirksamste von allen denen, welche
                              seit Schweitzer's Entdeckung als Lösungsmittel für
                              Cellulose in Anwendung gekommen sind; die Substanzen, welche sich in derselben
                              aufgelöst haben, können ohne Veränderung durch Zusatz einer Säure ausgefällt
                              werden.