| Titel: | Ueber die Patentbrenner von Oldfield und Dixon; von Dr. C. Stammer. | 
| Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXXVII., S. 137 | 
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                        XXXVII.
                        Ueber die Patentbrenner von Oldfield und Dixon; von Dr. C. Stammer.
                        Mit einer Abbildung.
                        Stammer, über Oldfield's Patentbrenner.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 163, S. 137
                              Wie nebenstehende Figur zeigt, bestehen diese Brenner aus zwei Theilen: dem
                                 Untersatz a und der Kappe b, welche letztere auf ersteren aufgeschraubt wird. Die Kappe hat die
                                 gewöhnliche schlitzförmige Brenneröffnung; der Untersatz ist oben geschlossen,
                                 und enthält unter dem oberen Rande zwei runde Oeffnungen, von denen eine in der
                                 Figur sichtbar ist, und die in dem mir vorliegenden Exemplar einen Durchmesser
                                 von etwa 2 Millimeter haben.
                              
                           
                           Warum diese Brenner mehr Licht geben sollten als andere, ist nicht wohl einzusehen,
                              und erhellt aus der von den Erfindern gegebenen Erklärung ebensowenig. Da aber durch
                              die beiden Oeffnungen des Untersatzes nicht über ein gewisses Maximum an Gas
                              ausströmen kann, so ähnelt die Construction in ihrer Wirkung derjenigen eines
                              zweiten Hahnes, welcher eine constante Stellung hätte, einer Einrichtung, von der es
                              bekannt ist, daß sie Gasersparniß zu bewirken vermag. Eine solche hat sich denn auch
                              in gewissen Fällen herausgestellt.
                           Die betreffenden Versuche haben auf wissenschaftliche Genauigkeit keinen Anspruch,
                              sie sind nur für die Praxis berechnet, und geben für diese vollkommene
                              Zuverlässigkeit, da sie, unter der Praxis entsprechenden Umständen angestellt, d.h.
                              in der Fabrik, bei längerer Anwendung von mehreren derartigen Brennern ausgeführt
                              wurden. Da mir nur Holzgas zu Gebote stand, so ließ ich zunächst an dem englischen
                              Brenner, ohne Veränderung der Untersatzlöcher, den Schlitz auf die Weite der
                              gewöhnlichen Holzgasbrennerschlitze erweitern, und unterwarf diese Brenner einigen
                              vorläufigen Versuchen. Es stellte sich sehr bald heraus, daß eine bemerkliche
                              Lichtvermehrung gegen andere Brenner nicht vorhanden war, und daß bei einer
                              Hahnstellung von etwa 3/4, wie sie als die zweckmäßigste und nutzbarste anerkannt
                              ist, auch der Gasverbrauch in beiden Fällen keinen erheblichen Unterschied
                              darbot.
                           Wenn also darauf geachtet wird, daß die Gashähne die bezeichnete Stellung erhalten,
                              so ist von einem Vortheile bei Anwendung dieser Patentbrenner nicht die Rede. In
                              größeren Fabriken ist man aber nicht in der Lage, die Stellung aller Hähne gehörig
                              controliren zu können, und doch ist der Mehrverbrauch an Gas bei weit geöffnetem
                              Hahn ein viel größerer, als man meistens annimmt, wobei freilich auch mehr Licht,
                              aber bekanntlich bei weitem nicht in gleichem Verhältniß, erzielt wird.
                           Ein Versuch mit einer einzelnen Flamme unter Anwendung eines gewöhnlichen und des
                              neuen Brenners zeigte mit Sicherheit, daß bei fast ganz geöffnetem Hahne ein bei
                              weitem größerer Gasmehrverbrauch bei dem alten als bei dem neuen Brenner stattfand.
                              Demnach wurden nach dem Muster des englischen mehrere ähnliche Brenner angefertigt
                              und dieselben bei einer Anzahl Flammen der Fabrik angebracht, deren Consum durch
                              eine kleine Gasuhr zu messen war. Die Versuche mit verschiedenen Hahnstellungen bei
                              den verschiedenen Brennern wurden dann längere Zeit unter fast gleichen Umständen
                              mit derjenigen Genauigkeit, wie sie sich in der Praxis erreichen und auch später
                              beibehalten läßt, fortgesetzt und dabei im Mittel vieler Versuche Folgendes
                              gefunden:
                           Nennt man den Gasverbrauch eines gewöhnlichen Brenners bei derNormalstellung von etwa 3/4 der
                              Hahnöffnung 100, so wird der Verbrauch bei einer fast gänzlichen Oeffnung –
                              wobei jedoch die Flamme noch nicht flackernd zu seyn braucht – durch die Zahl
                              220 dargestellt. Der Gasverbrauch steigt also auf das 2 1/5fache.
                           Nennt man ebenso den Gasverbrauch für die neuen Brenner bei der oben bezeichneten
                              Hahnstellung 100 (derselbe weicht, wie gesagt, von dem entsprechenden der
                              gewöhnlichen Brenner kaum ab), so wird der Verbrauch für ganz geöffnete Hähne durch
                              155 dargestellt, so daß hierbei nur eine Steigerung auf etwa das 1 1/2 fache
                              stattfindet.
                           Dem zufolge ist sofort eine größere Anzahl solcher Brenner für diejenigen Flammen
                              angeschafft worden, welche einer solchen übermäßigen Oeffnung am meisten ausgesetzt
                              sind, und empfehlen sich diese Brenner demnach für alle derartigen Fälle, wo die
                              Normalstellung des Hahnes nicht mit Sicherheit einzuhalten ist. Man erspart dann
                              nach den Resultaten meiner Versuche, wenn der Hahn ganz geöffnet ist, per Brenner und Stunde etwa 1 1/2 Kubikfuß Gas gegen
                              gewöhnliche Brenner mit gleichfalls ganz geöffnetem Hahn.